JND- ein Brief


Zurück zur Übersicht

Anderes von JND zu den Themen: Prophetie- Apologetik- Evangelium- Schriftauslegung- Verschiedenes- Versammlung- Praktisch- Lehre- Kritisches- Notizen und Kommentare- Notizen- Andere Schriften

Datum unbekannt

(Die Vernichtungslehre.)

. . . Diese Lehre ist eine tödliche und demoralisierende Irrlehre. Ich habe sie schon öfters gegenlegt, habe aber niemals so viel davon gesehen wie gerade in letzter Zeit in New-York und Boston. Sie artet in die Verleugnung der Verantwortlichkeit und des Gewissens aus, schwächt in der tödlichsten Art und Weise das Bewusstsein von der Sünde und infolgedessen den Wert der Versöhnung, leugnet die Gottheit Christi.

Die einen halten sich zu der einfachen Vernichtung, die anderen — obgleich auch nach ihrer Lehre der Tod mit dem Aufhören zu bestehen gleichbedeutend ist — lehren eine Auferstehung zum Gericht und sodann die Pein. Ihre Beweise sind zum größten Teil dem Alten Testament entnommen, und sobald man die Tatsache erkennt, dass die meisten der von ihnen angeführten Stellen lediglich auf zeitliche, sich auf Erden abspielende Gerichte Bezug haben, bricht dieser Teil ihres Lehrsystems in sich zusammen.

Was nun das Neue Testament betrifft, so gebrauchen sie ähnliche Ausflüchte, als wenn z. B. „Verderben" (2. Thess. 1,9 u. a. m.) ein Aufhören zu existieren bedeutete. Das ist aber nicht wahr. Wir lesen z. B. von Israel: „Es hat dich zu Grunde gerichtet, Israel, dass du gegen mich, gegen deine Hilfe bist." (Hos. 13, 9.) Im Urtext ist es dasselbe Wort, welches in Matth. 15, 24 vorkommt: Ich bin nicht gesandt als nur zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel." Gott kann wohl sagen: Ich schaffe und ich zerstöre, sonst aber wird das Wort beständig gebraucht, um das Verderben im allgemeinen Sinn zu bezeichnen. So die Jünger im Schifflein: „Liegt dir nichts daran, dass wir umkommen ." (Mark. 4, 38.)

Die Anhänger dieser Lehre geben zu, dass in der Natur von einer Vernichtung nicht die Rede sein kann, und dass sie das Wort nicht lieben. Zunächst aber bedeutet der Tod in der Schrift niemals ein Aufhören zu existieren; vielmehr redet sie von einem „Werfen" der Seele in die Hölle, nachdem der Leib getötet ist. (Luk. l2, 5.) So wiederum in dem Gleichnis vom reichen Manne und Lazarus bestehen beide nach dem Tode fort. Man sagt, dies sei ein jüdisches Bild, und ich gebe es zu; allein es ist ein Bild, das zeigen soll, wie sie nach dem Tode fortbestehen. Überdies heißt es in Luk. 20: „für Ihn (Gott) leben alle." Es handelte sich dort um die Toten (um Abraham und Isaak), aber für Gott lebten sie doch noch. Außerdem wenn der Tod ein Aufhören zu existieren ist, so ist doch am Ende niemand da, der aufzuerwecken wäre. Selbst der zweite Tod ist das Werfen in den Feuersee (Offbg. 20, 14), wo die Gottlosen Qual leiden, d. h. es ist kein Aufhören zu existieren.

Diese Leute sagen auch, dass ewiges Leben und der ewige Tod nicht „ewig" sind. Dies ist aber wieder falsch; die Schrift redet vom ewigen Leben und von ewiger Strafe (Pein) in demselben Zusammenhang (Matth. 25, 46), und dies ist der allgemeine Sinn in der Schrift. Dann lesen wir: „Das, was man sieht ist zeitlich, das aber, was man nicht sieht, ewig." (2. Kor. 4,18.) Hier wird das Ewige dem Zeitlichen gegenübergestellt; nichts konnte klarer sein. So haben wir auch „ewigen Gott", „ewigen Geist", „ewige Erlösung", „ewiges Erbteil". (Röm. 16, 26; Hebr. 9, 12. 14. 15 u. a. m.)

