(Nach einem Vortrag über 2. Kor. 3 von J. N. D.)
Zwischen Gesetz und Evangelium besteht ein Gegensatz, wie er größer nicht gedacht werden könnte. Paulus nennt das eine den Dienst des Todes und der Verdammnis, (V. 7 u. 9), das andere aber den Dienst des Geistes und der Gerechtigkeit. Als Moses zum ersten Mal die steinernen Tafeln empfing und vom Berge Sinai herabkam, hören wir nichts davon, dass sein Antlitz strahlte, (2. Moses 32). Er hat diese Tafeln überhaupt nie ins Lager gebracht. Er hört, was das Volk tut, und tritt bei Gott als Fürsprecher ein um Seines großen Namens willen (V. 11); und wenn er dann herabkommt und das Kalb und die Reigentänze sieht, schleudert er die Tafeln zu Boden und zerschmettert sie am Fuße des Berges, (V. 19). Wie hätte er das Gesetz Gottes in die Mitte eines Volkes bringen können, das bereits beschäftigt war, das allererste darin enthaltende Gebot zu übertreten? Wenn er nachher den Herrn anfleht hinsichtlich Seiner gegenwärtigen Regierungswege, so vergibt der Herr die Sünde des Volkes. Aber Moses konnte nicht Sühnung tun, und das Volk musste wieder unter Gesetz gestellt werden.
Nachher nimmt er zwei andere Tafeln, gerade wie die ersten, mit auf den Berg; durch Gottes Güte kühn gemacht, hatte er darum gebeten, Seine Herrlichkeit schauen zu dürfen. Das war unmöglich, aber Gott ließ Seine Güte an ihm vorübergehen und rief Seinen Namen Var ihm aus, wie Er sich in Seiner Regierung affenbaren wallte. (Kap. 34). Dann stellte Er das Valk wieder unter Gesetz. Moses hatte sich vorgenommen, Sühnung für Israel zu tun, aber er vermochte es nicht; und Gott rief sich als Den aus, der Ungerechtigkeit, Sünde und Schuld vergeben, aber keineswegs für schuldlos halten wollte den Schuldigen. Als Moses hierauf vom Berge herabkam, hatte all dieser Verkehr mit Gott bewirkt, dass sein Angesicht strahlte; und da das Volk nicht imstande war, auch nur den Gegenschein der Herrlichkeit des Herrn zu sehen, legte er eine Decke auf sein Angesicht. (29—35).
Gott handelt also in Gnade mit Seinem Volke, aber wir haben hier keine vollkommene Sühnung. Die Verheißung eines Erlösers wurde schon im Anfang im Garten Eden gegeben (1. Mose 3,15); aber es gab nur Einen, der das Erlösungswerk vollbringen konnte. Bei aller Offenbarung von Langmut und Güte fehlte doch eine Sache von grundlegender Bedeutung, und das war die Reinigung des Schuldigen. So bat denn das schuldige Israel darum, dass Moses eine Decke aus sein Antlitz legen möchte, und bis zum heutigen Tage liegt die Decke auf ihrem Herzen; aber wenn sie zum Herrn umkehren, wird die Decke weggenommen werden (2. Kor. 3, 15). Das Gesetz konnte nur in vielen Opfern auf das eine vollkommene Lamm hindeuten, und Israel vermochte nicht durch die Bilder hindurch bis zu dem durch sie vorgebildeten Gegenstand zu sehen (V. 13); aber in Christus ist die Decke hin- weggetan. Keine Decke ist mehr über die uns betreffenden Gedanken Gottes gebreitet, obwohl der Gott dieser Welt sie noch immer auf den Herzen der Menschen halten mag. (Vergl. 2. Kor. 4, 4.) Weil nun diese Decke hinweggetan ist, kann das Evangelium jetzt ein Evangelium der Herrlichkeit genannt werden.
