JND- Das Wesen und die Einheit der Versammlung Christi


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JOHANNES 17: 21; LUKAS 12: 36

Der Schreiber dieser Seiten (er hofft, nicht deren Verfasser) möchte, was immer Gott ihm im Dienen darreichen mag, hinzufügen zu dem Fortschritt der Kirche durch die verschiedenen Übungen, denen ihr Glaube ausgesetzt ist. Er kann nicht daran zweifeln, daß vieles von der moralischen Wahrheit, von der die folgenden Betrachtungen abhängen, in den Gedanken der Gläubigen, derer, die das göttliche Wort studieren, verwirklicht worden ist; jedoch fühlte er in der geringen Gemeinschaft — trotz vielen Umgangs — die solche miteinander haben, daß die Äußerung dieser Gedanken durch den Segen Gottes vielleicht die Aufmerksamkeit der Gläubigen auf ihre eigentlichen Ziele lenken und sie der Kirche vom göttlichen Worte her deutlicher kundtun könnte; sowie daß sie folgüch durch ihre Aufnahme deren (der Kirche) Wesen und Verhalten bestimmen könnte; dies möchte unter dem Segen Gottes zu großer Beständigkeit in den Handlungen führen, möchte sie befestigen, stärken, sie in ihren eigenen Hoffnungen gründen und sie mit mehr Klarheit und Kraft die Gnade Gottes der Welt gegenüber darstellen lassen; auch möchte sie Gläubige zu ausdrücklicherem Vertrauen auf die Tätigkeiten des göttlichen Geistes hinführen und dazu, weniger auf das Planen der Menschen und menschliches Zusammenarbeiten zu bücken, oder auf das, was sich am Ende als menschliche Interessen herausstellt. Während die Ziele und Vorsätze der Gläubigen ihrem Wesen nach sehr unterschiedlich sind und weit unter den Standard fallen, für den Gott sie gesammelt hat und den Er als einfiußgebenden Gegenstand ihres Glaubens 23 und folglich der Beweggründe ihres Verhaltens vorgesehen hat, sind doch Trennung und Sektierertum — selbst in der Barmherzigkeit der Vorsehung Gottes — zwangsläufig das Ergebnis, ob dies den Charakter der Staatskirche oder der Dissidenten (Andersgläubige) annimmt. Ich setze hier voraus, daß die großen Wahrheiten des Evangeliums der Glaube sind, zu dem die Kirchen sich bekennen, wie es in allen aufrichtigen protestantischen Kirchen ist. Denn die gerechte Folge der Annahme der Evangeliumstatsachen im Glauben und ihr Zweck im Menschen ist die Reinigung der Wünsche in Liebe — ein Leben für Ihn, der für uns starb und auferstand — ein Leben der Hoffnung auf Seine Herrlichkeit. Darum Einheit vorauszusetzen, wo das Leben der Kirche gänzlich unvereinbar ist mit den gerechten Folgen ihres Glaubens, heiße voraussetzen, daß der Geist Gottes in die moralische Unvereinbarkeit des entarteten Menschen einwilligen würde und daß Gott Sich damit begnügt, daß Seine Kirche unter die Herrlichkeit ihres großen Hauptes hinabsinkt, sogar ohne ein Zeugnis darüber, daß Er dadurch verunehrt wird. In Wahrheit ist es niemals so gewesen: Gerichte von draußen bezeichneten Sein Mißfallen eine längere Zeit, während sie fiel, und als sie völlig in der Abtrünnigkeit versunken war, erweckte Er Seine Zeugen, die seufzen und schreien sollten wegen der Greuel, die in ihr getan wurden; die in der großen Finsternis geistlichen Verständnisses gegen die moralische Verderbtheit, die die Kirche überwältigt hatte, zeugten, und die, in der Anerkennung, daß der Herr Jesus sie aus dieser gegenwärtigen bösen Welt erlöst hatte, die Abtrünnigkeit der bekennenden Kirche bezeugten. Als es Gott gefiel, dieses Zeugnis an einen Platz der öffentlichen Bestätigung zu rücken, — während die Wahrheit lehrmäßig (so möchten wir glauben) zur Gründung und Erbauung des Glaubens der Gläubigen völlig entwickelt war, — so folgt keinesfalls daraus, daß die Kirche hierauf aus dem Tiefstand in Geist und Kraft völlig herauskam und den Charakter annahm, den sie im Vorsatz ihres Urhebers hat, und ein angemessenes und deutliches Zeugnis Seiner Gedanken der Welt gegenüber wurde. Dies war in der Tat, so gesegnet die Reformation auch gewesen sein mag — und wir sind alle verpflichtet, sie sehr dankbar anzuerkennen —, nicht der Fall; sie war sehr offenkundig mit menschlicher Tatkraft vermischt. Und obgleich die Darlegung des Wortes als das, worauf die Seele ruhen konnte, gnädiglich gewährt wurde, blieb immer noch viel von dem alten System in der Verfassung der Kirchen, was keinesfalls des Ergebnis der Entfaltung des Sinnes Christi war, als das Licht und die Autorität des Wortes aufgestellt wurden. Das gab dem Zustand und der Praxis der Kirche (wie vortrefflich einzelne auch gewesen sein mögen) einen Charakter, der, wie viele erkannten, nicht das erreichte, was Gott annehmlich war; und da die Autorität des Wortes als Grundlage der Reformation anerkannt worden war, suchten viele, ihm vollkommener zu folgen, wie sie vermuteten. Deshalb entstanden die ganzen Zweige von Andersgläubigen und von der Staatskirche Getrennten, und zwar im Verhältnis zu der Weltlichkeit oder Entfremdung von Gott in der Körperschaft, die öffentlich als die Kirche anerkannt war. Denn es muß beachtet werden, daß seit der Zeit, da das Papsttum die Oberhand über die Nationen hatte bis vor kurzem, unter denen, die an der Wiederbelebung der Religion teilgehabt haben, jenes im allgemeinen die Kirche genannt worden war, die als solche von den Herrschern dieser Welt angenommen wurde, aber nicht von Personen, die aus der Gewalt der Finsternis errettet und in das Reich des Sohnes Seiner