GVW- Ein Brief über den Platz des Christen hienieden


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andere Schriften von G.V. Wigram

Geliebte Brüder!

Ich möchte, dass Ihr Euch durch Glauben mit mir in die Gesellschaft der dreitausend Seelen, der ersten Gläubigen am Pfingsttag versetzet, von denen wir in Apgsch. 2, 41—47 lesen; und wiederum unter die fünftausend Seelen, von denen Apgsch.4,32—37 erzählt. Prüfen wir uns, inwieweit wir praktich das sind, was sie waren, so voll des Heiligen Geistes, indem ein jedes Herz so sehr dem Herrn Jesus Christus in den Himmel gefolgt ist, erfüllt mit dem Bewusstsein, dass Er, unser Teil und unsere Segnung, dort auf dem Throne sitzt, dass wir befähigt sind, die Selbstsucht fahren zu lassen, und hier unten für Christum und die Deinigen allein zu leben. Sollten wir nicht beschämt sein und uns demütigen vor unserm Gott, wenn wir ihnen nicht gleich sind in unserm praktischen Wandel, da wir doch den gleichen Gegenstand des Glaubens und den gleichen Heiligen Geist haben wie sie? Geziemt uns nicht Selbstgericht und Bekenntnisse, wenn wir in irgend welchem Maße selbstsüchtig oder irdisch gesinnt sind, oder uns unter dem Einflüsse des Gottes dieser Welt befinden?

Und kommt im Geiste mit mir zu der treuen Versammlung in Ephesus, zurzeit als Paulus seinen Brief an sie schrieb. Können wir Uns versenken in die herrliche Wahrheit des einen Leibes und einen Geistes, wie sie in dem „Geheimnis" geoffenbart ist, versenken in die Wahrheit, dass Gott uns „mit Christo lebendig gemacht" und „uns mitauferweckt" hat „und mitsitzen lassen in den himmlischen Örtern in Christo Jesu" (wie Paulus und sie es durch den Glauben sahen), ohne sagen zu müssen: O wie weit, wie sehr weit bleibt unser Wandel, unser Leben hinter dem Zustand zurück, den Paulus (ein Mensch wie wir) uns in Phil. 1, 19—21 und in Kap. 3, 8—16 als den (einigen, selbst in den schwierigsten Umständen, bezeichnet? Ach, wie wenige sind es heutzutage, die „das Haupt festhalten". Die Frische und Schönheit des Lebens Pauli bringt mir immer „das Haupt" vor die Seele. Die armen Epheser verließen nachher ihre „erste Liebe" (Offenb. 2, 4), so treu sie sonst waren in der Erfüllung ihrer Pflichten als Leuchter.

Lasst mich noch fragen: Ist unser Leben hier unten nach Leib, Seele und Geist ein solches, dass, wenn 1 Thess. 4, 13—17 sich heute erfüllte, keines von uns es bedauern würde, dass dieses Ereignis uns so findet wie wir sind? Würde ein jedes von uns sagen: „O der Gnade, die mich nicht allein errettet, sondern auch persönlich dafür bereitet hat, und mich nun befähigt zu sagen: Ich warte auf dich, mein Herr, und bin bereit?" Es sollte sich nichts bei uns vorfinden, ausgenommen unser sterblicher Leib, was nicht in dieses Licht passt. Glückselig derjenige, bei welchem dies wahr ist!

Und ferner: Stellen wir uns mit einander in die Gegenwart des Christus, welcher jetzt im Himmel auf dem Throne sitzt, der uns liebte mit einer ewigen Liebe, als die wir Ihm gegeben waren vor Grundlegung der Welt; lasst uns bedenken, welche Ansprüche jener verherrlichte Mensch auf uns hat, der auf Golgatha für uns starb (der Einzige, der je Sein Leben für uns niederlegte, und Er ist der Mann, der Jehova's Genosse ist), der jetzt so geduldig über uns wacht, und wieder kommen wird um uns zu Sich zu nehmen, auf dass wir seien wo Er ist — können wir dann in dem hellstrahlenden Lichte, das uns umgibt, sagen: „Herr, Du weißt, dass ich mich der Sünde und der eigenwilligen Unabhängigkeit von Gott für tot halte, Ihm aber lebend in Dir, meinem Herrn, als der ich mit Dir gekreuzigt, mit Dir gestorben und mit Dir begraben bin; die Sünde herrscht nicht mehr über mich; ich lebe Gott und Gott allein; alle meine Glieder sind Ihm und Seinem Dienst geweiht?" (Röm. 6). Und doch geht die Kraft der neuen Natur noch viel weiter als dies, und ich soll leben als ein Geist mit dem verherrlichten Haupt im Himmel, und als ein Glied Seines Leibes (Eph. 2). — Hier unten habe ich nichts zu tun, als dem lebendigen und wahren Gott zu dienen.

Ich habe mir erlaubt, meine Brüder, so an Euch zu schreiben, als der ich, selbst an dieser Segnung Teilnahme; und Euch, die Ihr durch die Gnade Mitteilhaber dieser Dinge seid, wird es nicht verdrießen etwas zu lesen, das Euch vielleicht hilft, den demütigen, selbstlosen Pfad der Abhängigkeit und des Gehorsams besser zu verstehen, welcher hier unten denen geziemt, die in Christo Jesu sind, Empfänger der überschwänglichen Reichtümer der Gnade Gottes durch den Geist. Was waren wir

vor uns in der Zukunft! Aber das Fleisch ist noch in uns, und die Welt um uns her, und Satan (Gottes Feind und der unsrige) lauert stündlich auf uns! Habe ich, habt Ihr sie überwunden, und vertreten wir praktischerweise Christum hier unten, wie Er uns dort oben vertritt, der unser Anker und Vorläufer ist innerhalb des Vorhangs im Heiligtum? Wenn dies nicht der Fall ist, welch tiefe Buße und Demütigung geziemt uns!


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