CHM- Briefe Christi


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„Ihr seid ein Brief Christi", „gekannt und gelesen von allen Menschen." (2 Kor. 3.) Der Apostel sagt nicht: Ihr sollt es sein, sondern: Ihr seid es. Was ist nun unsere Verantwortlichkeit in dieser Beziehung? Es ist die, ein wahrer und unbefleckter Brief zu sein, und wir sind dies nur dann, wenn unsere Blicke stets auf Ihn gerichtet sind, so dass unser Wesen ein Wiederschein Seiner selbst ist. Wenn wir uns in dieser Gesinnung versammelten, so würden nie Störungen oder Uneinigkeiten vorkommen, so verschieden vielleicht auch das Maß unseres Fortschrittes in geistlichen Dingen wäre. „Wenn ihr etwas anders gesinnet seid", sagt der Apostel in Phil. 3, 15, „so wird euch Gott auch dies offenbaren"; wenn wir nur „wozu wir gelangt sind, in denselben Fußstapfen wandeln", d. h. wenn unsere Herzen treu und fest auf Christum gerichtet sind und an Ihm ihre Freude finden.

Dies Hangen an Christo als dem Gegenstand unserer Herzen, der alle unsere Zuneigungen und Gedanken beherrscht, ist auch das Einzige, wodurch wir fähig werden, das eigene Ich unter den Füßen zu halten. Alles Böse kommt immer daher, dass dieses Ich Platz erhält anstatt Christus. Aber ein Gefäß muss zuerst leer sein, ehe die Fülle Gottes es erfüllen kann, und es handelt sich eben darum, wirklich ein solch leeres Gefäß zu sein. Wenn wir voll von uns selbst sind, so muss der Herr bei uns sozusagen das Unterste zu Oberst kehren, auf dass wir aus Seiner Hand gefüllt werden können. Es ist aber eines, von leeren Gefäßen zu reden, und ein anderes, solche zu sein, und wir haben wenig Vorstellung davon, wie viel es braucht, bis wir leer sind. Nach einem Anfang oft voll Begeisterung werden wir, durch die Wege des Herrn mit uns, kleiner und kleiner in unseren Augen. Man kann die Wirkung der Trübsal mit derjenigen der Dreschmaschine vergleichen. Was unten herauskommt, sieht viel kleiner aus, als was oben hineinging, aber es ist das wirklich Werthvolle, die Spreu ist weggestoben. Wir sehen in Röm. 5, nachdem uns unsere Stellung vor Gott: „Gerechtfertigt durch Glauben" u. s. w. gezeigt worden, was der praktische Weg des Gläubigen ist; es geht hinunter in die Dreschmaschine, in Trübsale, Ausharren, Erfahrung, und jeder, der wahrhaft dem Herrn dient, muss diese Schule durchlaufen. Man bleibt vielleicht sechzig Jahre dort und kommt sehr klein heraus, doch besser klein, aber wirklich, als sich dünken etwas zu sein, das man nicht ist. Gott will Wirklichkeit bei uns haben, und leider ist so schrecklich viel bloßer Schein da — so viel Sprechen, Schreiben, Beten, Singen, das weit über unsere wirkliche Erfahrung hinausgeht. Sicher ist alles solches recht gefährlich. Es verhärtet Herz und Gewissen und macht uns den Listen Satans so leicht zugänglich.

So können die Gläubigen viel Beziehungen untereinander haben ohne jede wahre Gemeinschaft. Was wir suchen sollten, ist Er selbst — persönliche Gemeinschaft mit dem Herrn Jesu Christo. Findet man ein halbes Dutzend Seelen versammelt, die von Christo erfüllt sind, da ist man zu Hause, da findet man auch das Geheimnis der Wärme und Frische, welche die Versammlung zu Philadelphia kennzeichnete, und man kann auf die Wirksamkeit und Kraft des Heiligen Geistes zählen.

Was irgend aus wahrer Liebe zu Christo getan wird, gereicht Seinem Herzen zu besonderer Freude. Sobald wir aber unsere Augen von Ihm wegwenden und von dem erfüllt werden was wir tun, geht es mit uns abwärts. „In Deiner Kraft hast du festgestellt meinen Berg?' (Ps. 30, 7.) Wir betrachten manchmal unsern Berg und vergessen die Kraft, die ihn feststellte, oder wir sind mit Versammlungen beschäftigt, anstatt mit Demjenigen, der sie segnete und glücklich machte, und dann ist unser Glück und Segen bald dahin. Anstatt des starken Berges haben wir dann sicher Schwierigkeiten. O lasst uns unverwandt aufschauen zu Ihm, so wird Friede und Freude und tiefe, innige Gemeinschaft mit Ihm unser Theil sein, und wir werden deutliche, unbefleckte Briefe Seiner selbst sein können.


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