HHS- Vor und nach dem Tod (der reiche Mann und Lazarus, Lk 16)


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andere Schriften von HH Snell

"Sie haben Moses und die Propheten; mögen sie dieselben hören" (Lukas 16,29).

In den Worten unseres Herrn über den reichen Mann und Lazarus führt Er uns sehr ernste Bilder von großen Realitäten vor Augen: Szenen vor und nach dem Tod.

Was die gegenwärtige Zeit vor dem Tod betrifft, so ist drei Dingen besonders zu beachten: der Weltmensch, der Gläubige und das Wort Gottes.

Das Bild des Weltmenschen ist hier nicht das eines unmoralischen oder böswilligen Menschen. Er wird beschrieben als jemand, der das Beste hat, was er bekommen kann: Essen, Trinken und auch Kleidung zum Anziehen. Mehr als diese Dinge kann die Welt nicht geben. Sein Ziel ist es, das Beste zu haben, was die Welt zur Befriedigung seiner Wünsche bietet. "Er kleidete sich in Purpur und feine Leinwand und lebte alle Tage fröhlich und in Prunk." Nicht Gott, sondern er selbst ist das Ziel seines Herzens; ja, er ist "ohne Gott in der Welt". Aber alle seine Annehmlichkeiten sind durch Zeit und Sinn begrenzt. Schließlich streckt ihn die kalte Hand des Todes nieder, und alle seine Güter sind weg, und zwar für immer. Er stirbt und wird begraben. Das, was man oft ein "ehrbares Begräbnis" nennt, ist der Schlusspunkt in der Geschichte eines Weltmenschen in der Zeit. "Es starb aber auch der Reiche und wurde begraben". Für einen solchen ist der Tod an sich schon furchtbar ernst, aber was muss es erst nach dem Tod für ihn sein? Wie suchend sind die Fragen des Erlösers! "Denn was wird es einem Menschen nützen, wenn er die ganze Welt gewönne, aber seine Seele einbüßte? Oder was wird ein Mensch als Lösegeld geben für seine Seele?“ (Mt 16,26).

Der gläubige Mensch ist zwar in der Welt, aber er wird von ihr kaum wahrgenommen. Die Interessen seines Herzens liegen weit jenseits des Sichtbaren und Zeitlichen. Er findet hier nicht nur nichts für seine Seele, sondern er beweist, dass alles in der Welt seiner Seele zuwider ist. Er ist hier ein Fremdling. Sein Weg ist einsam, seine Sorgen nicht wenige. Die Verschwendung der Menschen um ihn herum lässt ihn nur noch stärker die Armut und die Prüfungen seines Loses in diesem Leben spüren. Aber er erfährt, dass Gott mit ihm ist und alles auf die unvorstellbarste Weise zum Guten wenden kann. So verschaffen ihm sogar Hunde ihm Erleichterung, indem sie seine lange vernachlässigten Wunden lecken. Er hat auch gelernt, dass es ihm in Bezug auf Christum geschenkt worden ist, nicht allein an ihn zu glauben, sondern auch für ihn zu leiden (Phil. 1,29).

Neben dem Mann der gegenwärtigen Güter und dem Mann des Glaubens spricht der Herr von der dritten Sache, dem Besitz der heiligen Schriften - sie haben Mose und die Propheten. Die drei Hauptmerkmale dessen, was in dieser Welt zu finden ist, sind also: der Ungläubige mit seinem "Guten ", der Gläubige mit seinem "Bösen" und das Wort Gottes, das von den ewigen Dingen spricht. Die Bibel ist die Verurteilung und das Todesurteil für den Ungläubigen, und gleichzeitig der Trost und der Halt für den Gläubigen.

Anschließend hebt der Herr den Vorhang und zeigt den erstaunlichen Gegensatz im Zustand dieser beiden Menschen nach dem Tod. Kaum hat der bedürftige und abhängige Mann des Glaubens seinen leidenden Leib und eine herzlose Welt verlassen, wird er von den Engeln in den Schoß des Vaters der Gläubigen getragen. Er bestätigt freudig die Wahrheit der Schrift, dass "die, welche aus Glauben sind, mit dem gläubigen Abraham gesegnet" werden. Süße Ruhestätte. Er ist jetzt dort, wo die Gottlosen aufhören, ihn zu plagen, und wo die Müden zur Ruhe kommen. Er ist dort, wo der rechtschaffene Abraham und alle verstorbenen Gläubigen sind. Wie groß ist die Veränderung! Gestern noch im Leiden an der Pforte eines reichen Mannes, erschöpft von den Schmerzen seiner vielen Wunden und dankbar dafür, dass ein vorbeigehender Hund ihm die Wunden leckte; heute aber ist sein Geist beim Vater der Gläubigen, wo alles Frieden und Liebe ist. Und ist es nicht treffend gesagt worden, dass es weit besser ist, abzuscheiden und bei Christo zu sein?

