JUDAS 3
Es ist etwas Großes für uns, geliebte Freunde, auf unserem
ganzen Wege zu wissen, wo wir sind, und ferner
die Gedanken Gottes nicht nur darüber zu kennen, wo
wir sind, sondern auch in bezug auf unseren Platz auf dem
Pfade, auf dem wir uns befinden.
Gott hat uns nicht nur in Gnade besucht, wir müssen
auch in unseren Gedanken aufnehmen, was das tatsächliche
gegenwärtige Ergebnis dieser Gnade ist, so daß wir
die wichtigen Grundsätze, unter welche Gott uns als
Christen gestellt hat, festhalten und gleichzeitig fähig sind,
jene Grundsätze auf die Umstände, in denen wir uns
befinden, anzuwenden. Diese Umstände mögen je nach
unserer Stellung verschieden sein, aber die Grundsätze
ändern sich nicht.
Ihre Anwendung auf den Pfad des Glaubens mag verschieden
sein und ist es auch. Ich meine einen Fall wie
diesen: In Hiskias Zeit wurde ihnen gesagt: „In Stillsein
und Vertrauen würde eure Stärke sein", und die Assyrer
sollten nicht einmal einen Wall gegen Jerusalem aufschütten.
Sie sollten vollkommen ruhig und standhaft
bleiben. Und das Heer der Assyrer wurde vernichtet.
Aber als bei Jeremia eine gewisse Zeit des Gerichts gekommen
war, da sollte der sich retten können, der aus
der Stadt hinaus zu den Chaldäern, ihren Feinden, überlief.
Sie waren immer noch das Volk Gottes wie auch
vordem, wenn Er auch zur Zeit des Gerichts „nicht
mein Volk" sagte, und darin bestand der Unterschied.
Nicht Gottes Gedanken hatten sich geändert oder Seine
Beziehungen zu Seinem Volke waren verändert — das
wird niemals geschehen. Doch das Verhalten des Volkes
«;
sollte genau entgegengesetzt sein. Unter Hiskia waren sie
beschützt; unter Zedekia sollten sie sich unter das Gericht
beugen.
Ich weise auf diese Umstände als ein Zeugnis hin, um
zu zeigen, daß die Beziehungen Gottes zu Israel in dieser
Welt zwar unveränderlich sind, doch ihr Verhalten sollte
zu einer Zeit genau des Gegenteil wie zu einer anderen
Zeit sein.
Seht auf den Anfang der Apostelgeschichte, was die
Kirche betrifft, die Versammlung Gottes in der Welt.
Dort finde ich die volle Entfaltung der Kraft; sie waren
alle ein Herz und eine Seele, und sie hatten alles gemein;
die Stätte, wo sie waren, wurde bewegt. Aber angenommen,
ich nehme jetzt die Kirche einschließlich das
römisch katholische System und alle anderen, wenn wir
auf alles das blicken und es anerkennen, beugen wir uns
zugleich allem, was böse ist.
Während die Gedanken Gottes sich nicht ändern und
Er Sein Volk kennt und so weiter, so brauchen wir doch
geistliches Unterscheiden, um zu sehen, wo wir sind und
welches die Wege Gottes in den Umständen sind, wenn
Er auch nie von den ersten wichtigen Grundsätzen abgeht,
die Er für uns in Seinem Worte niedergelegt hat. Auch
noch etwas anderes müssen wir als eine Tatsache der
Schrift beachten: wohin auch immer Gott den Menschen
gestellt hat, das erste, was der Mensch getan hat, war,
die Stellung zu verderben; wir müssen das immer in
Betracht ziehen.
Betrachtet Adam, Noah, Aaron, Salomo und Nebukadnezar.
Gott geht in geduldigem Erbarmen vor, doch der
gleichförmige Weg des Menschen war, wie wir in der
Schrift lesen, das sogleich umzuwerfen und zu zerstören,
was Gott als gut eingerichtet hatte. Folglich
können wir nicht in einer wahren Kenntnis unserer
Stellung wandeln, wenn wir dies nicht in Erwägung
ziehen. Aber Gott ist treu und geht in geduldiger Liebe
vor. Deshalb finden wir in Jesaja 6 „Mache das Herz
dieses Volkes fett, und mache seine Ohren schwer, und
verklebe seine Augen" und so weiter, aber es wurde erst
nach 800 Jahren erfüllt; als Christus kam, verwarfen sie ihn.