Was moralisch so böse in dieser Lehre ist, das ist das Abschwächen des Bewusstseins von der Sünde und der Versöhnung. Denn wenn meine Sünde nur den Tod verdient hat, so hatte Christus nur diesen für mich zu ertragen, was ja sonst Hunderte außer Ihm für andere getan haben: die Sünde wird zu einer sehr geringfügigen Sache und die Versöhnung zu gar nichts. Daher kommt es, dass viele unter ihnen mit Vorliebe von dem reden, was Christus für uns durch Seinen Tod erlangt hat und verschweigen die Sühnung für unsere Sünden als eine Sache von keinem Belang. Wiederum wenn der Tod ein Aufhören zu existieren bedeutet (was ja allen ihren Behauptungen zu Grunde liegt), dann hörte auch Christus auf zu existieren, und dies führt dahin, dass viele Seine Gottheit leugnen. (Ich sage nicht alle, obgleich es der Fall mit den meisten hier in Amerika ist.) Wenn sie sagen: Nein, Er war eine göttliche Person, Er hörte nicht auf zu bestehen, so war Er auch Leib und Seele, ein wahrer Mensch, der in Wirklichkeit starb, und somit bedeutet dann der Tod nicht ein Aufhören zu existieren.

Überdies ist dieser Materialismus in Bezug auf die Seele ganz im Gegenspruch mit der Schrift. Im 1. Buche Mose finden wir, dass die Erschaffung des Menschen ganz verschieden von derjenigen der Tiere war. Wir lesen nicht, dass Gott in diese den Odem des Lebens einhauchte. (1. Mose 2, 7.) Aus diesem Grund wird Adam der Sohn Gottes genannt (Luk. 3, 38), wie auch Paulus bezeugt, dass wir Menschen Sein Geschlecht sind. (Apstg. 17, 28.) Es ist also falsch, wenn man unsere Seelen denjenigen der Tiere gleichstellen will, ganz abgesehen von den vorhin erwähnten neutestamentlichen Stellen, welche klar beweisen, dass wir den Tod überdauern. Die eine Stelle: „Es ist dem Menschen gesetzt, einmal zu sterben, darnach aber das Gericht," beweist zur Genüge, dass wir nach dem Tode fortbestehen. Der Tod löst unseren gegenwärtigen Zustand des Daseins auf, aber das Dasein selbst hört überhaupt nicht auf. Weit davon entfernt, dass der Tod an und für sich der volle Lohn der Sünde ist (Röm. 6, 23), wird erst nach dem Tode dem Menschen das zuteil, was er verdient hat. (Hebr. 9, 27.) Dies will sagen, dass der Tod hinsichtlich des Leibes die Folge von Sünde hienieden ist; das Gericht des Menschen, durch welches ihm die wirklichen Folgen seiner Sünde vor Gott zuteil werden, kommt ganz und gar nach dem Tode. Daher ist in der Schrift von einer Auferstehung der Ungerechten, einer Auferstehung zum Gericht, die Rede. Sie müssen bedenken, dass wir Menschen uns die Ewigkeit als eine unbegrenzte Zeitdauer vorstellen, d. h. wir stellen sie uns überhaupt nicht vor. Sie ist ein ewiges Jetzt, und dies ist gerade die uns von den Schreibern der apostolischen Zeit gegebene Definition des Wortes. . . .

