GVW- Gott gegenwärtig unter Seinem Volk


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andere Schriften von G.V. Wigram

Wir lesen im ersten Kapitel der Apostelgeschichte, dass der Herr Jesus, nachdem Er aus den Toten auferstanden war, den Aposteln die Er sich auserwählt, durch den heiligen Geist den Befehl gab „dass sie sich nicht von Jerusalem entfernen, sondern die Verheißung des Vaters erwarten sollten — die ihr von mir gehört habt"; denn „ihr werdet Kraft empfangen, indem der Heilige Geist auf euch kommt; und ihr werdet meine Zeugen sein in Jerusalem und in ganz Judäa und Samaria und bis an das Ende der Erde. Und als er dies gesagt, ward er emporgehoben, indem sie es sahen, und eine Wolke nahm ihn auf von ihren Augen hinweg" (Apostelgesch. 1, 2—10).

Wie Petrus bei der Erfüllung dieses Wortes am Pfingsttag zeigte (Kap. 2, 33), geschah das Herniederkommen des Geistes in Folge der Erhöhung Christi zur Rechten Gottes. Sein Wohnen unter denjenigen, welche der Herr Jesus gesammelt hatte, war etwas ganz Neues, nie vorher Gekanntes oder Erfahrenes. Sie wurden dadurch zu einer Behausung Gottes gemacht (Eph. 2, 22), und zugleich mit Kraft ausgerüstet, für den Herrn Jesus zu zeugen „bis an das Ende der Erde".

Beachten wir es wohl, es war der Heilige Geist Selbst, eine der Personen der Gottheit, welche, gesandt vom Vater und vom Sohn im Himmel (Joh. 14, 16), auf die Erde herniederkam um hier zu wohnen. Er nahm Seine Wohnung nicht in einem Zelt von Fellen und verzierten Decken, oder in einem Tempel von Steinen, mit Händen gemacht, sondern in und unter lebenden Menschen auf der Erde, unter denen, welche vom Herrn geliebt waren und die Ihn liebten; Er kam, um ihr Sachwalter, ihr Tröster auf Erden zu sein, nachdem der Herr Jesus ihr Sachwalter, ihr Fürsprecher beim Vater geworden war (1 Joh. 2, 1).

Diese Versammlung wird in den nachherigen Theilen der Schrift auf verschiedene Weise betrachtet. Erstens, als die Behausung Gottes; zweitens, als die Familie Gottes des Vaters, welche von Ihm dem Sohne übergeben wurde, damit Er sie zur Herrlichkeit bringe; und drittens, als der geistliche Leib Christi, verbunden mit Ihm durch den Einen Geist — Seine Braut. Von jedem dieser Gesichtspunkte aus aber hat der Heilige Geist Seinen vollen und besonderen Platz unter ihnen. Wohl ist es wahr, dass die Menschen wiederum, wie stets vorher, gefehlt haben in der Verantwortlichkeit, welche ihnen auferlegt wurde durch die neutestamentliche Offenbarung und die neue Stellung der gehorsamen Abhängigkeit von diesem Geiste, in welche sie gesetzt waren. Sie haben den Heiligen Geist vergessen, sowie die Wahrheit, als deren Zeuge Er vom Himmel kam. Er aber hat nicht gefehlt, so wenig als Gott fehlen kann, so wenig als der Vater irgendwie gefehlt hat in der Ausführung Seiner Ratschlüsse und Pläne betreffs des Sohnes Seiner Liebe. Für den Glauben gibt es daher immer noch eine Behausung Gottes auf der Erde, während die Hoffnung ihre Blicke vorwärts auf das neue Jerusalem richtet. Es gibt immer noch solche, welche wissen, dass sie „Söhne Gottes" sind „durch den Glauben an Jesum Christum" (Gal. 3, 26), solche, in deren Herzen Gott den Geist Seines Sohnes gesandt hat, welcher ruft: „Abba, Vater!" (Kap. 4, 6). Das Herz des Vaters ist ihre Freude und Segnung, das Haus des Vaters ihre Hoffnung (Joh. 14, 2. 3), dort wo der Vater selbst und der Sohn zusammen ihre Freude im Geiste ausmachen werden. So gibt es auch noch solche, welche „das Haupt festhalten" und wissen dass sie insonderheit Glieder sind, und unter der Pflege und Sorge dessen stehen, der Seinen Leib, Seine Versammlung, nährt und pflegt (Eph. 5, 28—30; vergl.. auch Kap. 1, 22—2, 10), und sie Sich selbst verherrlicht als Braut darstellen wird, ohne Flecken oder Runzel oder etwas dergleichen.

