JND- Kurze Bemerkungen über den Propheten Elia


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(1. Kön. 17-20.)

Diese Kapitel stellen uns mehrere wichtige Grundsätze vor; auch zeigen sie uns verschiedene Charaktere; wir lernen ebenfalls in ihnen etwas von den Wegen Gottes kennen.

Ahab und Isabel betreten den Schauplatz; Elia weissagt; Obadja sowie die im 18. Verse des 19. Kapitels erwähnten sieben tausend Männer werden gesehen.

Den Charakter Ahabs finden wir im 16. Kapitel geschildert. (Verse 29—33.) Ahab, Isabel und die vierhundert und fünfzig Propheten standen an der Spitze der Abtrünnigen Israels, die zu jener Zeit dem Baal dienten. Obadja und die sieben Tausend waren ebenfalls gewissermaßen mit dem Volke verbunden (Siehe Kap. 18); nicht, dass sie den Götzen dienten; sie waren aber die Freunde Ahabs. Was nun Elia betrifft, so war er der Freund Gottes, und, indem er von der Untreue sich gänzlich getrennt hielt, war er der einzige Zeuge der Wahrheit inmitten der Ungerechtigkeit.

Lasst uns nun diese drei Klassen von Personen voneinander unterscheiden. Wir finden Ahab und Israel als Abtrünnige auf der einen Seite stehen, sodann auf der anderen Elia, den treuen Diener Gottes, und zuletzt Obadja und die sieben Tausend, die sich wohl von beiden wieder unterschieden, jedoch stets in Verbindung mit der Ungerechtigkeit standen. Wir wollen auch die verschiedenen Charaktere dieser Personen prüfen.

Was waren die Umstände des Elia? Dieser arme und schwache Mann hatte keine Kraft, außer der, welche er in dem Herrn fand, der seine einzige Stütze war. (Siehe Kap. 17, 1—9.) Allein, er war ein Mann des Glaubens und des Gebets, und indem er sich an den Herrn klammerte, konnte er mutig gegen die Untreue Israels zeugen sowie auch die Gerichte Gottes ankündigen.

Es wurde ihm gesagt: „Gehe von hinnen und wende dich nach Osten und verbirg dich am Bache Krith, der vor dem Jordan ist." (Kap. 17, 3.) Sodann im 5. Verse lesen wir, dass er dem Befehl gehorchte. Wir sehen also schon, dass Elia keine Kraft, wohl aber Vertrauen zu Gott hatte; und er wusste, dass das ganze Heil in dem Gehorsam liegt. Demnach von dem Augenblick an, da das Wort des Herrn ihm geschah, unterwarf er sich ihm und ging nach dem Bache hin, wo er die Abhängigkeit von Gott lernte.

Ahab und ganz Israel waren die Feinde Elias (Kap. 18, 10.), aber Goll war sein Freund, und bei jedem Schritt, den er in Treue gegen den Herrn tat, lernte er die Treue des Herrn gegen ihn. Hierdurch wurde er immer mehr für die Aufgabe gestärkt, welche er ausführen sollte. (Kap. 18, 1.) Gott sandte ihn zu einer armen Witwe, die ihn während der Hungersnot bewirtete, nachdem er durch die Raben am Krith unterhalten worden war. Während dieser ganzen Zeit lernte er die Reichtümer der Gnade und Liebe Gottes immer näher kennen. Auch wir müssen dieselben Lektionen durchmachen, müssen uns selbst erkennen lernen, und zwar in den Umständen, in welche der Herr uns versetzt hat.

Wir sehen dann im 17. Kapitel den Gehorsam des Elia. Sandte ihn der Herr nach dem Bache hin, um sich von den Raben ernähren zu lassen, oder zu einer armen Witwe während der Hungersnot oder auch zu seinem Feinde, Ahab, so hatte er nichts dagegen einzuwenden, sondern, indem er auf den Herrn rechnete, tat er einfach das, was ihm befohlen wurde. Er war ein Mensch von gleichen Gemütsbewegungen wie wir (Jak. 5, 17. 18), besaß aber in hohem Grade jenen Glauben, dessen Kraft unendlich ist. Durch diesen konnte er sagen, dass es keinen Regen geben sollte, und es gab auch keinen; er konnte auch den Sohn der Witwe auferwecken und dell Sieg über Ahab und die vierhundertundfünfzig Propheten des Baals davontragen. Diese Umstände zeigen uns deutlich, dass Elia sich in der Stellung befand, in welcher man sich des Heils erfreuen kann, nämlich in derjenigen des Gehorsams. Die Menschen waren seine Feinde; Ahab hatte überallhin gesandt, um ihn zu suchen (Kap. 18, 10), aber der Herr war seine Zuflucht, und er hatte gelernt, auf Ihn zu vertrauen.

