JND- ein Brief


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Datum unbekannt

. . . Die Brüder anerkennen keinen anderen Körper als den Leib Christi, d. h. die ganze Versammlung der Erstgeborenen; demnach nehmen sie jeden Christen auf (da er ein Mitglied derselben ist), welcher in der Wahrheit und in Heiligkeit wandelt. Ihre Hoffnung auf Errettung gründet sich auf das Sühnungswerk des Heilandes, dessen Wiederkunft sie nach Seinem Worte erwarten. Sie glauben an die Vereinigung der Heiligen mit Ihm, und zwar als den Leib, von welchem Er das Haupt ist. Sie sehen der Erfüllung Seiner Verheißung entgegen, dass Er kommen wird, um sie zu Sich in das Haus des Vaters zu nehmen, auf dass, wo Er ist, auch sie seien. 'Mittlerweile haben sie Sein Kreuz zu tragen und mit Ihm zu leiden, indem sie von der Welt, welche Ihn verworfen hat, getrennt stehen. Seine Person ist der Gegenstand ihres Glaubens; Sein Leben das Vorbild, welchem sie in ihrem ganzen Benehmen zu folgen haben; Sein Wort, die von Gott eingegebenen Heiligen Schriften, die Bibel, ist die Autorität, nach welcher ihr Glaube sich richtet, welche auch den Grund desselben bildet und ihren Wandel bestimmt. Der Heilige Geist allein kann dies im Leben und Wandel wirksam machen.

So lange die Brüder ein elendes und armes Volk bleiben (Zeph. 3, 12), werden sie gesegnet, und Gott wird sich zu ihrem Dienst bekennen; wenn sie aber damit anfangen, ihre eignen Leistungen und Tüchtigkeiten aufzuzeichnen, so werden sie sich auf gleichen Boden mit den Körperschaften stellen, die an sich selbst denken und deren Berichte wirklich betrübend und unwahr sind. Sie werden eine Sekte sein wie andere, und ihr Zeugnis wird verloren gehen. Die Wahrheit, welche ihnen anvertraut worden ist, verbreitet sich jetzt außerhalb ihres Kreises, und der bloße Besitz derselben wird nicht genügen. Sie müssen ein abgesondertes Volk, dem Herrn geheiligt und eifrig in guten Werken sein. Ich möchte aber nicht, dass sie also von sich denken. Das viele Reden von Philadelphia macht mir Besorgnis.

Datum unbekannt

Geliebter Bruder! Herzlichen Dank für Ihren lieben Brief. Ich habe nichts über diese Geschichte der Brüder gesagt, weil ich Besorgnis hatte, dass ein solcher Brief in irgendeiner Weise den Schein eines Gegensatzes erwecken möchte — und ich halte es für besser, direkt an ihn zu schreiben. Ich wusste, dass man die Geschichte übersetzen und herausgeben wollte. Ich fürchte immer alles, was die Brüder als eine sektiererische Körperschaft darstellen könnte. Aber jeder hat Freiheit, und ich habe mich nicht mir der Sache beschäftigt . . . . . Allein, wo Leute sagen wollten, dass die Brüder Philadelphia seien und dies war schon unter vielen Verbreiter, hatte ich wirkliche Besorgnis. Möge Gott uns geben, diesen Charakter praktisch zur Schau zu tragen! Aber es ist eine andere Sache, wenn wir dieses auf uns anwenden wollen; und wenn es zu einer Zeit geschieht, da die Brüder in L. in Verwirrung waren, so ist dies gewiss beklagenswert. Es war verschiedenen gottseligen Brüdern klar, dass Gott den Brüdern mit einer solchen Anmaßung Seinen Segen vorenthalten musste, und dieses Gefühl hat sich Luft gemacht unter den Brüdern in den Mitteilungen aus anderen Ländern. Ehe ich ans Amerika zurückkam, hatte ich diese Anmaßung bemerkt, und zwar unter sehr lieben Brüdern, denen ich sehr zugetan war, und es verursachte mir großen Schmerz. Ich erinnerte mich des Wortes des Zephanias an Israel: „Und ich werde in deiner Mitte ein elendes und armes Volk übriglassen, und sie werden auf den Namen Jehovas vertrauen." „Du wirst nicht mehr hoffärtig sein auf meinem heiligen Berge." Gott ist voller Güte gegen uns gewesen; Er har unS gedemütigt, aber uns auch bewahrt; und in L. sind sie wieder in Ruhe, und Gott fügt kostbare Seelen hinzu, obgleich andere stören möchten. Aber Gott ist dort und erhält sie in Frieden; und ich glaube, dass diese Vorkommnisse segensreich für die Brüder gewesen sind.

Ich danke Ihnen für alle Einzelheiten, die Sie mir mitteilen. . . Es wird mir am Herzen liegen, — um nichts von dem Wohlergehen der Erlösten des teuren Heilandes und besonders der deutschen Brüder zu sagen, von denen ich viele persönlich gekannt und herzlich geliebt habe. Ich bin jetzt im 80. Lebensjahre, und das bringt einem die Ewigkeit nahe: dort haben wir die Liebe des Vaters und Christus und die Seinigen. Sie ist mir in der Tat sehr nahe gerückt. Das Wort, welches ewig ist, ist mir kostbarer denn je; ich habe nichts als täglichen, gegenwärtigen Segen. Ich habe viel gelitten durch die Wirren in L., doch gab es ein inneres Leben, und die Gegenwart Gottes ist schätzenswerter als je zuvor. Ich kann die Berge nicht mehr zu Fuß besteigen, aber mein Herz ist eben so viel bei den Brüdern wie immer, nein, mehr wie jemals. Herzlich danke ich Ihnen für die mir gesandten Nachrichten. Grüßen Sie sie bitte alle von mir. Möge Gott uns im Bewusstsein unsers eignen Nichts in England, in Deutschland, und überall erhalten, und dann wird alles gut gehen.

