AP Cecil: Der christliche Wandel


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Mein lieber Bruder im Herrn,

In diesen traurigen Tagen, in denen sich überall so viel offensichtliches Böses zeigt, erscheint es mir gut, ein paar kurze Bemerkungen zu den Grundsätzen des christlichen Lebenswandels zu schreiben; und zwar hauptsächlich mit der Absicht, die Heiligen, die Ihre Zeitschrift lesen, dazu zu bringen, in der Heiligen Schrift nach diesem Thema zu suchen. Ich habe einige Gedanken aufgeschrieben, die ich Ihnen nun mitteile. Ich habe die Hoffnung, dass sie denen, die Ihre Zeitschrift lesen, von Nutzen sein mögen.

Der Weg des Christen durch diese Welt gründet sich auf seine Stellung in Christo. Die christliche Verantwortung beginnt erst dann, wenn der Heilige in seiner Stellung gefestigt ist. Als Kind Adams war er verantwortlich und das Gesetz war das perfekte Maß für seine Verantwortung. Er sollte Gott von ganzem Herzen lieben und seinen Nächsten wie sich selbst usw.; aber in diesem Zustand war er völlig verloren. Durch die Erlösung wird ihm nun als Sünder vergeben und er wird gerechtfertigt, aber nicht nur das - er wird völlig von seinem Zustand und seiner Stellung als Kind Adams befreit und in die Familie Gottes gebracht; der Name des Vaters wird ihm offenbart, er wird mit dem Geist versiegelt und ruft: "Abba Vater". In dieser neuen Position ist er verantwortlich, nicht mehr als Kind Adams, sondern als Kind Gottes. Als Kind ist er dafür verantwortlich, seinem Vater zu gehorchen; als Glied Christi hat er eine gemeinsame Verantwortung mit den anderen Gliedern Christi das Haupt festzuhalten. Um zu verdeutlichen, was ich meine: Jede Verantwortung in diesem Leben gründet sich auf eine bereits bestehende Beziehung, wie die einer Frau zu ihrem Mann, die eines Kindes zu seinem Vater, die eines Dieners zu seinem Herrn. Die Verantwortung muss gebildet werden, bevor die Verantwortung beginnt. Es wäre absurd, einem fremden Jungen auf der Straße zu sagen, er solle sich als mein Kind verhalten - Er würde seine Verantwortung nicht verstehen; aber wenn er in meine Familie adoptiert wird, und ich ihn dann seine Verantwortung lehre, würde er die Bedeutung davon sofort verstehen.

Die Ursache des Unglaubens und der die Christenheit durchdringenden Finsternis, sowie des Versagens im Leben der Christen, liegt darin, dass sie dieses Prinzip nicht klar sehen.

Nun gibt es drei große Aspekte der Stellung des einzelnen Christen, aus denen sich seine Verantwortung ergibt:

1. Er ist aus Gott geboren.

2. Christus in der Herrlichkeit ist der Gegenstand seines Glaubens.

3. Der Heilige Geist wohnt in seinem Leib wie in einem Tempel.

Ich beginne mit dem ersten, weil es unter den Christen am meisten bekannt ist, obwohl es in den Briefen an letzter Stelle steht, nämlich, dass der Christ aus Gott geboren ist. Dies ist ein Zustand, den er mit allen alttestamentlichen Heiligen gemeinsam hat und der mit der Regierung Gottes zusammenhängt, einem Prinzip, das besonders in der alttestamentlichen Schrift gelehrt wird, da Israel das Zentrum der Regierung Gottes auf der Erde ist. Christen stehen unter der Regierung des Vaters wie Kinder, die in einer Familie geboren sind, und sind dafür verantwortlich, Ihm zu gehorchen. Der Gehorsam gründet sich auf das Leben. Die Gebote richten sich an dieses Leben als dessen Regel. Das Gesetz war die Regel für das Fleisch oder den alten Menschen, die Gebote des Vaters und das Gesetz der Freiheit dagegen ist für den neuen Menschen. Siehe 1. Johannes 1, 2; Jakobus 1, 17-25; 1. Petr. 2, 3-17. Der aus Gott geborene und so angesprochene Christ tut Gerechtigkeit und liebt die Brüder (1 Joh 3), aber die allgemeinen Grundsätze der Regierung sind zu allen Zeiten dieselben, nur durch die Offenbarung des Namens des Vaters angepasst. Sie beziehen sich nur auf dieses Leben und den Gang der neugeborenen Seele durch diese Welt. Jakobus und Petrus stellen in dieser Hinsicht eine sehr heilsame Verbindung zur alttestamentlichen Schrift her, indem sie lehren, dass der aus Gott geborene Mensch eine Richtschnur braucht, die er im Wort Gottes findet, das von Gott eingegeben und nütze zur Lehre, zur Überführung, zur Zurechtweisung, zur Unterweisung in der Gerechtigkeit ist, auf daß der Mensch Gottes vollkommen sei, zu jedem guten Werke völlig geschickt (2 Tim 3,16). Hier spielt Paulus besonders auf die alttestamentliche Schrift an, in deren Kenntnis Timotheus von Kindheit an erzogen worden war.

