CHM- "Wehe Dir!"


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andere Schriften von C.H. Mackintosh

„Dann fing er an die Städte zu schelten, in welchen seine meisten Wunderwerke geschehen waren, weil sie nicht Buße getan hatten. Wehe dir, Chorazin! Wehe dir, Bethsaida! denn wenn zu Tyrus und Sidon die Wunderwerke geschehen wären, die unter euch geschehen sind, längst hätten sie in Sack und Asche Buße getan. Doch ich sage euch: Tyrus und Sidon wird es erträglicher ergehen am Tage des Gerichts als euch. Und du, Kapernaum, die du bis zum Himmel erhöht worden bist, bis zum Hades wirst du hinabgestoßen werden. Denn wenn in Sodom die Wunderwerke geschehen wären, die in dir geschehen sind, sie wäre geblieben bis auf den heutigen Tag. Doch ich sage euch: dem Sodomer Lande wird es erträglicher ergehen am Tage des Gerichts als dir." (Matth. 11, 20-24.)

Kommt es dir nicht vor, lieber Leser, als ob das Wehe dieses Kapitels sich weit über Chorazin, Bethsaida und Kapernaum hinaus erstrecke? Sollte es nicht mit weit größerem Nachdruck und mit einer die Seele erschütternden Kraft das Ohr der Christenheit berühren? Wir zweifeln nicht einen Augenblick daran. Wir wollen jetzt nicht auf die Umstände eingehen, welche sich vereinigen, die Schuld der bekennenden Kirche zu vermehren- — auf die vergrößerte Schriftkenntnis und die Ausbreitung göttlichen Lichtes, und auf die unzähligen Formen, in denen die geistlichen Vorrechte auf dem Pfade dieser Generation zerstreut umherliegen. Was ist nun die Wirkung? Welches ist der wahre praktische Zustand derer, welche die höchste Stufe christlichen Bekenntnisses einnehmen? Ach! wir wagen es kaum zu beantworten. Wir richten unseren Blick nach der einen Seite und sehen, wie der Aberglaube die Gemüter der Menschen einhüllt; wir wenden unser Auge nach der anderen Seite und sehen, wie der Unglaube seine freche und verwegene Stirn erhebt und seine gottlose Hand auf das heilige Wort Gottes zu legen sich erkühnt. Außerdem sehen wir, wie das begierige Herz mit Eifer nach allem trachtet, was ihm möglicherweise zur Ruhe und Befriedigung des Selbsts dienen könnte. Man darf kühn behaupten, dass während der ganzen Geschichte der Welt kein so finsteres Schauspiel dargestellt worden ist, als dasjenige, welches die bekennende Kirche in dieser Stunde zur Schau trägt. Man nehme Chorazin und ihre Schwesterstädte, inan nehme Sodom und Gomorra und die Städte der Ebene, man lege sie zusammen mit ihrer ganzen Schuld in eine Waagschale, und dennoch wird das Christentum schwerer wiegen, als sie alle. Denn wenn man in jenen Städten Gottlosigkeit und Unglauben findet, so findet man sie doch nicht, wie im Christentum, an dem Namen Christi geheftet oder mit den trüglichen Gewändern des christlichen Bekenntnisses umhüllt. Nein, das letztere war dein Christentum vorbehalten; und daher möge das schreckliche „Wehe dir" von allen gehört werden, welche Ohren haben zu hören — ein Wehe, dessen Ernst nur nach dem ungeheuren Umfang der Vorrechte und folglich der Verantwortlichkeit des Christentums gemessen werden kann. . . .

Wenn unser Zeugnis verworfen wird, wenn unsere Arbeit hier oder dort vergeblich gewesen ist, so haben wir vielleicht nötig, nach der Ursache zu fragen, oder sogar uns selbst zu verurteilen. Vielleicht find wir nicht treu gewesen. Den Mangel an Früchten haben wir vor allem uns selbst zuzuschreiben. Es würde anders sein, wenn wir aufrichtig und ergebener gewesen wären. Wir würden goldene Früchte eingeerntet haben, wenn sie uns nicht wegen unsrer Fleischlichkeit und Weltlichkeit hätten versagt werden müssen. Wir zeigten Befriedigung des Selbsts, wo wir Selbstverleugnung hätten zeigen sollen. Unsere Beweggründe waren nicht rein. Kurz, es könnten tausend Ursachen in uns selbst und in unseren Handlungen sein, die unsere Arbeit fruchtlos machten.


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