Geduld ging auf diese Art vor, einzelne Seelen wurden
bekehrt, es gab verschiedene Zeugnisse durch die Propheten,
und ein Überrest wurde immer noch bewahrt.
Aber wenn wir die Treue Gottes, die unveränderlich ist,
als Beweis anführen, um eine ausdrückliche Bestätigung
auf das Böse zu legen, was der Mensch hereingebracht
hat, dann ist unser ganzer Grundsatz falsch.
Das würde genau so sein, wie zu Jeremias Zeit, als das
Gericht kam; was sie da taten, tut die Christenheit jetzt;
sie sagten: „Der Tempel des HERRN, der Tempel des HERRN
ist dies!", und „Denn nicht geht dem Priester das Gesetz
verloren, noch der Rat dem Weisen", als sie alle dabei
waren, nach Babylon zu gehen. Die Treue Gottes war
unveränderlich, aber in dem Augenblick, wo sie diese
anwandten, um sich im Bösen zu bestätigen, wurde es
der wahre Grund ihres Zusammenbruchs. Die gleichen
Grundsätze, welche unser Schutz sein würden, werden
unser Untergang, wenn wir das Bewußtsein von dem
verlieren, wo wir sind.
Wir haben das Wort: „Bücket hin auf den Felsen,
aus dem ihr gehauen, und auf die Höhlung der Grube,
aus welcher ihr gegraben seid. Blicket hin auf Abraham,
euren Vater, und auf Sara, die euch geboren hat; denn
ich rief ihn, den einen, und ich segnete ihn und mehrte
ihn", Jesaja 51: 1, 2; eine Schriftstelle, die ständig falsch
angewandt wird. Gott sagt dort, Abraham war allein, und
Ich rief ihn. Israel, zu denen Gott dies sagte, war damals
nur ein kleiner Überrest — laßt euch nicht beängstigen,
Ich rief Abraham, den einen; daß sie wenige waren, war
ohne Bedeutung, Gott konnte sie allein segnen, ebenso
wie Abraham.
In Hesekiel wird nun eine ähnliche Äußerung des Volkes
in anderen Umständen als Ungerechtigkeit bezeichnet.
Sie sagten da: „Wir aber sind viele", „Abraham war ein
einzelner, und er erhielt das Land zum Besitztum";
Hesekiel 33: 24; Gott segnete ihn, und deshalb wird Er
uns noch mehr segnen. In Wirklichkeit war es mangelndes
Gewissen, daß sie die Umstände falsch auffaßten, in denen
sie waren und mit denen Gott verfuhr. So ist es jetzt,
wenn wir das Bewußtsein unseres Zustandes übersehen
— ich meine den der ganzen bekennenden Kirche, in
deren Mitte wir uns befinden —, werden wir größten
Mangel an geistlichem Verständnis haben.
Wir sind in den letzten Tagen, aber manchmal, denke
ich, erwägen die Leute nicht die volle Bedeutung davon.
Ich denke, ich kann euch aus der Schrift zeigen, daß die
Kirche als verantwortliches System hienieden von
Anfang an in die Stellung unter Gericht geraten war,
und ihr Zustand war so, daß es persönlichen Glauben
erforderte, es zu richten.
Der große Gedanke, der unter Hunderten und Tausenden
geläufig ist, um aus der gegenwärtigen Verwirrung
heraus zu einer Art Hilfsmittel zu kommen, ist,
daß die Kirche lehrt und richtet und dies und jenes tut;
aber im Gegenteil, Gott richtet die Kirche, Geduld
zeigt Er und Gnade, und Er ruft Seelen zu Sich, wie Er
es in Israel tat; doch wir müssen dem ins Angesicht
sehen, daß die Kirche nicht der Folge dieses Grundsatzes
in der armen menschlichen Natur entgangen ist, wonach
das Erste, was getan wird, ist, sich von Gott zu entfernen
und das zu ruinieren, was Er aufgerichtet hat.
