CHM- Jonathan


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andere Schriften von C.H. Mackintosh

„Und es geschah, als er zu Saul ausgeredet halte, da verband sich die Seele Jonathans mit der Seele Davids; und Jonathan liebte ihn wie seine Seele . . . Und Jonathan und David schlossen einen Bund, weil er ihn liebte wie seine Seele. Und Jonathan zog das Oberkleid aus, das er anhatte, und gab es David und seinen Rock und bis auf sein Schwert und seinen Bogen und seinen Gürtel" (1. Sam. 18, 1—5).

Welch ein herrliches Bild der hingebenden Liebe — einer Liebe, die sich selbst entblößt, um ihren Gegenstand zu bekleiden! Und welch einen Unterschied sehen wir hier zwischen Saul und Jonathan! Jener hielt David um sich und in seinem Hause, um sich selbst zu verherrlichen: aber dieser entblößte sich selbst, um David zu bekleiden, und dadurch bewies er die Aufrichtigkeit seiner Liebe. Jonathan hatte mit den Tausenden Israels in atemloser Spannung den Ereignissen im Thale Elahs zugesehen. Er hatte David allein hervortreten sehen, um es mit jenem schrecklichen Feinde aufzunehmen, dessen Größe und Benehmen das Volk mit Entsetzen erfüllte. Er hatte gesehen, wie der stolze Goliath durch die Hand des Glaubens niedergeworfen wurde, und hatte Teil an dem herrlichen Sieg genommen.

Allein, es war nicht so sehr der Sieg als der Sieger, der das Herz Jonathans beschäftigte — nicht so sehr das- Werk als Der, welcher es vollbracht hatte. Jonathan begnügte sich nicht zu sagen: Nun ist, Gott sei Dank, der Riese tot, und auch wir sind befreit und können uns des Lebens erfreuen. O nein, er fühlte sich zu der Person des Siegers hingezogen und mit ihm aufs innigste verbunden. Er verlor dabei die Wichtigkeit des Sieges nicht aus dem Auge; jedoch war es der Sieger selbst, den er höher als alles andere schätzte, und daher fand er Freude daran, seine Gewänder und Waffen auszuziehen, um den Gegenstand feiner Zuneigung damit zu bekleiden.

Hieraus können wir, die wir glauben, gewiss eine Lektion ziehen. Wie geneigt find wir, uns mehr aus der Erlösung als au? dem Erlöser zu machen — uns mehr mit dem Heil als mit dem Heiland zu beschäftigen! Ohne Zweifel sollten wir uns der Errettung erfreuen; aber sollten wir dabei stehen bleiben? Sollten wir uns nicht sozusagen ausziehen, um die Person Dessen zu verherrlichen, der für uns in den Tod ging?

Indem Jonathan an David dachte, vergaß er sich selbst gänzlich. Und so sollten wir erfunden werden, die wir bekennen, dem wahren David zugetan zu sein.' Die Liebe findet Freude daran, alles abzulegen, um den Geliebten damit zu beglücken. Der Apostel konnte sagen: „Denn die Liebe Christi drängt uns''. Und wiederum: „Was mir Gewinn war, das habe ich um Christi willen für Verlust geachtet; ja wahrlich, ich achte auch alles für Verlust wegen der Vortrefflichkeit der Erkenntnis Christi Jesu, meines Herrn, um derentwillen ich alles eingebüßt habe und es für Dreck achte, auf dass ich Christus gewinne".

Möchten wir von einem solchen Geist beseelt werden! Möchten unsere Herzen in diesen Tagen des lauten Bekenntnisses, der herzlosen Religiosität sich fester an den Herrn selbst klammern! Möge der Heilige Geist in uns so wirksam sein, dass wir mit Herzensentschluss bei dem Herrn verharren.


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