CHM- Der Mensch ohne Gott


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Ohne Gott ist der Mensch einfach verloren. Das ist die traurige Folge seiner Sünde und seines Abfalls von Gott. Was könnte doch ernster sein für das Geschöpf, als die Erkenntnis Gottes, seines Schöpfers preisgegeben zu haben und also verloren zu sein! Aber so ist es mit dem Menschen in seinem gesetzlosen Zustande. Er ist ohne Gott und ohne die Erkenntnis Gottes in dieser Welt. „Alle seine Gedanken sind: Es ist kein Gott." (Pf. 10, 4.) Und wenn Gottes gerechte Forderungen und Ansprüche ihm vorgestellt werden, wendet er sich unwillig ab und sagt in seinem Herzen: „Weiche von uns! und nach der Erkenntnis Deiner Wege verlangen wir nicht." (Hiob 21, 14.)

Der Mensch ist nicht so erschaffen worden. O nein; ein solcher Zustand ist nicht Gottes Werk, nicht das Ergebnis Seines Schaffens als Schöpfer. Gott hat den Menschen „aufrichtig" geschaffen (Pred. 7, 29); „Er schuf den Menschen in Seinem Bilde, im Bilde Gottes schuf Er ihn." (1. Mose 1, 27.) Alles war vollkommen, und als der Schöpfer es ansah, siehe, da war es „sehr gut".

Woher kommt denn die Veränderung, die Gesetzlosigkeit, das Verderben, der Fluch und die Entfernung und Entfremdung des Menschen von Gott? Ach! der Mensch, das abhängige, verantwortliche Geschöpf, das Haupt dieser Schöpfung, hat sich von Gott abgewandt, ist dem Betrüger gefolgt, hat der Lüge Satans geglaubt und das Bewusstsein der Autorität und Güte Seines Schöpfers verloren. Die Sünde in all ihrer verderbenbringenden und trennenden Kraft hat sich Eingang verschafft, den Frieden und Segen Edens gebrochen, den Menschen von Gott getrennt und ihn zu einem unsteten, gesetzlosen Wesen gemacht.

Doch nicht genug damit; der Mensch ist auch ein Feind Dessen geworden, dem er alle Wohltaten verdankt. Gott lässt Seine Sonne ausgehen über Böse und Gute und lässt regnen über Gerechte und Ungerechte, und der Mensch ohne Gott nimmt die Segnungen in Empfang und verachtet Den, der sie gibt. Indem er sich dem Feinde unterworfen hat, hat er auch die Gesinnung des Feindes in sich ausgenommen und ist ein Feind Gottes geworden. Die Gesinnung des Fleisches ist von jeher „Feindschaft gegen Gott, denn sie ist dem Gesetz Gottes nicht untertan, denn sie vermag es auch nicht. Die aber, welche im Fleische sind, können Gott nicht gefallen". (Röm. 8, 7. 8.)

Nicht dass der Mensch infolge seines Abfalls seine Verantwortlichkeit verloren hat, aber sollte er Gott kennen lernen und in Seine Gegenwart zurückgeführt werden, so musste Gott sich selbst offenbaren und die Sünde des Menschen hinweggetan werden. Man redet oft von Ursache und Wirkung. In dem vorliegenden Falle ist die Sünde die Ursache, und die Tatsache, dass der Mensch ohne Gott und ein mit Schuld beladenes Wesen ist, die Wirkung. Die Sünde, die Ursache, musste hinweggetan werden, und zwar durch Ihn, der die vollkommene Offenbarung Gottes für den Menschen ist.

Der Mensch kennt Gott nicht; Christus, der Eingeborene vom Vater, das fleischgewordene Wort hat Ihn kundgemacht. Gott ist dem Menschen nahegekommen und hat sich ihm in der Person Seines geliebten Sohnes geoffenbart. „Niemand hat Gott je gesehen; der eingeborene Sohn, der in des Vaters Schoß ist, der hat Ihn kundgemacht." (Joh. 1, 18.) Welch eine unendliche Segnung, dass es Gott in Seiner wunderbaren Gnade gefallen hat, sich so dem Menschen zu offenbaren, als er ohne Gott und ohne Hoffnung in der Welt war! Nicht nur durch sein Suchen findet der Mensch Gott, sondern dadurch, dass Gott sich ihm offenbart.

