RB- Gibt es eine Auferstehung des Leibes?


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Andere Schriften von Rudolf Brockhaus

Erster Vortrag

(Die Vorträge, welche frei gehalten wurden, sind teils aus dem Gedächtnis, teils nach stenographischen Aufzeichnungen niedergeschrieben worden.)

Die Auferstehung Jesu Christi aus den Toten.

„Nun aber ist Christus aus den Toten auferweckt, der Erstling der Entschlafenen; denn sintemal durch einen Menschen der Tod kam, so auch durch einen Menschen die Auferstehung der Toten. Denn gleichwie in dem Adam alle sterben, also werden auch in dem Christus alle lebendig gemacht werden. Ein jeder aber in seiner eigenen Ordnung. Der Erstling, Christus; sodann die, welche des Christus sind bei Seiner Ankunft; dann das Ende, wenn Er das Reich dem Gott und Vater übergibt, wenn Er weggetan haben wird alle Herrschaft und alle Gewalt und Macht." (1. Kor. 15, 20—24.)

Zu allen Zeiten ist die Tatsache der Auferstehung Jesu Christi aus den Toten angezweifelt und bestritten worden, und wir brauchen uns nicht darüber zu verwundern; denn mit dieser Tatsache steht oder fällt die Auferstehung der Toten überhaupt.

Drei Dinge sind es vornehmlich, die im Kampfe gegen diese Wahrheit miteinander gehen. Da ist zunächst der Verstand des Menschen, welcher sich gegen sie auflehnt. ist unmöglich, sagt er, dass Tote auferweckt werden; es kann nicht sein. Der Verstand kann sich nimmermehr mit der Auferstehungslehre einverstanden erklären, es sei denn dass er sich gefangen nehmen lässt unter den Gehorsam Christi. (2. Kor. 10, 5.)

Da ist zweitens das Gewissen, das Schuldbewusstsein des Menschen, welches sich mit Macht gegen die Anerkennung der genannten Wahrheit sträubt. Der Mensch war einst ohne Sünde, ohne die Erkenntnis von gut und Höfe; aber durch seinen Fall erhielt er ein Gewissen und trägt nun die Überzeugung in sich, dass er vor der Heiligkeit Gottes nicht bestehen kann, dass, wenn seine Gedanken, Worte und Werke vor dem göttlichen Richter zur Prüfung gelangender dem ewigen Gericht verfallen ist. Deshalb ist ihm, so lange er nicht durch den Glauben an das Werk Christi Frieden mit Gott gefunden hat, der Gedanke an die Auferstehung und die für ihn damit notwendig verbundene Verantwortung eine unerträgliche Sache. Es darf keine Auferstehung der Toten geben!

Aber dann gibt es drittens eine finstere Macht, oder richtiger eine Person, deren Macht durch den Tod und die Auferstehung Jesu Christi gebrochen wurde, welche die Kunde von dem Siege des Sohnes des Menschen mit allen Mitteln aus der Welt schaffen, den Herzen der Menschen entreißen möchte. Diese Person ist Satan, der Fürst der Finsternis, der durch die Sünde Gewalt über den Menschen bekommen hat und ihn nun durch Todesfurcht sein ganzes Leben hindurch in Knechtschaft hält. (Vergl. Hebr. 2, 15.) Der Mensch meint zwar, sein eigener Herr zu sein, aber er ist in Wirklichkeit ein Sklave Satans, des Gottes und Fürsten dieser Welt. (2. Kor. 4, 4; Joh. 14, 30.) Er vermag sich aus den Fesseln dieses Gewaltigen ans eigener Kraft nicht zu befreien, lässt sich vielmehr von ihm als Werkzeug zur Ausführung seiner Zwecke und Absichten gebrauchen.

Als Christus, der Sohn Gottes, in das Bollwerk Satans hinabstieg und durch Seinen Tod und Seine Auferstehung die Gewalt des Feindes zerstörte, brachte Er Leben und Unverweslichkeit ans Licht durch das Evangelium, so dass jetzt jeder, der im Glauben seine Zuflucht zu Jesu nimmt, der Macht Satans für immer entrissen wird. Der Tod, dieses furchtbare Schreckmittel Satans, hat keinen Stachel, keine Schrecken mehr für ihn; er ist im Gegenteil in Sieg und Triumph für ihn verwandelt.

Wir können deshalb gut verstehen, dass Satan gewaltige Anstrengungen macht, um die Auferstehung Jesu Christi aus den Toten, diese Heil- und Leben bringende Wahrheit, welche zugleich Seine vollständige Niederlage beweist, zu beseitigen; und, wie bereits gesagt, leider fand und findet er Werkzeuge genug, die eifrig seine Arbeit tun.

Doch wenden wir uns zu unserem eigentlichen Thema. „Nun aber ist Christus aus den Toten auferweckt", haben wir gelesen. Es sind herrliche, sieghafte Worte, mit welchen der inspirierte Apostel eine längere Abhandlung über die Lehre von der Auferstehung schließt. „Christus ist auferstanden!" Schon das eine Wort wäre genügend für uns. Denn wenn Gott gesprochen hat, so geziemt es dem Menschen, zu schweigen und — zu glauben. „Wer bist du, o Mensch, der du das Wort nimmst wider Gott?" (Röm. 9, 20.) Indes hat es Gott nicht bei diesem einen Wort bewenden lassen. Es hat Ihm gefallen, die Auferstehung Christi durch eine solch überwältigende Fülle von Beweisen zu bestätigen, dass man sie entweder als unumstößliche Wahrheit annehmen, oder die ganze göttliche Offenbarung leugnen und den Apostel und die übrigen Jünger des Herrn für Lügner erklären muss. Jede andere Möglichkeit ist ausgeschlossen. Wir stehen vor einem ernsten „Entweder — oder".

Es ist zwar oft gesagt worden, die Jünger hätten sich in einer frommen Täuschung befunden, als sie an die Auferstehung ihres Herrn und Meisters glaubten; sie hätten so fest auf Seine Siegesmacht vertraut, und ihre Herzen wären so sehr mit dem Verlangen, Ihn zu sehen, erfüllt gewesen, dass sie wirklich gemeint hätten, Jesus sei leibhaftig in ihrer Mitte erschienen; mit einem Wort, sie hätten eine Vision gehabt, ein Gesicht gesehen.

Aber, werte Freunde, gerade das Gegenteil ist der Fall. Jene Behauptung ist eine direkte Verfälschung und Verdrehung der Tatsachen. Die Jünger haben die Auferstehung Jesu gar nicht erwartet, und als sie die Kunde davon vernahmen, haben sie gar nicht daran geglaubt. Ihre Hoffnungen, die ausschließlich auf eine Wiederherstellung des Reiches Israel und auf die Befreiung des Volkes von der Herrschaft der Römer gerichtet gewesen, waren mit dem gestorbenen Messias für immer zu Grabe getragen worden. Alles war finster, hoffnungslos finster um sie her. Was der Herr ihnen über Seine Auferstehung gesagt hatte, war ihnen so völlig unverständlich geblieben, dass die Nachricht von derselben sie „außer sich brachte". (Luk. 24, 22. 23.) Selbst als Jesus persönlich unter sie trat, wollten sie nicht glauben, dass Er es sei. S i e meinten, sie sähen einen Geist, und der Herr musste ihnen die allerdeutlichsten, unwiderleglichsten Beweise davon geben, dass Er nicht ein Geist, sondern ein wirklicher, wesen- und körperhafter Mensch sei. „Sehet meine Hände und meine Füße", sagt Er, „dass ich es selbst bin; betastet mich und sehet, denn ein Geist hat nicht Fleisch und Bein, wie ihr sehet, dass ich habe." Und als sie noch nicht glauben konnten, forderte Er von ihnen zu essen, und sie reichten Ihm ein Stück gebratenen Fisch und von einer Honigscheibe, und Er nahm und aß vor ihnen. (Luk. 24, 36—43.)

So mussten sie denn die wunderbare Tatsache annehmen, — und sie taten es mit tiefer, seliger Freude, — dass der Jesus, welcher für sie am Kreuze, im Gericht Gottes gewesen, aus den Toten auferweckt war, und dass nicht ein Geist, nicht eine Vision, sondern ein wahrer, leibhaftiger Mensch vor ihnen stand, ein Mensch, der vor ihren Augen aß und trank.

Aber, sagt man, der Evangelist Lukas hat diese Dinge so berichtet, wie sie ihm später mitgeteilt wurden; er war nicht selbst Augen- und Ohrenzeuge. Auch für diesen Einwurf hat Gott Vorsorge getroffen. Abgesehen von dem Bericht des Evangelisten Johannes (Kap. 20, 19—29), lesen wir im 10. Kapitel der Apostelgeschichte: „Und wir sind Zeugen alles dessen, was Er (Jesus) sowohl im Lande der Juden als auch in Jerusalem getan hat; welchen sie auch umgebracht haben, indem sie Ihn an ein Holz aufhängten. Diesen hat Gott am dritten Tage auferweckt und Ihn sichtbar werden lassen, nicht dem ganzen Volk, sondern den von Gott zuvor erwählten Zeugen, uns, die wir mit Ihm gegessen und getrunken haben, nachdem Er aus den Toten auferstanden war." (B. 39—41.) Hier haben wir die Erzählung eines Augen- und Ohrenzeugen, des Apostels Petrus; und wieder müssen wir sagen: Der Bericht ist so abgefasst, dass wir entweder Petrus für einen Lügner erklären, oder seinem Bericht Glauben schenken müssen. Da bleibt kein anderer ehrlicher Ausweg!

Doch gehen wir weiter. In der ersten Hälfte unseres Kapitels stellt der Apostel Paulus nicht weniger als sieben Zeugnisse für die Wahrheit der Auferstehung Christi zusammen. Die Zahl sieben bezeichnet im Worte Gottes eine Vollkommenheit in geistlichen Dingen, meist im guten, hie und da auch im bösen Sinne. Für die Auferstehung Jesu wird also vom 3. bis zum 8. Verse unseres Kapitels ein siebenfältiges, d. h. vollkommenes Zeugnis aufgestellt. Betrachten wir dasselbe etwas näher.

Zunächst hören wir, dass Christus für unsere Sünden gestorben ist nach den Schriften, ebenso, dass Er begraben und am dritten Tage auferweckt worden ist nach den Schriften. Ich brauche kaum zu sagen, dass die Schriften des Alten Testamentes hier gemeint sind. Sie haben viele Jahrhunderte vorher mittelbar und unmittelbar von dem Tode und der Auferstehung Christi gezeugt. Schon bei Abraham finden wir ein Verständnis für die Auferstehung, ja, sogar für die Auferstehung aus den Toten. Er glaubte dem Gott, „der die Toten lebendig macht und das Nichtseiende ruft als seiend". (Röm. 4, 17.) Und als er auf göttlichen Befehl nach dem Berge Morija zog, um seinen Sohn Isaak zu opfern, stand der Glaube an die Auferstehung so lebhaft vor seiner Seele, dass er keinen Augenblick zögerte, seinen geliebten, eingeborenen Sohn Gott darzubringen, obgleich alle Verheißungen gerade in diesem Sohne erfüllt werden sollten. Der Glaube Abrahams urteilte folgendermaßen: Wenn Gott meinen Sohn Isaak zum Opfer fordert, dann muss Er ihn aus den Toten aufzuerwecken vermögen. (Vergl. Hebr. 11, 17—19.) Derselbe Glaube befähigte ihn und seine Nachkommen, als Fremdlinge im Lande der Verheißung zu wohnen, ohne einen Fußbreit Boden zu besitzen; denn Abraham schaute hin auf die Stadt, welche Grundlagen hat, deren Baumeister und Schöpfer Gott ist. In der Kraft desselben Glaubens gab Joseph sterbend Befehl wegen seiner Gebeine; denn er rechnete auf die Erfüllung der Verheißungen Gottes bezüglich des Landes Kanaan. Beides wäre sinnlos gewesen ohne den Glauben an eine Auferstehung.