Und wo ist der reiche Mann mit all seiner rühmlichen Eleganz und seinem Luxus, dessen Begräbnis erst gestern mit so viel Prunk und Zeremonie stattfand? Es wird uns gesagt, dass er im Hades - dem Ort der verstorbenen Geister- seine Augen aufschluf als er in Qualen war. Kaum ist er dort, sieht er den Bettler, der vor seinem Tor gesessen hatte- nun weit weg, aber mit Abraham in Segen und Ruhe eingeschlossen. Wie groß ist nun der Gegensatz zwischen dem Zustand dieser Seelen; die eine in unaussprechlicher Seligkeit, die andere in unsagbarer Qual! Beide im Hades, dem Ort der verstorbenen Geister; aber der eine, wie der Schächer, im Paradies bei dem Herrn, während der andere in unbeschreiblichem Elend ist. Wie ernst und doch so real ist das Bild! Wir wissen, dass ein Gläubiger, wenn er stirbt, oder besser gesagt, in Jesus entschläft, zu Christus geht - abwesend vom Leib und anwesend bei dem Herrn.

Aber der Ungläubige befindet sich leider in einer ganz anderen Abteilung des Ortes der entschlafenen Geister. Wenn er den Leib verlässt, ist er sich sofort bewusst, dass er von der Gegenwart Gottes ausgeschlossen ist, dass sein Elend groß ist. Die Tatsache, dass von ihm gesagt wird, er dürste, zeigt die Tiefe seines Schmerzes. Wie sehr beneidet er jetzt den Mann, der einst ein armer Bettler an seinem Tor war! Beachten Sie, dass es hier keine Vorstellung von einem Fegefeuer gibt. Nein, es ist genau das Gegenteil und die volkommene Entlarvung der völligen Falschheit der Lehre vom Fegefeuer. Jeder Mensch erfährt nach dem Tod entweder Elend oder Segen. Der Leser möge sorgfältig beachten, dass dies nicht der ewige Zustand ist, denn dann werden alle einen Leib haben; und dass der Herr hier ein Volk auf Erden vor Augen hat, das noch unerlöst ist und das Wort Gottes in Händen hält. Außerdem wissen wir aus anderen Schriften, dass die Gottlosen aus dem Hades vor den großen weißen Thron gebracht werden, um ihr Urteil über ihre ewige Verbannung aus der Gegenwart Gottes zu empfangen und um verdientermaßen (mit dem Tod und dem Hades) in den Feuersee geworfen zu werden. Der Leser sollte nicht übersehen, dass es hier keine Vernichtung der Ungläubigen gibt und auch keine Möglichkeit, jemals vom Ort des Elends zum Ort des Segens zu gelangen. Die verlorene Seele betet, wie sie es nie zuvor getan hat, und sagt: "Vater Abraham, erbarme dich meiner und sende Lazarus, daß er die Spitze seines Fingers ins Wasser tauche und meine Zunge kühle; denn ich leide Pein in dieser Flamme“ „Und zu diesem allem ist zwischen uns und euch eine große Kluft befestigt, damit die, welche von hier zu euch hinübergehen wollen, nicht können, noch die, welche von dort zu uns herüberkommen wollen." Keine Sprache könnte deutlicher die unüberbrückbare Entfernung zwischen den Erlösten und den Verlorenen nach dem Tod aufzeigen, oder die völlige Unmöglichkeit, dass jemand, der in seinen Sünden stirbt, jemals dort sein kann, wo Christus ist. Was ihnen bleibt, ist, am Ende des Tausendjährigen Reiches vor den "großen weißen Thron" gebracht zu werden, wenn Himmel und Erde entflohen sein werden, um das Endgericht und ihre Verbannung in den Feuersee zu empfangen. Alle, die dort zum Gericht erscheinen, werden für immer verloren sein, weil sie die Errettung aus Gnade abgelehnt haben und "ein jeder nach seinen Werken“ gerichtet werden wird.

