JND- ein Brief


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Anderes von JND zu den Themen: Prophetie- Apologetik- Evangelium- Schriftauslegung- Verschiedenes- Versammlung- Praktisch- Lehre- Kritisches- Notizen und Kommentare- Notizen- Andere Schriften

Lausanne, 5. Febr. 1842.

.... Ich weiß es aus eigener Erfahrung, dass wenn man allein steht, es ganz besonders nötig ist, die Lenden umgürtet zu haben. Der Geist bedarf dieser kräftigenden Umgürtung, denn man lässt sich in der Vereinsamung besonders leicht gehen. Es bedarf da der Selbstbeherrschung, die es dem alten Menschen fühlbar macht, dass er unter Kontrolle steht, und Gott segnet solche Zucht. „Seid nüchtern und hoffet völlig auf die Gnade, umgürtet die Lenden eurer Gesinnung." Wenn man sich nicht unter das Gesetz stellt, ist dieses Zügeln des Willens in Einzelheiten etwas sehr Nützliches. Die Gewohnheit, sich zu beherrschen, hat zur Folge, dass man alles mehr genießt. Ich sage dies, wie Sie mir glauben werden, nicht, um Ihre Blicke von Jesu ab auf etwas anderes zu ziehen, sondern vielmehr, um Ihnen den Ausblick auf Ihn Heller zu machen. Es gibt für den Christen etwas, das Tugend, Tüchtigkeit heißt. Diese Tugend, dieser Mut hat seine Grundlage in der Selbstbeherrschung, durch welche wir uns gewöhnen, nicht dem ersten Eindruck nachzugeben, und ebenso wenig uns durch die Hindernisse und Schwierigkeiten aufhalten zu lassen, welche sich der Ausübung der Tugend entgegenstellen. Ich werde immer mehr von der Wichtigkeit und Wahrheit dieses Grundsatzes überzeugt. Vielfach kann nur diese Zucht des Ichs im Kleinen uns die Notwendigkeit der Züchtigung im Großen ersparen. Wenn man im Kleinen die Zeit auskauft, so hat man sie leichter im Großen für den Herrn. Tun Sie dieses im Kleinen sowie im Großen für Ihn, als ein Schuldner Seiner Gnade. Indem Sie sich mit dem Herrn beschäftigen, um mit Freudigkeit sich Ihm in kleinen Dingen zu unterwerfen, so werden Sie mehr von Ihm erfüllt sein, und größere Schwierigkeiten werden von selbst verschwinden. Ein kleines Loch im Dach, durch welches das Wasser zu sickern vermag, kann die Ursache sein, dass ein großer Teil des Balkens verfault. Den Herrn in Kleinigkeiten vernachlässigen, Seine Tröstungen durch kleine Genüsse ersetzen, heißt Ihn sehr vernachlässigen, und das schwächt die Seele. Alles, was uns in Seiner Nähe festhält, macht Ihn uns kostbar, indem wir Ihn dadurch besser kennen und verstehen lernen. Wir gewinnen dadurch Kraft und lernen die Gnade verstehen, denn wir müssen schließlich zur Erkenntnis kommen, dass die Gnade allein alles in allem ist. Lassen Sie sich nicht entmutigen, lieber Bruder; unser Jesus verändert sich nicht, Seine Kraft ist stets dieselbe, und die Macht des Feindes vermag uns nicht aus Seiner Hand zu reißen. Beschäftigen Sie sich in der Heiligen Schrift mit dem, was Er selbst ist, — erforschen Sie nicht nur die Lehren, noch suchen Sie bloß nach Erkenntnis, sondern nach dem, was Er selbst, was Er für Ihre Bedürfnisse ist. Wenn Jesus hier im Zimmer zugegen wäre, so bedürfte auch der verworfenste Sünder keiner Auseinandersetzung von Lehren, um zu erkennen, wie vollkommen und gut Er ist, um in Ihm alles zu finden, was seinen Bedürfnissen, vorausgesetzt dass er dieselben fühlt, entspräche, und zwar nicht in den Wirkungen, welche diese Gegenwart in seinem Herzen hervorbringt, sondern in Jesu selbst. Wenn man wirklich zum Herrn kommt, so lernt man Ihn kennen, wie elend man auch sein möge. Wir sind dabei nicht auf die Vorstellungen angewiesen, die wir uns etwa selbst von Ihm machen, sondern können Ihn im Worte finden, wie Er sich selbst durch den Geist darstellt. Es ist also sehr wichtig, dieses Wort fleißig zu studieren, um Ihn darin zu finden, wie Er ist. Suchen Sie Ihn mit Ernst, lieber Bruder, im Neuen Testament, forschen Sie nach dem, was Jesus ist, — wie Er sich denen darstellt, die sich vor Ihm befinden. Sie sind in Seiner Gegenwart, wenn Sie lesen, was Er sagt, was Er tut.

Sie wissen, dass der Herr auch unsre Tränen in Seine Gesäße sammelt, nicht nur unsre Lobpreisungen, und dass das Seufzen der Gefangenen bis in Seine heilige Gegenwart kommt. Wenn unser Herz überwältigt ist, so müssen wir zu Ihm fliehen, dass Er uns auf einen Felsen leite, der zu hoch für uns ist.


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