Es heißt in Apostelgesch. 1, V. 2, dass der Herr Selbst „durch den Geist" Befehl gegeben hatte. Ebenso sollten wir jetzt auch etwas davon wissen (in der zukünftigen Herrlichkeit werden wir es völlig verstehen), was es ist, vom Geiste ganz durchdrungen zu sein. Vom Vater verheißen, wie der Sohn selbst den Seinigen gesagt hatte, ist Er als allumfassende Taufe gekommen

(V. 5), um für alle Zeiten ihre Kraft zu sein im Zeugen für Jesu; und Er hat das Volk Gottes nie verlassen, sondern bleibt für immer bei ihnen (Joh. 14—16; Offenb. 22, 17).

Gott hatte schon zweimal vorher, in der Stiftshütte und im Tempel, Seim Wohnung auf Erden genommen, und jedesmal war dies von den offenbarsten Zeichen begleitet gewesen. Und als der Heilige Geist diese neue Art Wohnung einnahm (mit Beiseitesetzung der alten mit ihrem zerrissenen Vorhang), geschah dies ebenfalls unter außerordentlichen Zeichen (Kap. 2). „Und plötzlich geschah aus dem Himmel ein Brausen, wie eines rauschenden, gewaltigen Windes, und erfüllte das ganze Haus wo sie saßen. Und es erschienen ihnen zerteilte Zungen wie von Feuer, und sie setzten sich auf einen jeden von ihnen. Und sie wurden alle mit dem Heiligen Geiste erfüllt und fingen an in andern Sprachen zu reden, wie der Geist ihnen gab auszusprechen." Die Menge, welche in Folge dessen zusammenkam, wurde bestürzt, weil ein jeder in seiner eigenen Mundart sie reden hörte (V. 5—11). Es werden uns fünfzehn verschiedene Länder genannt, woher sie kamen. Hier wo die wunderbaren Thaten Gottes in Christo verkündigt werden sollten, erfüllte sich das Gegenteil der Verwirrung der Sprachen beim Turmbau zu Babel, welche durch die Gottlosigkeit der Menschen herbeigeführt worden war.

Dies alles war eine Erfüllung der Verheißung von der Ausgießung des Geistes auf „alles Fleisch" (V. 17,

18), welche, gleich dem Worte: „Wer irgend den Namen des Herrn anrufen wird, wird errettet werden", weit über die Grenzen Israels hinausging, und es in seinem damaligen Zustand bei Seite setzte. Das Zeugniß von Petrus, welches er in einer kurzen Predigt (V. 14 —40) in der Kraft des Heiligen Geistes ablegte, brachte 3000 Seelen hinzu. In V. 42—45 haben wir die Beschreibung dieser erretteten Menge, deren Kennzeichen ebenso ungewöhnlich wie schön waren vor Gott und den Menschen.

Und der Heilige Geist, welcher herniedergekommen war, nahm die Zügel der Regierung und Verwaltung in Seine Hände, die Anordnung, Bestimmung und Ausführung alles dessen, was Er getan zu haben wünschte. Der Wille war, und ist noch jetzt, bei Gott, nicht bei dem Menschen, und willig gingen diejenigen, welche den Sachwalter kannten, unter Seiner Leitung einher, während Er bewirkte was Er wollte. In Kap. 4 finden wir, wie Petrus, von dem Heiligen Geiste erfüllt, ein kühnes und weises Zeugnis ablegt (V. 8—12 und 19, 20). Zu den Ihrigen zurückgekehrt, erheben sie einmütig die Stimme zu Gott, die Stätte wo sie versammelt waren, bewegt sich, und Alle, voll Heiligen Geistes, redeten das Wort Gottes mit Freimütigkeit (V. 23—31). Gleich darauf haben wir eine andere schöne Schilderung der Versammlung. Wer sich die Mühe nehmen will, beim Durchlesen der Apostelgeschichte an jedem Orte den Rand zu bezeichnen, wo der Geist erwähnt wird, wird erstaunt sein zu sehen, wie die Gegenwart Gottes des Heiligen Geistes und Sein Wirken in und durch die Menschen in jedem Theil derselben so deutlich hervortritt.