Doch wir sind nicht nur auf solche, mehr oder weniger undeutliche Anzeichen dieses Glaubens im Alten Bunde angewiesen; wir besitzen auch ganz klare, bestimmte Aussprüche über das, was Gott mit Seinem Geliebten tun wollte. So hören wir z. B. in Psalm 16, 10: „Du wirst meine Seele dem Scheol nicht lassen, wirst nicht zugeben, dass dein Frommer die Verwesung sehe". Diese Stelle führt Paulus in seiner Rede in Antiochien (Apostelgesch. 13) als prophetisches Zeugnis für die Auferstehung Jesu Christi an; denn unmöglich können sich die Worte auf David selbst beziehen, wie der Apostel dies aufs deutlichste beweist: „David freilich", sagt er, „entschlief und wurde zu seinen Vätern beigesetzt und sah die Verwesung. Der aber, den Gott auferweckt hat, sah die Verwesung nicht." (Vergl. auch die Rede des Apostels Petrus in Apostgsch. 2.)

In Jesaja 53,9 wird ebenfalls prophezeit, und zwar nachdem vorher gesagt ist, dass man das Grab Christi bei Gesetzlosen bestimmt habe, dass Er aber bei einem Reichen gewesen sei in Seinem Tode: „Jehova gefiel es, Ihn zu zerschlagen, Er hat Ihn leiden lassen. Wenn Seine Seele das Schuldopfer gestellt haben wird, so wird Er Samen sehen, Er wird Seine Tage verlängern, und das Wohlgefallen Jehovas wird in Seiner Hand gedeihen."

Es gibt noch andere Stellen und Hinweise im Alten Testament, welche dartun, nicht nur dass der Tod und die Auferstehung Jesu Christi schon lange vorher bezeugt worden sind, sondern auch dass das Bewusstsein in den Herzen der Gläubigen lebte: es gibt ein Leben nach dem Tode, es gibt eine Auferstehung des Leibes. (Vergl. z. B. auch Dan. 12, 13.) Wohl war dieses Bewusstsein nicht so klar wie im Neuen Bunde, konnte nicht so klar sein, weil Christus noch nicht gestorben und auferstanden war und das Dunkel, welches über dem Hades lag, noch nicht gelichtet hatte; aber es war da.

So liefern denn die Schriften das erste Zeugnis für die Wahrheit von dem Tode und der Auferstehung Jesu Christi. Es ist nach den Schriften.

Nunmehr folgen lebendige Zeugen. Der erste dieser Zeugen, also der zweite in der Reihe, ist Kephas (Petrus), welchem der Herr zuerst ganz allein erschien, weil er zu allermeist des Trostes bedurfte.

Als drittes Zeugnis nennt der Apostel „die Zwölfe", denen der Herr sich am Abend des Auferstehungstages offenbarte.

Zum vierten erschien Er mehr als fünfhundert Brüdern auf einmal (hier ist die Annahme, es könne sich möglicherweise um eine Vision gehandelt haben, jedenfalls von vornherein ausgeschlossen), von denen die meisten zu der Zeit, als Paulus seinen ersten Brief an die Korinther schrieb, noch lebten. Die Briefe des Apostels gelangten aber nicht nur an den Ort, wohin sie zunächst gerichtet waren, sondern in Abschriften auch an die Gemeinden in Judäa und anderswo (vergl. 2. Petr. 3, 15. 16); wenn nun die Worte des Apostels irgendwie mit der Wahrheit im Widerspruch gestanden hätten, so würde er schon von seinen eigenen Zeitgenossen der Lüge überführt worden sein.

Als fünften Zeugen nennt der Apostel Jakobus, als sechstes Zeugnis die Apostel alle.

Der siebente Zeuge ist Paulus selbst, eine unzeitige Geburt, wie er sich nennt, weil er vor der Zeit den verherrlichten Christus auf dem Wege nach Damaskus erblickt hatte. Dort hatte ihn, den rasenden, wutschnaubenden Verfolger der Jünger Jesu, vom Himmel her ein Licht umstrahlt, das den Glanz der Sonne übertraf, und er hatte die Worte gehört: „Saul, Saul, was verfolgst du mich?" und auf seine Frage: „Wer bist du, Herr?" war ihm die Antwort geworden: „Ich bin Jesus, den du verfolgst". Was er am allerwenigsten erwartet hätte, was ihn, den strengen, untadeligen Pharisäer, als einen Feind und Widersacher Gottes erwies, was ihn völlig zu Boden schmetterte und sein ganzes bisheriges Leben mit allen seinen Vorzügen als ein verlorenes Leben in den Staub warf, was ihm alles nahm, worauf er bis dahin vertraut hatte — gerade das musste ihm in jener Stunde begegnen, gerade das musste er sehen. Jener verhasste Jesus von Nazareth, den er für einen Betrüger und Lästerer gehalten hatte, erschien ihm in der Herrlichkeit des Himmels, als der zur Rechten Gottes verherrlichte Menschensohn. Ich frage: War das eine Sinnestäuschung, eine Vision, erzeugt durch tiefe, innere Erregungen, durch den gewaltigen Eindruck, welchen die Person Jesu auf diesen Mann gemacht hatte? Ist Saulus ein verdächtiger Zeuge? Wahrlich, die Antwort auf diese Fragen ist nicht schwer.

So ist denn der Apostel der siebente und letzte in jener herrlichen Reihe von Zeugen, welche der Heilige Geist für die Auferstehung Jesu Christi aus den Toten uns vor Augen führt; und mit Freude und Dank gegen Gott sei es wiederholt: ein siebenfaches Zeugnis für diese große Wahrheit richtet sich jetzt an unsere Herzen, ein Zeugnis, unwiderleglich, göttlich vollkommen! Gott hat die Wahrheit von der leiblichen Auferstehung Seines geliebten Sohnes, unseres teuren Herrn, hier mit einer siebenfachen Schutzwehr umgeben; und, meine lieben Freunde, es ist nicht von ungefähr so. Denn die Auferstehung Jesu Christi ist die Grundlage des Evangeliums, das Fundament des Christentums. Mit ihr steht und fällt unser ewiges Heil.

Hören wir nur, was der Apostel den Korinthern zuruft: „Wenn es keine Auferstehung der Toten gibt", — das war es, was durch die Irrlehrer behauptet wurde; sie leugneten die Auferstehung des Leibes, — „so ist auch Christus nicht auferweckt; wenn aber Christus nicht auferweckt ist, so ist also auch unsere Predigt vergeblich, aber auch euer Glaube vergeblich. Wir werden aber auch als falsche Zeugen Gottes erfunden", — genau das, was ich vorhin gesagt habe, — „weil wir in Bezug auf Gott gezeugt haben, dass Er den Christus auferweckt habe, den Er nicht auferweckt hat, wenn wirklich Tote nicht auferweckt werden. . . . Wenn aber Christus nicht auferweckt ist, so ist euer Glaube eitel; ihr seid noch in euren Sünden. Also sind auch die, welche in Christus entschlafen sind, verloren gegangen. Wenn wir allein in diesem Leben auf Christus Hoffnung haben, so sind wir die elendesten von allen Menschen." (V. 13—19.)

Genau so ist es. Die Beweisführung des Apostels ist von überwältigender Kraft. Entweder ist es wahr, was jene Zeugen bezeugt haben, ihre Berichte sind zuverlässig, oder sie sind Lügner und Betrüger, und das ganze Evangelium ist eine Fabel, das Christentum ein Trug. Beachten wir wohl, was auf dem Spiele steht! Ja, Gott gebe uns Gnade, dass wir uns durch nichts und niemanden das rauben lassen, was allein dem armen Menschenherzen für Zeit und Ewigkeit Ruhe und Frieden zu geben vermag! Lasst uns von Herzensgrund, kindlich-einfältig, Dem glauben, der nicht lügen kann, „der Jesus, unseren Herrn, aus den Toten auferweckt hat, welcher unserer Übertretungen wegen dahingegeben und unserer Rechtfertig wegen auferweckt worden ist". (Röm. 4, 24. 25.)

Es ist beachtenswert, dass die Weiber, welche den Herrn nach Seiner Auferstehung gesehen haben, in der Reihe der Zeugen nicht genannt werden. Es geschieht wohl, um das siebenfache, vollkommene Zeugnis von der Auferstehung Christi nicht im geringsten zu schwächen. So kommen wir denn wieder zu demselben ernsten „Entweder — oder". Ein Ausweichen ist unmöglich. Entweder beugen wir uns vor dem unantastbaren Zeugnis von der Auferstehung Jesu Christi aus den Toten und dürfen dann im Glauben die herrlichen Resultate Seines Todes und Seiner Auferstehung ergreifen, den Sieg des Sohnes Gottes über Tod, Satan und Sünde mit all seinen gesegneten Folgen — oder wir leugnen die göttliche Offenbarung und bleiben dann notwendigerweise in der Finsternis, unter der Gewalt Satans, des Gottes und Fürsten dieser Welt, „der den Sinn der Ungläubigen verblendet hat, damit ihnen nicht ausstrahle der Lichtglanz des Evangeliums der Herrlichkeit Christi, welcher das Bild Gottes ist". (2. Kor. 4, 4.)

Ach, die menschliche Weisheit ist zu allen Zeiten mit der Wahrheit Gottes in Widerspruch geraten; „denn das Wort vom Kreuze ist denen, die verloren gehen, Torheit"; und umgekehrt: „Die Weisheit dieser Welt ist Torheit bei Gott". (1. Kor. 1, 18; 3, 19.)

Der Kampf zwischen Licht und Finsternis, der von Anfang an, seit dem Sündenfalle des Menschen, nicht auf- gehört hat, tobt in der gegenwärtigen Zeit mit vermehrter Kraft rund um uns her, und jedes einzelne Menschenherz wird zu der Entscheidung gedrängt, ob es der Macht der Finsternis entfliehen und sich in die Arme Jesu Christi, des gekreuzigten und auferstandenen Heilandes, im Glauben an Sein vollbrachtes Versöhnungswerk, werfen will, oder ob es der Stimme der Verführung das Ohr leihen und denen folgen will, welche, wie Gottes Wort mit solch schneidender Schärfe sagt, „verloren gehen". Ist das Wort vom Kreuze denen, die verloren gehen, Torheit, so ist es denen, die errettet werden, Gottes Kraft und Gottes Weisheit. Ja, es gefällt Gott wohl, da die Welt durch ihre Weisheit Ihn nicht erkannt hat, durch die Torheit der Predigt die Glaubenden zu erretten. Und Er schreitet in diesem Werke mutig voran, bringt die Ratschlüsse Seiner erlösenden Liebe, hier einen rettend, dort einen von dem drohenden Verderben zurückreißend, zur Ausführung, unbekümmert um den Menschen und seine stolzen Anmaßungen.

Ja, Gott tut ein großes Werk in unseren Tagen. Niemals hat es so viele Menschen auf der Erde gegeben, die durch den lebendigen Glauben an ihren Heiland und Erretter Frieden gefunden haben mit Gott, Vergebung ihrer Sünden und eine sichere Hoffnung für die Ewigkeit, wie heute. Auch in unserem deutschen Vaterlande ist Gottes Geist mächtig wirksam, Seelen zu erretten und aus der Finsternis in Sein wunderbares Licht zu führen, trotz aller Anstrengungen Satans, das Werk Jesu Christi, des Sohnes Gottes, zu leugnen und die Seelen unter die verblendenden Einflüsse des Unglaubens und der „fälschlich so genannten Kenntnis" zu bringen. Gott sei gepriesen! die törichte Predigt vom Kreuze wird weit und breit verkündigt, und Tausende haben geglaubt und rühmen jetzt Den, der am Kreuze für sie starb, der zu ihrer Rechtfertigung aus den Toten auferstand und sich gesetzt hat zur Rechten der Majestät in der Höhe, und der nun bald wiederkehren wird, um all die Seinen zu sich zu nehmen. Tausende rühmen frohlockend die Gnade, welche ihrem beschwerten Gewissen Ruhe gegeben, ihrem friedelosen Herzen Frieden gebracht, und die trostlose Leere ihres Innern ausgefüllt hat mit Freude und seliger Befriedigung.

