CHM- "Er ist nicht hier"


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andere Schriften von C.H. Mackintosh

(Joh. 20.)

In Joh. 20 finden wir ein schönes Beispiel von wahrer Liebe zum Herrn. „An dem ersten Wochentage aber kommt Maria Magdalena früh, als es noch finster war, zur Gruft". Sie wartete nicht, bis die Sonne aufging, sondern eilte, während noch die Schatten der Nacht über der Erde lagerten, nach dem einzigen Ort hienieden der noch Interesse für sie hatte. Diese Erde war für sie nichts als das Grab ihres Herrn. Und wie verhält es sich bei uns? Ist auch in unseren Augen die Erde weiter nichts als die Grabstätte Dessen, der uns geliebt und sich für uns hingegeben hat? Die Person des gepriesenen Herrn erfüllte das Herz der Maria; wie konnte sie sich hier, wo Er nicht mehr ist, zu Hause fühlen!

Petrus und Johannes gingen wieder heim, nachdem sie das Grab untersucht und sich überzeugt hatten, dass es wirklich leer war. Nicht so Maria. Sie hat kein Heim, wo der Herr nicht ist. „Maria aber stand bei der Gruft, draußen, und weinte." Wie rührend ist ihre Antwort auf die Frage der Engel: „Weib, was weinest du?" „Weil sie meinen Herrn weggenommen, und ich nicht weiß, wo sie ihn hingelegt haben." Sie ist unwissend hinsichtlich der Auferstehung, aber Der, welcher zwischen zwei Übeltätern gekreuzigt worden war, ist ihr Herr.

Wenn man uns fragte, was der allgemeine Charakterzug der gegenwärtigen Tage sei, was würden wir antworten müssen? Wollten wir die Wahrheit reden,

so müssten wir sagen: Gleichgültigkeit gegen die Person und Rechte des Herrn. Die Tatsache, dass Christus „von Menschen zwar verworfen" ist, wird von den Christen außer Acht gelassen. Was liegt der großen Untreue gegen die Rechte des Herrn zugrunde? Der Mangel an wahrer Liebe zu Ihm. Wie wenige Herzen gibt es in Wahrheit, die für Ihn schlagen! Die Erkenntnis tut's nicht. Maria hatte gar wenig davon, ihr Herz aber schlug für den Herrn, und sie bekam wahres Licht, die rechte Erkenntnis (Vers 17 und 18). Der Prüfstein für den Zustand unserer Herzen ist zu jeder Zeit: „Was dünkt euch über den Christus?"

„Sie, meinend, es sei der Gärtner, spricht zu ihm, Herr, wenn du ihn weggetragen, so sage mir, wo du ihn hingelegt hast, und ich werde ihn wegholen." Beachten wir, dass Maria nicht sagt, wen sie sucht, sondern sie spricht einfach von Ihm, d. h. ihre Gedanken sind so von Ihm erfüllt, dass sie voraussetzt, alle anderen müssten wissen, um wen es sich handle. Es kommt ihr gar nicht in den Sinn, dass Jesus weniger Wichtigkeit für andere haben könne, als für sie selbst. Wahrlich wir können vieles von ihr lernen!

Beachten wir auch, wie sie ihre Kraft nach ihrer Liebe zum Herrn beurteilt, „ich werde ihn wegholen", sagt sie. Hätte sie einen Augenblick überlegt, so würde sie als ein schwaches Weib gezögert haben, eine solche Aufgabe zu übernehmen. Aber die Liebe zum Herrn sieht nicht auf die Umstände; sie bereiten ihr keine Schwierigkeiten; ihre Kraft liegt in ihr selbst.

„Und er nennt seine eigenen Schafe mit Namen und führt sie heraus." (Joh. 10, 3.) Der Augenblick war gekommen, wo sich dies an Maria bewahrheiten sollte. Der Herr gibt sich ihr als den Hirten der Schafe zu erkennen, ruft sie mit Namen und, das eine Wort „Maria" von Seinen Lippen genügt; „die Schafe folgen ihm, weil sie seine Stimme kennen.....................

Ich bin der gute Hirte; und ich kenne die Meinen und bin gekannt von den Meinen". Er war vor ihnen her durch den Tod gegangen, und jetzt dürfen sie Ihm folgen, der aufgefahren ist zu Seinem Vater und ihrem Vater, zu Seinem Gott und ihrem Gott. (Vers 17.) Welch ein wunderbarer Schauplatz erschließt sich unserm Blick in diesem Kapitel! Es ist ein Schauplatz der Auferstehung. Und wie wichtig und bedeutungsvoll ist alles, was sich hier unserm Auge bietet! Die Geschichte des ersten Gartens, des Gartens Eden, die Geschichte des ersten Menschen hat ihren Abschluss im Kreuze Christi gefunden, und hier in diesem zweiten Garten finden wir den Auferstandenen, der Seine eignen Schafe mit Namen ruft und sie zur Segnung führt. Er offenbart der Maria die neuen und ewigen Verbindungen, in welche alle diejenigen, die von Seinen Schafen sind, versetzt werden; „Gehe aber hin zu meinen Brüdern und sprich zu ihnen: Ich fahre auf zu meinem Vater und eurem Vater, zu meinem Gott und eurem Gott."

Möge der Herr in den Herzen der Seinen in diesen an „Streitigkeiten, Neid, Zorn und Zänkereien" so fruchtbaren Zeiten wahres Selbstgericht erwecken, damit sich eine völligere Hingabe und ein aufrichtiger Eifer für Seine Ehre und Seine Interessen offenbare!


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