Liebe versetzt waren, die „zu der Versammlung der Erstgeborenen, die in den Himmeln angeschrieben sind" gekommen waren. Diese Beobachtungen sind in gewissem Maße auf die ganzen großen nationalen protestantischen Körper- Schäften anwendbar, seit die äußere Form und Verfassung so in den Vordergrund traten, was ursprünglich, als es um Befreiung von Babylon ging, nicht der Fall war. Aus all dem ergab sich eine regelwidrige und prüfende Folgerung, nämlich, daß die wahre Kirche Gottes überhaupt keine anerkannte Gemeinschaft hat. Es gibt, nehme ich an, keines ihrer Glieder, das jetzt nicht zugibt, daß einzelne Kinder Gottes in all den verschiedenen Benennungen gefunden werden können, die den gleichen reinen Glauben bekennen; wo aber ist ihr Band der Vereinigung ? Nicht, daß ungläubige Bekenner mit dem Volke Gottes in ihrer Gemeinschaft vermischt sind, sondern das Band der Gemeinschaft ist nicht die Einheit des Volkes Gottes, sondern in Wirklichkeit (als eine Tatsache) seine Unterschiede. Die Bande nomineller Vereinigung sind derart, daß sie die Kinder Gottes voneinander trennen; anstatt daß Ungläubige mit ihnen vermischt gefunden werden (an sich ein unvollkommener Zustand), wird das Volk Gottes in einzelnen inmitten von Körperschaften der bekennenden Christen gefunden, verbunden in Gemeinschaft auf anderen und verschiedenen Grundlagen — in der Tat überhaupt nicht als das Volk Gottes erkenntlich. Die Wahrheit davon, denke ich, kann nicht verleugnet werden, und sicherlich ist es ein sehr ungewöhnlicher Zustand, in dem die Kirche sich befindet. Ich denke, das Studium der Kirchengeschichte (indem daran gedacht wird, was die wahre Kirche Gottes ist) wird uns befähigen, das zu erklären. Dies ist nicht meine jetzige Absicht, da ich lediglich über den Grundsatz dieses erforschenden, stärkenden Merkmals schreibe, auf welchem jene, die den Herrn fürchteten, sich oft miteinander unterredeten. Aber es muß sicherlich eine große praktische Bedeutung für das Urteil jener bilden, die, da sie Jerusalem lieben, es bedauern, es im Staube zu sehen — jene, die „auf den Trost Israels" warten. Ich glaube wirklich, daß es eine allmähliche Entfaltung des Volkes Gottes durch Absonderung von der Welt geben wird, von der viele jetzt vielleicht wenig halten. Der Herr wird bei Seinem Volke in der Stunde der Versuchung gegenwärtig sein und sie in dem Verborgenen Seiner Gegenwart verbergen; aber es ist nicht meine Absicht, meinen eigenen Gedanken darüber mutmaßlich zu folgen. Wir können bemerken, daß das Volk Gottes seit der zunehmenden Ausgießung* Seines Geistes eine Art Heilmittel für die Uneinigkeit (offenkundig ein unvollkommenes, wiewohl nicht unwahres) in der Bibelgesellschaft und in missionarischen Anstrengungen gefunden hat; das gab dem einen eine Art lose Einheit im gemeinsamen Anerkennen des Wortes, in der man bei näherer Untersuchung finden wird, daß sie in unvollständiger Weise den Keim wahrer Einheit in sich birgt, obwohl in ihrer Kraft nicht enerkannt,—dem anderen eine Einheit von Wünschen und Handlungen, welche in Gedanken jenem Reiche zustrebte, dessen mangelnde Kraft gefühlt wurde. Und hierin fanden sie eine gewisse Erleichterung für jenes Gefühl des Mangels, welches das Wirken des göttlichen Geistes in ihnen hervorgerufen hatte. Aus dem Zustand, von welchem ich gesprochen habe, ergaben sich andere Versuche, entweder das Streben nach Erkenntnis oder der Wunsch nach geistlichem Leben, indem sie sich Übungen unterzogen, oft auf Gefahr für den einzelnen in (wie man es sich vorstellen kann) mißverstandenen Bemühungen, eine Absonderung oder Wiedervereinigung der Gläubigen hervorzubringen, und sie nahmen dabei einen Boden in ihrer Absonderung ein, der ganz verschieden von gewöhnlichen Andersgläubigen wie auch von der öffentlichen Kirche war. Der Geist und der Wunsch, in welchem vieles davon ausgeführt wurde, war zweifellos in vielen Fällen das aufrichtige Sehnen einer durch den Geist Gottes getriebenen Gesinnung; aber oft hatte es Mängel gezeigt, weil man nicht praktisch Seines Willens harrte und wenn auch zweifellos ein Teil jenes Zeugnisses von dem, was die Kirche war, abgegeben wurde, was mit der Schwachheit unserer Natur und der tatsächlichen Stellung der Kirche übereinstimmte, ja, selbst wenn auf höchster Stufe, so hat es doch aus dem erwähnten Grunde versagt, da es in der Tat dem allgemeinen Fortgang der göttlichen Ratschlüsse vorauslief. Aber jene Bemühungen des Geistes in uns (denn ich glaube, solche waren es) verdienen sicherlich ernste Aufmerksamkeit des Volkes Gottes. Dieses schmerzliche Bewußtsein unseres unermeßlichen Abstandes von jener echten Darstellung des Vorsatzes Gottes in Seiner Kirche, dieses Suchen nach Seiner Kraft und Herrlichkeit müßte uns zur Dankbarkeit führen, daß Er immer noch so mit uns handelt, und dazu, es als ein Pfand jener Treue anzunehmen, die das Volk Gottes zur rechten Zeit in der Herrlichkeit des Herrn leuchten lassen wird. Es sollte uns auch dazu führen, fleißig zu suchen, was in den Gedanken Christi über den Pfad der Gläubigen an dem jetzigen Tage ist, damit er — obwohl nicht genau nach ihren eigenen Wünschen, — doch vollkommen dem entspricht, was Sein gegenwärtiger Wille für sie ist. Wir wissen, daß es der Vorsatz Gottes in Christo war, alle Dinge im Himmel und auf Erden zusammenzubringen; mit Ihm Selbst versöhnt durch Ihn; und daß die