Noch immer ertönt die Gnadenbotschaft: „Siehe, jetzt ist die angenehme Zeit; siehe, jetzt ist der Tag des Heils"; und: „Wen da dürstet, der komme, wer da will, nehme das Wasser des Lebens umsonst!" Aber es gilt auch für unsere Tage das ernste Wort des Propheten: „Sehet, ihr Verächter, und verwundert euch und verschwindet; denn ich wirke ein Werk in euren Tagen, ein Werk, das ihr nicht glauben werdet, wenn es euch jemand erzählt". (Apstgsch. 13, 41.)

O möchten deshalb alle, die heute hier gegenwärtig sind, ja, möchte jedes einzelne Menschenherz, das die Botschaft von der Gnade Gottes in Christus hört, sich dem Worte Gottes unterwerfen, so lange die Zeit der Gnade noch währt! Möchte ein jeder seinen verlorenen Zustand im Lichte Gottes erkennen und sich zu Jesu wenden! „So sei es euch nun kund, Brüder, dass durch Diesen euch Vergebung der Sünden verkündigt wird; und von allem, wovon ihr im Gesetz Moses nicht gerechtfertigt werden konntet, wird in Diesem jeder Glaubende gerechtfertigt." Alles eigene Tun ist ausgeschlossen, alle Veredlungsversuche des Menschen sind eitel. Er ist ein Sünder, ein verlorener, hilfloser Sünder. Das ist eine bittere, furchtbar bittere Wahrheit für das stolze, hochmütige Menschenherz; aber es ist Gottes Wahrheit, Gottes Urteil. Selig ein jeder, der sich unter dieses Urteil beugt und von Herzen fragt: „Was muss ich tun, dass ich errettet werde?"! Ihm wird heute, wie einst, die Antwort zu teil: „Glaube an den Herrn Jesus Christus", und: „Dies ist das Wort des Glaubens, welches wir predigen, dass, wenn du mit deinem Munde Jesus als Herrn bekennen und in deinem Herzen glauben wirst, dass Gott Ihn aus den Toten auferweckt hat, du errettet werden wirst". (Röm. 10, 9. 10.)

Zweiter Vortrag.

Die erste und die zweite Auferstehung.

„Wahrlich, wahrlich, ich sage euch, dass die Stunde kommt und ist jetzt, da die Toten die Stimme des Sohnes Gottes hören werden, und die sie gehört haben, werden leben. Denn gleichwie der Vater Leben in sich selbst hat, also hat Er auch dem Sohne gegeben, Leben zu haben in sich selbst; und Er hat Ihm Gewalt gegeben, auch Gericht zu halten, weil Er des Menschen Sohn ist. Wundert euch darüber nicht, denn es kommt die Stunde, in welcher alle, die in den Gräbern sind, Seine Stimme hören und hervorkommen werden: die das Gute getan haben, zur Auferstehung des Lebens, die aber das Böse verübt haben, zur Auferstehung des Gerichts." (Joh. 5, 25—29.)

„Dies ist die erste Auferstehung. Glückselig und heilig, wer teil hat an der ersten Auferstehung! Über diese hat der zweite Tod keine Gewalt, sondern sie werden Priester Gottes und des Christus sein und mit Ihm herrschen tausend Jahre." (Offbg. 20, 5. 6.)

Wir haben uns am vorgestrigen Abend mit der Auferstehung unseres Herrn und Heilandes Jesu Christi beschäftigt. Heute möchte ich, im Anschluss an die beiden verlesenen Schriftabschnitte, ein Wort reden über die Auferstehung der Toten überhaupt.

Es ist eine althergebrachte und weitverbreitete Meinung, dass die Auferstehung eine allgemeine sein werde, d. h. dass alle Toten, ob sie nun im Glauben entschlafen oder im Unglauben gestorben sind, zu ein und derselben Zeit aus ihren Gräbern hervorgerufen werden würden, um dann miteinander vor den Richterstuhl Christi gestellt zu werden und dort zu empfangen, was sie während ihres Lebens getan haben, es sei Gutes oder Böses. Diese Meinung, so alt und allgemein angenommen sie sein mag, ist irrig. Sie widerspricht den klaren Belehrungen des Wortes Gottes. Nach diesen gibt es zwei Auferstehungen, und zwar eine erste und eine zweite; oder, wie der Herr in Joh. 5 sagt, eine Auferstehung des L e b e n s und eine Auferstehung des Gerichts; oder endlich, wie wir an verschiedenen Stellen der Schrift lesen, eine Auferstehung aus den Toten und eine Auferstehung der Toten. Alle, welche an der ersten Auferstehung teilhaben, werden glückselig und heilig gepriesen, denn über sie hat der zweite Tod keine Gewalt.

Was ist denn das, „der zweite Tod"? höre ich fragen. Die Antwort ist ernst. Wir finden sie in dem Buche der Offenbarung, am Ende des 20. Kapitels. Der zweite Tod ist „der Feuersee", oder „der See, der mit Feuer und Schwefel brennt". (Kap. 21, 8.) Über alle diejenigen, welche teilhaben an der ersten Auferstehung, hat der zweite Tod keine Gewalt. Über ihren Namen und ihrer Geschichte steht das kostbare Wort „Leben". Alle aber, die der zweiten Auferstehung angehören, deren Namen nicht geschrieben gefunden werden in dem Buche des Lebens, alle, die im Unglauben aus dieser Welt geschieden sind, werden dem zweiten Tode anheimfallen. Sie kennzeichnet das ernste Wort „Tod".

Ehe wir indes auf diese beiden Perioden der Auferstehung näher eingehen, möchte ich noch einmal auf den Abschnitt zurückgreifen, den wir vorgestern Abend lasen, und von welchem wir nur den ersten Satz eingehender behandeln konnten; denn gerade in jenem Abschnitt (1. Kor. 15, 20—28) wird uns eine kurze, gedrängte Zusammenstellung der letzten Ereignisse gegeben. In Verbindung mit den Worten: „Nun aber ist Christus aus den Toten auferweckt", wird der Herr der Erstling der Entschlafenen genannt. Unser geliebter Herr hat viele Titel, solche, die Ihm von jeher eigen sind, und solche, die Er erworben hat. Zu der ersten Klasse gehören alle jene Namen und Titel, welche bezeichnen, was Er in Seiner Person ist und von Ewigkeit her war; wie z. B. Jehova, das ewige Wort, der Sohn Gottes, der Allmächtige, der Schöpfer aller Dinge u. s. w. Zu der zweiten Klasse gehören alle die Titel, welche Er sich durch Seine Menschwerdung, durch Seinen Wandel in Gehorsam als Mensch hienieden, durch Sein vollbrachtes Werk, durch Seinen Tod und Seine Auferstehung erworben hat. Da ist Er z. B. der Sohn des Menschen, der Diener Gottes, das Lamm Gottes, der Hohepriester, das Haupt Seines Leibes, der Versammlung, und vieles andere. Zu diesen erworbenen Titeln gehört auch der hier genannte: der Erstling der Entschlafenen.

Unser Herr und Heiland ist gestorben, wahrhaftig gestorben, nicht etwa nur zum Scheine. Er war während jener schrecklichen drei Stunden der Finsternis unserer Sünden wegen unter dem Zorne Gottes; Er trank den Kelch dieses Zornes, indem Er den Tod als der Sünde Sold erlitt. Er, der Heilige und Gerechte, der Fürst des Lebens, wurde in den Staub des Todes gelegt. (Vergl. Psalm 22, 15.) Aber als sich Gottes Gerechtigkeit und Heiligkeit völlig an Ihm befriedigt hatten, als Gott im Blick auf die Sünde verherrlicht und Satans Macht gebrochen war, stand Er als der Erstling der Entschlafenen aus den Toten auf. Obgleich nun die gestorbenen Gläubigen des Alten Testamentes selbstverständlich auch zu den Entschlafenen gehören, wird diese Bezeichnung doch eigentlich erst mit dem Tode und der Auferstehung des Herrn auf die abgeschiedenen Gläubigen angewandt. So lesen wir von Stephanus, dem ersten Blutzeugen der Versammlung, dass er, dem Beispiel seines Meisters folgend, seine Seele dem Herrn befahl, für seine Feinde betete, und — entschlief. Auch in 1. Thess. 4, 13 und 14 heißt es: „Wir wollen aber nicht, Brüder, dass ihr, was die Entschlafenen betrifft, unkundig seid", und: „also wird auch Gott die durch Jesus Entschlafenen mit Ihm bringen". Und in dem Kapitel, welches uns augenblicklich beschäftigt, lesen wir im 18. Verse: „Also sind auch die, welche in Christus entschlafen sind", und im 51. Verse: „Wir werden zwar nicht alle entschlafen" u. s. w

So ist denn Christus der Erstling der Entschlafenen, nicht der Gestorbenen. Er ist der Erstling, denn Er muss in allen Dingen den Vorrang haben. Er ist der Überwinder Satans, nicht nur in Seinem Leben auf dieser Erde, sondern auch in Seinem Tode. Er ist siegreich aus dem Grabe hervorgegangen, aus den Toten auferstanden, und hat so bewiesen, dass der Tod keine Gewalt über Ihn hat, und ferner, dass alle, die Ihm angehören, dieser finstern Macht für immer entrückt sind. Wer an Ihn, den Gekreuzigten und Auferstandenen, glaubt und aus dieser Welt abgerufen wird, stirbt nicht in dem gewöhnlichen Sinne des Wortes, sondern entschläft, geht heim zu Jesu, seinem Herrn. Christus hat den Zorn Gottes wider die Sünde für ihn getragen und den zunichte gemacht, welcher die Gewalt des Todes hatte; der Glaubende ist ein Erlöster des Herrn und hat mit Ihm teil an der Auferstehung aus den Toten. Der zweite Tod hat keine Gewalt über ihn.

Christus ist der Erstling, gleichsam die Erstlingsfrucht der ersten Auferstehung. Wohl hören wir, dass in dem Augenblick als Jesus rief: „Es ist vollbracht!" die Grüfte sich auftaten und viele Leiber der entschlafenen Heiligen auferweckt wurden. Aber diese Auferweckung war nur eine Folge des vollbrachten Werkes Christi, und es ist beachtenswert, dass diese Heiligen erst nach Seiner Auferstehung aus den Grüften gingen und Vielen in Jerusalem erschienen. (Matth. 27, 50—53.)

Aber mehr noch. Die Auferstehung der Toten überhaupt steht in Verbindung mit dem Menschen, mit Christus. „Denn sintemal durch einen Menschen der Tod kam, so auch durch einen Menschen die Auferstehung der Toten." (V. 21.) Durch den ersten Adam kam die Sünde in die Welt, und durch die Sünde der Tod, und der Tod ist zu allen Menschen hindurchgedrungen, weil sie alle gesündigt haben. (Röm. 5, 12.) Die ganze Nachkommenschaft Adams ist durch die Sünde unter die Macht dessen gefallen, der die Gewalt des Todes hat. Keiner ist ausgeschlossen. Aber dann ist der letzte Adam gekommen und hat Gott da vollkommen verherrlicht, wo der erste Mensch gefallen war. Er hat das Werk vollbracht, welches der Vater Ihm gegeben hatte, dass Er es tun sollte. Kraft dessen und kraft Seiner Auferstehung hat Er nun das Recht und die Macht, die Herrschaft des Todes über den Menschen zu zerstören und ihn aufzuerwecken. Der Vater hat Ihm Gewalt gegeben über alles Fleisch, und Er hat die Schlüssel des Todes und des Hades. (Joh. 17, 2; Offbg. 1, 18.) So sind denn beide, Tod und Auferstehung, durch einen Menschen gekommen. Das berührt natürlich in keiner Weise die Machtvollkommenheit Gottes, zu jeder Zeit aufzuerwecken wen Er will.