Wenn wir von den letzten Zeiten sprechen, so ist das
nichts Neues, sondern etwas, was wir in der Schrift
haben, etwas, was Gott in unumschränkter Güte uns vor
dem Abschluß der kanonischen (von der Kirche anerkannten)
Schriften gegeben hat. Er erlaubte dem Bösen
aufzukommen, damit Er uns das Urteil der Schrift
darüber geben konnte. Wenn wir den Judasbrief ansehen
— und ich nehme jetzt lediglich einige dieser Grundsätze
heraus, welche der Kirche Gottes fehlen — da
heißt es: „Geliebte, indem ich allen Fleiß anwandte, euch
über unser gemeinsames Heil zu schreiben, war ich genötigt,
euch zu schreiben und zu ermahnen, für den
einmal den Heiligen überlieferten Glauben zu kämpfen".
Der Glaube war bereits in Gefahr, sie waren verpflichtet,
für das zu kämpfen, was ihnen sozusagen entglitt, denn
es hatten sich „gewisse Menschen nebeneingeschlichen"
usw., so daß man jetzt das Gericht sehen muß. Gott
rettete das Volk aus Ägypten und mußte nachher die
vertilgen, die nicht glaubten. Ebenso mit den Engeln in
ähnlicher Weise.
Auch Henoch weissagte von diesen, von denen Judas
spricht, den Gottlosen, an denen der Herr Gericht ausüben
wird, wenn Er wiederkommt. Diese waren damals
dort, und der Anfangspunkt davon in den Tagen der
Apostel genügte, um durch Sein Wort die Offenbarung
der Gedanken Gottes zu geben. Der Grund für das
Gericht, wenn der Heer wiederkommt, war dort bereits
vorhanden. Wenn man den ersten Brief des Johannes
nimmt, so sagt er im zweiten Kapitel, Vers 18: „Kindlein,
es ist die letzte Stunde, und wie ihr gehört habt, daß der
Antichrist kommt, so sind auch jetzt viele Antichristen
geworden; daher wissen wir, daß es die letzte Stunde ist".
Somit ist das nichts Neues, was sich entwickelt hat,
sondern begann zu Anfang, gerade so wie sie in Israel das
Kalb zu Beginn machten; doch Gott hatte Jahrhunderte
lang Geduld mit ihnen, aber ein geistlicher Mann richtete
den Zustand des Volkes. Johannes sagt: „Wir missen,
daß es die letzte Stunde ist". Ich nehme kaum an, daß
die Kirche Gottes sich seitdem gebessert hat. In Vers 20
fügt er hinzu: „Und ihr habt die Salbung von dem
Heiligen und wisset alles" — ihr habt das, was euch
befähigt, in diesen Umständen zu urteilen.
Nimm wiederum den praktischen Zustand der Kirche,
wie er von Paulus in Philipper 2: 20, 21 gesehen wird:
„Denn ich habe niemand gleichgesinnt, der von Herzen
für das Eure besorgt sein wird; denn alle suchen das
Ihrige, nicht das, was Jesu Christi ist". So war es an
seinem Tage. Welch ein Zeugnis! Es war nicht der Fall,
daß sie aufgegeben hatten, Christen zu sein.
Er sagt zu Timotheus: „Bei meiner ersten Verantwortung
stand mir niemand bei, sondern alle verließen
mich; es werde ihnen nicht zugerechnet". 2. Tim. 4: 16.
Niemand stand ihm bei! Petrus berichtet uns, daß „die
Zeit gekommen ist, daß das Gericht anfange bei dem
Hause Gottes;"' 1. Petrus 4: 17. Ich erwähne dies als die
Autorität des Wortes Gottes, was zeigt, wie sogar damals
am Anfang das da war, was äußerlich voranging, dem
aber der Geist Gottes Beachtung schenkte und Zeugnis
gab, daß es der Grund für das endgültige Gericht sei,
jedoch in der Kirche Gottes bereits offenbar.
Es gibt noch etwas anderes, was diesen Grundsatz
treffend zeigt, und das ist der Grund beim Handeln unter
den Umständen, die in den sieben Versammlungen in
Asien enthüllt sind; Offenbarung 2 und 3. Ich zweifle
nicht, daß dies die Geschichte der Kirche Gottes ist,
aber der Punkt ist: „Wer ein Ohr hat, höre, was der
Geist den Versammlungen sagt!" Die Versammlungen
konnten weder führen, noch hatten sie Autorität, noch
irgend etwas dieser Art, sondern wer ein Ohr hatte, um
Gottes Wort zu hören, sollte ihren Zustand beurteilen.