Kirche, obschon zwangsläufig unvollkommen in Seiner Abwesenheit, so doch durch die Tatkraft des Geistes das Zeugnis hiervon auf der Erde sein sollte, indem die zerstreuten Kinder Gottes versammelt werden. Gläubige wissen, daß alle, die aus dem Geiste geboren sind, eine wesentliche Einheit des Sinnes haben, um so einander als Brüder zu kennen und zu lieben. Doch das ist nicht alles, selbst wenn es praktisch erfüllt wäre, was aber nicht der Fall ist; denn sie sollten alle so eins sein, damit die Welt erkennen könnte, daß Jesus von Gott gesandt war; hierin müssen wir alle unser klägliches Versagen bekennen. Ich werde nicht so sehr versuchen, Maßregeln für die Kinder Gottes hier vorzuschlagen, als vielmehr heilsame Grundsätze festzustellen; denn für mich ist es offenbar, daß es von dem wachsenden Einfluß des Geistes Gottes und Seiner unsichtbaren Belehrung herrühren muß; aber wir mögen beachten, was wirkliche Hindernisse sind, und worin jene Einheit bestand. An erster Stelle ist nicht eine formelle Vereinigung der nach außen hin bekennenden Körperschaften das Wünschenswerte ; es ist wirklich überraschend, daß nachdenkliche Protestanten das wünschen sollten; weit davon entfernt, Nutzen zu bringen, stelle ich mir vor, es würde unmöglich sein, daß solch eine Körperschaft überhaupt als die Kirche Gottes anerkannt werden könnte. Es würde ein Gegenstück zur römischen Einheit sein; wir würden das Leben der Kirche und die Kraft des Wortes verloren und die Einheit des geistüchen Lebens gänzlich ausgeschlossen haben. Welche Pläne auch in der Vorsehung liegen mögen, wir können nur nach den Grundsätzen der Gnade handeln; und wahre Einheit ist die Einheit des Geistes, und sie muß durch die Tätigkeit des Geistes bewirkt sein. In der großen Finsternis der Kirche war bisher die äußere Trennung die meiste Hilfe, nicht nur wegen des Eifers (was im allgemeinen durchaus zugegeben wird), sondern auch wegen der Autorität des Wortes, was als Mittel zum Leben der Kirche dient; und die Reformation bestand nicht, wie gewöhnlich gesagt worden war, in der Einsetzung einer reinen Form der Kirche, sondern im Herausstellen des Wortes und der großen christlichen Grundlage und dem Eckstein: „Rechtfertigung aus Glauben", worin Gläubige Leben finden können. Doch außerdem können wir, wenn der Blick, der auf den Zustand der Kirche geworfen worden ist, richtig ist, urteilen, daß der ein Feind für das Werk des Geistes Gottes ist, der die Interessen irgendeiner besonderen Benennung sucht; und daß jene, die an „die Macht und Ankunft unseres Herrn Jesu Christi" glauben, sich sorgfältig vor solch einem Geiste bewahren sollten; denn es hieße die Kirche in einen Zustand, der durch Unwissenheit und Ununterwürfigkeit dem Worte gegenüber veranlaßt war, zurückzuzerrren und ihre schlimmsten und antichristlichsten Ergebnisse zur Pflicht zu machen. Dies ist eine äußerst listige und vorherrschende geistige Krankheit: „ . . . der uns nicht nachfolgt", selbst wenn Menschen wirklich Christen sind. Möge das Volk Gottes zusehen, ob sie nicht die Kundwerdung der Kirche durch diesen Geist hindern. Ich glaube, es gibt kaum eine öffentliche Handlung christlicher Menschen (wenigstens bei dem höheren geistlichen Stand oder bei jenen, die in den bekennenden Kirchen tätig sind), die nicht davon angesteckt ist; jedoch ist ihre Tendenz offenkundig feindlich für die Belange des Volkes Gottes und für die Offenbarung der Herrlichkeit Christi. Christen sind sich wenig bewußt, wie dies in ihren Gedanken vorherrscht; wie sie das Ihrige suchen, nicht das, was Jesu Christi ist; und wie das die Quellen der Gnade und geistlichen Gemeinschaft austrocknet; wie es die Ordnung ausschließt, der Segen anhaftet — das Zusammenkommen im Namen des Herrn. Keine Versammlung, die nicht im Sinn hat, alle Kinder Gottes auf der ganzen Grundlage des Reiches des Sohnes einzuschließen, kann die Fülle des Segens finden, weil sie ihn nicht in Betracht zieht, — weil ihr Glaube ihn nicht umfaßt. Wo zwei oder drei in Seinem Namen versammelt sind, ist Sein Name dort der Nachweis des Segens; weil sie in der Fülle der Kraft der unwandelbaren Interessen des ewigen Reiches zusammengekommen sind, in welchem es dem herrlichen HERRN gefallen hat, Sich Selbst zu verherrlichen und Seinen Namen und Sein rettendes Heil in der Person des Sohnes durch die Kraft des Geistes kundzutun. Deshalb gehen sie in dem Namen Christi (wie groß auch das Maß des Glaubens sein mag) in die vollen Ratschlüsse Gottes ein und sind Mitarbeiter Gottes. Deshalb wird das, worum sie auch bitten mögen, ihnen werden, damit der Vater in dem Sohne verherrlicht werde. Aber die wahre Grundlage, auf der diese Verheißungen ruhen, ist zerbrochen und ihre Folgerichtigkeit dahin durch die Bande der Gemeinschaft, die nicht nach dem Ziele des Vorsatzes Gottes in Christo gebildet sind. Ich sage zwar nicht, daß sie nicht ein schwaches Maß geistlicher Nahrung finden mögen, welches, obschon im allgemeinen einseitig in seinem Wesen, dazu angetan sein mag, ihre persönliche Hoffnung auf ewiges Leben zu stärken. Aber die Herrlichkeit des Herrn ist der gläubigen Seele sehr nahe und in dem Maße, wie wir sie suchen, wird persönlicher Segen zu finden sein. Das läßt mich in der Tat an jene denken (da zweifellos alle ein gesondertes Teil von der Form der Kirche haben), die die Kleider des Heilandes unter sich verteilten; wohingegen