Aber ein weiterer, höchst ergreifender Teil dieser entsetzlichen Szene nach dem Tod ist, dass der Verlorene an seine noch auf der Erde lebenden Verwandten denkt. Er bittet Abraham, Lazarus in das Haus seines Vaters zu schicken: „Ich bitte dich nun, Vater, daß du ihn in das Haus meines Vaters sendest, denn ich habe fünf Brüder, damit er ihnen ernstlich Zeugnis gebe, auf daß sie nicht auch kommen an diesen Ort der Qual". Der Ungläubige verspottet manchmal den Christen, indem er sagt: "Wir wissen nichts von dem, was nach dem Tod ist, denn niemand ist je zurückgekommen, um es uns zu sagen." Aber der Erlöser, der alle Dinge kannte, hat es uns gesagt. Und eine Sache ist klar bekannt gemacht worden - dass es nach dem Tod keine Ungläubigen geben wird - alles wird dann für die auf dieser Erde Ungläubigen wahr vor Augen stehen. Purpur und feines Leinentuch haben dort keinen Wert; selbst die Verlorenen werden dann den unbezahlbaren Wert der Seelen erkennen. Wenn es in ihnen nach dem Tod eine Sehnsucht geben wird, dann die, dass ihre sündigen Verwandten auf der Erde das Evangelium hören und glauben mögen und nicht "an diesen Ort der Qual kommen". Aber sie haben das Evangelium. Sie besitzen die Bibel, die es enthält. "Sie haben Moses und die Propheten; mögen sie dieselben hören."

Beachten Sie, dass hier nicht gesagt wird, dass sie religiöse Lehrer oder religiöse Privilegien oder Pflichten haben, sondern sie haben Gottes Wort, und es ist ihre Aufgabe, darauf zu hören. Wie der Prophet sagt: "Höret [nicht tun, sondern hören], und eure Seele wird leben" (Jes. 55,3). Wie auch der Heiland sagte: "Wer mein Wort hört [nicht fühlt oder gibt oder tut, sondern hört] und glaubt dem, der mich gesandt hat, hat ewiges Leben und kommt nicht ins Gericht, sondern er ist aus dem Tode in das Leben übergegangen".

Sie sollen auf Mose und die Propheten hören. Aber der Verlorene sagt: "Wenn jemand von den Toten zu ihnen geht, so werden sie Buße tun". Und Abraham sagte zu ihm: "Wenn sie Moses und die Propheten nicht hören, so werden sie auch nicht überzeugt werden, wenn jemand aus den Toten aufersteht". Wie ernst! Aber so ist es. Also ist der Glaube aus der Verkündigung, die Verkündigung aber durch Gottes Wort.

Nein, nicht einmal das Sehen eines aus dem Grab auferstandenen Menschen würde eine Seele bekehren; man muss auf das Wort Gottes hören und es in sein Herz aufnehmen. "Sie haben Moses und die Propheten; mögen sie dieselben hören".

Was sagt nun Mose? Zeigt er nicht durch Vorbilder und Schatten, aber auch durch die klarsten Aussagen, dass die Erlösung allein durch Christus und durch Sein kostbares Blut geschieht? Sagt er nicht klar und deutlich: "das Blut ist es, welches Sühnung tut durch die Seele"? War nicht das Blut des Lammes der einzige Schutz vor dem Gericht des zerstörenden Engels im ganzen Land Ägypten? Hat nicht Aaron die Sünden des Volkes gesühnt, indem er das Blut des Opfers zusammen mit Räucherwerk durch den Vorhang hineintrug? Hat nicht Abels Opfer der Erstlinge der Herde das Opfer Christi so deutlich vor Augen geführt, dass es heißt: „Jehova blickte auf Abel und auf seine Opfergabe

?“ Und wurde Kain nicht verworfen, weil seine Opfergabe nicht das Opfer Christi darstellte - ein Leben, das für andere hingegeben wurde? Wurde nicht auch der Aussätzige für rein erklärt, als er mit dem Blut besprengt wurde? Wir könnten viele Zitate anführen, um das ständige Zeugnis für den unendlichen Wert des einen Opfers Christi in den Büchern Mose zu zeigen. Werfen wir nun einen Blick auf einige der Propheten. Hören wir Jesaja, der sagt: „Um unserer Übertretungen willen war er verwundet, um unserer Missetaten willen zerschlagen. (…) Und durch seine Striemen ist uns Heilung geworden. Wir alle irrten umher wie Schafe, wir wandten uns ein jeder auf seinen Weg; und Jehova hat ihn treffen lassen unser aller Ungerechtigkeit. … Er hat seine Seele ausgeschüttet in den Tod und ist den Übertretern beigezählt worden; er aber hat die Sünde vieler getragen und für die Übertreter Fürbitte getan.“

