JND- ein Brief


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Anderes von JND zu den Themen: Prophetie- Apologetik- Evangelium- Schriftauslegung- Verschiedenes- Versammlung- Praktisch- Lehre- Kritisches- Notizen und Kommentare- Notizen- Andere Schriften

Datum unbekannt

. . . Die Frage, die Sie mir bezüglich der Aufnahme stellen, ist für mich immer eine heikle. Worauf es ankommt ist, die gesunde Zucht damit zu vereinbaren, dass man sich gänzlich „außerhalb des Lagers" befindet (Hebr. 13,13) — was ja von stetig zunehmender Wichtigkeit ist —, dabei aber vermeidend eine Sekte zu sein, wovor ich mich ebenso sehr scheuen würde. Alle Glieder des Leibes Christi aufzunehmen, heißt sicherlich nicht, eine Sekte sein, und dies ist eben der Grundsatz, nach welchem ich mich mit anderen vereinige; doch müssen diese „ordentlich wandeln" (2. Thess. 3, 6), müssen sich der christlichen Zucht unterwerfen und sich nicht etwa anmaßen, der Versammlung Gottes, die aus allen Gläubigen besteht, gleichsam Bedingungen aufzuerlegen. Wenn sie daher kämen, indem sie als Bedingung die Freiheit für sich beanspruchten, auch sonst wohin zu gehen, so könnte ich das nicht zugeben, weil ich weiß, dass es verkehrt ist, und ich weiß auch, dass die Versammlung Gottes das Verkehrte nicht erlauben kann. Wenn es aber Unwissenheit wäre, und sie in der aufrichtigen Gesinnung der Einheit zu dem kämen, was ja das Sinnbild der Einheit ist, so würde ich sie doch nicht deswegen zurückweisen, weil sie noch nicht tatsächlich mit dem, was als „das Lager" bezeichnet wird, gebrochen hätten; ich könnte jedoch das nicht annehmen, was uns zu einem Teile des „Lagers" machen würde, noch auch irgend welchen Anspruch, es mit beiden zu halten, hierhin und auch dorthin zu gehen, innerhalb und auch außerhalb zu sein. Dies ist gleichviel anmaßend und unehrlich. Indes kann ich jemanden, der in Einfalt des Herzens, mit einem guten Gewissen und der geistlichen Gemeinschaft wegen kommt, aufnehmen, und wenn ihm auch noch in kirchlicher Hinsicht die rechte Klarheit fehlt; dennoch ist die Versammlung verpflichtet auch solchen gegenüber die schriftgemäße Zucht zu üben, und indem sie also kommen, wie sie es tun, ihren Wandel und die Reinheit ihrer Herzen zu erkennen. Sie können doch nicht ein- und ausgehen, gerade wie es ihnen gefällt; denn sowohl das Gewissen der Versammlung als auch ihre Pflicht gegen Gott und gegen Den, an dessen Tische sie sind, kommen bei dieser Sache in Betracht. Lockerheit in dieser Hinsicht ist jetzt mehr als je verderblich. Wenn nun jemand durch seine Handlungsweise sagt: ich will kommen, um einen Platz am Leibe Christi einzunehmen, aber auch zu den Parteiungen und der Ungerechtigkeit meiner Bequemlichkeit oder Befriedigung wegen gehen, wann ich will, so ist das kein reines Herz. Das heißt einfach, den eignen Willen zur Regel für die Versammlung Gottes machen und diese ihm unterwerfen, und das kann nicht sein; es ist offenbar böse. ....

.... Um was es sich handelt ist eben die Aufnahme von Gläubigen zur Teilnahme am Tische des Herrn: ob welche, die nicht formell mit uns den Weg gehen, zugelassen werden können. Es handelt sich nicht darum, ob wir Personen, die ungesund im Glauben oder unordentlich im Wandeln sind, zurückweisen sollen, auch nicht ob wir, indem wir wissentlich mit solchen wandeln, nicht demselben Urteil verfallen. Ersteres ist ja keine Frage; auf letzterem haben die Brüder bestanden (und ich mit ihnen), aber auf sehr empfindliche Kosten für uns selbst. Es mögen spitzfindige Ausflüchte gebraucht werden, um die Gestattung des Bösen zu bewerkstelligen; wir waren aber in diesem Punkte stets standhaft, und Gott hat es, glaube ich, anerkannt. Das alles kommt aber hier nicht in Betracht, sondern nehmen wir den Fall, jemand, der als gottesfürchtig und gesund im Glauben erkannt wird, der aber noch nicht seine Verbindung mit irgend einer der Parteiungen gelöst hat (oder sogar glaubt, dass Gott einen ordinierten Dienst begünstige), der sich jedoch freut, wenn sich ihm Gelegenheit (zum Brotbrechen) bietet: nehmen wir an, wir seien allein an dem Orte, oder er stehe in keiner Verbindung zu irgend einer anderen Körperschaft am Platze — ist bei einem Bruder zu Besuch oder dergl. — soll er nun zurückgewiesen werden, weil er in Verbindungen steht, über welche sein Gewissen noch nicht erleuchtet ist, oder welche er sogar für das richtigere hält? Er ist ein gottesfürchtiges Mitglied des Leibes; ist als solches gekannt, soll es ihm vorenthalten werden? Wenn so, dann ist das Maß des Lichtes die Berechtigung zur Gemeinschaft, und die Einheit des Leibes wird durch die Versammlung verleugnet, die ihn zurückweist. Der Grundsatz des Zusammenkommens (als Glieder Christi, die in Gottseligkeit wandeln) wird in dem Fall aufgegeben, die Übereinstimmung mit uns wird zur Regel gemacht, und die betreffende Versammlung wird, zu einer Sekte mit ihren Mitgliedern wie jede andere. Sie versammeln sich nach ihren Grundsätzen — die baptistischen oder wie sie heißen mögen — und ihr nach den eurigen; und wenn sie nicht formell zu euch gehören, so lasst ihr sie nicht zu. Der Grundsatz des Zusammenkommens der Brüder ist zunichte gemacht und eine andere Sekte wird gebildet — mit etwas mehr Licht vielleicht — aber weiter nichts. Es kann sein, dass es uns mehr Mühe kostet, jeden einzelnen Fall für sich zu prüfen und nach dem Grundsatz der Einheit aller Glieder Christi zu beurteilen, als wenn wir einfach sagten: „Ihr gehört nicht zu uns, Ihr könnt nicht kommen" ; aber dann ist der ganze Grundsatz des Zusammenkommens verloren gegangen, und eine solche Handlungsweise wäre sicherlich nicht von Gott.