„Denn gleichwie in dem Adam alle sterben, also werden auch in dem Christus alle lebendig gemacht werden." (V. 22.) Hier geht der Apostel auf diejenigen über, welche Christus angehören. Er redet gleichsam von zwei Familien und deren Häuptern. Die Familie Adams besteht aus dem ganzen Menschengeschlecht: sie alle sterben. Die Familie Christi besteht aus allen, die Christus angehören, und diese werden alle in der Auferstehung lebendig gemacht werden. Denn es handelt sich hier ausschließlich um den Leib, nicht um die Seele, so wichtig letztere an ihrem Platze auch ist.

Mit Christus, dem Erstling, hat die erste Auferstehung, die Auferstehung aus den Toten, begonnen. Die übrigen Toten blieben in ihren Gräbern zurück. Ein jeder wird auferweckt in seiner eigenen Ordnung: „Der Erstling, Christus; sodann die, welche des Christus sind bei Seiner Ankunft". (V. 23.) Bei Seiner Ankunft? Was will das sagen? Als der Herr Jesus im Begriff stand, diese Welt zu verlassen und zum letzten Mal mit Seinen Jüngern zusammen war, sagte Er zu ihnen: „Euer Herz werde nicht bestürzt. Ihr glaubet an Gott, glaubet auch an mich. In dem Hause meines Vaters sind viele Wohnungen", und: „ich gehe hin, euch eine Stätte zu bereiten. Und wenn ich hingehe und euch eine Stätte bereite, so komme ich wieder und werde euch zu mir nehmen, auf dass, wo ich bin, auch ihr seiet". (Joh. 14, 1 — 3.)

Wenn diese Verheißung in Erfüllung geht, „bei Seiner Ankunft" oder „Wiederkunft", wird sich auch das Wort unseres Apostels erfüllen. Alle, die in Ihm entschlafen sind, werden dann aus ihren Gräbern hervorgerufen werden. Nicht „alles Fleisch" wird Ihn dann schauen, sondern nur die Seinigen. Kein Weltkind hat Ihn nach Seiner Auferstehung gesehen, nur die, welche Ihn liebten und an Ihn glaubten. Die Welt hat Ihn zuletzt auf dem Kreuze erblickt; sie wird Ihn nicht eher Wiedersehen, bis Er kommt auf den Wolken des Himmels, in flammendem Feuer, um Vergeltung zu geben denen, die Gott nicht kennen und dem Evangelium nicht gehorchen. (2. Thess. 1, 7—10.)

Aber ehe das geschieht, kommt Er für die Seinigen zurück. Sie sind Ihm über alles teuer, und Er kommt wieder, um sie in den ewigen Genuss all jener Segnungen und Herrlichkeiten einzuführen, die Er für sie erworben und bereitet hat. Der Bräutigam holt die Braut heim ins Vaterhaus. Sein liebendes Herz verlangt danach, ihr alles zu geben, was Er selbst besitzt; und sobald die Braut vollzählig und das letzte Glied eingesammelt ist, kommt Er wieder, um Sein Werk zu krönen. Dann wird Seine Stimme in die Gräber der Erlösten dringen, und sie werden sie hören und hervorkommen zur Auferstehung des Lebens. „Denn der Herr selbst wird mit gebietendem Zuruf, mit der Stimme eines Erzengels und mit der Posaune Gottes herniederkommen vom Himmel, und die Toten in Christus werden zuerst auferstehen." (1. Thess. 4, 16.) Die übrigen Toten werden nicht lebendig werden; sie werden erst auferstehen, nachdem die tausend Jahre des Reiches Christi auf dieser Erde vorüber sind. Alle, welche außer Christus sterben, „die übrigen, die keine Hoffnung haben" (1. Thess. 4, 13), werden erst am Ende, wenn Himmel und Erde vergehen, aus ihren Gräbern hervorkommen zur Auferstehung des Gerichts.

Hier möchte ich noch einmal auf das Bestimmteste betonen, dass die Auferstehung nach den unzweideutigen Belehrungen der Schrift eine leibliche sein wird, genau wie bei dem Herrn Jesu selbst. Es hat Gott gefallen, das in Seinem Worte so klar und bestimmt festzustellen, dass kein Irrtum, kein Ausweichen möglich ist. Als Jesus starb, wurden viele Leiber der entschlafenen Heiligen auferweckt. An die Römer schreibt der Apostel Paulus: „Wenn aber der Geist Dessen, der Jesus aus den Toten auferweckt hat, in euch wohnt, so wird Er, der Christus aus den Toten auferweckt hat, auch eure sterblichen Leiber lebendig machen wegen Seines in euch wohnenden Geistes". (Kap. 8,11.) In unserem Kapitel (1. Kor. 15) heißt es: „Es wird gesät ein natürlicher Leib, es wird auferweckt ein geistiger Leib. Wenn es einen natürlichen Leib gibt, so gibt es auch einen geistigen." (B. 44.) In Phil. 3, 20 und 21 lesen wir, dass wir den Herrn Jesus Christus als Heiland aus dem Himmel erwarten, „der unseren Leib der Niedrigkeit umgestalten wird zur Gleichförmigkeit mit Seinem Leibe der Herrlichkeit" ; und in 1. Thess. 5, 23 gibt der Apostel der gewissen Zuversicht Ausdruck, dass Gott unseren „ganzen Leib und Seele und Geist (also den ganzen Menschen) tadellos bewahren werde bei der Ankunft unseres Herrn Jesu Christi".

Dies sind nur einige Stellen von vielen. Eine Leugnung der leiblichen Auferstehung ist daher nichts mehr und nichts weniger als eine Leugnung der Glaubwürdigkeit der göttlichen Urkunde, ja, dieser Urkunde selbst. Die Auferstehung des Leibes ist der Grund- und Eckpfeiler der christlichen Wahrheit; mit ihrem Fall stürzt das ganze Gebäude. Es bleibt uns deshalb keine andere Wahl: wir müssen entweder die Wahrheit von der Auferstehung des Leibes annehmen, oder das Christentum aufgeben, und zwar endgültig aufgeben.

Was wollen wir tun? Dem Zeugnis Gottes glauben und uns auf den unerschütterlichen Fels der Zeitalter stellen? oder dem Unglauben unser Ohr leihen und uns dem Triebsand menschlicher Meinungen und Behauptungen anvertrauen? Die Entscheidung bleibt keinem von uns erspart. Entweder — oder! O möchten wir alle auf die Seite des ewig treuen Gottes treten und Sein lebendiges, bleibendes Wort annehmen als unseres Fußes Leuchte und als das Licht auf unserem Pfade! In diesem Licht ist alles hell und gewiss, außer ihm ist alles finster und trostlos.

Was ich hinsichtlich der Auferstehung des Leibes gesagt habe, bezieht sich selbstverständlich auf beide Auferstehungen, die erste und die zweite. So ernst das ist für den Ungläubigen, so herrlich ist es für den Gläubigen. Des Herrn Ankunft ist nahe. Er sagt: „Ich komme bald!" Alles drängt dem Ende, der letzten Entscheidung, zu. Nicht lange mehr, und der völlige Abfall wird kommen, und der Antichrist, der Mensch der Sünde, geoffenbart werden. Aber Gott sei gepriesen! Vorher kommt Jesus zurück. Glückselig ein jeder, der Sein ist, wenn Er kommt! Er wird Seinen Ruf hören und Ihm von dieser Erde entgegengerückt werden in die Luft, um für immer bei Ihm zu sein. Die in Christus Entschlafenen werden aus ihren Gräbern hervorgehen, und die noch lebenden Gläubigen werden verwandelt werden, in einem Nu, in einem Augenblick. (1. Thess. 4, 16. 17; 1.Kor. 15, 51. 52.) — Werte Freunde! Besitzen wir alle diese Hoffnung? Würde Jesus einen jeden von uns bereit finden, wenn Er in dieser Nacht käme?

Es erübrigt noch, ein Wort zu sagen über die Reihenfolge der verschiedenen Perioden der ersten Auferstehung. Wir haben bereits gehört: „Ein jeder in seiner eigenen Ordnung: der Erstling, Christus; sodann die, welche des Christus sind bei Seiner Ankunft". In dem 20. Kapitel der Offenbarung, aus welchem wir zu Anfang einen Vers lasen, ist noch von anderen Heiligen die Rede, als denen, die der Braut Christi angehören. Wenn Christus Seine himmlische Braut in die Herrlichkeit eingeführt hat, beginnt für diese Erde die Zeit der Gerichte. Das Buch der Offenbarung berichtet von sieben Siegeln, sieben Posaunen und sieben Schalen des Grimmes Gottes. Furchtbare, in ihrer Wirkung und Ausdehnung stets sich steigernde Gerichte werden über diese Erde und ihre schuldigen Bewohner hereinbrechen. Während dieser Drangsalszeit, in welcher die Gottlosigkeit überhand nehmen wird, wird Gott noch einmal ein Zeugnis Seiner Gnade erwecken; von neuem werden Boten ausgehen und das Evangelium des Reiches, dessen Predigt einst unterbrochen wurde, überallhin tragen. Diese Boten werden um ihres Zeugnisses willen getötet werden; ja, alle, welche das Tier und sein Bild nicht anbeten wollen, müssen ihre Treue mit dem Leben bezahlen- Diese alle werden aber am Ende der Drangsalszeit, wenn Christus in Herrlichkeit erscheint, um Sein Reich auf dieser Erde aufzurichten, aus den Toten auferweckt werden. Sie gehören also noch zu der ersten Auferstehung; sie bilden den Schluss, den letzten Abschnitt, derselben. „Die übrigen der Toten wurden nicht lebendig, bis die tausend Jahre vollendet waren." Nach Beendigung des tausendjährigen Reiches wird das Endgericht kommen — „dann das Ende". Alle Toten, alle, die noch in den Gräbern sind, werden die Stimme des Sohnes Gottes hören und, auferweckt, vor den großen weißen Thron gestellt werden, um dort gerichtet zu werden nach ihren Werken. Das ist die zweite Auferstehung, die Auferstehung der Toten oder des Gerichts. Zwischen ihr und dem letzten Abschnitt der ersten Auferstehung liegt also ein Zeitraum von mindestens tausend Jahren.

An dieser Stelle sei noch erwähnt, dass das in Matth. 25, 31 ff. beschriebene Gericht nicht mit dem Endgericht vor dem großen weißen Throne verwechselt werden darf. Dieses ist das Gericht der Toten, jenes das Gericht der Lebendigen, welches stattfinden wird, wenn der Herr in Macht und Herrlichkeit auf dieser Erde erscheint. Dann werden die Völker der Erde vor Seinem Throne versammelt werden, „und Er wird sie voneinander scheiden, gleichwie der Hirt die Schafe von den Böcken scheidet". Die dann einzig entscheidende Frage ist, ob die Versammelten jene Boten des Evangeliums, von welchen wir soeben redeten, ausgenommen haben oder nicht. Im ersten Falle sind sie Gesegnete, welche in das Reich eingehen, das ihnen bereitet ist von Grundlegung der Welt an, (das schon mehrfach genannte tausendjährige Reich); im zweiten Falle sind sie Verfluchte, welche in das Feuer geworfen werden, das bereitet ist dem Teufel und seinen Engeln. In beiden Fällen ist das Urteil von ewiger Wirkung. (Vergl. Vers 46.)

Ich kann nicht umhin, noch eine Frage kurz zu beleuchten, welche von jeher den Geist des Menschen viel beschäftigt hat und gerade in unseren Tagen wieder brennender zu werden beginnt. Es ist diese: Wie steht es mit den Seelen der Abgeschiedenen bis zu dem Augenblick, da die Leiber wieder auferweckt werden? Auch über diese Frage gibt das Wort Gottes klaren Aufschluss. Man hat vielfach behauptet, und diese Lehre wird heute wieder eifrig kolportiert, dass die Seele, wenn sie sich von dem Körper des Menschen trenne, einschlafe und in diesem bewusstlosen Schlafzustande verbleibe bis zur Auferstehung. Diese Lehre, die sich hauptsächlich auf einige missverstandene Aussprüche des Alten Testamentes stützt, ist ganz und gar falsch. Die Seelen der Abgeschiedenen schlafen nicht, sondern gehen in den Hades. (Leider hat Luther zwei ganz verschiedene griechische Wörter: hades und gehenna, durch dasselbe deutsche Wort „Hölle" wiedergegeben.) Die Seelen des reichen Mannes und des armen Lazarus sind beide im Hades, und zwar in dem vollen Bewusstsein ihrer Lage und in deutlicher Erinnerung an das auf der Erde Geschehene; die eine ist in Frieden und Ruhe, die andere in Pein und Qual. So gibt es im Hades Freude und Pein; in der Hölle ist nur Pein. Dennoch ist der Hades nicht der Endzustand, weder für die Gerechten noch für die Ungerechten. Er bezeichnet den Zwischenzustand, in welchem sich die Seelen der Abgeschiedenen befinden.