Betrachten wir nun den Charakter des Obadja. (Siehe Kap. 18, 3 etc.) Er fürchtete Jehova sehr, aber trotzdem stand er in dem Dienste des Hauses Ahabs und legte nicht Zeugnis ab gegen Ahabs Ungerechtigkeit. Er wollte nicht die Schmach Christi tragen, und daher wurde er auch nicht wie Elia von einem Lande zum anderen gejagt. Er wusste nicht, was es war, von den Raben oder von einer armen Witwe unterhalten zu werden; das will sagen, er lebte gar wenig durch den Glauben und verstand infolgedessen nur schlecht die gnadenreichen Wege Gottes. Er machte es sich bequem in der Welt, und Ahab war sein Herr. Aber wer war Elias Herr? Jehova. (Vergl. die Verse 10 u. 15 des 18. Kapitels.) O, welch ein Unterschied! Obadja war mit den guten Dingen der Erde vertraut, während Elia sich der himmlischen Dinge erfreute.

Lesen wir nun die Verse 7—11. Die ganzen Gedanken des Obadja bewegten sich um seinen Herrn, den er fürchtete, aber alle Gedanken Elias waren auf Jehova, seinen einzigen Herrn, gerichtet. Die Erhabenheit seiner Stellung gegenüber derjenigen des Obadja wurde ferner dadurch gezeigt, dass dieser auf sein Angesicht vor Elia fiel, als er ihm begegnete. (Vers 7.) Sodann als Elia ihn den Ahab benachrichtigen hieß, wurde er von Furcht erfüllt. Und doch war Obadja ein Kind Gottes; er hatte sogar Seine Propheten versteckt; allein, er vermochte nicht im geringsten ein Zeugnis für den Herrn zu sein, weil er in Verbindung mit Ungerechtigkeit stand. Was Elia betrifft, so konnte er furchtlos Ahab und dem ganzen Volke sagen: „Wenn Jehova Gott ist, so wandelt Ihm nach." (Vers 21.) Woher kamen nun dieser Mut und diese Kraft, die wir in einem Manne sehen, der so beengt gewesen war, dass er für seine tägliche Nahrung auf die Raben oder auf eine arme Witwe angewiesen war? Das kam alles daher, dass er sich von der Untreue gänzlich getrennt hielt, dass er durch den Glauben lebte und seinen Blick unverwandt auf Gott gerichtet hielt. O, wie unendlich besser war seine Stellung als die des Obadja!

Diese Dinge sind als Vorbilder für uns geschrieben, und wir haben sie auf uns selbst anzuwenden. Lasst uns dann hieraus lernen, dass unser Herr Gott ist; Er ist es, dem wir dienen müssen; aber wenn wir anders Ihm treu sein wollen, müssen wir uns von den Grundsätzen des Verfalls rings um uns her fernhalten.

Wir wissen auch, wie am Ende der Glaube Elias über seine Feinde triumphierte; wir brauchen daher nicht nochmals auf den Ausgang der Dinge, die sich auf dem Karmel abspielten, hinzuweisen. Beachten wir aber, dass, als Elia den Herrn um den Sieg bat, es deshalb geschehen sollte, damit es kundwerden möchte, dass Jehova Gott war. (Vers 37.) Das ganze Begehren seines Herzens bestand einfach darin, dass der Herr verherrlicht werden und Sein Volk Ihn erkennen möchte. Er hegte nicht den geringsten Wunsch, sich selbst in den Vordergrund zu drängen, sich selbst zu erhöhen; ihm war es recht, nichts zu sein, wenn nur Gott verherrlicht und Sein Volk zu Seiner Erkenntnis gebracht würde. O, dass derselbe Wunsch uns beseelte; dass wir alle Gedanken an uns selbst weit von uns werfen möchten!