Wir sehen Gott nach zwei großen Grundsätzen, Gesetz und Gnade, handeln. Im Gesetz fordert Gott vom Menschen, was der Mensch sein sollte. Es befasst sich mit all den Beziehungen, die von Gott im Blick auf Gott und Menschen gebildet worden sind. Die Pflichten waren alle vorhanden, ehe das Gesetz gegeben wurde; aber das Gesetz gestaltete sie zu einer Regel und drückte ihnen Gottes ausdrückliche Anerkennung aus. Das Gesetz beanspruchte vom Menschen Gehorsam. Unser Herr fasst das ganze in zwei Sätze zusammen: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben aus deinem ganzen Herzen u. s. w.", und: „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst". Das Gesetz forderte von dem Menschen, was er sein sollte. Es gab kein Leben, keine Kraft, keine Befreiung, auch keinen Gegenstand als Beweggrund zum Handeln; es vermochte den Schuldigen nicht zu reinigen, noch war irgendeine Hilfe oder Kraft in ihm, wenngleich Gott Seinem Volke zu allen Zeiten hilft. Das Gesetz an und für sich konnte nichts tun als Gehorsam fordern; und da der Mensch ein Sünder war und unfähig, einem heiligen Gesetz Gehorsam zu leisten, so war es ein Dienst des Todes und der Verdammnis. Gnade ist nicht im Gesetz (die beiden Grundsätze sind einander völlig entgegengesetzt), aber Gott handelte in Gnade mit Einzelnen. Das Gesetz war deshalb ein Dienst des Todes und der Verdammnis, weil es von Gott aus kundtat, was der Mensch sein sollte, was er aber nicht ist. Wenn das Herz eines Menschen nicht Gott gemäß geübt ist, so beunruhigt ihn das Gesetz nicht sehr. Er meint dann nichts besonders Böses getan zu haben; er ist nicht schlechter als seine Nachbarn; sehr grobe Sünden hat er nicht begangen. Außerdem denkt er: Gott ist ja barmherzig. Der Gedanke an ein wenig Barmherzigkeit, soweit seine Bedürfnisse es erfordern, wird in seinen Überlegungen nicht fehlen; denn tief im Herzen eines jeden Menschen lebt das Gefühl, dass er gesündigt hat. Allein er fühlt sich ziemlich behaglich, und alles geht gut, solange es eine Frage des natürlichen Gewissens bleibt und nicht das Auge Gottes Herz und Gedanken erreicht.
Wenn das Gesetz sagt: „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst", so werden wir sogleich von der Sünde überführt; denn wir wissen, dass wir das nicht tun. Wer ist bei einem Verlust, der seinen Nachbar trifft, so betrübt, wie wenn er selbst ihn erlitten hätte? Wenn wir darum eine Offenbarung von Gott in Verbindung mit dem Gesetz erhalten, mag sie auch noch so gering sein, so sind wir sofort gänzlich verurteilt; denn kein Fleisch vermag vor Seinem Auge zu bestehen. Eins von zwei Dingen wird geschehen: entweder wird man suchen, sich vor Gott zu verbergen, wie Adam es im Garten Eden tat, oder man wird suchen, Gott vor sich zu verbergen, so wie Israel es machte, als es Moses bat, eine Decke auf sein Angesicht zu legen. Denn sobald ein Mensch nur einen Blick von Gott erhält, so kann er mit Hiob sagen: „Wenn ich mich mit Schnee wüsche und meine Hände mit Lauge reinigte, alsdann würdest du mich in die Grube tauchen, und meinen eigenen Kleidern würde vor mir ekeln". (Hiob 9, 30, 3 l.) Was ich vorher auch von mir selbst gedacht haben mag, ich sehe jetzt, dass ich in Gottes Augen nur einem Menschen gleich bin, der gerade aus dem Schlamme gezogen worden ist: unrein vom Kopf bis zu den Füßen. Unter dem Gesetz mag die Seele sich ganz wohl fühlen, solange sie nicht Gott gemäß geübt ist; aber in Gottes Gegenwart kann kein Mensch vor Ihn: bestehen. Die vom Gesetz verbotene Lust ist schon im Herzen vorhanden.
