JND- Wie Gott Hiob angenommen hat


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(Hiob 42).

Die Geschichte Hiobs stellt uns sowohl die Handlungen Gottes mit der Seele vor, während Er sie zu Sich selbst bringt, als auch die Übungen des Herzens, während es sich selbst in der Gegenwart Gottes und in gewissem Sinn in der Gegenwart Satans erkennen lernt.

„Und Jehova nahm Hiob an." Es steht nicht geschrieben, dass Jehova seine Handlungen, seine Werke oder sonst etwas von Hiob annahm, sondern dass Er ihn selbst annahm. Und das ist es eben, was wir bedürfen. Sobald wir uns dessen bewusst sind, was Gott ist und was wir sind, ist es uns Bedürfnis, uns von Gott angenommen zu wissen. Wir mögen uns bemühen, uns mit guten Werken zu bekleiden, aber wenn wir in Wirklichkeit in die Gegenwart Gottes gekommen sind, so legen wir nur zu gern diese Bekleidung ab, und dann erlangen wir das Bewusstsein der göttlichen Gunst.

Das Umgekehrte ist auch wahr. Wir wissen, dass unsere Werke unrein sind; und wenn Gott unsere Seelen aufgeweckt hat, so betrachten wir uns selbst als die Quelle, aus welcher die unreinen Werke hervorgegangen sind. Somit lernen wir, dass wir dem Herzen, der Gesinnung und der Natur nach weit von Gott getrennt stehen, und dann entsteht wahre Bekümmernis, und zwar nicht allein wegen der von uns begangenen Sünden, sondern deswegen, weil wir es sind, die diese Sünden begangen haben. In einer solchen Lage kann die Seele ohne das Bewusstsein der gegenwärtigen und unmittelbaren Annahme Gottes sich nicht zufrieden geben. Ich muss vor allen Dingen wissen, dass ich in diesem Augenblick in der Gunst Gottes stehe.

Es wird erst dann gesagt, dass Gott Hiob annahm, nachdem die Prüfungen ihren Lauf genommen hatten. Und was hatten ihm seine Freunde genutzt während dieser ganzen Zeit? Wohl mochte Hiob ausrufen: „Nichtige Ärzte seid ihr alle." Sie halten kein Verständnis von dem Charakter Gottes und waren deswegen ganz unfähig, Seine Handlungen und Wege mit einer Menschenseele zu begreifen. Andererseits verstanden sie nicht, was die Sünde ist in den Augen Gottes, und infolgedessen wussten sie nicht, dass Gott, wenn Er anders den Menschen segnen will, ganz und gar auf Grund der Gnade handeln muss. Sie waren der Lage gar nicht gewachsen, und wenngleich sie manches wahre Wort geredet hatten, so war die Anwendung in Hiobs Fall ganz falsch, weil sie ihn eben nicht verstanden.

In der Tat war Hiob nie in der Gegenwart Gottes gewesen, wenn auch ein wahrer Grund in seiner Seele und Frucht vorhanden war. Aus dem 29. Kapitel aber geht hervor, dass er sich gewissermaßen auf die Früchte, welche die Gnade Gottes bei ihm hervorgebracht, gestützt hatte. Er hielt sich an das, was er für andere war, anstatt in dem Bewusstsein der Gnade Gottes zu wandeln. Wohl erkannte er die Hand Gottes und beugte sich unter sie; aber dessen ungeachtet war er nie in Wirklichkeit in der Gegenwart Gottes gewesen, und daher kam es, dass er sein Herz nie erkannt hatte. Es handelte sich nicht um Früchte, um Werke, sondern um das, was er war; und so fährt Gott fort mit Seiner Züchtigung, bis dass Hiob gerade in dem Stück zusammenbrach, in welchem er sich einen so großen Ruf erworben hatte. Hiob, der geduldigste Mann, den es je gegeben hat, verflucht den Tag, an dein er geboren wurde. Wozu denn dies? Weil wir in uns selbst zusammengebrochen werden müssen. Das, was wir sind, sowie das, was wir getan haben, muss uns zum Bewusstsein gebracht werden, und dann kann Gott nach Seinem eigenen Herzen mit uns verfahren. Die Wege Gottes mit uns zielen darauf hin, uns das vor die Augen zu stellen, was wir sind, und zwar geschieht dies in der Gegenwart Gottes, wo Sein Auge auf uns ruht, während wir uns selbst kennen lernen. Auf diese Weise handelte Gott mit Hiob, bis Er ihn dahin gebracht hatte, dass er sagte: „Zu gering bin ich" ... .