Ich habe gehört (und zum Teil glaube ich es auch; denn ich habe dasselbe von unvorsichtigen Schwätzern selbst vernommen) dass die verschiedenen Abendmahlsfeiern bei den Parteiungen der Christenheit Tische der Teufel seien; allein solche Aussagen beweisen nur den Eigensinn und die Unwissenheit dessen, der sie gebraucht. Die Altäre der Götzendiener werden Tische der Teufel genannt, und zwar deshalb und ausdrücklich deshalb, weil das, was sie opferten, sie nach 5. Mose 32,17 den Teufeln und nicht Gott opferten. Wollte man aber dem Bekenntnis nach christliche Versammlungen (die hinsichtlich der Wahrheit der Versammlung unwissend sind und deren Grundsatz des Zusammenkommens daher nicht richtig ist) als Tische der Teufel bezeichnen, so würde das einfach ungeheuerlicher Unsinn sein und würde nur den schlechten geistlichen Zustand dessen beweisen, der also spricht. Kein nüchterner Mensch, kein ehrlicher Mensch kann leugnen, dass die Schrift etwas ganz Anderes damit meint.

Es ist gesagt worden, dass die Brüder in E. nach diesem Grundsatz handeln, es ist aber ganz und gar falsch. Es sind zwar neue Versammlungen während meiner Abwesenheit in Amerika gebildet worden, die ich nie besucht habe, aber die älteren haben stets die als anerkannt Gläubigen ausgenommen. Ich zweifle auch nicht, dass es sich überall — bei den neueren Versammlungen und auch in jedem Lande — also verhält. Drei solche Gläubige brachen Brot mit, den letzten Sonntag, als ich in L. war. Was die Heiligkeit und Wahrheit betrifft, so können wir nicht vorsichtig genug sein; Unwissenheit aber über die Wahrheit von der Versammlung — wenn das Gewissen und der Wandel sonst rein sind — ist kein Grund, jemanden zurückzuweisen. Wenn jemand käme und als Bedingung sich die Freiheit vorbehielte, zu beiden zu gehen, so würde er nicht mit einem einfältigen Herzen in der Einheit des Leibes kommen. Ich weiß, dass das böse ist und würde es nicht zugeben; er hat kein Recht, der Versammlung Gottes (die aus allen Gläubigen besteht) Bedingungen aufzuerlegen. Diese muss ihre Zucht üben, und zwar nach dem Worte und so wie die Fälle vorkommen. Auch glaube ich nicht, dass jemand, der regelrecht zu dem einen und auch zu dem anderen geht, ehrlich sein kann; er maßt sich an, über beide erhaben zu sein, lässt sich aber zu jedem herab. Das zeugt nicht in so fern von einem „reinen Herzen".

Der Herr leite euch! Bedenket, dass ihr im Lichte der ganzen Versammlung Gottes zu handeln habt. Wenn ihr hinsichtlich der Grundsätze des Zusammenkommens der Gläubigen den rechten Pfad verlasset, so trennt ihr euch gewissermaßen von der Versammlung Gottes, um nach euren eignen Grundsätzen euch zu einer örtlichen Sekte zu machen. In allem, was die Treue betrifft — Gott ist mein Zeuge — will ich keine Lockerheit; der Feind aber ist wirksam und sucht uns nach der einen oder der anderen Seite vom Wege abzubringen — die wahre Größe der Einheit des Leibes zu vernichten oder sie mit Lockerheit in der Lehre und im Wandel gleich zu stellen. Um das eine zu vermeiden, dürfen wir nicht in das andere fallen. Die Aufnahme aller wahren Heiligen ist eben das, was der Zurückweisung derer, welche in Lockerheit wandeln, ihre Kraft verleiht. Wenn ich aber alle, die einen gottseligen Wandel führen, die aber nicht mit uns unseren Weg gehen, zurückweise, so verliert der Grundsatz seine ganze Kraft; denn die gottselig Wandelnden werden auch von dem Vorrecht ausgeschlossen. Es gibt keine Mitgliedschaft von Brüdern. Mitgliedschaft einer Versammlung kennt die Schrift nicht, sondern nur Glieder des Leibes Christi. Wenn die Leute alle von eurer Versammlung sein müssen, so ist das, im Grunde genommen, Mitgliedschaft eures Leibes. Der Herr bewahre euch davor; das wäre einfach eine sektiererische Stellung.


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