Im Grunde genommen, leugnet diese Lehre die Versöhnung, die Verantwortlichkeit des Menschen, die Unsterblichkeit der Seele und das wahre Bewusstsein dessen, was Sünde ist ... . Wenn wir nur lebendige Seelen sind, in dem Sinne, in welchem auch die Tiere es sind (1. Mose. 1, 24), so ist es einfach mit Verantwortlichkeit, Versöhnung und dergleichen aus. Wenn Gott einem Tiere ewiges Leben geben würde, so würde es sich für seine Handlungen nicht zu verantworten haben, auch würde es keines Erlösers bedürfen; ich bin noch keinem Anhänger dieser Lehre begegnet, dem nicht durch dieselbe schon die Erlösung genommen worden wäre. Außerdem wenn der Tod ein Aufhören zu existieren ist, wie diese sagen, dann hat auch Christus aufgehört zu existieren, und somit wären die Grundlagen des Glaubens erschüttert ....

Die Vernichtungslehre stößt sowohl die Sühnung als auch die Verantwortlichkeit des Menschen gegen Gott um, denn wenn in meinem unbekehrten Zustand meine Seele sich der Seele eines Tieres ganz gleichstellt, ausgenommen die Fähigkeit zu denken usw., wie kann ich dann wegen meiner Sünden zur Rechenschaft gezogen werden; wie ihretwegen etwa Leid tragen; und wie müsste sie dann Christus tragen? Wenn der Tod an und für sich der Sünde Lohn ist, und ich sterbe, ehe Christus kommt, so habe ich den Lohn selbst bezahlt. Das Übrige ist ungöttliches, eitles Geschwätz; aber R. ist über jeden Punkt im Irrtum. Der Tod bedeutet niemals ein Aufhören zu existieren, sondern nur ein Aufhören hienieden zu leben. Die Schrift versichert uns, dass der Mensch nur den Leib zu töten vermag (Luk. 12, 4), und dass die Seele dann noch vorhanden ist; denn für Gott leben ja alle (Luk. 20, 38), wie auch das Gleichnis vom reichen Manne und Lazarus und viele andere Stellen beweisen. Sie sagt uns, dass der zweite Tod, weit davon entfernt ein Aufhören des Existierens zu sein, der Feuersee ist. (Offbg. 20, 14.) Was die ewige Pein betrifft, so lesen wir von ewiger Strafe in Matth. 25; es ist dies dasselbe Wort wie in 1. Joh. 4, 18. Strafe oder Pein ist der Sinn.

Wenn, wie R. sagt, der Tod ein Zustand des Seins ist, dann muss es ein Wesen geben, welches tot ist; seine eignen Behauptungen gegensprechen sich. Der Tod ist nicht die Vernichtung des Bewusstseins im Menschen, wie wir aus Lukas 20 Vers 38 sowie aus dem vorhin erwähnten Gleichnis ersehen. Der „Sündentod" (Eph. 2, 1,) ist nicht die Übertretung an und für sich, sondern der Zustand, in welchem der Übertreter sich befindet. Im Alten Bunde waren Leben und Unverweslichkeit noch nicht ans Licht gebracht (2. Tim. 1,10); und nun wollen diese Leute uns zu dem Zustand der Finsternis zurückführen, in welchem selbst Heilige damals lagen. Denn Sie müssen bedenken, dass die von R. angeführten Stellen ebenso auf die Gerechten Anwendung finden wie auf die Gottlosen, obgleich jene ewiges Leben haben. Daher nach R's. Theorie hatten sie aufgehört zu existieren, aber was für ewiges Leben hatten sie dann? Und trotzdem sind es die Aussagen von Gerechten, nicht Gottlosen. R. behauptet, dass wir, indem wir sterben, zu existieren aufhören, es sei denn, wir haben ewiges Leben; aber wir sterben sowieso, auch wenn wir ewiges Leben haben, sodass dies offenbar gar nichts mit der Sache zu tun hat. Nun starb auch Christus; aber hat Er aufgehört zu existieren? Etliche sagten mir, das sei auch der Fall gewesen! Die Strafe ist nicht der Tod; denn wir lesen: es ist den Menschen gesetzt, einmal zu sterben, darnach aber das Gericht; d. h. alles, was dem Menschen von dem Gericht auferlegt wird, bekommt er nach dem Tode. Das endgültige, göttliche Handeln mit der Sünde kommt erst nach dem Tode. . . .


Zurück zur Übersicht