um Seinen Leibrock, der nicht zerrissen werden konnte, der seinem Wesen nach unzertrennbar war, das Los geworfen wurde, wessen er sein sollte; aber währenddessen läßt man Seinen Namen, die Gegenwart der Kraft, dessen Leben sie alle in passender Weise vereinen würde, bloßgestellt und verunehrt. Ich fürchte tatsächüch, daß diese zu sehr in die Hände jener gefallen sind, die sich nicht um Ihn kümmern, und daß der Herr Sich nie wieder mit ihnen bekleiden wird, wie sie im gegenwärtigen Zustand gesehen werden. In der Tat, es könnte nicht sein, wenn Er in Seiner Herrlichkeit erscheint. Ich sage das nicht aus Anmaßung oder Abneigung (denn die Schmach dessen ist eine drückende Last, es ist ein demütigender, sehr betrübender Gedanke), aber auf jenen zweiten Tempel, der durch die Barmherzigkeit Gottes nach der langen babylonischen Gefangenschaft errichtet wurde, haben wir zu sehr vertrauen gelernt als „der Tempel des HERRN, der Tempel des HERRN ist dies"; wir waren hoffärtig wegen des heiligen Berges des HERRN; wir haben ihn angeblickt, wie er mit schönen Steinen und Weihgeschenken geschmückt ist; und haben aufgehört, auf den Herrn des Tempels zu sehen, haben beinahe aufgehört, durch Glauben zu wandeln oder Gemeinschaft zu haben in der Hoffnung der Wiederkehr des Boten des Bundes, um die Herrlichkeit dieses letzten Hauses zu sein. Der unreine Geist des Götzendienstes mag ausgekehrt worden sein; aber die große Frage bleibt immer noch; Ist die wirksame Gegenwart des Geistes des Herrn da, oder ist es nur leer, gekehrt und geschmückt ? Wenn wir überhaupt gesegnet worden sind, haben wir nicht Ihn, von Dem es kam, durch Stolz und Selbstgefälligkeit außer acht gelassen und versucht, es zu unserer eigenen Ehre zu machen, anstatt su Seiner Herrlichkeit voranzugehen? Laßt uns nun, vom Herrn geliebte Brüder, die ihr Ihn in Aufrichtigkeit liebt und euch über Seine Stimme freuen würdet, zu dem praktischen Erfordernis unserer gegenwärtigen Situation übergehen. Laßt uns Seinen Sinn, wie er uns betrifft, erwägen. Der Herr hat Seinen Vorsatz in Ihm kundgetan, und wie diese Vorsätze verwirklicht werden. Er hat uns das Geheimnis Seines Willens kundgetan nach Seinem Wohlgefallen, das Er Sich vorgesetzt hat in Sich Selbst für die Verwaltung der Fülle der Zeiten: alles unter ein Haupt zusammenzubringen in dem Christus, das, was in den Himmeln, und das, was auf der Erde ist, in Ihm, in welchem wir auch ein Erbteil erlangt haben — zusammen und in Christo; Epheser i. In Ihm allein können wir diese Einheit finden; aber das gepriesene Wort (wer kann dankbar genug dafür sein ?) wird uns weiter belehren. In bezug auf die irdischen Glieder heißt es, daß Er die zerstreuten Kinder Gottes in eins versammelte. Und wie geschieht das ? Daß ein Mensch für sie sterben sollte. Wie unser Herr, vorausschauend auf die Frucht der Mühsal Seiner Seele, sagen konnte: „Und ich, wenn ich von der Erde erhöht bin, werde alle zu mir ziehen. Dies aber sagte er, andeutend, welches Todes er sterben sollte". Es ist demnach Christus, der ziehen will — der zu Sich Selbst zieht (und nichts geringeres oder wenigeres als dies kann Einheit hervorbringen, „wer nicht mit mir sammelt, zerstreut"); und Er zieht zu Sich, indem Er von der Erde erhöht ist. Mit einem Worte, Sein Tod ist der Mittelpunkt der Gemeinschaft, bis Er wiederkommt, und darauf beruht die ganze Kraft der Wahrheit. Demgemäß ist das Teilnehmen an dem Abendmahl des Herrn das äußere Zeichen und Mittel der Einheit — „denn ein Brot, ein Leib sind wir, die Vielen, denn wir alle nehmen teil an dem einen Brote". Und was bezeichnet Paulus als die wahre Absicht und das Zeugnis dieses Brauchs ? Daß wir, sooft wir dieses Brot essen und den Kelch trinken, den Tod des Herrn verkündigen, bis Er kommt. Hier wird also das Wesen und das Leben der Kirche gefunden — das, wozu sie berufen ist, worin die Wahrheit ihrer Existenz besteht und worin allein wahre Einheit ist. Sie hegt im Verkündigen des Todes des Herrn, durch dessen wirksame Kraft sie versammelt waren, und dies ist die fruchtbare Saat der eigenen Herrlichkeit des Herrn; das ist in der Tat das Versammeln Seines Leibes, „die Fülle dessen, der alles in allen erfüllt"; sie wird verkündigt in der Zuversicht Seines Kommens, „wenn er kommen wird, um . . . verherrlicht zu werden in seinen Heiligen und bewundert in all denen, die geglaubt haben". Demgemäß ist das Wesen der Einheit, die bei Seinem Kommen in Herrlichkeit zum Vorschein kommen wird, Gleichförmigkeit mit Seinem Tode, durch den all jene Herrlichkeit bewirkt wurde. Und man wird im Ergebnis finden, daß Gleichförmigkeit mit Seinem Tode unsere Gestaltung für die Herrlichkeit mit Ihm bei Seinem Erscheinen sein wird; wie der Apostel wünscht, „ihn zu erkennen und die Kraft seiner Auferstehung und die Gemeinschaft seiner Leiden, indem ich seinem Tode gleichgestaltet werde, ob ich auf irgendeine Weise hingelangen möge zur Auferstehung aus den Toten". Haben wir Glauben in diesen Dingen ? Wie werden wir es zeigen ? Indem wir nach diesen Anweisun- gen unseres Herrn handeln, die gegründet sind auf Seine göttliche Kenntnis der Gegenstände des Glaubens. Was folgt auf die Erklärung des Herrn, daß Seine Herrlichkeit durch Seinen Tod hervorkommen muß ? „Wer sein Leben liebt, wird es verlieren; und wer sein Leben in dieser Welt haßt, wird es zum ewigen Leben bewahren. Wenn