Auf dem Boden des Gesetzes hängt das, was Gott für mich ist, davon ab, was ich für Ihn bin. Aber Gott hat ans Licht gebracht, dass ich ein Sünder bin, denn durch das Gesetz kommt die Erkenntnis der Sünde. Es bringt uns Menschen Tod und Verdammnis zum Bewusstsein, nichts anderes. Das Gesetz wird nie Frieden geben. Es ist nicht Gnade; es blickt nicht auf das, was der Herr für mich tut, sondern auf das, was ich in mir selbst für Ihn finde; und ich kann noch unter Gesetz sein, während ich auf das Kreuz hinschaue. Am Kreuze sehe ich die Entfaltung einer vollkommenen Liebe zu mir; wenn ich dann aber in mein Herz schaue und dort eine solche schwache Antwort auf Seine Liebe finde, so beginne ich daran zu zweifeln, ob ich Ihn überhaupt wirklich lieb habe. Der Wunsch, Ihn zu lieben, ist durchaus richtig; aber das ist nicht das Evangelium. Auf diesem Wege kann man nie Frieden finden. Man erhebt damit eine Frage bezüglich des Verhältnisses, in welchem man steht, gestützt auf das eigene Verhalten. Welch eine Verwirrung würde es aber in einer Familie Hervorrufen, wenn die Kinder die Frage aufzuwerfen begännen, ob sie Kinder ihres Vaters seien oder nicht! Wohl kann ich fragen: Wandle ich meinem Verhältnis entsprechend? Aber ich darf nicht die Frage erheben, ob ich ein Kind bin oder nicht. Alles das ist Gesetz, wenn auch in einer feineren Form. Man sucht immer noch Frieden in dem zu finden, was man für Gott ist, und nicht darin, was Er für uns ist. Es ist der Zustand einer Seele, die noch nicht Frieden gefunden hat; gleich dem verlorenen Sohne, der, als er noch fern von seinem Vater war, wie einer seiner Tagelöhner zu werden begehrte. Sobald er aber in die Gegenwart des Vaters kam, hören wir davon nichts mehr; denn jetzt kannte er sein Verhältnis. Vorher dachte er nur daran, was er für seinen Vater war, nicht aber daran, was sein Vater für ihn war. Sv geht es manchem Gläubigen, der noch auf dem Boden des Gesetzes steht. Er blickt in sich hinein, um zu sehen, ob er Gott liebt, und da er nicht die Liebe in seinem Herzen entdeckt, die er entdecken möchte, so beginnt er daran zu zweifeln, dass Gott ihn liebt. Das ist, wie gesagt, eine feinere Form des Gesetzes; aber es ist immer derselbe Grundsatz: man betrachtet, was man für Gott ist, und nicht, was Gott für uns ist.
Damit kommen wir zu dem Evangelium der Herrlichkeit. In die Mitte einer das Gesetz übertretenden Welt ist nämlich Gott in Gnaden herabgestiegen. Bevor Jesus kam, war Gott nicht zu den Menschen herausgetreten, und der Mensch konnte nicht zu Gott hinein- gehen. Wohl hatte Gott dem Menschen das Gesetz und die Verheißungen gegeben, aber Er war nicht selbst zu dem Menschen gekommen. Jetzt aber haben wir die große Tatsache vor uns, dass Gott zu uns gekommen ist. „Das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns." Andererseits ist der Mensch gerades Weges in Gottes Gegenwart eingetreten. Wenn ich sage „der Mensch", so meine ich Christus selbst; und zwar Ihn als Den, welcher als Vorläufer für uns innerhalb des Vorhangs eingegangen ist. (Hebr. 6, 20.) Ich entdecke ferner, dass Gott in vollkommener Güte zu uns gekommen ist, nicht in Offenbarung Seiner Herrlichkeit. Er kam, als wir Sünder und Gesetzesübertreter, als wir fern von Ihm waren. „Also hat Gott die Welt geliebt, dass Er Seinen eingeborenen Sohn gab." In dem Leben unseres Herrn hienieden haben wir die Offenbarung der reinsten göttlichen Liebe vor uns. Seine Wunder waren nicht nur Macht, sondern Macht, ausgeübt in Liebe, um jedem Bedürfnis in jedem Menschen zu begegnen. Er entfernte jede Wirkung der Sünde. Er war die Offenbarung Gottes in vollkommener Güte. Und das Ende von allem war, dass man Ihm ins Antlitz spie und Ihn verwarf.
