JND- Der Richterstuhl Gottes und Christi


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(Auszug aus einem Brief von J. N. D.)

Ich bin mir nicht bewusst, dass der Ausdruck „der Richterstuhl Gottes" oder „der Richterstuhl Christi" sich anderswo als in Röm. 14 und 2. Kor. 5 verwendet wird. In der ersteren Stelle wird er erwähnt, um den persönlichen Urteilen unter Brüdern zuvorzukommen, während in letzterer ihr Erwähnung geschieht, um uns zu guten Werken zu reizen. Diese Wahrheit ist zugleich äußerst ernst und gesegnet, und wird es umso mehr, je besser wir sie verstehen lernen. Ich glaube, dass dann jede Handlung unsers Lebens vor dem Richterstuhl geoffenbart sein wird, je nachdem die Gnade Gottes sowie Seine Wege mit uns in Verbindung mit unseren eigenen Handlungen gesehen und erkannt werden. Wir lesen in Röm. 14, dass ein jeder von uns für sich selbst Gott Rechenschaft geben wird; und das Wort in dieser Stelle erwähnt den Richterstuhl im Anschluss an die an die Brüder gerichtete Ermahnung in Bezug auf das Halten von Tagen.

Was den Richterstuhl Christi betrifft, so neige ich zu dem Gedanken, dass unsere Handlungen allein dem Offenbarwerden unterworfen sein werden; die verborgenen Handlungen unsers Lebens hängen jedoch so unmittelbar von unseren inneren Gefühlen ab, dass es in gewissem Sinne schwer ist, sie lediglich von den Gedanken zu unterscheiden. Die Handlungen offenbaren die Kraft des Gedankens oder der Empfindung. Ich glaube, dass der Richterstuhl auf unsere ganzen Handlungen eingehen wird, nicht jedoch für uns als wenn wir im Fleische und somit zu unsrer Verdammung da wären, sondern um unseren eignen Augen die Gnade klar ersichtlich zu machen, die sich mit uns als Wiedergeborenen und auch Unwiedergeborenen beschäftigt hat. Was die Ratschlüsse Gottes betrifft, so bin ich vor Grundlegung der Welt auserwählt; daher glaube ich, dass mein eigener Lebenslaus vor dem Richterstuhl in allen seinen Einzelheiten zur Sprache kommen wird, dann aber — und sozusagen gleichlaufend damit — die Geschichte der Gnade und Erbarmung Gottes gegen mich. Das Warum und Weshalb ich dieses und jenes getan habe wird dann offenbar werden. Es handelt sich dort nicht um Verdammnis, sondern um das Offenbarwerden.

Vor Gott sind wir jetzt schon nicht mehr im Fleische, sondern Er sieht uns, die wir glauben, mit Christus gestorben; wenn wir jedoch nach dem Fleische gewandelt haben, so werden wir sehen müssen, wie wir hinsichtlich der Segnungen Schaden gehabt, ja wie wir Verlust erlitten haben; andrerseits aber werden wir die ganzen Wege Gottes, die alle Wege der Weisheit, Erbarmung und Gnade sind, erst dann vollkommen erkennen und verstehen. Die Geschichte eines jeden wird in vollkommener Durchsichtigkeit dort gesehen werden. Dort wirst du sehen wie du nachgabst, und wie Er dich bewahrte, wie dein Fuß ausglitt, und wie Er dich wieder aufrichtete; wie du Gefahr und Schande nahe warst, und wie Er mit Seinem eignen Arm dazwischen fuhr.

Es ist dies, glaube ich, die Zubereitung der Braut (Offbg. 19, 7. 8), und der Augenblick wird ein höchst feierlicher sei». Kein Fleisch wird da sein, um das Gericht auf sich zu bringen, sondern die neue Natur wird in die volle Erkenntnis der Fürsorge und Liebe, welche in wahrer Heiligkeit und Gerechtigkeit und auch sogar in Gnade uns Schritt für Schritt während des ganzen Wettlaufs verfolgt haben. Einige Abschnitte unsreres Lebenlaufs, die vielleicht bis dahin völlig unaufgeklärt geblieben sind, werden dann ins Licht gestellt werden; einige Neigungen unsrer Natur, von denen wir vielleicht nicht glauben, dass sie so verderblich und tödlich sind, wie sie sind, und zu deren Tötung wir jetzt vielleicht einer Zucht unterworfen werden, die wir uns nicht richtig ausgelegt haben, werden dann völlig erklärt werden. Und was noch mehr ist: sogar die Fälle, die uns in solch bitteren Seelenschinerz stürzen, werden dann als die Mittel gesehen werden, deren sich Gott bedient hat, um uns vor noch schrecklicheren Dingen zu bewahren. Ich glaube nicht, dass wir bis dahin ein ganz volles Verständnis von der ganzen Verdorbenheit des Fleisches gehabt haben werden.

Wie gesegnet für uns zu wissen, dass es dann nicht nur in dem Ratschluss Gottes mit dem Fleische aus sein, sondern dass das Fleisch uns auch nicht mehr anhangen wird! Andrerseits bezweifle ich nicht, dass die Offenbarung der Gnade Gottes gegen uns persönlich so herrlich sein wird, dass selbst das Bewusstsein der Verderbnis des Fleisches — wenn so etwas dort möglich wäre — durch die Größe des Bewusstseins der göttlichen Güte in den Hintergrund gedrängt werden würde. Weshalb verleugnen wir und töten wir nicht das Fleisch, wenn wir an jene Stunde denken? Der Herr gebe, dass wir es mehr und mehr zur Verherrlichung Seiner Gnade tun! Diese große Wahrheit von dem Richterstuhl führt uns zu dem vollen Verständnis unserer persönlichen Stellung zu Gott.


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