Und um die sündenreinigende Wirkung des Blutes Christi zu zeigen, sagt der Prophet: "Kommt denn und laßt uns miteinander rechten, spricht Jehova. Wenn eure Sünden wie Scharlach sind, wie Schnee sollen sie weiß werden; wenn sie rot sind wie Karmesin, wie Wolle sollen sie werden". Und weiter: " Ich habe deine Übertretungen getilgt wie einen Nebel, und wie eine Wolke deine Sünden." Welches Bild könnte die gründliche Auslöschung der Sünde, die für immer verschwunden ist, besser zeigen als das der Wolke; denn wo ist die dunkle Wolke, die wir gestern gesehen haben? Ist sie nicht weg und für immer verschwunden? Ihr werdet sie nie wieder sehen. Wie der Prophet Jeremia deutlich sagt: "Ich werde ihre Missetat vergeben und ihrer Sünde nicht mehr gedenken" (Jer. 31,34). Wiederum hören wir Jesaja sagen: "Ich, ich bin es, der deine Übertretungen tilgt um meinetwillen; und deiner Sünden will ich nicht mehr gedenken". Auch Hiskia sagte: "Du, du zogest liebevoll meine Seele aus der Vernichtung Grube; denn alle meine Sünden hast du hinter deinen Rücken geworfen" (Jes. 38,17; 43,25; 44,22; 53,5-12). Ein anderer Prophet sagt: "So weit der Osten ist vom Westen, hat er von uns entfernt unsere Übertretungen" (Psalm 103,12).

In diesem kurzen Überblick sehen wir, wie deutlich und umfassend Mose und die Propheten den einzigen Weg des Heils aufzeigen. Es ist also kein Wunder, dass es hieß: "Sie haben Moses und die Propheten; mögen sie dieselben hören!"

Und nun, lieber Leser, Du hast nicht nur Mose und die Propheten, sondern auch das Zeugnis unseres Herrn selbst und seiner Apostel. Du weißt auch, dass Einer aus den Toten auferstanden ist und sich „nach seinem Leiden in vielen sicheren Kennzeichen lebendig dargestellt hat“ und befohlen hat, dass „in seinem Namen Buße und Vergebung der Sünden gepredigt werden allen Nationen.“ Und welche Wirkung hat das alles auf Dich, liebe Leserin, lieber Leser? Hat Dich das Wort Gottes, das von dem vollendeten Werk Christi spricht, überzeugt? Hast Du Gottes Wort gehört? "Höret, und eure Seele wird leben!" Gott spricht, und Christus hat erklärt, dass die Schrift nicht aufgelöst werden kann. Du musst nicht wunderbare Dinge sehen oder wunderbare Erfahrungen machen oder viele Dinge tun, um gerettet zu werden; nein, "Jesus hat es getan, hat alles getan, vor langer, langer Zeit."

Dann höre auf den, der „unserer Übertretungen wegen dahingegeben und unserer Rechtfertigung wegen auferweckt worden ist.“ Lass Sein unfehlbares Wort, das niemals vergehen wird, sein gebührendes Gewicht auf Deine Seele haben! Höre auf den, der gesagt hat, dass Sein Blut für viele zur Vergebung der Sünden vergossen worden ist. Denke an Sein sündenliebendes Herz, das mit offenen Armen rührend sagen konnte: "Kommet her zu mir, alle ihr Mühseligen und Beladenen, und ich werde euch Ruhe geben". Komm also und werde gerettet!

Gott sei Dank, lieber Leser, dass Du diesseits des Todes bist, wo Gottes Wort von der Vergebung der Sünden durch Christus überall ertönt! Gott sei Dank bist Du nicht dort, wo der reiche Mann nach einem Tropfen Wasser schrie, um seine ausgedörrte Zunge zu kühlen! Welch tiefe Barmherzigkeit hat Dich bis zu diesem Augenblick verschont! Denke daran; und bedenke auch, welch unermessliche Entfernung zwischen Dir, einem Sünder in Deinen Sünden, und dem unendlich heiligen, sündenhassenden Gott liegt. Dennoch ist Sein Wort, dass Er sich der Barmherzigkeit erfreut, dass Er Sünder rettet zum Preise der Herrlichkeit Seiner Gnade. Höre also nicht auf Deine eigenen Gedanken oder auf die Lehren der Menschen, sondern auf das Wort des lebendigen und wahren Gottes. "Höret, und eure Seele wird leben."

"Ο, armer Sünder, zweifle nicht,

Christus wird dich niemals verstoßen.

Wenn du im einfachen Glauben kommst,

und schlichtweg glaubst, was Er sagt;

Wenn du dich nach Frieden und Ruhe sehnst,

wirst du an Seiner Brust sie finden."

Η. H. S


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