JND- ein Brief


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Pau (Frankr.), den 25. Okt. 1879. Geliebte Brüder!

.... Lass mich ein Wort über Bochim (Richter 2) sagen. Betrachtet man die Stelle nur als Demütigung oder Trauer, wo Heilige gefehlt haben und freiwillig, durch die Gnade ihren Fehler bekennend, sich wieder vor Gott stellen, so gehe ich gern darauf ein. Betrachtet man die Stelle aber, wie sie wirklich in der Schrift steht, so war nichts davon in Bochim zu finden. Der Herr erklärte dort im Gericht, dass Er nicht mehr Israels Feinde austreiben würde, und das Volk weinte als es dieses Urteil hörte. Da war keine Betrübnis über die Sünde oder den Fehltritt, und dort, wo sie weinten, feierten sie den Gottesdienst. Gilgal, d. i. die Beschneidung (Jos. 5, 9) das Hinwegtun der Schande Ägyptens, und die Gegenwart des Herrn (durch Seinen Engel) ging für immer verloren. Es gab gar kein freiwilliges Bekenntnis oder gar keine Demütigung. Das ist alles Irrtum. Sie hatten nicht das Böse, das unter ihnen vorhanden war, hinausgetan, und der Herr, obwohl Er von Zeit zu Zeit voller Mitleid eingriff, ließ sie richterlicherweise in diesem Zustand. ....

Ist es nicht jedem nachdenkenden Gewissen klar, dass der Geist dieser Welt unter uns eingedrungen war? Wohl gehen wir nicht in Gesellschaften, und kommen wir zusammen, so tun wir es, um die Schrift zu betrachten und uns gegenseitig zu erbauen. Die Zucht wird, wie ich vermute, mit einer gewissen Treue hinsichtlich alles tatsächlichen und offenbar gewordenen Bösen ausgeübt. Ich übertreibe den Schaden nicht. Viele, ich zweifle nicht daran, haben christlich gewandelt, vielleicht besser als ich selbst, aber was die Trennung von der Welt betrifft, sind wir nicht in hohem Maße in ihre Wege geraten? Nicht, wie gesagt, in offenbare Weltlichkeit, aber fand sich nicht bei uns jenes mit dem Strom gehen, jenes Sichgehenlassen, welches den Geist Gottes betrübte und alle geistliche Energie abschwächte, und das Unterscheidungsvermögen für die Zucht und für den Sinn des Herrn in Bezug auf unseren ganzen Wandel ging verloren. Ebenso ging die Kraft verloren, das zu prüfen, was das Vorzügliche sei, um lauter und unanstößig zu sein auf den Tag Christi, erfüllt mit der Erkenntnis Seines Willens in aller Weisheit und geistlichem Verständnis, in allem guten Werke Frucht bringend. Standen wir als solche da, die als ein Eigentums-Volk für Ihn gereinigt waren, die nicht sich selbst angehören, sondern um einen Preis erkauft sind, als Briefe Christi, gekannt und gelesen von allen Menschen, die durch Ihn, vor Ihm und für Ihn leben, wie geschrieben steht: „Christus ist alles und in allen", sodass, was wir irgend tun, im Namen des Herrn Jesu geschieht? War Christus unser einziger und steter Beweggrund, oder handelten wir nach den gewöhnlichen Beweggründen der Welt? War unser Kaufen und Verkaufen, waren unsere Häuser und unsere Kleidung nach Grundsätzen geregelt, die Christus, wenn Er gegenwärtig wäre, billigen würde? Wandelten wir, wie wir einst gewandelt hatten? War ein hingebender Dienst unter den Armen und Bedürftigen vorhanden?

Besuchten wir die Waisen und die Witwen in ihrer Trübsal, während wir selbst uns unbefleckt von der Welt erhielten? Es steht geschrieben: „Seid nicht gleichförmig dieser Welt, sondern werdet verwandelt durch die Erneuerung eures Sinnes". Haben wir unsere Leiber zu einem lebendigen Schlachtopfer dargestellt, heilig, Gott wohlgefällig, als ein vernünftiger Dienst, prüfend was da sei der gute und wohlgefällige Wille Gottes, gleichwie Christus Sich selbst geopfert hat bis in den Tod? Ach, welchen Platz hatte und welchen hat Er in unseren Herzen? Leben wir für Ihn, der in Liebe für uns starb? Wenn das Zeugnis Gottes in Bezug auf die Wahrheit sich bei den Brüdern befand, zeigte es sich als die Wahrheit, wie sie in dem Jesu ist, nämlich dass wir abgelegt hatten den alten Menschen und den neuen angezogen, der nach Gott geschaffen ist in wahrhaftiger Gerechtigkeit und Heiligkeit?... Die Brüder waren dahingekommen, an sich als eine Körperschaft und, um das Geringste zu sagen, weniger an Christus und an Seinen Leib zu denken. Nun ruft uns Gott zu, und zwar in Liebe, zu bedenken, wovon wir gefallen sind, und Buße und die ersten Werke zu tun. Er erwartet Hingebung und praktische Übereinstimmung mit der Wahrheit. Das tut Er immer, und dafür lobe ich Seinen Namen, aber jetzt ruft Er uns durch besondere Umstände zu. Satan, der schon lange praktischerweise die Hingabe und Unweltlichkeit untergraben hatte, machte jetzt einen tätlichen Angriff, um die Brüder von dem Zeugnis der Wahrheit abzubringen. Gott in Seiner unumschränkten Gnade aber hat ihn zurückgeworfen. Das war einzig und allein Sein Werk. Nun aber kommt die positive Seite. Ist das, was dem Satan Eingang und Angriff gestattete, entfernt und in Wahrheit dem Herrn die Ehre gegeben? Wenn unsere Gewissen nicht Acht haben auf Seine Wege, so wird, wenn Er auch lange Zeit große Geduld übt, das Gericht folgen müssen. Die Anstrengungen Satans kann Er leicht zurückweisen, während Er uns demütigt; aber wer kann vor Seinem Gericht bestehen? Ich richte die Frage an mich, ich richte sie an euch: Inwiefern können wir sagen: „Das Leben ist für mich Christus?" Dies ist jetzt für uns alle die ernste Frage. Ich möchte nicht entmutigen, sondern das Gegenteil. Der Herr hat uns in Seiner Gnade nicht verlassen, so sehr wir auch gefehlt haben. Er hat Sich überaus gnädig an uns erwiesen, als wir das Gegenteil hätten erwarten können. Wie bald musste der Apostel sagen: „Alle suchen das Ihrige, nicht das, was Jesu Christi ist". Er hat Sich voll Barmherzigkeit und Gnade gegen uns gezeigt, und wonach mich jetzt verlangt, ist, dass unsere Herzen dieser Gnade gemäß zu Ihm sich kehren....


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