jemand mir dient, so folge er mir nach; und wo ich bin, da wird auch mein Diener sein. Wenn mir jemand dient, so wird der Vater ihn ehren". Der Diener soll geehrt werden. Wenn wir Diener sein möchten, müssen wir solche sein, die Dem folgen, der für uns starb. Und wenn wir Ihm folgen, wird unsere Ehre darin bestehen bei Ihm in Seiner Herrlichkeit und der Herrlichkeit Seines Vaters und der heiligen Engel zu sein. Es erweckt große Dankbarkeit, daß, trotz der Zerstreuung der Kirche dadurch, daß sie eine Körperschaft dieser Welt geworden ist, und ihrer sehr unvollkommenen Wiederbelebung durch die Enthüllung der freien Hoffnung der Herrlichkeit, Gläubige einen Weg vor sich haben, der im Worte bezeichnet ist; wenn es uns auch jetzt noch nicht gegeben ist, die Herrlichkeit der Kinder Gottes zu sehen, so sollte doch der Pfad jener Herrlichkeit in der Wüste uns geoffenbart sein. Wir sind in der Lehre gewiß, daß der Tod des Herrn, in welchem die freie Gabe kam, die alleinige Grundlage ist, auf der eine Seele im Blick auf die ewige Herrlichkeit gegründet ist. In Wahrheit wende ich mich nur an solche, die daran glauben. Unsere Pflicht als Glaubige ist es, Zeugen von dem zu sein, was wir glauben. „Ihr", sagt der Gott der Juden durch den Propheten Jesaja, „seid meine Zeugen", als Er die falschen Götzen in Frage stellt; und wie Christus der treue und wahrhaftige Zeuge ist, so sollte es auch die Kirche sein. „Ihr aber seid ein auserwähltes Geschlecht, ein königliches Priestertum, eine heilige Nation, ein Volk zum Besitztum, damit ihr die Tugenden dessen verkündigt, der euch berufen hat aus der Finsternis zu seinem wunderbaren Licht", 1. Petrus 2:9. Wovon sollte demnach die Kirche ein Zeugnis sein — gegen die götzendienerische Herrlichkeit der Welt ? Eben von der Herrlichkeit, in die Christus eingegangen ist, durch ihre praktische Gleichförmigkeit mit Seinem Tode; von ihrem wahren Glauben an das Kreuz dadurch, daß sie der Welt gekreuzigt sind und die Welt ihnen. Einheit, die Einheit der Kirche, zu der der Herr täglich hinzutat, „die gerettet werden sollten", war da, als auch nicht einer sagte, daß etwas sein eigen wäre und ihr Bürgertum im Himmel war; denn sie konnten nicht in der gemeinsamen Hoffnung darauf geteilt sein. Dies knüpfte die Herzen der Menschen notwendigerweise zusammen. Der Geist Gottes hat es aufzeichnen lassen, daß eine Spaltung wegen der Güter der Kirche aufkam, sogar bei ihrer besten Verwendung, auf Seiten derer, die daran beteiligt waren; denn dabei konnte es Spaltung geben, dabei können selbstsüchtige Interessen sein. Wünsche ich, daß die Glaubigen die Kirchen verbessern ? Ich bitte sie dringend, daß sie sich selbst verbessern dadurch, daß sie in gewissem Maße der Hoffnung ihrer Berufung entsprechen. Ich bitte sie dringend, ihren Glauben an den Tod des Herrn Jesu zu zeigen und ihr Rühmen in der herrlichen Gewißheit, die sie dadurch erhalten haben, und zwar durch Gleichförmigkeit damit, — ihren Glauben an Sein Kommen zu zeigen und es im Praktischen durch ein Leben, das dem darauf gerichteten Verlangen angemessen ist, zu erwarten. Laßt sie gegen die Weltlichkeit und Blindheit der Kirche zeugen, aber in ihrem eigenen Verhalten in Übereinstimmung sein. „Läßt eure Gelindigkeit kundwerden allen Menschen". Wenn der Geist der Welt sich durchsetzt (ich bin überzeugt, wie sehr er die Oberhand gewinnt, sind sich überhaupt nur wenige Gläubige bewußt), kann geistliche Einheit nicht bestehen. Wenige Gläubige wissen überhaupt, wie der Geist, der allmählich der Herrschaft der Abtrünnigkeit die Tür geöffnet hat, immer noch seinen verwüstenden und vergiftenden Einfluß über die beken- nende Kirche ausgießt. Sie denken, weil sie von ihrer jahrhundertelangen Herrschaft befreit wurden, sind sie frei von dem eigentlichen Geiste, der diese aufkommen ließ, und weil Gott eine große Befreiung geschallt hat, sollen sie deshalb zufrieden sein. Nichts könnte ein Zeugnis größerer Entfremdung der Gesinnung vom Geiste der Verheißung sein, welcher, da der Kampfpreis der Berufung Gottes nach oben vorgestellt ist, immer dieser nachjagt, immer Gleichförmigkeit mit Seinem Tode sucht, um hinzugelangen zur Auferstehung aus den Toten. Man wartet auf den Herrn und, mit aufgedecktem Angesicht Seine Herrlichkeit anschauend, werden wir verwandelt nach demselben Bilde von Herrlichkeit zu Herrlichkeit. Denn, laßt uns fragen: Ist die Kirche Gottes, wie die Gläubigen sie haben möchten ? Glauben wir nicht, daß sie als Körperschaft gänzlich von Ihm abgewichen ist ? Ist sie wiederhergestellt, damit Er bei Seinem Erscheinen in ihr verherrlicht sein wird ? Hat die Vereinigung der Gläubigen die von Ihm bestimmten, besonderen Eigenschaften ? Gibt es nicht unbeseitigte Hindernisse ? Ist nicht tatsächlich der Geist der Weltlichkeit da, der im wesentlichen unvereinbar ist mit den wahren Bedingungen des Evangeliums — dem Tode und Wiederkommen unseres Herrn Jesu, des Heilandes ? Können die Gläubigen sagen, daß sie nach der Vorschrift handeln, ihre Gelindigkeit allen Menschen kundzutun ? Ich glaube, Gott wirkt durch Mittel und Wege, an die wenig gedacht wird; indem der Weg des Herrn bereitet wird und Seine Steige gerade gemacht werden — wird das Werk des Elias durch eine Mischung von Vorsehung und Zeugnis getan. Ich bin überzeugt, daß Er die Menschen gerade in den Dingen, deren sie sich gerühmt haben, beschämen