Als Jesus starb, ging auch Seine Seele in den Hades (vergl. Apstgsch. 2, 27), aber der Hades war für Ihn das Paradies Gottes. „Heute", sagt Er zu dem Schächer an Seiner Seite, „wirst du mit mir im Paradiese sein". Nicht wahr? das ist etwas ganz anderes, als: „Heute wirst du einschlafen und nichts mehr von dir und mir wissen". Das wäre kein großer Trost für den armen Schächer gewesen. So sagt auch Paulus: „Ich habe Lust, abzuscheiden und bei Christus zu sein, denn es ist weit besser". (Phil. 1,23.) Hätte er «ein Einschlafen seiner Seele erwartet, so würde er wahrlich lieber am Leben geblieben sein; denn ein bewusstes Leben mit Christus, wenn auch unter vielen äußeren Drangsalen, war für einen Mann, für den Christus alles war, unendlich wertvoller, als ein bewusstloses Schlafen, ein freudeleeres Hindämmern ohne Christus.

Nein, meine lieben Freunde, wenn ein Mensch stirbt, so schläft seine Seele nicht ein, sondern sie geht hinüber in die Ewigkeit, zwar noch nicht an den Ort ihrer ewigen Bestimmung, aber in den Hades, in jenen Zwischenzustand, der für die in Christus Entschlafenen tiefe Ruhe und selige Freude bedeutet, — sie sind bei Jesu, — und für die in ihren Sünden Sterbenden ein Zustand hoffnungsloser Qual ist; „denn", sagt Abraham, „zwischen uns und euch ist eine große Kluft befestigt, damit die, welche von hier zu euch hinübergehen wollen, nicht können, noch die, welche von dort zu uns herüberkommen wollen". (Luk. 16, 26.) Das Los beider Klassen ist für ewig entschieden. O was wird es für die Verlorenen sein, sich dort so vieler Gelegenheiten zu erinnern, wo Gottes Gnadenbotschaft ihnen verkündigt wurde, wo aber der Hang zur Bequemlichkeit, Menschenfurcht, Liebe zu der Welt und ihren Dingen, Vergnügungssucht u. dergl. das Herz erfüllten und alle ernsten Regungen unterdrückten.

Auch heute Abend hat die Stimme des Sohnes Gottes zu uns geredet. Wir haben gelesen: „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch, dass die Stunde kommt und ist jetzt, da die Toten die Stimme des Sohnes Gottes hören werden, und die sie gehört haben, werden leben". Damals war diese Stunde der Gnade, in welcher die Stimme des Sohnes Gottes zu den geistlich Toten redet, bereits angebrochen, und sie währt immer noch fort; wer diese Stimme vernimmt, wer auf sie hört, wird leben, wer nicht auf sie hört, bleibt im Tode. Gottes Wort ist ernst, ja, es ist schärfer als jedes zweischneidige Schwert; es schneidet haarscharf durch und gibt jedem Menschen seinen Platz, ohne Ansehen der Person. Alle heute Abend hier Versammelten stehen entweder auf der einen oder auf der anderen Seite, sie sind entweder errettet oder verloren, entweder lebendig gemacht oder noch tot. Hier gibt es keinen Mittelweg, keinen neutralen Boden. Aber noch redet die Stimme des Sohnes Gottes in Gnade. „Komm her. zu mir", sagt Jesus, „komm, du müde und beladene Seele, ich will dir Ruhe geben!" „Wer zu mir kommt, wird nicht hungern, und wer an mich glaubt, wird nimmermehr dürsten." (Joh. 6, 35.) Sehnst du dich uach Frieden? Er hat Frieden gemacht durch das Blut Seines Kreuzes. Verlangst du nach Erlösung und Vergebung ? In Ihm haben wir die Erlösung, die Vergebung der Vergehungen. Nach Wahrheit? Er ist die Wahrheit. Dürstest du nach Erkenntnis und Wissen? In Ihm findest du alle Schätze der Weisheit und der Erkenntnis.

Darum höre auf die Stimme des Sohnes Gottes! Freilich kann ein Mensch heute sein Herz verhärten und sein Ohr verschließen. Aber er ist verantwortlich für das, was er hört, und muss die ewigen Folgen seines Tuns tragen. „Wenn du weise bist, so bist du weise für dich; und spottest du, so wirst du allein es tragen." (Spr. 9, 12.) Und bedenke: In der Zeit des Gerichts wird es nicht mehr heißen: Wer da will, der komme! Nein, in jener Stunde werden alle, die in den Gräbern sind, die Stimme des Sohnes Gottes hören. Ob sie wollen oder nicht, sie werden hören und dem mächtigen Rufe folgen müssen. Mag ihr Staub längst verweht, in alle Winde verstreut sein, mag für das menschliche Auge jede Spur von dem einstigen Leibe verschwunden sein — sei überzeugt, Gott wird ihn zu finden wissen! Für Ihn ist er nicht verloren. Auch das Meer wird gezwungen werden, seine Toten wiederzugeben.

Ich weiß wohl, dass der Unglaube hierüber spottet; wie könnte er anders? Er macht alle seine Schlüsse von sich aus und lässt in seinen Berechnungen Gott außer Betracht, oder er macht sich einen Gott, wie er Ihn gern hat. So war es schon zur Zeit des Herrn Jesu. Da kamen einst die Sadduzäer, die Rationalisten jener Tage, zu Ihm mit der bekannten Geschichte von dem Weibe, welches sieben Männer gehabt hatte. Was sollte das werden in der Auferstehung? Wessen Weib würde sie sein? Ach, die klugen Leute meinten Jesus in ihrer Schlinge gefangen zu haben. Ihre spöttische Frage sollte die Ungereimtheit des Glaubens an eine Auferstehung dartun. Aber die Schlinge legte sich um ihre eigenen Füße. „Ihr irret", sagt Jesus, „indem ihr die Schriften nicht kennet, noch die Kraft Gottes." (Matth. 22, 23—32). So ist es immer. Die Ungläubigen kennen die Schriften nicht; so vertraut sie auch mit dem Buchstaben derselben sein mögen, ihr Geist ist ihnen völlig unbekannt, sie können sie nicht beurteilen. Zum anderen kennen sie die Kraft Gottes nicht. Diese beiden Faktoren fehlen in ihrer Rechnung vollständig; wir brauchen uns deshalb nicht über das Ergebnis derselben zu verwundern. Aber die Reihe des Verwunderns, ja, des Entsetzens wird an die Ungläubigen kommen, wenn sich das Wort des Sohnes Gottes erfüllen wird. Mögen sie es annehmen wollen oder nicht, da steht es geschrieben, und es wird nicht vergehen: „Es kommt die Stunde, in welcher alle, die in den Gräbern sind, Seine Stimme hören und hervorkommen werden: die das Gute getan haben, zur Auferstehung des Lebens, die aber das Böse verübt haben, zur Auferstehung des Gerichts".

Die das Gute getan haben? — Ah, denkt da mancher, das ist ein Wort für mich. Wenn es darauf ankommt, wird es mir nicht fehlen. Ich habe mich stets bemüht, meine Pflicht als Mensch und Christ zu tun; niemand kann mich einer schlechten Tat zeihen.

Freund! Wenn du so denkst, so hast du falsch gerechnet. Es geht dir wie einst den Sadduzäern: Du kennst die Schriften nicht. Der Maßstab, mit welchem du misst, ist ungültig vor Gott. Die Juden fragten einmal den Herrn Jesus: „Was sollen wir tun, auf dass wir die Werke Gottes wirken?" Er antwortete ihnen: „Dies ist das Werk Gottes, dass ihr an Den glaubet, den Er gesandt hat". (Joh. 6, 28. 29.) Hast du das getan? Wenn nicht, so hast du das erste Werk, mit welchem ein Mensch Gott gefallen kann, noch nicht getan. Deine Schuld mag nicht so groß sein, wie die deiner Nachbarn und Freunde; aber Schuld ist da, und du kannst sie nicht bezahlen. Der Weg ist breit, der zur Verdammnis führt; auf ihm ist nicht nur Raum für den Lästerer und Spötter, den Trunkenbold und Sittenlosen, sondern auch für den Religiösen und Ehrbaren, für den Mäßigkeitsfreund und Sittenstrengen. Die Einen wollen beileibe nichts mit den Anderen zu tun haben; nein, nur nicht! Jeder geht seinen besonderen Pfad, aber alle wandeln auf einer Straße, dem Verderben entgegen. Alle sind sündig, unrein, verloren. Allen kann nur geholfen werden durch das eine Opfer des Leibes Jesu Christi, durch den Sohn Gottes, der einst Sein Haupt beugte unter die vernichtenden Schläge des göttlichen Gerichts. Er ist der Weg, die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater, als nur durch Ihn. „Wer den Sohn hat, hat das Leben; wer den Sohn Gottes nicht hat, hat das Leben nicht." (1. Joh. 5, 12.) „Wer an den Sohn glaubt, hat ewiges Leben; wer aber dem Sohne nicht glaubt, wird das Leben nicht sehen, sondern der Zorn Gottes bleibt auf ihm." (Joh. 3, 36.)

Das ist die einfache, allen verständliche Sprache des Wortes Gottes. O höre und glaube sie, und lerne dann miteinstimmen in den Ruf: „Dem, der uns liebt und uns von unseren Sünden gewaschen hat in Seinem Blute, und uns gemacht hat zu einem Königtum, zu Priestern Seinem Gott und Vater: Ihm sei die Herrlichkeit und die Macht von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen."

Dritter Vortrag.

Der große weiße Thron und der ewige Zustand.

„Und ich sah einen großen weißen Thron und Den, der darauf saß, vor dessen Angesicht die Erde entfloh und der Himmel, und keine Stätte ward für sie gefunden. Und ich sah die Toten, die Großen und die Kleinen, vor dem Throne stehen, und Bücher wurden aufgetan; und ein anderes Buch ward aufgetan, welches das des Lebens ist. Und die Toten wurden nach dem gerichtet, was in den Büchern geschrieben war, nach ihren Werken. Und das Meer -gab die Toten, die in ihm waren, und der Tod und der Hades gaben die Toten, die in ihnen waren, und sie wurden gerichtet, ein jeder nach seinen Werken. Und der Tod und der Hades wurden in den Feuersee geworfen. Dies ist der zweite Tod, der Feuersee. Und wenn jemand nicht geschrieben gefunden wurde in dem Buche des Lebens, so wurde er in den Feuersee geworfen.

Und ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde; denn der erste Himmel und die erste Erde waren vergangen, und das Meer ist nicht mehr.

Und ich sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, aus dem Himmel herniederkommen von Gott, bereitet wie eine für ihren Mann geschmückte Braut. Und ich hörte eine laute Stimme aus dem Himmel sagen: Siehe, die Hütte Gottes bei den Menschen!