Das ist ganz offensichtlich ein wichtiger Grundsatz, und
es ist etwas sehr Ernstes. Christus spricht zu den Versammlungen,
jedoch nicht als Haupt des Leibes, obschon
Er das auf immerdar ist, sondern sie werden in ihrer
Verantwortung hieniden auf der Erde gesehen. Es ist
nicht der Vater, der Botschaften an die Kirche sendet,
wie in den verschiedenen Briefen; das ist es nicht, sondern
es ist Christus, der in ihrer Mitte wandelt, um sie
zu richten. Deshalb ist Er hier weder das Haupt des
Leibes, noch der Dienende. Sein Gewand reicht bis zu
den Füßen (ich schlage es hoch, wenn ich dienen will).
Er wandelt in der Mitte, um ihren Zustand zu richten.
Das ist etwas Neues.
Es geht um die Verantwortung, und so findet man
einige Bewährte und einige, die sich nicht bewährt haben.
Ihr Zustand ist die Ursache des Gerichts von seiten
Christi, und sie werden hier aufgefordert, auf das zu
hören, was Er zu sagen hat. Es ist genaugenommen nicht
der Segen Gottes, was wir in den Versammlungen finden,
obwohl sie viele Segnungen hatten, sondern der Zustand
dieser Versammlungen, nachdem die Segnungen ihren
Händen anvertraut waren. Wie hatten sie dieselben
gebraucht?
Seht die Thessalonicher in ihrer Frische — das Werk
des Glaubens, die Bemühung der Liebe und das Ausharren
der Hoffnung sind offenbar. Aber im ersten Briefe
an die Versammlungen, dem an Ephesus, lesen wir: „Ich
kenne deine Werke und deine Arbeit und dein Ausharren".
Wo waren der Glaube und die Liebe ? Die
Quelle fehlte. Der Herr mußte sagen: „Ich . . . werde
deinen Leuchter aus seiner Stelle wegrücken, wenn du
nicht Buße tust". Sie waren an einen Platz der Verantwortung
gestellt, und Er handelt mit ihnen dementsprechend.
Das erste ist, „daß du deine erste Liebe verlassen
hast"; so war die Zeit gekommen, da das Gericht
beim Hause Gottes anfangen sollte.
Die Worte des Petrus spielen auf Hesekiel an, der sagt,
„bei meinem Heiligtum sollt ihr anfangen", Hesekiel
9:6; das Haus Gottes in Jerusalem, denn darin sieht
Gott zuerst nach dem Rechten, in Seinem eigenen Hause.
Ich fühle, es ist außerordentlich ernst und etwas, was
unsere Herzen vor Gott beugen sollte. Die Kirche hat
versagt, der Brief Christi zu sein — als solcher war sie in
die Welt eingesetzt — aber ist sie jetzt überhaupt etwas
dergleichen ? Kann ein Heide — so müssen wir es sehen
— irgend etwas davon erblicken ? Einzelne mögen glückselig
wandeln; doch wo finden wir Glauben wie bei
Elia ? Obschon er keinen in Israel kannte, der treu war,
kannte Gott doch siebentausend. So gesegnet er auch
war, sogar bei ihm versagte der Glaube, und Gott fragte
ihn: „Was tust du hier, Elia ?" Dies sollte keine Ent-
mutigung sein, denn Christus ist genug für uns. Nichts
reicht an die völlige, vollkommene Treue Gottes eigener
Gnade, und unsere Herzen müssen darüber tief gebeugt
sein.
Es ist durchaus nicht die Absicht, etwas anzugreifen
oder zu tadeln, denn in einem Sinne sind wir alle darin,
doch unsere Herzen sollten beachten, daß das, was so
schön in der Kraft des Geistes Gottes eingesetzt war —
wo ist es hingekommen ? Es wirft uns auf die Stärke, die
nie versagt!