Die Erlösung Israels aus Ägypten schien von Jehova solcherweise angeordnet zu sein, dass Seine Gegenwart bei jedem Schritt klar ans Licht trat. Dass Israel überhaupt ausziehen konnte, war ein Beweis dass Gott da war. Ihre Errettung bei Pi-Hachiroth zeugte wiederum von der Gegenwart Dessen, der den Wassern des roten Meeres gebieten konnte, dass sie wie Mauern zur Rechten und zur Linken standen. Die Feuersäule bei Nacht und die Wolke des Tages verkündigten laut, dass Derjenige mitging, welcher Wasser und Manna spenden konnte. Wenn Er zugegen war, so war ein Weg nach Canaan für Israel geöffnet, und sie konnten denselben betreten. Wurde Er verunehrt, vergessen, verachtet, so wurde durch der Genuss ihres Teils und ihrer Segnungen unmöglich gemacht. Und was würde in späteren Zeiten Sein Tempel gewesen sein ohne Seine Gegenwart? Für den Glauben ist Gott alles in allem — der Mensch nichts, — wohl aber ein Empfänger von Segnungen, welche er dann genießt, wenn er gehorsam und in wahrhafter Unterwürfigkeit und Abhängigkeit von Gott wandelt. Was hätten noch später die zwölf Apostel tun können wenn sie nicht einen Herrn gehabt hätten, der beständig für sie sorgte und sich mit ihnen beschäftigte? Waren sie unterwürfig, abhängig, gehorsam, dann konnten sie Seine Nähe genießen, wie Johannes, der sich an Seine Brust lehnte. Aufrichtigkeit mit Selbstvertrauen brachte ihnen die Erfahrungen welche Petrus machen musste; während der unaufrichtige, das Eigene suchende Judas ins Verderben ging. Aber das Gute war im Herrn allein und von Ihm mussten sie Alles empfangen. Und was sind wir, wenn wir den Heiligen Geist vergessen, der herniedergekommen ist von dem Vater und dem Sohn, um uns fähig zu machen, aufzublicken und Jesum als Herrn über Alles zur Rechten Gottes des Vaters im Himmel zu sehen? Ihn, der der Erstgeborne ist unter- vielen Brüdern, das Haupt Seiner Versammlung, der Schöpfer und Erhalter aller Dinge, der den Thron droben zum Gnadenstuhl für uns macht, und der die nie versiegende Quelle des Lebens und des Segens für alle ist welche glauben. Der Heilige Geist ist die alleinige Kraft wodurch wir uns zum Verständnisse und zum Genuss all Mr wunderbaren Dinge erheben können, welche Gott uns geschenkt hat. Paulus mag pflanzen, und Apollos begießen,. aber Gott allein kann das Wachstum geben.

Wenden wir uns nun zu einigen Stellen des Wortes, welche von diesem wichtigen Gegenstand handeln. Wir haben in Joh. 14, 16. 17 gesehen, dass der Vater uns diesen „andern Sachwalter" gegeben hat, auf dass Er bei uns sei in Ewigkeit. Wir Thun wohl uns zu fragen, wie viel wir dies in Wirklichkeit genießen. Wiederum heißt es (Joh. 15, 26. 27.): „Wenn aber der Sachwalter gekommen ist, den ich euch von dem Vater senden werde, der Geist der Wahrheit, der von dem Vater ausgeht, so wird Er von mir zeugen." Sicher ist Er, gemäß der Verheißung, nicht von uns gewichen. Nun wir aber wissen, dass der Geist Gottes und Christi in uns wohnt, so lasst uns, da der Leib tot ist der Sünde wegen, die Handlungen des Leibes töten. (Röm. 8.) „Denn so viele durch den Geist Gottes geleitet werden, diese sind Söhne Gottes." Wir haben den Geist der Sohnschaft empfangen „in welchem wir rufen: Abba, Vater!" „Der Geist selbst zeugt mit unserm Geiste, dass wir Kinder Gottes sind," u. s. w. (V. 9—17). — In 1 Kor. 3, 16. 17 wird die Versammlung als Ganzes der Tempel genannt, worin der Geist Gottes wohnt (vergl.. auch 2 Kor. 6, 16); während wir in Kap. 6, 19 sehen, dass auch jeder Einzelne der Tempel des Heiligen Geistes ist.

