CHM- Über Lieder und Gebetsversammlungen


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andere Schriften von C.H. Mackintosh

Es wird von manchen für etwas sehr Einfaches, Leichtes gehalten, in der Versammlung ein Lied auszugeben, und daher kommt es viel vor, dass solche, welche nicht geistliche Kraft genug haben um zu beten oder ein Wort der Ermahnung zu geben, doch stets mit dem Liederbuch zur Hand sind, als ob irgendjemand ein Lied Vorschlägen könnte. Wir sollten es aber im Gegenteil als etwas recht Ernstes betrachten, ein Lied anzugeben. Ich bin überzeugt, dass es sehr großer Unterwürfigkeit unter die Leitung des Geistes erfordert, um fähig zu sein, den richtigen Moment für ein Lied, und das richtige Lied für den Moment erkennen zu können. Wir haben es schon erfahren, dass der ganze Gang einer Versammlung durch das Vorschlägen eines Liedes rau unterbrochen wurde, und nicht selten haben wir das Gefühl gehabt, dass das Liederbuch in den Versammlungen ein peinliches Hindernis sei.

Bei dieser Gelegenheit möchten wir noch hinzufügen, dass nach unsrer Ansicht auch in den Gebetsversammlungen oft viel zu viele Lieder gesungen werden, welches die Tiefe und den Ernst, der bei solchen Gelegenheiten herrschen sollte, nicht recht auskommen lässt. An einigen Orten scheint man oft in einem regelmäßigen Schlendrian von Gebet und Lied, Gebet und Lied voranzugehen, bis man fast erschöpft ist von der leiblichen Übung, welche sicherlich „zu wenigem nütze" ist. Solches ist recht beklagenswert!). Da geht man vielleicht mit vollem Herzen zur Gebetsversammlung, im Bewusstsein tiefer und dringender Bedürfnisse und mit dem Verlangen, wirklich auf den Herrn zu warten. Der Zustand der Versammlung, das Werk des Herrn, die Bedürfnisse der eigenen Seele liegen einem auf dem Herzen, und man sehnt sich darnach, in der Mitte der Brüder in Demütigung, Bekenntnis und Gebet sich vor dem Herrn zu beugen. Stattdessen aber wird das Gesangbuch ausgenommen, durchblättert und endlich ein Lied ausgegeben, welches oft der Gelegenheit ganz fremd ist. Und ist man endlich zum Beten niedergekniet, so entsteht nicht sobald eine Pause in demselben, als man sich auch wieder dem Liederbuch zuwendet und so den Zusammenhang im Gebet stört. Wir wünschen sehr, die Aufmerksamkeit unsrer Brüder auf diese Sache zu lenken, und dies in brüderlicher Liebe, und mit dem aufrichtigen Wunsch für den Segen und die Erbauung der Kinder Gottes. Oft haben wir uns nach mehr Kraft gesehnt, um im Geist und in der Stellung des Gebets verharren zu können, aus dass die Störung und das Geräusch des Ausstehens und Niederknieens mehr vermieden würde. Gewiss liegt uns nichts ferner, als irgend eine feste Regel aufstellen zu wollen. Es gibt so manche, denen es auch an körperlicher Kraft gebricht, um lange in irgend einer Stellung zu verharren, und einen Zwang auf solche, oder irgendjemand zu legen, wäre nicht Christentum sondern Mönchstum. Doch fühlten wir uns frei, diese Gedanken den Brüdern vorzulegen, in der Hoffnung, dass sie ausgenommen werden wie sie ausgesprochen sind, nämlich in herzlicher Liebe.


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