Als die Kundschafter nach Israel zurückkehrten, gaben
die zehn den Glauben auf. Kaleb und Josua sagten:
„Fürchtet ja nicht das Volk des Landes, denn unser Brot
werden sie sein". Es ist jetzt das gleiche bei uns im Blick
auf Schwierigkeiten und Widerstand. Wir werden aufgefordert
zu sehen, wo wir sind und welches der Pfad
und der Ort sind, wo wir wandeln müssen, und wir
sollten uns des ganzen Zustandes um uns her bewußt
sein. Doch wenn auch die Kirche sehr versagt hat, das
Haupt kann niemals versagen. Christus ist jetzt genug
für uns in dem Zustand, in dem wir uns befinden,
gerade so wie am Anfang, als Er die Kirche in Schönheit
und Glückseligkeit aufgerichtet hat. Es mag erfordern,
daß wir auf Sein Wort blicken und suchen, was Seine
Gedanken sind, aber wir sollten nicht unsere Augen vor
der Lage, in der wir sind, verschließen.
Wenn man die Apostelgeschichte liest, ist es sehr auffallend
zu sehen, daß da Kraft ist in der Mitte des Bösen.
Wenn wir im Himmel sind, wird überhaupt kein Böses
dort sein, der Glaube oder das Gewissen sind dann nicht
mehr in Tätigkeit, aber jetzt brauchen wir sie, und das
einzige, was wir haben, ist die Kraft des Geistes Gottes,
wenn Böses vorherrscht, und durch sie sollten wir das
Böse auf unserem Pfade beherrschen.
Es heißt nicht, daß jeder Christ verfolgt werden wird,
doch es heißt: „Alle aber auch, die gottselig leben wollen
in Christo Jesu, werden verfolgt werden"', 2. Timotheus
3: 12. Wenn ein Mensch die Kraft des Geistes Gottes
erkennen läßt, wird die Welt es nicht ertragen; das ist der
Grundsatz. Wenn uns in der Apostelgeschichte die Kraft
des Geistes in den Wundern gezeigt wird, wie zuvor bei
Christo, was brachte sie hervor ? Die Feindschaft, die
den Herrn kreuzigte. Was wir jetzt haben, ist Gutes inmitten
von Bösem — so wie Christus war, vollkommen
Gutes inmitten von Bösem; aber die Folge der Entfaltung
Gottes in Ihm, — weil ja die Gesinnung des Fleisches
Feindschaft gegen Gott ist —, brachte die Feindseligkeit
zum Vorschein, und je größer die Entfaltung, umso
größer die Feindseligkeit; und so wurde Er für Seine
Liebe gehaßt. Da wir noch nicht zu der Zeit gekommen
sind, wo das Böse weggetan ist — das wird sein, wenn
Christus wiederkommt —, ist das der Unterschied zwischen
jener Zeit und dieser Zeit; zu jener Zeit wird das
Gute in Kraft Eingang finden, um Satan zu binden und
das Böse zum Schweigen zu bringen. Aber als Christus
in dieser Welt war und danach Seine Heiligen, ist im
Gegenteil das Gute inmitten des Bösen, während Satan
der Gott dieser Welt ist.
Als das einst vermischt wurde, wurde das Gute überschwemmt,
und alles floß zusammen weiter. Nimm die
klugen Jungfrauen und die törichten; während sie eingeschlafen
waren, konnten sie alle zusammenbleiben —
warum auch nicht ? Aber in dem Augenblick, wo sie ihre
Lampen schmücken, kommt die Frage des Öls auf, und
sie gehen nicht mehr zusammen weiter. Und wir werden
dasselbe finden. Auch in Josua war es eine Zeit der
Kraft. Es ist zwar wahr, daß sie bei Jericho versagten und
bei Ai geschlagen wurden, aber der allgemeine Charakter
ist Kraft. Feinde wurden unterworfen und Städte, befestigt
bis an den Himmel, wurden genommen, der Glaube
überwand alles, und das ist ein glückseliges Bild — das
Gute in der Mitte von Bösem, und Kraft, das Gute weiterzuführen
und die Feinde zu unterwerfen. In Richter
sehen wir das Gegenteil; die Kraft Gottes war da, aber
die Kraft wurde durch das Böse kundgetan, weil das
Volk nicht treu war. Sie kamen schnell nach Bochim,
Richter 2: 1-5, d.h. Tränen, Weinen — wogegen sie in
Josua nach Gilgal gingen, wo die völlige Absonderung
Israels von der Welt stattgefunden hatte; sie waren durch
den Jordan gegangen, und das war der Tod, und danach
wurde die Schande Ägyptens abgewälzt. Aber der Engel
des HERRN ging nach Bochim; Er gab Israel nicht auf, obwohl
sie Gilgal verlassen hatten. Es war Gnade, die
ihnen nachging. Und wenn wir unsererseits nicht nach
Gilgal gehen, wenn wir nicht zurück zu unserer tiefsten
Demütigung in Gottes Gegenwart gehen, können wir
nicht in Kraft hervortreten.