Möchte der Herr bei uns allen stets die Erinnerung daran wach erhalten, dass wir uns in einer Welt befinden, die Gott verworfen hat, als Er in Gnade in ihr weilte! Die Welt ist heute so schlecht, wie sie damals war; sie steht auch heute in keiner näheren Beziehung zu Gott. Die Seelen sind von Natur ebenso weit von Gott entfernt wie einst. Ja, die Dinge liegen schlimmer als ehemals. Die Sünde hat ihren Höhepunkt erreicht.
Wie ernst ist es, dass Gott nicht nur den Menschen aus dem Garten Eden vertrieben hat, sondern dass der Mensch seinerseits, als Gott in diese Welt kam, Ihn von sich gestoßen hat! Jesus selbst sagt: „Wenn ich nicht die Werke unter ihnen getan hätte, die kein anderer getan hat, so hätten sie keine Sünde; jetzt aber haben sie gesehen und gehasst, sowohl mich als auch meinen Vater". (Joh. 15, 22. 23.) Er schritt in Güte durch diese Welt, indem Er alle heilte, die von, dem Teufel überwältigt waren, denn Gott war mit Ihm. (Apg. 10, 38.) Der Sohn Gottes ist in der Welt gewesen und ist von ihr verworfen worden. Gott hat sich uns in der Person Seines Sohnes geoffenbart, und zwar in vollkommener Heiligkeit und Liebe. Dies tritt in eindrucksvoller und rührender Weise ans Licht, wenn der arme Aussätzige zu Jesu kommt. (Luk. 5, 12, 13.) Jesus weilte bei den Sündern, ohne durch sie befleckt zu werden; aber Er war da in vollkommener Liebe. Nun, hier war einer, der Seine Macht anerkannte, aber der an Seiner Liebe zweifelte. Was ist die Antwort des Herrn? Tadelt Er ihn? O nein, Er antwortet: „Ich will; sei gereinigt!" und dann streckt Er Seine Hand aus und rührt ihn an. Wer einen Aussätzigen anrührte, wurde unrein wie der Aussätzige selbst; Christus aber wurde nicht befleckt durch Seine Berührung mit den Menschen, sondern Er reinigte sie in Gnade. Es war göttliche Macht, welche die Sünde berührte und sie entfernte; aber zugleich kam in außerordentlich schöner Weise zum Ausdruck, was göttliche Gnade ist.
In der Verwerfung eines solchen Herrn offenbarte sich die Sünde in ihrer ganzen Größe; denn es war die Verwerfung Gottes selbst, der in Güte gekommen war. Aber Gott benutzte diese schreckliche Tat des Menschen, die allem Vorhergehenden die Krone aufsetzte, zu seiner Rettung. Christus wurde das Lamm Gottes, welches die Sünde der Welt wegnimmt. Am Kreuze vollzog sich jenes Werk, welches der Ausdruck und die Erreichung des Gipfels der Gottlosigkeit aus feiten des Menschen war, aber zugleich als Anlass diente, um auf feiten Gottes die Überschwänglichkeit der Gnade zu offenbaren. Das Kreuz ist die Offenbarung der Gerechtigkeit Gottes der Sünde gegenüber; ja, mehr als das, Gott ist vollkommen in ihm verherrlicht. Die ganze Macht Satans entfaltet sich, aber alles dient nur dazu, Gottes vollkommene Liebe zu dem armen Sünder ans Licht zu bringen. Da, wo die Sünde überströmend war, ist die Gnade noch überschwänglicher geworden; wie geschrieben steht: „Einer ist für alle gestorben, und somit sind alle gestorben".