wird. Ich bin überzeugt, Er wird dem Stolz der menschlichen Herrlichkeit beikommen! „Die hochmütigen Augen des Menschen werden erniedrigt, und die Hoffart des Mannes wird gebeugt werden; und der HERR wird hoch erhaben sein, er allein, an jenem Tage. Denn der HERR der Heerscharen hat einen Tag über alles Hoffärtige und Hohe, und über alles Erhabene, und es wird erniedrigt werden; und über alle Zedern des Libanon, die hohen und erhabenen, und über alle Eichen Basans; und über alle hohen Berge und über alle erhabenen Hügel; und über jeden hohen Turm und über jede feste Mauer; und über alle Tarsis-Schiffe und über alle kostbaren Schauwerke. Und der Hochmut des Menschen wird gebeugt und die Hoffart des Mannes erniedrigt werden; und der HERR wird hoch erhaben sein, er allein, an jenem Tage. Und die Götzen werden gänzlich verschwinden. Und sie werden sich in Felsenhöhlen und in die Löcher der Erde verkriechen vor dem Schrecken des HERRN und vor der Pracht seiner Majestät, wenn er sich aufmacht, die Erde zu schrecken. An jenem Tage wird der Mensche seine Götzen von Gold, die man ihm zum Anbeten gemacht hat, den Maulwürfen und Fledermäusen hinwerfen, um sich in die Spalten der Felsen und in die Felsenklüfte zu verkriechen vor dem Schrecken des HERRN und vor der Pracht seiner Majestät, wenn er sich aufmacht, die Erde zu schrecken". (Jes. 2: ir-21). Aber es gibt etwas Praktisches für die Gläubigen, das sie tun können. Sie können ihre Hände an viele Dinge in sich selbst legen, die genaugenommen unvereinbar mit der Kraft jenes Tages sind, Dinge, die zeigen, daß ihre Hoffnung nicht darauf gerichtet ist, Gleichförmigkeit mit der Welt, was zeigt, daß das Kreuz nicht die ihm eigene Herrlichkeit in ihren Augen hat. Mögen sie diese Dinge erwägen. Dies sind nur lose Andeutungen, doch sind sie das Zeugnis des Geistes oder nicht ? Laßt sie durch das Wort erprobt werden. Laßt die machtvolle Lehre vom Kreuze allen Menschen bezeugt werden, und laßt das Auge des Gläubigen auf das Kommen des Herrn gerichtet sein. Aber laßt uns unserer Seelen nicht um all die Herrlichkeit betrügen, die jene Hoffnung begleitet, indem wir unsere Liebe Dingen zuwenden, die sich als solche erweisen werden, die ihren Ursprung in dieser Welt haben und in ihr enden. Werden sie Sein Kommen überdauern ? Ferner ist Einheit die Herrlichkeit der Kirche; aber Einheit, um unsere eigenen Interessen zu sichern und zu fördern, ist nicht die Einheit der Kirche, sondern Bündnisse und die Verleugnung des Wesens und der Hoffnung der Kirche. Einheit, die der Kirche, ist die Einheit des Geistes und kann nur in den Dingen des Geistes sein und kann deshalb nur in geistlichen Personen vollendet werden. Es ist in der Tat der wesentliche Charakter der Kirche, und das bezeugt dem Gläubigen nachdrücklich ihren gegenwärtigen Zustand. Aber, frage ich, wenn die bekennende Kirche weltliche Belange sucht, und wenn der Geist Gottes unter uns wäre, wird Er dann der Diener der Einheit bei solchen Bestrebungen sein ? Wenn die verschiedenen bekennenden Kirchen es suchen, jede für sich, ist keine Antwort nötig. Aber wenn sie sich vereinigen und ein gemeinsames Interesse suchen, mögen wir nicht getäuscht werden; es ist keineswegs besser, wenn es nicht das Werk des Herrn ist. Es gibt zwei Dinge, die wir in Betracht ziehen müssen. Erstens, sind unsere Ziele in unserem Werke ausschließlich Ziele des Herrn und keine anderen ? Wenn sie es nicht in den voneinander getrennten Körperschaften gewesen sind, werden sie es nicht in irgendeiner gemeinsamen Vereinigung sein. Möge das Volk des Herrn das erwägen. Zweitens, laßt unser Verhalten das Zeugnis unserer Ziele sein. Wenn wir nicht in der Kraft des Reiches des Herrn leben, werden wir gewißlich nicht in Übereinstimmung sein, nach seinem Ziele zu trachten. Laßt es unsere Sinne eingehen, während wir alle daran denken, welches Gute wir tun mögen, um ewiges Leben zu ererben, alles, was wir haben, zu verkaufen, unser Kreuz auf' zunehmen und Christo zu folgen. Geht das nicht den Herzen vieler sehr nahe ? Laßt uns darum die folgenden Wahrheiten klar vor Augen halten — daß das, was Gemeinschaften genannt wird (in bezug auf die Gedanken des Herrn über Seine Kirche) Uneinigkeit ist und in der Tat eine Ableugnung Christi und des Wortes. «Seid ihr nicht fleischlich und wandelt nach Menschenweise ?" Ist Christus zerteilt ? Ist Er es nicht, soweit es unsere ungehorsamen Herzen betrifft ? Ich frage die Gläubigen: Wenn da Spaltungen unter euch sind, seid ihr nicht fleischlich und wandelt nach Menschenweise ? Ja, es gibt überhaupt keine anerkannte Einheit unter euch. So lange die Menschen darauf stolz sind, Angehörige der Staatskirche, Presbyterianer, Baptisten, Unabhängige oder sonst etwas zu sein, sind sie antichristlich. Wie sollen wir nun vereinigt werden ? Ich antworte, es muß das Werk des- Geistes Gottes sein. Folgst du dem Zeugnis jenes Geistes in dem Worte, wie es praktisch auf dein Gewissen anzuwenden ist, damit nicht jener Tag plötzlich über dich hereinbreche ? „Doch wozu wir gelangt sind, laßt uns in denselben Fußstapfen wandeln". „Laßt uns also gesinnt sein; und wenn ihr etwas anders (d.h. verschieden) gesinnt seid, so wird euch Gott auctL dies offenbaren" und uns den rechten Pfad zeigen. Laßt uns ruhen auf dieser Verheißung Dessen, der nicht lügen kann. Laßt die Starken die Schwachheiten der Schwachen