Lesen wir nun das 19. Kapitel. Der arme Elia! Er musste jetzt eine Lektion lernen, die uns ebenfalls, so armselig und schwach wie wir auch sind, immer nottut. Als Elia vor dem Herrn stand, konnte er durch Seine Kraft es regnen oder nicht regnen lassen, der Witwe Sohn auferwecken usw.; aber als er nicht mehr den Herrn, sondern Jsebel vor sich hatte, war er machtlos, und es war ihm bange vor dem gottlosen Weibe. Sehr niedergeschlagen begab er sich in die Wüste, setzte sich nieder unter einen Ginsterstrauch und bat den Herrn, ihm doch die Seele zu nehmen. (Vers 4.) Wie ganz anders erscheint er uns hier. Wie wenig dachte er daran, was der Herr schon an ihm getan; wie wenig ging er in die Gedanken Gottes ein, oder erwartete er jenen Wagen von Feuer, der ihn in kurzem gen Himmel tragen würde! (2. Kön. 2, 11.)

So ist es auch mit uns. Wir werden niedergeschlagen, entmutigt und schwach in uns selbst, sobald wir nicht mehr im Glauben und im Gebet verharren, und dann können wir nicht mehr sagen wie Elia im 18. Kapitel: „Der Herr, vor dem ich stehe."

Im 17. Kapitel ersehen wir, wie Elia machen konnte, dass das Oel der Witwe nicht abnahm und ihr Mehl nicht ausging; aber hier ist er schwach und bedarf eines Engels, um ihn zu stärken und ihm Speise zu geben. (Siehe Kap. 19, 5 —8.) Er isst, trinkt, und wie ein Mann ohne Kraft, legt er sich hin. Allein, der Herr sendet den Engel wieder; denn Er ist reich an Güte und Erbarmung; Er überwacht alle unsere Wege und nährt unsere Seelen nach ihren Bedürfnissen und unseren ganzen Umständen. Der Herr hatte also Nachsicht mit Elia und stand ihm bei, und dies tut Er auch in unserem Falle. Wie Er in all den Bedrängnissen Seines Volkes bedrängt wurde (Jes. 63, 9), so ist Er mit uns jetzt in unseren Bedrängnissen.

Das 17. Kapitel zeigt uns, wie Gott den Elia führte, ihn hingehen hieß, und wie Elia gehorchte, während er hier vor der Jsebel flieht und wartet nicht auf den Befehl des Herrn, in die Wüste zu gehen. Sehen wir nun, welch traurige Botschaft nach dem 13. Verse ihm übergeben wurde: „Was tust du hier Elia?" In den Versen 11 und 12 lesen wir, dass ein Wind, ein Erdbeben, und ein Feuer gesandt wurden, aber Elia fand den Herrn nicht in diesen Dingen, und sie vermochten nicht seiner Seele Trost oder Kraft zu bringen. Gott stellte sich ihm gleichsam in Seiner Majestät und Macht vor; aber was Elia bedurfte, das war der „Ton des leisen Säuselns"; mit anderen Worten, der Offenbarung der Gnade sowie der Gemeinschaft mit seinem Gott. Als er dann den Ton des leisen Säuselns gehört hatte, verhüllte er sein Angesicht mit seinem Mantel und stand bereit, dem Herrn wieder zu folgen. Durch die Kraft, die er in dem Ton des leisen Säuselns gefunden hatte, wurde er befähigt, dem Befehl des Herrn zu gehorchen.

Das, was wir über diese Kapitel gesagt haben, ist wohl sehr unvollständig, wir glauben aber, dass es wichtig ist, die Grundsätze hervorzuheben, die uns zu dem Verständnis ihrer Belehrungen verhelfen. Lasst uns darauf bedacht sein, die Stellung des Obadja und der siebentausend Männer, die es sich bequem machten inmitten des Verfalls, die aber ohne Kraft zum Zeugnis gegen die Ungerechtigkeit waren, zu meiden. Lasst uns auch bedenken, dass, obwohl Elia von den Menschen verachtet und verworfen war, er sich auf dem Platz des Segens befand. Und wenn wir, wie er, dahin gebracht werden, unsere Ohnmacht zu fühlen, lasst uns auch dann dessen eingedenk sein, dass der Umgang mit dem Herrn allein uns aufs neue Eifer, Hingabe und Freude gewähren kann.


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