Wie sollten wir Gott dafür danken, dass Er sich selbst uns so bekannt gemacht hat! Trotz des unreinen und rebellischen Zustandes des Menschen-tritt Gott hervor und offenbart sich ihm, und zwar in dem Charakter der Gnade in dem Herrn Jesu. In dieser Weise beugt Er das Herz des Menschen und gewinnt es zugleich. Das Vertrauen des Menschen auf Gott ist durch sein Glauben an die Lüge Satans verloren gegangen; es wird wiederhergestellt, indem er den also geoffenbarten Gott in Jesu anschaut und in Ihm nicht, wie der Feind ihn glauben machen möchte, einen Feind, sondern einen Freund, ja, den Heiland-Gott findet.

Wie kostbar sind daher die Worte Christi: „Alles ist Mir übergeben von Meinem Vater; und niemand erkennt den Sohn, als nur der Vater, noch erkennt jemand den Vater, als nur der Sohn, und wem irgend der Sohn Ihn offenbaren will. Kommet her zu Mir!" (Matth. 11, 27. 28.) Wir begegnen in Matth. 11 zwei bestimmt unterschiedenen Klassen von Personen, den „Weisen und Verständigen", d. i. den Klugen, mit sich selbst Zufriedenen, und den „Unmündigen", d. i. denen, die da wissen und bekennen, dass sie unwissend, hilflos und auf Gott geworfen sind. Jene wunderbare Offenbarung Gottes in Christus nun ist vor solch Weisen und Verständigen verborgen, aber — Gott sei gepriesen! — den „Unmündigen" geoffenbart. Der in sich selbst Weise vermag die Offenbarung Gottes in Christus nicht zu schätzen, während sie den „Unmündigen" geradezu unentbehrlich ist.

Ja, die wahre Erkenntnis Gottes allein gibt diese Ruhe, von der unser Herr redete, und deshalb sagte Er: „Kommet her zu Mir!" Ja, fürwahr, zu einem so überaus gnädigen Gott und Vater zurückzukehren, das gibt Ruhe. Die beständige Unruhe des menschlichen Herzens ist die Folge seiner Entfernung und Entfremdung von Gott, wogegen die Erkenntnis Gottes als des Heiland- Gottes ihm Ruhe bringt und ihn gänzlich befreit von dem, was die Trennung bewirkt hat, von Sünde und Schuld.

Allein die Sünde musste hinweggetan werden; und wie wunderbar! Derselbe Heiland, der Gott kundgemacht und geoffenbart hat, weil Er Gott war, obwohl zugleich wahrhaftiger Mensch, hat die Sünde hinweggetan durch das Opfer Seiner selbst, Hai sich zum Lösegeld für alle gegeben; und Er hat deshalb ein Recht zu sagen: „Kommet her zu Mir, und Ich werde euch Ruhe geben".

Wie deutlich und klar spricht die Schrift über diesen Punkt! Möchten unsere Seelen stets mit tiefer Ehrfurcht auf Erklärungen lauschen wie die folgenden: „Nachdem Gott vielfältig und auf mancherlei Weise ehemals zu den Vätern geredet hat in den Propheten, hat Er am Ende dieser Tage zu uns geredet im Sohne, den Er gesetzt hat zum Erben aller Dinge, durch den Er auch die Welten gemacht hat; welcher der Abglanz Seiner Herrlichkeit und der Abdruck Seines Wesens seiend und alle Dinge durch das Wort Seiner Macht tragend, nachdem Er durch sich selbst die Reinigung der Sünden gemacht, sich gesetzt hat zur Rechten der Majestät in der Höhe." (Hebr. 1, 1-3.)

Er, der „der Abglanz der Herrlichkeit Gottes und der Abdruck Seines Wesens" war, ist also derselbe, welcher durch sich selbst „die Reinigung der Sünden gemacht", und nachdem Er das getan, „sich gesetzt hat zur Rechten der Majestät in der Höhe".

Welch eine sichere Grundlage des Heils! Möchten wir alle, Schreiber und Leser dieser Zeilen, mehr die Freude und das Glück genießen, Ihn in Wirklichkeit zu kennen und zu schätzen als Den, der uns Gott geoffenbart und die Reinigung unserer Sünden gemacht hat!


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