Und Er wird bei ihnen wohnen, und sie werden Sein Volk sein, und Gott selbst wird bei ihnen sein, ihr Gott. Und Er wird jede Träne von ihren Augen abwischen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Trauer, noch Geschrei, noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen. Und der auf dem Throne saß sprach: Siehe, ich mache alles neu. Und Er spricht zu mir: Schreibe, denn diese Worte sind gewiss und wahrhaftig. Und Er sprach zu mir: Es ist geschehen. Ich bin das Alpha und das Omega, der Anfang und das Ende. Ich will dem Dürstenden aus der Quelle des Wassers des Lebens geben umsonst. Wer überwindet, wird dieses ererben, und ich werde ihm Gott sein, und er wird mir Sohn sein. Den Feigen aber und Ungläubigen und mit Gräueln Befleckten und Mördern und Hurern und Zauberern und Götzendienern und allen Lügnern — ihr Teil ist in dem See, der mit Feuer und Schwefel brennt, welches ist der zweite Tod." (Offbg. 20, 11—21, 8.)

Die Auferstehung unseres Herrn Jesu Christi und die Auferstehung der Toten waren die Gegenstände, welche bisher unsere Aufmerksamkeit in Anspruch nahmen. Wie von selbst entsteht jetzt die Frage: Hat Gott uns noch etwas über den Tod und die Auferstehung Hinausgehendes geoffenbart? Hat Er uns Mitteilungen gemacht über den Zustand nach dem Tode und nach dem Verlassen des Grabes? Oder sind wir im Blick auf die ewigen Dinge bloßen Mutmaßungen überlassen?

Wenn solche oder ähnliche Fragen aufgeworfen werden, hört man immer wieder sagen: Ach was! kein Mensch weiß, was nach dem Tode sein wird. Niemand ist aus dem Jenseits zurückgekehrt, um uns zu sagen, wie es drüben aussieht und was unser wartet.

Beides ist eine direkte Unwahrheit. Wir wissen freilich etwas über das Jenseits, und es ist allerdings jemand gekommen, um uns Mitteilungen über die jenseitige, unsichtbare Welt zu machen. Schon im Allen Testament, aber mehr noch im Neuen, in jenem dunkel, in diesem klar und allgemein verständlich, hat Gott über diese Dinge zu uns geredet; und weiter, der Sohn Gottes selbst ist aus der Herrlichkeit auf unsere Erde herabgestiegen, um uns Gottes ewige Ratschlüsse und Gedanken kundzutun und uns zu sagen, was das ewige Los des Menschen sein wird, sowohl dessen, der des Glaubens an Jesus ist, als auch dessen, der sich weigert, Christus als seinen Heiland anzunehmen. Ja, in dem eben verlesenen Abschnitt lüftet der göttlich inspirierte Seher den Schleier so weit, dass uns ein tiefer Blick in die endlosen Zeitalter der Ewigkeit hinein gestattet wird; wir sehen alles ganz klar und deutlich, es gewinnt Leben und Gestalt vor unseren Augen.

In 1. Kor. 15, 24, nach Feststellung der Ordnung, in welcher die Auferstehung stattfinden wird, lasen wir: „dann das Ende". Dieses Ende wird hier, in dem Buche der Offenbarung, des Näheren beschrieben, sowohl das Ende aller geschaffenen Dinge, des Himmels und der Erde, als auch das Ende der Menschen, das ernste Ende der „Toten", und das herrliche Ende der mit Christus» ewiglich Lebenden; sowie endlich das Ende aller Wege Gottes mit dieser Erde, die Übergabe des Reiches seitens des Herrn Jesu an Seinen Gott und Vater. Es hat Gott gefallen, Seine Gnade gegen uns überströmen zu lassen in aller Weisheit und Einsicht (Eph. 1, 8), und Er redet zu uns mit einer Deutlichkeit, dass Seine Unter--

Weisungen nicht missverstanden werden können. Sein Name sei dafür gepriesen! Es bedarf nicht eines durchdringenden Verstandes oder einer reichen wissenschaftlichen Bildung, AM die Sprache Gottes zu verstehen. Nein, der einfachste, ungebildetste Leser vermag zu fassen, was Gott ihm sagen lässt; und es ist sehr beachtenswert, dass gerade in diesem Buche der Offenbarung von vornherein die glückselig gepriesen werden, welche die Worte der Weissagung hören und bewahren. (Kap. 1, 3.) Gott schenke uns denn allen, dass wir solche glückselige Menschen sein oder werden möchten!

„Ich sah", sagt Johannes, „einen großen weißen Thron und Den, der darauf saß." (V. 11.) Wer es ist, der auf dem Throne sitzt, bedarf keiner näheren Erklärung. Es ist Gott; aber Johannes sagt nicht: „ich sah Gott auf dem Throne sitzen", weil Gott ein unzugängliches Licht bewohnt und keiner der Menschen Ihn je gesehen hat noch sehen kann. (1. Tim. 6, 16.) Zudem wissen wir, dass Gott alles Gericht dem Sohne übergeben hat, so dass wir auch sagen können: Es ist Christus, der auf dem Throne sitzt; aber Christus ist Gott.

Schon im 4. Kapitel unseres Buches erblickt Johannes einen herrlichen Thron, „und auf dem Throne saß Einer". Auch hier wird nicht gesagt, wer dieser „Eine" war. Johannes beschreibt nur Sein Aussehen: „Er war von Ansehen gleich einem Jaspisstein und einem Sardis; und ein Regenbogen war rings um den Thron, von Ansehen gleich einem Smaragd." (V. 2. 3.) Dieser, in lieblicher, smaragdgrüner Farbe strahlende Regenbogen fehlt im 20. Kapitel. Warum wohl? Weil in der Zeit des 4. Kapitels der auf dem Throne Sitzende noch Seines Bundes mit der Erde gedenkt. Der Regenbogen ist das wohlbekannte Zeichen dieses Bundes. (Vergl. 1. Mose 9, 11—17.) Das Ende ist noch nicht da. Wohl kommen schreckliche Gerichte über die Erde, — „aus dem Throne gehen hervor Blitze und Stimmen und Donner", — aber Gott ist Seines Bundes, den Er einst mit Noah machte, noch eingedenk. Hier aber (Kap. 20) stehen wir am Ende aller Wege Gottes mit dieser Schöpfung. Die Zeit der Gnade und der Langmut Gottes ist vorüber, die Stunde der Abrechnung ist gekommen, und zwar einer Abrechnung ohne Erbarmen, eines Gerichts ohne Gnade.

Ein großer weißer Thron ist aufgerichtet. Die weiße Farbe erinnert an die Reinheit und Heiligkeit dieses Thrones und Dessen, der darauf sitzt, sowie an den Ernst und die unbestechliche Gerechtigkeit des Gerichts, das von ihm ausgehen soll. Vor dem Angesicht des heiligen Richters entfliehen Himmel und Erde, und keine Stätte wird für sie gefunden.

*) In Matth. 25, 31 ff. steht der Thron auf der Erde, (auf welche Christus in Herrlichkeit herabgestiegen ist,) und alle Völker der Erde werden vor ihm versammelt, um gerichtet zu werden. Hier (Offbg. 20) vergehen Himmel und Erde. Schon aus diesem einen Punkte geht hervor, wie verschieden, sowohl inhaltlich wie zeitlich, diese beiden Gerichte voneinander sind.

Das Ende alles Sichtbaren, Erschaffenen, ist. gekommen, das Ende des gegenwärtigen Systems, so wie Gott es ins Dasein gerufen hat. Diese Schöpfung ist zeitlich und vergänglich; sie hat einen Anfang und ein Ende, und zwar ein Ende im Gericht, der Sünde wegen, durch welche sie verunreinigt und verdorben worden ist. Es heißt im 2. Petribriefe: „Die jetzigen Himmel und die Erde sind durch Sein Wort aufbewahrt, für das Feuer behalten auf den Tag des Gerichts und des Verderbens der gottlosen Menschen. ... Es wird aber der Tag des Herrn kommen wie ein Dieb, an welchem die Himmel vergehen werden mit gewaltigem Geräusch, die Elemente aber im Brande werden aufgelöst und die Erde und die Werke auf ihr verbrannt werden." (2. Petr. 3, 7. 10.)

Es sind ernste Dinge, von denen wir durch den Mund dieser Zeugen Gottes hören, ernste Dinge, welche Johannes sieht. Vor dem Throne erscheinen „die Toten", die Großen und die Kleinen, d. h. die Vornehmen und die Geringen, die Angesehenen und die Verachteten; denn hier gelten keine Standesunterschiede mehr. Himmel und Erde werden aufgelöst werden in gewaltigem Brande, aber die Toten, die Menschen, vergehen nicht; sie bleiben, sie erscheinen wieder. Der Ungläubige möchte so gern, dass auch er verginge; und um sich hinwegzutäuschen über den Ernst dessen, was ihm bevorsteht, und um die lästigen, in seinem Innern doch immer wieder laut werdenden Mahnstimmen zum Schweigen zu bringen, gibt er sich dem Wahne hin, er könne sich dem allsehenden Auge des heiligen Richters entziehen. Damit Gott kein Stäublein mehr finde, lässt er gar seinen Leib zu Asche verbrennen. Ja, meine lieben Freunde, der Ungläubige fürchtet sich! Er fürchtet sich, wenn auch das Lächeln stolzen Erhabenseins über all diesem „törichten Gerede von Auferstehung und Vergeltung" auf seinen Lippen liegt. Und er hat recht; seine Furcht ist begründet. Der Gott, der einst den Menschen aus Staub von der Erde bildete und in seine Nase den Odem des Lebens blies, wird ihn auch wieder aus dem Staube erstehen lassen. Alle, die in den Gräbern sind, werden die Stimme des Sohnes Gottes hören; nicht einer wird vor dem großen weißen Throne fehlen, nicht einer wird vergessen sein.

„Ich sah die Toten." Es sind alle diejenigen, welche unter diesem Namen eingereiht sind, deren Leben und ganze Geschichte diesen Titel trägt; die nicht nur dem natürlichen Tode verfallen, sondern auch tot sind in Sünden und Vergehungen, gleichsam zweimal gestorben, doppelt tot. Welch ein Gegensatz zwischen ihnen und allen denen, die der erst en Auferstehung angehören! Diese werden glückselig und heilig gepriesen, über sie hat der zweite Tod Leine Gewalt, für sie gibt es kein Gericht, sie sind aus dem Tode in das Leben hinübergegangen (Joh. 5, 24), und sie werden mit Christus leben von Ewigkeit zu Ewigkeit. Aber die Toten, die, welche das Böse verübt haben -- ihr Los ist das Gericht, der zweite Tod, der Feuersee mit allen seinen Schrecken. Wie deutlich und klar redet die Schrift! Wie weist sie mit wenigen Worten einem jeden seinen Platz an! Wer Christus angehört, hat teil an der ersten Auferstehung, Leben und Seligkeit sind sein auf ewig; wer Jesus nicht hat, wird das Leben nicht sehen, fein Los ist die zweite Auferstehung, der zweite Tod.

Der Mensch kann vor der ernsten Sprache der Schrift sein Ohr verschließen, er kann ihre Mitteilungen und Belehrungen von sich weisen. Aber was tut's? Die göttliche Wahrheit bleibt dieselbe, bleibt bestehen, mag der Mensch sie annehmen oder nicht. „Schreibe!" wird dem Propheten zugerufen, „schreibe", damit es feststehe für alle Zeiten, damit alle es lesen können; „schreibe", zum Trost und zur Ermunterung für die Gläubigen, zur Warnung und Mahnung für die Ungläubigen; „schreibe", damit niemand eine Entschuldigung habe, „denn diese Worte sind gewiss und wahrhaftig". Mögen Himmel und Erde vergehen, Gottes Worte vergehen nicht. Nicht ein Jota, nicht ein Strichlein wird unerfüllt bleiben.