Doch wenn ich nun zum Kreuze komme, in dem Bewusstsein, dass meine Sünden Christus dahin gebracht haben, finde ich Ihn dann noch dort? Nein, das Kreuz ist leer. Aber mein Glaube weiß, wo Er ist. Ich weiß, dass meine Sünden Ihn ans Krenz gebracht haben; aber mein Glaube sieht Ihn setzt zur Rechten Gottes. Aus diesem Grunde reden wir von dem Evangelium der Herrlichkeit; denn Er ist für mich in die Herrlichkeit eingegangen. Er sitzt jetzt dort zur Rechten Gottes; aber Er trägt nicht mehr, meine Sünden auf sich. Nein, Er sitzt eben dort, weil meine Sünden für immer hinweggetan sind. „Durch ein Opfer für Sünden hat Er auf immerdar vollkommen gemacht, die geheiligt werden." Wenn ich nun komme, um von mir Rechenschaft abzulegen, wen finde ich als meinen Richter? Gerade Den, der meine Sünden durch sich selbst hinweggetan hat. Für eine in der Gnade recht befestigte Seele gibt es daher keinen beglückenderen Gedanken als den an den Richterstuhl Christi; denn bei der Offenbarwerdung vor Ihm werde ich dastehen in meinem verherrlichten, dem Herrn selbst gleichgestalteten Leibe. Er hat gesagt, dass das Werk vollbracht sei; und Der, welcher mich richtet, ist derselbe, der alle meine Sünden getragen hat.
Das Evangelium der Herrlichkeit ist also die kostbare Botschaft, dass Er, der für meine Sünden starb, sich dort in der Herrlichkeit befindet, während alle meine Sünden für immer hinweggetan sind; und hier ist es, wo das Evangelium in seiner Fülle beginnt. Erst als Jesus zur Rechten Gottes saß, kam der Heilige Geist hernieder, und erst dann konnten die Jünger in der Kraft des Heiligen Geistes ausgehen.
Gerechtigkeit hat Ihn, der meine Sünden trug, zur Rechten Gottes gesetzt. Er hat sie getragen und Gott im Blick auf sie vollkommen verherrlicht; und nun besteht der Dienst des Geistes darin, in dem Evangelium zu bezeugen, dass Er, der alles vollbracht hat, derselbe ist, welcher jetzt erhöht ist zur Rechten Gottes. Ich sehe einen Menschen in der Herrlichkeit, den für mich dort eingegangenen Vorläufer. Wir hatten keinen Anteil an dem wunderbaren Werke, das Er vollbracht hat, es sei denn durch unsere Sünden und den Hass, der Ihn zum Tode brachte. Er starb, und Gott versetzte Ihn in die Herrlichkeit, weil Er ein Werk vollbracht hatte, das Gott vollkommen befriedigte. Der Herr selbst sagt in Joh. 16, wenn Er von dem Heiligen Geist redet, dass Er die Welt von Gerechtigkeit überführen werde; und zwar wodurch? „Weil ich zu meinem Vater gehe", sagt Jesus. Er thront jetzt in der Herrlichkeit, weil das Werk vollkommen geschehen ist: die Sünden aller derer, welche glauben, sind für immerdar hinweggetan. Die Gegenwart des Heiligen Geistes überführt auch von Sünde; denn meine Sünde ist es, die Ihn ans Kreuz gebracht hat, dorthin, wo Er alles getragen und Gottes Gerechtigkeit vollkommen befriedigt hat.
Am Kreuze wurde die ganze Frage der Sünde zwischen Gott und Christus geordnet und für immer zum Abschluss gebracht. Christus ist jetzt meine Gerechtigkeit vor Gott. Gottes Gerechtigkeit hat sich darin gezeigt, dass Er den Menschen, der meine Sünden trug, zu Seiner Rechten in die Herrlichkeit versetzt hat.
Der Mensch besitzt keine Gerechtigkeit vor Gott. Wenn er das erkennt, versucht er, heiliger zu werden. An und für sich ist es ja auch ganz richtig, ja, notwendig nach Heiligkeit zu streben; aber als Mittel zum Frieden wird das niemals genügen. In Christus jedoch besitze ich eine göttliche Gerechtigkeit, die vermag mich in die Herrlichkeit zu bringen. Alle, welche vom Geiste Gottes geleitet werden, diese sind Söhne Gottes. Am Kreuze Christi ist nicht nur meine Schuld bezahlt worden, denn das wäre möglich, ohne dass ich etwas hätte, wovon ich gleichsam leben könnte. Nein, Gott hat mich zum Miterben Christi gemacht; und jetzt lebe ich hienieden in der Erwartung Seines Kommens, damit Er mich zu sich nehme und ich für immer bei Ihm sei in der Herrlichkeit, wo Er jetzt ist.