Wir kommen nun zu den beiden anderen Teilen der Stellung des Christen, die man als die typisch christlichen bezeichnen kann, d.h. die dem Heiligen in alttestamentlicher Zeit nicht zustanden.

Erstens: Der verherrlichte Christus wird ihm als Gegenstand des Glaubens vor Augen gestellt, die Gerechtigkeit Gottes durch den Glauben wird ihm offenbart. Darauf gegründet,

wird der Gerechte durch den Glauben leben (Röm 1,17).

Zweitens: Der Heilige Geist wohnt in seinem Leib wie ein Tempel, und er ist berufen, im Geist zu wandeln.

Was den ersten Punkt betrifft, so wird die Gerechtigkeit Gottes, wie sie sich jetzt in Christo in der Herrlichkeit geoffenbart ist, dem Gläubigen als Folge der vollbrachten Erlösung zuteil (Röm 3,21.22). Der Christ glaubt; seine Sünden sind durch das Blut Christi vergeben, und Christus ist ihm zur Gerechtigkeit geworden. Er wird gerechtfertigt, für gerecht erklärt durch den Glauben an Ihn, eine Person außerhalb seiner selbst, die seine Erlösung bewirkt und ihn von der Macht der Sünde befreit hat. Auf dieser Grundlage erfolgt der Wandel; der Gerechte soll durch den Glauben leben; als Toter und Auferstandener soll er sich Gott hingeben (Röm. 6,13); er soll den alten Menschen ablegen und den neuen anziehen, täglich die Früchte des alten ablegen und die Früchte des neuen anziehen (Eph. 4,20-29; Kol. 3,8-14). Er wartet im Glauben auf die Hoffnung der Gerechtigkeit, wobei der Glaube durch die Liebe wirkt (Gal 5,5.6).

Das zweite große Werk des Christentums aber ist, daß der Heilige Geist infolge der Erhöhung Christi als Mensch vom Himmel herabgekommen ist und den Gläubigen versiegelt hat, indem Er ihm die Erkenntnis seiner Sohnschaft und aller ihm von Gott geschenkten Gaben schenkt. Dadurch ist sein Leib der Tempel des Heiligen Geistes ist (Joh 14,20; Röm 8,15.16; 1 Kor 2,12; 6,19). Gott wohnt in ihm. Jetzt hat er positive Kraft; es ist nicht mehr ein einfaches, passives Sich-Ergeben an Gott (Röm 6,13), sondern er tötet durch den Geist die Werke des Fleisches (Röm 8,13.14; Kol 3,4). Wenn er im Geist wandelt, erfüllt er nicht die Begierden des Fleisches (Gal 5,16). Er ist berufen, Gott nachzuahmen wie ein geliebtes Kind (Eph 5,1), indem er vergibt, wie Gott vergibt, und seinen Charakter als Licht und Liebe zeigt. Es ist nicht mehr eine bloße Abhängigkeit von etwas, was außerhalb von dir liegt und dir als Gegenstand des Glaubens vor Augen gestellt wird. Es ist jetzt eine Kraft, die in dich hineinkommt. Von dieser musst du zwar auch abhängig sein, aber es ist eine Kraft, die von innen her auf das Fleisch einwirkt, weil sie das Leben Gottes in der Seele offenbart. Gott ist es, der in in den Christen wirkt sowohl das Wollen als auch das Wirken, nach seinem Wohlgefallen. Auch dieses Prinzip steht in direktem Gegensatz zum gesetzlichen Gehorsam. Geleitet vom Geist ist der Christ nicht unter dem Gesetz (Gal. 5); und doch erfüllt er, da er nicht unter dem Gesetz steht und ihm gegenüber tot ist und nach dem Geist wandelt, dessen Gerechtigkeit (Röm. 7,4; 8,4). Ich denke, wenn der Heilige diese drei verschiedenen Teile der christlichen Stellung in seinem Denken auseinanderhalten und sie mit drei verschiedenen Bereichen des christlichen Lebenswandels verknüpfen würde, würden viele Schwierigkeiten verschwinden. Es ist wahr, dass die drei Bereiche im Christen ineinander übergehen, aber sie sind in sich selbst verschieden und müssen im Geist getrennt gesehen werden. So können wir unsere richtige Stellung und unseren Wandel verstehen.

Dein liebevoller Bruder in Christo,

A. P. C.


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