„Und ich sah die Toten vor dem Throne stehen . . ., und Bücher wurden aufgetan." — Wie? gibt es denn Bücher im Himmel? Ich weiß es nicht. Es ist wohl nur ein Bild, wie es ja viele Bilder in der Offenbarung gibt; aber ein Bild, das uns anzeigen soll, wie ernst und eingehend das Gericht sein wird. Gott bedarf keiner Bücher, um Seinem Gedächtnis zu Hülfe zu kommen, wie wir; aber Er redet von Büchern, um uns vergesslichen Menschen in verständlicher Sprache kundzutun, dass dort alles ans Licht kommen wird. Welch eine Abrechnung wird das sein! Welche Überraschungen wird es dort geben! Ich benutze zur Erläuterung ein schwaches Bild. Mancher unter uns holt vielleicht beim Kaufmann Waren auf Borg. Der Kaufmann trägt alles genau in seine Bücher ein, und nach Verlauf einer Zeit stellt er seine Rechnung aus. Man wirft einen Blick hinein und ist ganz erstaunt über die Höhe derselben. Aber wenn man die einzelnen Posten durchsieht, so findet man, dass alles stimmt; man ist die ganze Summe schuldig. So wird auch dort jeder Einzelne seine Schuld ausgezeichnet finden, und das Gewissen wird bezeugen: die Rechnung stimmt! Hier übersieht und vergisst man vieles; hier sucht man zu beschönigen, zu entschuldigen, zu bemänteln. Dort wird alles in seinem wahren Licht erscheinen, so wie Gott es gesehen und gehört hat, und wie Er es beurteilt; und ein jeder wird gerichtet werden nach dem, was in den Büchern geschrieben steht, nach seinen Werken, so wie diese es verdienen.

Die Stunde des Gerichts ist angebrochen, die Zeit der Gnade ist für ewig vorüber; und der auf dem Throne sitzt, richtet nach Seiner Gerechtigkeit und Heiligkeit.

Gibt es denn keinen mildernden Zug in diesem ernsten Gemälde? Nein; kein Strahl lieblichen, tröstlichen Lichtes durchbricht das Dunkel. Wohl wird neben den Büchern des Gerichts noch ein anderes Buch aufgetan, „welches das des Lebens ist". Aber vergebens werden die Namen der vor dem Throne stehenden „Toten" darin gesucht. Alle, die in diesem Buche stehen, sind längst in Sicherheit gebracht; sie gehören der Auferstehung des Lebens an. Das Buch des Lebens wird hier nur geöffnet, um einem jeden zu zeigen, dass sein Name nicht darin zu finden ist; dass wohl die Möglichkeit für ihn vorhanden war, in dieses Buch eingeschrieben zu werden, dass er aber die Zeit der Gnade versäumt und die große Errettung Gottes „verachtet" oder doch „vernachlässigt" hat.

Meine lieben Freunde! Wir befinden uns noch diesseits der ernsten Wirklichkeiten der Ewigkeit. Vielleicht sind unsere Namen eingetragen in das Kirchenbuch oder das Mitgliederverzeichnis irgend einer religiösen Gemeinschaft auf dieser Erde; aber ich frage: stehen sie auch droben angeschrieben in den Himmeln? Als einmal die Jünger zu ihrem Herrn zurückkehrten und ihrer Freude darüber Ausdruck gaben, dass selbst die bösen Geister ihnen untertan seien, antwortete Jesus: „Darüber freuet euch nicht, dass euch die Geister untertan sind; freuet euch aber, dass eure Namen in den Himmeln angeschrieben sind". (Luk. 10, 20.) Darum noch einmal: Sind unsere Namen alle in den Himmeln angeschrieben? Wer diese Frage für seine Person noch nicht mit Ja beant-

Worten kann, der eile und errette seine Seele! „Heute, wenn du Seine Stimme hörst, verhärte dein Herz nicht!" Bedenke: „Wenn jemand nicht geschrieben gefunden wurde in dem Buche des Lebens, so wurde er in den Feuersee geworfen." (V. 15.)

Zu welchem Zweck? Um dort vernichtet zu werden? Nein, „der Rauch ihrer Qual steigt auf in die Zeitalter der Zeitalter, und sie haben keine Ruhe Tag und Nacht". (Offbg. 14, 11.) Ihr Wurm stirbt nicht, und das Feuer erlischt nicht. Es ist eine Lüge Satans, dass die Gottlosen der Vernichtung anheimfallen würden. Wenn der Mensch stirbt, so geht seine Seele in die Ewigkeit, und wenn bei der Auferstehung Leib und Seele wieder miteinander vereinigt werden, so geschieht^, um den Menschen in einem Zustande darzustellen, der nicht mehr dem Sterben und Vergehen unterworfen ist.

Aber, wirft man ein, ist das in Übereinstimmung mit der Liebe Gottes und dem Gott der Liebe? Kann Gott das wollen? Kann Er so handeln? Die Zeit reicht heute nicht hin, um auf diese Frage näher einzugehen; nur das Eine sei gesagt: Gottes Liebe ist vollkommen, Sein Erbarmen göttlich groß, weit, weit größer als wir es uns nur vorzustellen vermögen; aber so vollkommen Seine Liebe und so groß Sein Erbarmen ist, ebenso vollkommen und groß sind Seine Gerechtigkeit und Heiligkeit. Gott kann nicht handeln auf Kosten irgend einer Eigenschaft Seines Wesens. Er ist in jeder Beziehung vollkommen, und jeder Seite Seines Wesens muss Rechenschaft getragen werden. Willst du sehen, wer Er ist, so schaue hin aufs Kreuz. Dort erblickst du den Gott der Liebe und des Erbarmens, der den höchsten Beweis Seiner Liebe gab in der Aufopferung Seines eingeborenen Sohnes für verlorene Sünder, für Feinde und Gottlose. Dort erkennst du aber zugleich auch den heiligen und gerechten Gott, der nicht einmal Seinen geliebten Sohn verschonen konnte, ja, der Seinen ganzen Zorn über Ihn ausschütten musste, wenn Er für den Sünder in den Riss trat.

Diesem Gott muss jeder Mensch begegnen. Heil ihm, wenn es heute geschieht in der Zeit der Gnade! Wehe ihm, wenn er dort vor Ihm stehen muss, wo es keine Gnade mehr gibt! Nicht Vernichtung wird sein Teil sein, nein, er wird in den Feuersee geworfen werden, um dort auf ewig getrennt zu sein von Gott und in Gemeinschaft mit den Teufeln und seinen Engeln; auf ewig in Pein und Qual! „Das sind Phantastereien", sagt der Ungläubige, „Ammenmärchen, gut genug für alte Weiber und Kinder, aber nicht für verständige, aufgeklärte Männer." Nein, es sind Wirklichkeiten, es ist Gottes Wort! „Der im Himmel thront, lacht, der Herr spottet ihrer." (Ps. 2, 4.)

Werte Freunde! es gibt eine ewige Herrlichkeit, und es gibt eine ewige Verdammnis. Wir alle, die wir hier versammelt sind, werden entweder in der einen oder in der anderen sein. O möchten wir uns dereinst alle in der Herrlichkeit Wiedersehen! Gott bewahre in Gnaden einen jeden von uns vor dem über alle Beschreibung schrecklichen Schicksal der Verdammten! Nicht umsonst steht geschrieben: „Es ist furchtbar, in die Hände des lebendigen Gottes zu fallen". (Hebr. 10, 31.)

Doch gehen wir weiter. „Und das Meer gab die Toten, die in ihm waren, und der Tod und der Hades gaben die Toten, die in ihnen waren, und sie wurden gerichtet, ein jeder nach seinen Werken. Und der Tod und der Hades wurden in den Feuersee geworfen." (V. 13. 14.) Manchem unter uns mag dieser letzte Ausspruch: „Der Tod und der Hades gaben die Toten, die in ihnen waren", und: „der Tod und der Hades wurden in den Feuersee geworfen", schwerverständlich erscheinen. Gottes Wort ist tief bedeutungsvoll und gar genau. Oft enthalten einzelne kurze Aussprüche eine große, herrliche Wahrheit wie in einer Nussschale. So ist es hier. Der erste Satz lehrt mit wenigen Worten nicht nur die Auferstehung, sondern auch die Auferstehung des Leibes.

Tod und Hades werden hier gleichsam personifiziert, als zwei, Gott und dem Menschen feindliche Mächte dargestellt. Der Tod ist die Macht, welche den Leib des Menschen gefangen hält, der Hades die Macht, welche seine Seele aufnimmt, wenn Leib und Seele sich scheiden. Tod und Hades, die Folgen der Sünde, hören mit dieser Schöpfung auf, sie werden in den Feuersee geworfen. „Der letzte Feind, der weggetan wird, ist der Tod." (1.Kor. 15, 26.) Beide Mächte müssen ihre Beute, die sie so lange festgehalten haben, wieder herausgeben; mit anderen Worten: Leib und Seele werden wieder miteinander vereinigt, der eine aus dem Tode, der Verwesung, die andere aus dem Hades, dem Aufbewahrungsort der Seelen der Verstorbenen, kommend. Jesus hat „die Schlüssel des Todes und des Hades"; beide müssen sich beugen vor Seiner allgewaltigen Macht, und herausgeben was sie verschlossen hielten.

So werden denn die „Toten" vor den großen weißen Thron gestellt werden, angetan mit Auferstehungs-, mit 'Ewigkeitsleibern, wahrhaftige Menschen, nicht Geister oder Schatten, nein, Menschen mit Fleisch und Bein. Sie werden stehen in dem überwältigenden Lichte jenes Richterstuhls, mit ihren Sünden, ohne Hoffnung, ohne irgend eine Möglichkeit zu entrinnen. Nichts schirmt und deckt sie vor den Flammenaugen Dessen, der auf dem Throne sitzt; nicht einmal der Verzweiflungsruf: „Ihr Berge, fallet auf uns, und ihr Hügel, bedecket uns!" wird ihnen übrigbleiben, denn Himmel und Erde sind vergangen, keine Stätte ward für sie gefunden. Nichts bleibt als ein schonungsloses Gericht, aus welchem es kein Entrinnen gibt, eine Qual ohne Linderung, ein Schrecken ohne Ende. — Sünder, bedenke es! O bedenke, was zu deinem Frieden dient! Heute noch ist Gottes Erbarmen groß. Er will nicht deinen Tod, sondern dass du dich bekehrest und lebest. Heute noch lässt Er dir sagen: „Erlöse ihn, dass er nicht in die Grube hinabfahre; ich habe eine Sühnung gefunden!" (Hiob 33, 24.)

Wir kommen jetzt zu der anderen Seite unseres Gegenstandes: was wird das Ende, die Ewigkeit derer sein, welche durch Gottes Gnade aus dem Verderben herausgerissen, den Ketten der Sünde entronnen sind? Das Ende des Menschen ohne Gott haben wir gesehen; es ist schrecklich und kann nicht anders als schrecklich sein. Es entspricht den Werken des Menschen, der Feindschaft seines Herzens gegen Gott. Aber so schrecklich das Los ist, welches der Mensch sich selbst bereitet, so herrlich, ja, über alle Beschreibung herrlich ist das, was Gott bereitet hat denen, die Ihn lieben. In beiden Fällen entspricht das Ergebnis dem Werk und dem Wirkenden.

„Und ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde; denn der erste Himmel und die erste Erde waren vergangen, und das Meer ist nicht mehr." (Kap. 21, 1.)

Staunend lauschen wir diesem Bericht. Von neuern werden uns in wenigen Worten gewaltige Dinge mitgeteilt. Eine ganz neue Schöpfung entsteht, zweifellos hervorgehend aus der alten, wie der Auferstehungsleib aus dem gegenwärtigen Leibe der Niedrigkeit gebildet werden wird, — eine Schöpfung, deren Daseins-Bedingungen ganz andere sind als die der gegenwärtigen; denn „das Meer ist nicht mehr". Daraus folgt, dass auch keine Atmosphäre, kein tierisches und pflanzliches Leben dort sein kann. Alle, welche dieser neuen Schöpfung angehören, die Bewohner des neuen Himmels und der neuen Erde, bedürfen dessen aber auch nicht mehr; was der Mensch heute zu seinem Bestehen und Wohlbefinden nötig hat, werden sie völlig entbehren können. Sie sind neue Geschöpfe mit verherrlichten, geistigen Leibern; Menschen, wahrhaftige Menschen, aber nicht mehr gebunden an die gegenwärtig geltenden Naturgesetze.

