CHM- Vorrecht und Verantwortlichkeit


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andere Schriften von C.H. Mackintosh

In den ersten Kapiteln der Apostelgeschichte finden wir die gesegneten Resultate der Gegenwart Gottes in der Mitte Seines erlösten Volkes dargestellt. Am Tage der Pfingsten kam der Heilige Geist hernieder, um die Versammlung zu bilden und die Gläubigen zu einer Behausung Gottes im Geiste zu machen. Diese große und herrliche Tatsache war gegründet auf die Erfüllung des Werkes der Erlösung und auf die Verherrlichung Christi zur Rechten des Vaters. Die gesegnete Wirkung der Gegenwart des Heiligen Geistes bestand darin, die Herzen der Gläubigen in heiliger und lieblicher Gemeinschaft miteinander zu verbinden und sie dahin zu leiten, ihre persönlichen Interessen dem gemeinsamen Wohl unterzuordnen. „Alle aber, welche glaubten, waren zusammen und hatten alles gemein; und sie verkauften die Güter und die Habe und verteilten sie an alle, je nachdem einer irgend Bedürfnis hatte" (Apostelg. 2, 44, 45). Welch gesegnete Früchte der Gegenwart Gottes in Seiner Versammlung auf Erden! Wenn wir nur auch heute mehr davon sähen! Es ist wahr, die Zeiten haben sich geändert, aber Gott ist derselbe geblieben, und ebenso ist die Wirkung Seiner Gegenwart die gleiche, wenn sie in Wahrheit verstanden und verwirklicht wird. Wir befinden uns allerdings nicht mehr in einer Zeit, wie sie in Apostelg. 2 beschrieben wird. Die Zeit der Pfingsten ist vorüber, und die bekennende Versammlung ist in hoffnungslosen Verfall geraten. Alles das ist leider nur zu wahr; aber Christus, das Haupt, bleibt in all Seiner lebendigen Kraft und unveränderlichen Gnade derselbe. „Der feste Grund Gottes steht" ebenso fest und unerschütterlich heute, wie in den Tagen der Pfingsten. Hier gibt es, Gott sei Dank! keinen Wechsel, und deshalb können wir mit allem Vertrauen sagen, dass sich da, wo die Gegenwart des Herrn verwirklicht wird, auch dieselben lieblichen Früchte zeigen werden, wie ehemals; und wäre es nur durch „zwei oder drei", die sich im Namen des Herrn versammeln. Nicht dass in derselben Weise, wie damals, die Güter von den Einzelnen wieder zusammengebracht werden, um alles gemein zu haben; aber dieselbe Gnade, welche einst diese besondere Form annahm, wird die Herzen aufs innigste miteinander verbinden und in ihnen die Bereitwilligkeit wirken, irdische und persönliche Interessen dem gemeinsamen Wohl unterzuordnen.

Lasst uns nicht vergessen, dass — obwohl wir uns nicht in den erfrischenden Tagen der Pfingsten, sondern in den „schweren Zeiten" der „letzten Tage" befinden — der Herr dennoch mit denen ist, „die Ihn anrufen aus reinem Herzen"; und Seine Gegenwart ist alles, was wir bedürfen. Lasst uns mehr auf Ihn vertrauen, uns auf Ihn stützen und zusehen, dass wir stets in einem Zustand find, in welchem wir auf Seine Gegenwart rechnen können, während wir eine Stellung gänzlicher Absonderung behaupten von alledem, was in Seinen Augen Ungerechtigkeit ist, von den „Gefäßen zur Unehre" in dem „großen Hause", sowie von allen, welche eine Form der Gottseligkeit haben, ihre Kraft aber verleugnen!