tragen und nicht sich selbst gefallen. Die bekennenden Kirchen (besonders die Staatskirchen) haben sehr gesündigt, weil sie auf Dingen bestanden haben, die unwesentlich und hinderlich für die Vereinigung der Gläubigen sind, und diese Schuld liegt schwer auf den Hierarchien der verschiedenen Kirchen. Gewiß ist Ordnung notwendig; aber wenn sie sagten: „Die Dinge sind unwichtig und nichts in sich selbst, deshalb kann man sie nach eigenem Belieben gebrauchen", sagt das Wort des Geistes Christi: „Sie sind unwichtig, deshalb werden wir eurer Schwachheit nachgeben und nicht einem Bruder, für den Christus gestorben ist, Anstoß geben". Paulus wollte für immer kein Fleisch essen, wenn es das Gewissen eines schwachen Bruders verletzt hätte, obwohl der schwache Bruder in Unrecht war. Und warum bestand man darauf ? Weil es Auszeichnung und einen Platz in der Welt einbrachte. Wenn der Stolz der Autorität und der Stolz der Absonderung aufgelöst wären (keines von beiden ist vom Geiste Christi), das Wort des Herrn als alleinige, tatsächliche Leitung angenommen würde und man danach trachtete, daß die Gläubigen ihm entsprechen, würde uns viel Gericht erspart werden, wenn wir auch vielleicht die Herrlichkeit des Herrn nicht ganz und gar rinden werden, und oftmals würde ein armer Gläubiger, auf den das Auge des Herrn segnend gerichtet ist, Trost und Ruhe finden. Doch zu solchen sage ich: Fürchtet euch nicht, ihr wißt, wem ihr geglaubt habt, und wenn Gerichte kommen, liebste Brüder, so hebet eure Häupter empor, „weil eure Erlösung naht". Aber die Kirchen (wenn der Herr noch Barmherzigkeit haben mag, denn Er kann sie nicht in ihrem gegenwärtigen Zustand gutheißen, wie sie zugeben müssen) mögen sich selbsc durch das Wort richten. Laßt die Gläubigen die Hindernisse, die ihre eigene Umgereimtheit zeigen und wodurch sie mit der Welt verbunden und ihre Urteile verdreht sind, zur Herrlichkeit des Herrn wegtun. Mögen sie miteinander Umgang haben, indem sie nach Seinem Willen vom Worte her trachten und sehen, ob nicht Segen damit verbunden ist; auf jeden Fall wird Segen sie begleiten; sie werden dem Herrn als solche begegnen, die auf Ihn gewartet haben und können sich ungeheuchelt Seiner Errettung erfreuen. Laßt sie beim Studium des zwölften Kapitels vom Römerbriefe beginnen, wenn sie denken, sie sind Teilhaber der unaussprechlichen Erlösung, die durch das Kreuz bewirkt wurde. Laßt mich an die bekennenden Kirchen in aller Liebe eine Frage stellen: Sie haben den Römisch-Katholischen oft und auch wahrheitsgemäß ihre Einheit im Glauben der Lehre nach bekannt; warum ist dann keine tatsächliche Einheit da ? Wenn sie bei sich gegenseitig Irrtümer sehen, sollten sie nicht darüber gedemütigt sein ? Warum nicht, wenn man soweit gelangt war, nach derselben Richtschnur wandeln, dasselbe reden; und wenn in irgend etwas verschiedene Meinungen sind (anstatt auf dem Boden der Unwissenheit zu streiten), wartet im Gebet, daß Gott dies auch ihnen offenbaren möge. Sollten nicht jene unter ihnen, die den Herrn lieben, darauf achten, ob sie nicht eine Ursache erkennen können ? Doch ich weiß wohl, bevor der Geist der Welt nicht unter ihnen ausgefegt ist, kann es keine Einheit geben, noch können die Gläubigen sichere Ruhe finden. Ich befürchte, daß es „durch den Geist des Gerichts und durch den Geist des Verderbens" kommen muß. Die Kinder Gottes können nur einem folgen — der Herrlichkeit des Namens des Herrn und das in Übereinstimmung mit dem Wege, der in dem Worte bezeichnet ist; wenn die bekennende Kirche stolz auf sich selbst ist und dies vernachlässigt, bleibt ihnen nichts anderes zu tun übrig—wie bei Ihm, der, damit Er das Volk mit Seinem eigenen Blute heilige, „außerhalb des Tores gelitten" hat, — als daß sie „zu ihm hinausgehen, außerhalb des Lagers, seine Schmach tragend". Es wäre gut, ernstlich das zweite und dritte Kapitel von Zephanja zu erwägen. Was geht in diesem Augenblick in England vor, einem Augenblick der Angst und der Bedrängnis wegen des Gerichts, unter ihren Politikern und denkenden Menschen ? Nun, wir sehen, wie selbst die Kirchen die Fürsprache von wirklich Ungläubigen benutzen (ich sage es ohne Spott), um einen Anteil an den weltlichen Vorteilen und Ehren dieser Welt zu bekommen oder sich daran zu halten, einer Welt, aus der der Herr uns durch Sein Kommen erlösen wollte. Entspricht dies Seinem Eigentumsvolke ? Was habe ich mit diesen Dingen zu tun ? Nichts. Da es aber Brüder gibt, die mit dem einen oder anderen verbunden sind, muß jeder, der darüber nachdenkt, mit seiner ganzen Kraft bezeugen, daß er sich auf die eine oder andere Weise davon rein hält, damit er nicht beschämt sei am Tage der Ankunft des Herrn. Und viele, denen das Volk Gottes vertraute und auf die man sich verließ als solche, die Verständnis haben, gehen in dem Gefolge mit; und die Einfältigen, wie jene, die Absalom folgten, gehen ihnen nach, ohne zu wissen, wohin sie gehen. Wir mögen wohl glauben, was diese Fürsprache ist. Aber welch ein Ersatz für das Lehnen auf den Herrn HERRN, den Heiland, wegen des geistlichen Wachstums Seines eigenen Volkes als dessen Diener in Gebet und Dienst um Seines Namens willen! — während wir wohl annehmen können, daß ihre Fürsprecher sie nur als Werkzeuge ihrer eigenen Parteivorhaben benutzen. Doch solche Bündnisse können nicht gedeihen. Aber was soll das Volk Gottes tun ? Mögen sie