Aber nicht genug damit. Johannes berichtet weiter: „Und ich sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, aus dem Himmel herniederkommen von Gott, bereitet wie eine für ihren Mann geschmückte Braut. Und ich hörte eine laute Stimme sagen: Siehe, die Hütte Gottes bei den Menschen. Und Er wird bei ihnen wohnen, und sie werden Sein Volk sein, und Gott selbst wird bei ihnen sein, ihr Gott." (V. 2. 3.) In die neue, ewige Ordnung der Dinge, wie Gott sie dereinst schaffen wird, die so ganz verschieden ist von der alten, ja, selbst von allem, was die Herrschaft des Messias im tausendjährigen Reiche kennzeichnen wird, — kommt die heilige Stadt, das neue Jerusalem, herab. Sie gleicht einer für ihren Mann geschmückten Braut. Gott selbst hat sie so herrlich bereitet, denn sie ist die Braut, das Weib des Lammes. (Vergl. V. 9 ff.) Sie wird die Hütte Gottes bei den Menschen genannt. Heute „die Behausung Gottes im Geiste" (Eph. 2, 22)', wird sie diesen bevorzugten Platz in Ewigkeit behalten.

Es war von jeher das Verlangen, der Ratschluss des Herzens Gottes, bei den Menschen zu wohnen. Aber die Sünde ließ Ihn nicht lange ruhen in der ersten Schöpfung; sie brachte eine unübersteigliche Kluft zwischen Ihn und den Menschen. Wo Gott wohnen soll, darf es keine Sünde geben. Darum musste Er sich im Alten Bunde, wo Seine Herrlichkeit inmitten des Volkes Israel ihre Wohnung nahm, mit einer ganzen Reihe von Opfern umgeben, durch Welche die Sünde, wenn auch nur vorbildlich (Gott blickte immer voraus, auf das eine Opfer des Leibes Jesu Christi hin), gesühnt wurde. Jahr für Jahr musste der Hohepriester am großen Versöhnungstage mit Blut ins Heiligtum treten, und in ununterbrochener Folge mussten Schuld- und Sündopfer, Friedensopfer, Speis- und Brandopfer dargebracht werden. Nur so, auf Grund einer vollbrachten Versöhnung, vermochte Gott unter Seinem irdischen Volke Zu weilen.

Nachdem Christus gekommen ist und sich selbst zur Abschaffung der Sünde als Opfer dargebracht hat, ist die Kluft für den an Jesus Glaubenden so völlig entfernt, dass er selbst einerseits zu einem Tempel des Heiligen Geistes wird und andererseits als ein lebendiger Stein eingefügt wird in das Haus Gottes. Der Herr Jesus baut heute Seine Versammlung oder Gemeinde; wer von Herzen an Ihn, den Sohn des lebendigen Gottes, glaubt, gehört zu dieser Gemeinde, zu diesem göttlichen Bau, in welchem Gott durch Seinen Geist wohnt. Nun, dieses Haus Gottes, auch die Braut Christi, dann das Weib des Lammes genannt, sieht Johannes aus dem Himmel herniederkommen von Gott, und zwar unter dem Bilde einer Stadt, als „das neue Jerusalem". Sie bildet den Mittelpunkt des «ganzen neuen Systems, so wie einst das alte Jerusalem nach Gottes Gedanken den Mittelpunkt dieser Erde bildete.

Dort wohnte Gott in Seinem Tempel; in nächster Nähe in den vielen Wohnungen des Hauses Gottes, wohnten die Priester, und im weiteren Umkreise das Volk. So wird Gott dereinst, in dem ewigen Zustande, in Seiner Hütte bei den Menschen der neuen Erde wohnen. Die himmlischen Heiligen bilden diese Hütte oder Wohnung Gottes, während die übrigen Erlösten, welche sich auf der neuen Erde befinden werden, einfach „Menschen" heißen- Es gibt nicht länger Juden und Heiden, wie jetzt oder auch noch im tausendjährigen Reiche, sondern nur Menschen;, auch nicht Völker oder Nationen, sondern nur e i n Volk, das Volk Gottes. Alle Unterschiede, welche mit dieser Schöpfung und mit der Zeit in Verbindung stehen, sind dann verschwunden.

Aber mehr noch. Im Garten Eden betrachtete Gott gleichsam aus einer gewissen Entfernung Sein Werk; Er besuchte den Menschen. Im ewigen Zustande aber wird Gott den neuen Schauplatz, welchen Seine Hand für den Menschen geschaffen hat, nicht nur von Zeit zu Zeit besuchen, sondern Er wird ewiglich in der Mitte der Menschen wohnen. Die Sabbathruhe Gottes ist angebrochen, die nie mehr gestört werden wird. Gottes Ratschluss ist erfüllt. „Es ist geschehen!" sagt Er. „Ich bin das Alpha unk das Omega, der Anfang und das Ende." (V. 6.) Er macht alles neu. „Und Er wird bei ihnen wohnen, und sie werden Sein Volk sein, und Gott selbst wird bei ihnen sein, ihr Gott. Und Er wird jede Träne vor ihren Augen abwischen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Trauer, noch Geschrei, noch Schmerz wird mehr sein^ denn das Erste ist vergangen." (V. 3. 4.)

Ähnliche Ausdrücke finden wir im Propheten Jesaja in Bezug auf den Segen, der im tausendjährigen Reiche auf dieser Erde herrschen wird; aber bei einer genauen Vergleichung werden wir dennoch große Unterschiede finden. Jesaja kündigt einen herrlichen, aber irdischen und zeitlichen Zustand an, der im Blick auf die Gerechten sich erfüllen wird. Segen, wunderbarer Segen, Friede und Freude werden da herrschen, wo so lange Unfriede, Unsegen, Eigenwille und Gewalttat das Zepter führten; aber doch wird die Segnung nicht unvermischt sein. Der Tod ist noch nicht abgeschafft, die Sünde ist noch da, und infolge dessen auch noch Schmerz und Trauer. Aber wenn einmal das Vollkommene, der ewige Zustand, gekommen sein wird, so wird nichts mehr an die erste Erde -erinnern. „Das Erste ist vergangen."

Es ist beachtenswert, dass in diesem ganzen Abschnitt das Lamm nicht erwähnt wird. Es ist Gott, der im Vordergrunde steht. Das „Ende" ist gekommen, wann Christus das Reich Seinem Gott und Vater übergibt. (1. Kor. 15, 24.) Nicht als ob Christus je aufhören würde zu regieren, aber Seine besondere Regierung als der auferstandene Sohn des Menschen, d. i. Seine Regierung für einen gegebenen Zeitabschnitt über ein irdisches Volk und über die Welt im allgemeinen, wird zu einem Ende kommen. Diese Herrschaft oder dieses Reich, an welchem die Heiligen teilnehmen werden, wird Er Seinem Gott und Vater übergeben, (während Er selbst als Mensch den Platz der Unterwerfung in Herrlichkeit einnehmen wird, wie Er es einst in Gnade auf der Erde getan hat,) auf dass Gott — Vater, Sohn und Heiliger Geist, — Gott als solcher, alles in allem sei.

So erblicken wir hier denn die Herrlichkeit Gottes in ihrem vollsten, weitesten Sinne, und wir mögen wohl mit dem Apostel ausrufen: „Was sollen wir hierzu sagen?" Dieser große, mächtige, wunderbare Gott will selbst jede Träne abwischen, so wie eine Mutter mit sanfter Hand ihrem weinenden Kinde die Tränen trocknet! Wahrlich, Er ist der Gott der Liebe. Darum kann Er auch diese herrlichen und doch zugleich so ernsten Mitteilungen nicht beschließen, ohne noch einmal eine freundliche Einladung an den Durstigen, und eine geradezu erschütternde Warnung an die zu richten, welche in der Trägheit oder Bosheit ihrer Herzen fern von Ihm bleiben. „Ich will dem Dürstenden aus der Quelle des Wassers des Lebens geben umsonst. . . . Den Feigen aber und Ungläubigen und mit Gräueln Befleckten und Mördern und Hurern und Zauberern und Götzendienern und allen Lügnern — ihr Teil ist in dem See, der mit Feuer und Schwefel brennt, welches ist der zweite Tod." (V. 6. 8.)

Die letzten Worte sind gerade an dieser Stelle von ernstester Bedeutung und Kraft; denn vergessen wir nicht, dass das, was uns vorgestellt wird, der ewige Zustand ist. Wenn Gott alles in allem sein wird, wenn Er in Liebe herabkommt, um bei den Menschen zu wohnen, wenn Er jede Träne abgewischt hat und die Segnungen einer seligen Ewigkeit von den Erlösten genossen werden, dann, ja, dann ist das Teil der Verlorenen in dem See, der mit Feuer und Schwefel brennt, und nicht ein einziges Wort deutet an, dass die Schrecken dieses Ortes je vergehen, je aufhören werden. Das Herz zittert bei dem Gedanken daran, und nochmals möchte ich warnend rufen: Niemand lasse sich betrügen durch den Wahn, Gott sei Liebe und könne so etwas nicht zugeben! Ja, Gott ist Liebe, aber Er ist nicht nur Liebe, Er ist auch Licht.

Und lasst uns auch dies noch beachten: Die finstere Liste derer, welche in dem Feuersee ihren Platz finden werden, nennt als Erste in der Reihe: Feige und Ungläubige; als Letzte: Lügner. Zwischen diesen beiden Endpunkten stehen Mörder, Hurer, Zauberer u. s. w. Ist das nicht ernst? Man sollte meinen, es sei unmöglich, Feige und Ungläubige (aber sonst vielleicht ganz ehrenwerte Menschen) mit Mördern und Hurern auf einen Boden zu stellen. Und doch geschieht es hier, und Gott macht keinen Fehler. Er urteilt und misst nach dem Maßstabe Seiner Gerechtigkeit.

Was sind denn das: „Feige"? Es sind jene, welche wohl wissen, dass es anders mit ihnen werden muss, die in ihrem Gewissen überführt sind und manch guten Vorsatz fassen, dabei es aber von Tag zu Tage aufschieben, Ernst zu machen, weil sie sich vor den Folgen eines solchen Schrittes fürchten. Sie lieben die Ehre bei den Menschen mehr, als die Ehre bei Gott. Sie fürchten ein spöttisches Lächeln, ein mitleidiges Achselzucken, die Pfeile höhnender Bemerkungen, Verluste an Ansehen und Einkommen, und ich weiß nicht, was alles. Sie sind feige.

Und Ungläubige? Ach, man denkt gar wenig daran, was man tut, wenn man dem Worte Gottes und Seinem Zeugnis über Christus nicht glaubt; man macht Gott zum Lügner. Was ist die Folge? Sein Zorn bleibt auf dem, der solches tut; denn ist er weniger schuldig als der, welcher sich an Eigentum, Ehre oder Leben seines Mitmenschen vergreift? — Und Lügner endlich? Sie offenbaren durch ihr Lügen ihre Zugehörigkeit zu Satan, dem Lügner von Anfang und dem Vater der Lügner. Darum ist auch mit Recht ihr Teil in dem Feuer, das bereitet ist dem Teufel und seinen Engeln.

So haben wir denn das „Ende" in dem vollsten und bestimmtesten Sinne des Wortes erreicht. Der ewige Zustand, sowohl der Erlösten als auch der Verlorenen, steht vor unseren Blicken. Gott hat uns über alles Auskunft gegeben, und, gepriesen sei Sein Name! Seine Worte sind „gewiss und wahrhaftig". Niemand sage daher, man könne nichts wissen über den Zustand nach dem Tode und wie es in der Ewigkeit sein werde! Gott hat Seine Mitteilungen darüber niederschreiben lassen, und jeder kann sie Lesen. In dem tiefen Bewusstsein des Ernstes dieser Dinge schließe ich deshalb mit den Worten, welche einst Mose, der treue Mann Gottes, an das Volk Israel richtete: „Ich nehme heute den Himmel und die Erde zu Zeugen gegen euch: das Leben und den Tod habe ich euch vorgelegt, den Segen und den Fluch! So Wähle das Leben, auf dass du lebest!" (5. Mose 30,19.)


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