Das sind die unumgänglich notwendigen Bedingungen, unter welchen die göttliche Gegenwart von Gläubigen verwirklicht werden kann. Wir mögen zusammenkommen und uns zu einer Versammlung vereinigen, wir mögen bekennen, auf göttlichem Boden zu stehen und uns die Versammlung Gottes nennen, wir mögen alle jene Schriftstellen auf uns selbst beziehen, die sich doch nur auf diejenigen anwenden lassen, welche wirklich durch den Heiligen Geist zu dem Namen Jesu versammelt sind, wenn aber die wesentlichen Bedingungen fehlen, wenn wir nicht „den Herrn anrufen aus reinem Herzen," wenn wir mit „Ungerechtigkeit" und mit „Gefäßen zur Unehre" verbunden sind, wenn wir Hand in Hand mit bloßen Bekennern des Christentums gehen, die in ihrem Wandel die Kraft der Gottseligkeit verleugnen, so dürfen wir nicht erwarten, die Gegenwart des Herrn zu verwirklichen. Um göttliche Resultate zu erzielen, müssen göttliche Bedingungen vorhanden u. erfüllt sein.

Wir reden jetzt nicht von der Errettung der Seele, so köstlich und wichtig diese ist. Unser Gegenstand ist die unzertrennliche Verbindung von Vorrecht und Verantwortlichkeit bei allen denen, die bekennen, zum Namen des Herrn versammelt zu sein, und wir möchten mit allem Ernst dem Leser ans Herz legen, dass trotz des hoffnungslosen Verfalls der bekennenden Kirche, es dennoch das glückliche Vorrecht von „zweien oder dreien" ist, in Seinem Namen versammelt zu sein, getrennt von Ungerechtigkeit und von den Irrtümern um uns her, in Anerkennung unserer gemeinsamen Sünde, im Gefühl unsrer Schwachheit und im Aufblick zu Ihm, dass Er bei uns sein und uns segnen möge nach der unveränderlichen Liebe Seines Herzens. Sicher werden wir fühlen, dass wir uns nicht in den Tagen von Apostelgeschichte 2 befinden, sondern in der Zeit leben, von welcher der Apostel Paulus im 2. Timotheusbrief, Kapitel 2, redet. Doch Christus genügt ebenso völlig für diese Tage wie für jene. Die Schwierigkeiten sind wohl groß, aber Seine Hilfsquellen sind unerschöpflich. Es wäre Torheit, wollte man die Schwierigkeiten leugnen, aber es wäre ebenso sehr Unglaube, die Allgenügsamkeit Christi für alle Lagen und Umstände in Frage zu ziehen. Er hat verheißen, bis ans Ende bei den Seinigen zu sein, aber Er kann leere Anmaßung und Unaufrichtigkeit bei den Seinigen nicht dulden. Er erwartet Wirklichkeit und „Wahrheit im Innern".

O, möchten wir es nie vergessen, dass unser Gott allein an Aufrichtigkeit des Herzens und an der Redlichkeit unseres Vorsatzes Wohlgefallen hat! Er wird -ein Herz, das auf Ihn traut, niemals zu Schanden werden lassen; aber wir müssen Ihm auch völlig vertrauen. Es genügt nicht, von einem Vertrauen auf Ihn zu reden, wahrend wir uns auf unsre eigenen Unordnungen und Vorkehrungen verlassen. Unser Teil ist es in demütiger, niedriger Gesinnung einherzugehen. Wir sollten zufrieden sein mit einem sehr niedrigen und verborgenen Platz. Es würde uns übel anstehen, wenn wir einen hervorragenden Platz oder eine bevorzugte Stellung in dieser Welt suchen wollten. Wir können nie zu klein sein in unseren eignen Augen.

Doch zu gleicher Zeit können wir, wenn wir uns an unserm richtigen Platz befinden und im rechten Geiste stehen, völlig auf die Gegenwart Jesu rechnen, und wir dürfen versichert sein: da wo Er ist, wo Seine gesegnete Gegenwart verwirklicht wird, da können wir die vorhin erwähnten Resultate erwarten; sie wird sowohl unsere Herzen in wahrer brüderlicher Liebe mit einander verbinden und veranlassen, dass wir die Gesinnung der Gnade und Freundlichkeit gegen alle Menschen offenbaren, als auch uns anleiten, alles das aus unsrer Mitte hinauszutun, was Seinen Namen verunehren oder die Versammlung verunreinigen könnte.


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