Unser gegenwärtiger Pfad ist ein sehr einfacher. Es mag sein, dass hier und da alle Arten des Bösen sich zeigen und Kinder Gottes so darin verstrickt werden, dass wir nicht immer imstande sind zu sagen, wer Sein und wer nicht Sein ist. „Doch der feste Grund Gottes steht und hat dieses Siegel: Der Herr kennt, die Sein sind." (2. Tim. 2, 19.) Sodann haben wir ein Wort für das Gewissen: „Jeder, der den Namen des Herrn nennt, stehe ab von der Ungerechtigkeit."

Wenn Du nun sagst: Ich weiß, dass meine Stellung eine unbiblische ist und ich in Verbindung mit dem stehe, was nach der Schrift verkehrt ist, aber ich sehe nichts Besseres, so ergegene ich Dir: Damit kannst Du dann doch nicht gehen, denn es heißt: „Stehe ab von der Ungerechtigkeit." Es wird uns auch gesagt, dass wir uns von den Gefäßen zur Unehre zu reinigen haben, und dass der, welcher es tut, „ein Gefäß zur Ehre, geheiligt, nützlich dem Hausherrn, zu sedem guten Werke bereitet" sein wird. Wenn jemand dann sagt: So, dann muss ich allein gehen, oder wieder etwas Neues anfangen? Nein, ich soll nach Gerechtigkeit, Glauben, Liebe, Frieden streben, mit denen, die den Herrn an rufen aus reinem Herzen. In diesen Tagen jedoch ist große Geduld am Platze, wie auch Paulus damals dem Timotheus ans Herz legte. (2. Tim. 2,24; 3,12.)

Unsere Zusammenkunft zum Brotbrechen ist dem Grundsatz nach das Zusammenkommen aller Gläubigen in der Einheit des Leibes Christi. (1.Kor. 11,18. 20; 14,26.) Jeder Christ ist sodann berechtigt, daran teilzunehmen. In dem gegenwärtigen Zustande des Christentums aber wird von uns verlangt, dass wir mit peinlicher Sorgfalt, Treue und Eifer die Heiligkeit des Tisches des Herrn aufrechterhalten. (2. Tim. 2, 22.) Nun ist die Versammlung durchaus nicht eine willkürliche Zusammenkunft von Christen, die gewählt haben, die Versammlung zu sein; denn in diesem Falle würde es nur eine Sekte sein. Sie ist, insofern dies heutzutage überhaupt möglich ist, die Zusammenkunft aller Glieder des Leibes Christi. Wir müssen genügende Beweise haben, dass die, welche wünschen, am Brotbrechen teilzunehmen, wahre Gläubige sind, und dass sie einen moralischen, christlichen Wandel führen. Wenn aber Seelen sich gewohnheitsmäßig mit solchen versammeln, die die Wahrheiten des Christentums verleugnen, sind sie verunreinigt; ebenso verhält es sich, wenn sie dahin gehen, wo Unsittliches geduldet wird.

Verschiedenheit in kirchlichen Ansichten ist kein genügender Grund, um jemanden zurückzuweisen. Aber wenn jemand heute bei den Brüdern und morgen bei den Sekten sein will, so würde ich nicht meine Zustimmung zu seiner Aufnahme geben, und zwar aus dem Grund, weil, anstatt die Freiheit, die ihm zukommt, dazu zu gebrauchen, die geistliche Gemeinschaft der Kinder Gottes zu genießen, er sich anmaßt die Ordnung des Hauses Gottes umzustoßen und will nur die Trennung unter den Christen auf diese Weise aufrechterhalten.

.... In unseren Tagen bilden die Wahrheit von der Einheit des Leibes und die Absonderung von der Ungerechtigkeit die wesentlichen Punkte des Zeugnisses für die Gläubigen. Ersteres ist der ursprüngliche und bleibende Grundsatz des Bestehens der Versammlung, und letzteres bezeichnet die Treue gegenüber ihrer wahren Natur und charakterisiert jene Treue in besonderer Weise in den letzten Tagen. Für mich ist es jetzt dies oder garnichts. Das eine weist auf den besonderen Vorsatz Gottes in Bezug auf uns hin als solche, welche in Verbindung mit Christus stehen, das andere ist eigentlich die Natur Gottes selbst. Die Idee, dass jemand wissentlich in irgendwelcher Verbindung mit Bösem stehen und dabei unbefleckt bleiben kann (2. Joh. 10. 11.), ist eine unreine Idee, eine Verleugnung der Natur der Heiligkeit. Und was die Welt betrifft, so ist die Versammlung in ihr der Pfeiler und die Grundfeste der Wahrheit. (1. Tim. 3,15.) Den Charakter, in welchem der Herr sich Philadelphia vorstellt, finden wir in den Worten: „Dies sagt der Heilige, der Wahrhaftige." (Offbg. 3, 7.) Das Bewahren Seines Wortes, sowie des Wortes Seines Ausharrens ist eben das, was als empfehlenswert bei diesen Gläubigen bezeichnet wird. Es handelt sich um eine geöffnete Tür und um eine kleine Kraft, aber wir finden Lier besondere Verbindung mit Christus und der Wahrheit inmitten des Verfalls.


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