auf den Herrn warten, warten gemäß der Belehrung Seines Geistes und durch das Leben des Geistes in Gleichförmigkeit mit dem Bilde Seines Sohnes. Laßt sie hinausgehen, den Spuren der Herde nach, wenn sie wissen wollen, wo der gute Hirte Seine Herde am Mittag weidet. Laßt sie denen folgen, die durch Glauben und Ausharren die Verheißungen ererben, und des Wortes gedenken: „Binde das Zeugnis zu, versiegele das Gesetz unter meinen Jüngern. Und ich will auf den HERRN harren, der sein Angesicht verbirgt vor dem Hause Jakob, und will auf ihn hoffen". Une wenn der Weg ihnen dunkel scheint, mögen sie sich an das Wort von Jesaja erinnern: „Wer unter euch fürchtet den HERRN ? wer hört auf die Stimme seines Knechtes ? Wer in Finsternis wandelt, imd welchem kein Licht glänzt, vertraue auf den Namen des HERRN und stütze sich auf seinen Gott". Wenn ich wiederum gefragt werde, was ich mit ihnen zu tun habe, kann ich nur antworten, daß ich ernstlich um sie besorgt bin; um die Andersgläubigen wegen ihres lauteren Gewissens und oftmals tiefen Erfassens des Sinnes Christi; und um die Kirche, wenn es auch nur wegen der Erinnerung an jene Männer wäre, die, wie sie auch äußerlich in dem verwickelt gewesen sein mögen, was nicht von ihrem eigenen Geiste war, und versagten, sich selbst davon zu befreien, im Innern reichücher von dem Geiste Dessen, der sie berufen hat, getrunken zu haben scheinen als alle anderen seit den Tagen der Apostel; Männer, über deren Gemeinschaft ich mich sehr freue — und ich bin dankbar dafür — und die ich gern ehre. Aber gibt es niemand, der sich erinnert, wes Geistes sie waren ? Wir haben viele Vorteile, die sie nicht hatten. O möge doch Gott die Kraft Seines Geistes in viele legen, um das Werk zu tun, während es noch heute heißt. Möge Er doch den Geist des Schlummerns von denen nehmen, die da schlafen, um sie auf Seinem eigenen Pfade zu führen — dem schmalen, aber gesegneten Wege, der zum Leben führt, der Weg, auf dem der Herr der Herrlichkeit wandelte — jene, die Er erweckt hat, damit sie im Lichte des Herrn wandeln. Wenn aber irgend einer sagen wird: Wenn du dieses siehst, was tust du selbst ? Ich kann nur tief das außergewöhnliche und unendliche Zukurzkommen anerkennen und darüber trauern und klagen; ich kenne die Schwachheit meines Glaubens, aber ich suche ernstlich nach einer Leitung. Und laßt mich hinzufügen, da so viele, die führen sollten, ihren eigenen Weg gehen, sind solche, die gerne gefolgt wären, langsam und kraftlos gemacht, aus Furcht, sie könnten irgendwie vom geraden Wege abirren, und hindern ihren Dienst, obschon ihre Seelen gerettet sein mögen. Aber ich möchte ernstlich wiederholen, was ich zuvor sagte: Es ist nicht möglich, die Einheit der Kirche zu finden, bis das gemeinsame Ziel derer, die ihre Glieder sind, die Herrlichkeit des Herrn ist, welcher der Anfänger und Vollender ihres Glaubens ist: eine Herrlichkeit, die in ihrem Glänze bei Seinem Erscheinen kundgemacht werden wird, wenn die Gestalt dieser Welt vergehen wird; und deshalb möchten wir ihr entsprechen und im Geiste darin eingehen, wenn wir mit Ihm einsgemacht sind in der Gleichheit Seines Todes. Denn Einheit kann, dem Wesen nach, nur dort sein; es sei denn, der Geist Gottes, der Sein Volk zusammenbringt, versammelt sie zu Zwecken, die nicht von Gott sind, und die Ratschlüsse Gottes in Christo werden zunichte. Der Herr Selbst sagt: „Auf daß sie alle eins seien, gleichwie du, Vater, in mir und ich in dir, auf daß auch sie in uns eins seien, auf daß die Weh glaube, daß du mich gesandt hast. Und die Herrlichkeit, die du mir gegeben hast, habe ich ihnen gegeben, auf daß sie eins seien, gleichwie wir eins sind; ich in ihnen und du in mir, auf daß sie in eins vollendet seien, und auf daß die Welt erkenne, daß du mich gesandt und sie geliebt hast, gleichwie du mich geiiebt hast". O würden doch die Kirchen dieses Wort erwägen und sehen, ob ihr gegenwärtiger Zustand nicht zwangsläufig ihr Strahlen in der Herrlichkeit des Herrn oder das Erfüllen jenes Vorsatzes, für welchen sie berufen sind, ausschließt. Und ich frage sie: Schauen sie überhaupt danach aus oder wünschen sie dies ? Oder sind sie zufrieden, dazusitzen und zu sagen, daß Seine Verheißung für immer gänzlich zu Ende gekommen ist ? Sicherlich, wenn wir nicht sagen können: „Stehe auf, leuchte! denn dein Licht ist gekommen, und die Herrlichkeit des HERRN ist über dir aufgegangen", sollten wir sagen: „Wache auf, wache auf; kleide dich in Macht, du Arm des HERRN! Wache auf wie in den Tagen der Vorzeit, in den Geschlechtern vor alters! Bist du es nicht, der Rahäb zerhauen, das Seeungeheuer durchbohrt hat ?" Sicherlich hat kein Auge gesehen und kein Ohr gehört, was Er denen bereitet hat, die auf Ihn warten. Wird Er Seine Herrlichkeit der einen oder der anderen Trennung geben? Oder wo wird Er einen Ort dafür finden, wo sie unter uns ruhen kann ? Oder seid ihr deshalb nicht betrübt, weil ihr das Leben in euerer Hand (d.h. in dem, was ihr tut) findet ? Doch Er wird sicherlich Sein Volk sammeln, und sie werden beschämt sein. Ich bin in dieser Schrift über meine ursprüngliche Absicht hinausgegangen; wenn ich in etwas über das Maß des Geistes Jesu Christi hinausgegangen bin, werde ich Zurechtweisung dankbar annehmen und Gott bitten, daß es vergessen wird.
Dublin, 1828
J. N. DARBY.
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