Dieser selbe Geist wirkte in der Ausführung aller Gedanken Gottes, in der Schöpfung, in der Vorsehung, in Seiner Regierung, in der ewigen Erlösung (s. Luk. 1,35; Apostelgesch. 10,38; Hebr. 9,14) und in der Anwendung dieser Erlösung auf uns. All unsre Erkenntniß Gottes und der Dinge Gottes ist durch den Geist (1 Cor. 2, 9—14), welcher auch der Schreiber des Wortes Gottes war (2 Pet. 1, 21). Er ist der Geist der Wahrheit, welcher von Christo zeugt (Joh. 15,26), und den wir empfingen aus der Kunde des Glaubens (Gal. 3, 2. 5). Unser Zugang zu dem Vater ist durch Ihn (Eph. 2, 18), wie Er auch das Band unserer Vereinigung mit dem Herrn ist (1 Kor. 6, 17; 12, 13. 14).

Wir können mit dem Geist erfüllt sein. Paulus spricht in Phil. 1 von einer Darreichung des Geistes (V. 19), von einem Feststehen in einem Geiste (V. 27); weiter von einer Gemeinschaft des Geistes (Kap. 2, 1), von Anbetung im Geiste (Kap. 3, 3). In Eph. 1, 17 wird Er der Geist der Weisheit und Offenbarung genannt, in Kap. 3, 16 die Kräftigung für den Inneren Menschen. Der Apostel warnt uns, Ihn nicht auszulöschen (1 Thess. 5, 19), noch zu betrüben (Eph. 4, 30), und spricht von Solchen welche Ihn geschmäht haben (Hebr. 10, 29).

Sicher sollten wir/ ohne über das hinauszudenken was geschrieben steht, doch weislich achten auf das was uns gesagt ist, und ein ernstes Bewusstsein von der Würde Dessen haben, welcher uns die Dinge Christi mittheilt, und uns durch den Glauben fähig machen kann, alles zu tun was vor Gott wohlgefällig ist. Wenn wir uns mehr an diese erfüllte Verheißung des Vaters erinnerten, an Den, dessen Bemühung dahingeht, sowohl dem Einzelnen als der Versammlung Christum darzustellen, und welcher mit der Verwaltung des Hauses Gottes auf der Erde betraut ist, so würde vielleicht mehr Ehrfurcht in unseren Versammlungen sein, ein tieferes Gefühl davon dass wir nichts sind in uns selbst, aber zugleich ein kühneres Vertrauen auf die Kraft Christi, welche in unserer Schwachheit vollbracht werden soll.

Es gibt eine Behausung, eine himmlische Familie Gottes, einen Leib (auch die Braut, Offenb. 22, 17, und das Weib des Lammes, Offenb. 19, 7, genannt), bis der Herr kommt. Die Schrift spricht immer von einem, und nur von einem, bis alles vollbracht und vollendet ist.

Wer hätte den Ratschluss ergründen oder kennen können, den Plan, den Weg, die Kraft, welche nötig war um eine Vereinigung von Menschen zu schaffen, welche diesem allem entsprechen würde? Nur in Gottes Gedanken konnte so etwas aufsteigen, und nur diejenigen können etwas davon verstehen, welchen Er es offenbart. Und wer konnte das Werk der Versöhnung unternehmen, den Thron Gottes zum Gnadenstuhl machen, und als der Spender und Pfleger ewigen Lebens Seinen Platz auf diesem Thron nehmen? Niemand, sagt die Schrift, als nur der Sohn, der Herr Jesus Christus. Und wer verwaltet hier unten, trotz der Welt, des Fleisches und Satans, die Sache Gottes des Vaters und Christi, des Sohnes Seiner Liebe? Gott selbst, der Heilige Geist, welcher am Pfingsttag herniederkam, und dem allein die Sachwalterschaft gehört, bis der Herr Jesus kommen wird um die Seinigen zu sich zu nehmen.

Möchten wir doch alle dies recht beherzigen, und, indem wir Ihn praktischerweise anerkennen, zu allen Zeiten und in allen Dingen in Abhängigkeit und Gehorsam wandeln.


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