Liebe Ellen Walter,
Christus hat ein Priestertum, das uns nach oben
ruft, Hebräer 7,26. Ein solches "geziemt uns", weil wir dorthin gehören;
aber es ist gleichzeitig ein Priestertum, das Mitleid zu haben vermag mit
unseren Schwachheiten, weil wir hienieden sind. Er geht in alle diese ein,
als kenne Er sie, und so ergreift Er unsere Herzen, um sie in höhere und
heiligere Verbindungen hinaufzuführen, dorthin, wo Gott wohnt. Wie gnädig!
Dort sehen wir Christus verherrlicht und werden weitergeführt, denn wir
sollen Ihm gleich und bei Ihm sein. Das gibt dem geistlichen Leben Kraft.
Wir schauen auf Ihn in Seiner Erniedrigung zurück, und das ergreift unsere
Zuneigung und formt unser Herz und unseren christlichen Charakter - gibt
uns Freude an Seiner Vollkommenheit - "diese Gesinnung sei in euch, die
auch in Christo Jesu war." Indem wir uns von Christus ernähren, Sein
Fleisch essen und Sein Blut trinken, bleiben wir in Ihm und Er in uns. Das
Herz findet seine Nahrung, seine Kraft, sein Alles in Ihm, und unsere
Verantwortung und das Verlangen unseres Herzens - so dass es das Gesetz der
Freiheit ist - ist es, Ihm zu gefallen und so zu wandeln, wie Er gewandelt
ist, des Herrn würdig. Was für eine Berufung! Wie Er ist, so sind wir vor
Gott; wie Er wandelte, so möchten wir wandeln. Wenn wir das nur könnten! In
gewissem Sinne können wir es, denn Seine Gnade reicht für uns aus; aber
wenn wir auf Ihn schauen, merken wir bald, wie weit wir zurückliegen.
Klammer Dich an Ihn. Johannes 14,19-20.
1880.