Aus dem 23. Kapitel ersehen wir, welches Vertrauen zu Gott und welches Verlangen nach Ihm Hiob hatte, obgleich der Schlag, der ihn getroffen hatte, so schwer war. „O dass ich Ihn zu finden wüsste," sagt er. Er war nicht bemüht, sich von Gott fernzuhalten. Er kannte Gott wenigstens insofern, dass er gern zu Ihm kommen wollte. Und wenn er auch sagt: „Ich würde meine Rechtsache vor Ihm darlegen", so sagte er dennoch im 9. Kapitel (wo es sich darum handelt, ob der Mensch vor Gott gerecht sein kann), dass der Mensch Gott auf tausend nicht eins antworten kann, und wiederum: „Wenn ich auch gerecht wäre, so würde mein Mund mich doch verdammen." Hiob war kein Heuchler; er fühlte, dass er es mit Gott zu tun hatte, und tief in seinem Herzen hegte er den Wunsch, mir Gott in Berührung zu kommen, aber sein Gewissen hielt ihn zurück. Aus diesem allem ersehen wir, dass sein Herz vielmehr wirkliche Wahrheit in sich barg als die klugen Bemerkungen seiner Freunde; denn sein Gewissen war tätig, was aber bei den Freunden gänzlich fehlte.

Hiob zeigte überdies vielmehr Gnade als in der früheren Zeit, wo ihm alles so gut ging. Es war für ihn eine schmerzliche, demütigende Erfahrung, aber er lernte sich dadurch gründlich kennen. Und welche Gnade ist es von Gott, dass Er sich mit einem Menschenherzen beschäftigen und es bis auf den Grund prüfen sollte, um es völlige Abhängigkeit zu lehren.

Die Sündhaftigkeit des Hiob musste zum Vorschein kommen, sodass er nicht etwa behaupten konnte, so etwas wäre nicht bei ihm vorhanden. Die Sündhaftigkeit seines Herzens wurde seinem Gewissen anheimgestellt; sie war endlich klar und deutlich in die Erscheinung getreten, und dies ist etwas Schreckliches. Wir wissen, was dies für den unbekehrten Menschen bedeutet; der Mensch z. B., der seinen Charakter verloren zu haben glaubt, lässt die Zügel schießen und schreitet fort im Bösen. Es ist eine Sache, wenn der Mensch seinen Charakter in seinen eigenen Augen verloren hat, aber eine ganz andere, wenn er ihn in den Augen seines Nächsten verliert. Dies alles nun führte einen gänzlichen Zusammenbruch bei Hiob herbei, aber sobald Hiob seinen Charakter gänzlich verloren gehen sieht, tritt Gott für ihn ins Mittel.

Nachdem die Prüfungen ihren Lauf genommen hatten, wird Hiob in die Gegenwart Gottes geführt, und dann nimmt Jehova ihn an. Zu der Gegenwart Gottes ist sein Mund verstopft. Er sagt: „Zu gering bin ich. . . . Ich lege meine Hand auf meinen Mund." Allein Hiob muss noch weiter gehen, und so führt Gott ihn dahin, dass er gestehen muss, dass nicht allein nichts Gutes, sondern auch viel Böses in ihm vorhanden ist. Er sagt: „So habe ich denn beurteilt, was ich nicht verstand." Denn jetzt handelt es sich nicht um das Gericht, sondern um die Sünde. Hat der Sünder sich selbst gerichtet, so verschwindet die Furcht vor dem Gericht. „Mit dem Gehör des Ohres hatte ich von dir gehört, aber nun hat mein Ange dich gesehen. Darum verabscheue ich mich und bereue in Staub und Asche." Somit nimmt Hiob Partei für Gott gegen sich selbst. Er demütigt sich vor Gott, verabscheut sich und bereut in Staub und Asche; denn nur in der Gegenwart Gottes lernen wir wahre Reue. Wahre Buße besteht darin, dass wir, nachdem unsere Sünde völlig ans Licht gekommen ist, den Standpunkt Gottes einnehmen in Bezug auf uns selbst, und somit uns selbst verurteilen, während wir Ihn rechtfertigen. Sodann rechtfertigt Er uns und macht uns wohlannehmlich in dem Geliebten. So war es in Hiobs Fall. Jehova nahm ihn an. Und glückselig wer von Gott angenommen wird. Möchten wir das Bedürfnis nach Gott fühlen und uns nicht zufrieden geben mit einer heuchlerischen Ruhe, welche sich der Gegenwart Gottes entzieht!



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