Wenn der Umgang eines Dieners mit Gott nicht sein
Zeugnis zu den Menschen überragt, wird er zusammenbrechen
und versagen. Er muß seine Kraft erneuern.
Das große Geheimnis im Leben eines Christen ist, daß
unser Umgang mit Gott nichts aus uns selbst machen
sollte. Jedenfalls gab Gott Israel nicht auf, und sie bauten
dem HERRN waren nicht im Triumphe, sondern über sie wurde
beständig triumphiert.
Dann sandte Gott ihnen Richter, und Er war mit den
Richtern, obwohl das Volk seinen Platz verloren hatte.
Das müssen wir gleicherweise berücksichtigen. „Denn
alle suchen das Ihrige, nicht das, was Jesu Christi ist".
Haben sie nicht so ihren Platz verloren ? — nicht daß sie
aufgehört hatten, die Kirche Gottes zu sein, das meine
ich nicht. Wenn wir das nicht beachten, werden wir
auch nach Bochim kommen, dem Platz der Tränen. Der
ganze Zustand der Kirche Gottes muß gerichtet werden,
allein das Haupt kann niemals Seine Kraft verHeren, und
es gibt eine Gnade, die den Umständen auch entspricht.
Was ich am Anfang der Geschichte der Kirche sehe,
ist zuerst diese gesegnete Kraft, die dreitausend Seelen
an einem Tage bekehrt. Dann kam Widerstand; die Welt
warf sie ins Gefängnis, aber Gott zeigte demgegenüber
Seine Kraft, und ich zweifle nicht, wenn wir jetzt treuer
wären, hätten wir weit mehr das Dazwischentreten Gottes.
Doch die Kraft des Geistes Gottes war dort, und sie
wandelten in glückseliger Einheit, zeigten diese Kraft,
und zwar inmitten der Macht des Bösen, wenn wir auch
jene Szene nicht verlassen können, ohne leider das Böse
drinnen am Werke zu finden, wie in Ananias und Sapphira
gesehen wird. Sie genossen Ansehen, weil sie angeblich
ihre Güter aufgegeben hatten: Der Geist Gottes war
dort, und sie fielen tot nieder, und Furcht kam über alle,
die sowohl drinnen als draußen waren. Bevor dann die
Geschichte der Schrift schließt, war die Zeit gekommen,
daß das Gericht an dem Hause Gottes anfangen mußte.
Es ist äußerst ernst und kennzeichnet die gegenwärtige
Zeit, bis Christus kommt, dann wird Seine Macht das
Böse wegtun — welch ein Unterschied!
Als nächstes haben wir das Zeugnis über das grobe
Böse, wo Gutes sein sollte: „Dieses aber wisse, daß in
den letzten Tagen schwere Zeiten da sein werden; denn
die Menschen werden eigenliebig sein" usw., 2. Timotheus
3: i, 2. Dort gilt der bekennenden Kirche — denn
solche ist es — die gleiche Beschreibung, die am Anfang
des Römerbriefes von den Heiden gegeben wird. Es ist
eine ausdrückliche Erklärung, daß solche Zeiten kommen
sollten und daß der Zustand zu dem zurückgehen würde,
was er im Heidentum gewesen war. Es heißt weiter:
„Böse Menschen aber und Gaukler werden im Bösen
fortschreiten, indem sie verführen und verführt werden".
2. Timotheus 3: 13. Aber Paulus sagt Timotheus, in dem
zu bleiben, was er gelernt hatte.
Die Leute sagen jetzt, die Kirche lehrt diese Dinge,
aber ich frage: Wer ist das ? Die Kirche ? Was meinen
sie ? All das ist im Ungewissen — es gibt jetzt keine
inspirierte Person in der Kirche, um zu lehren. Ich muß
zu Paulus und Petrus gehen, dann weiß ich, von wem ich
lerne. Gerade so wie er zu den Ältesten von Ephesus
gesagt hat: „Und nun befehle ich euch Gott und dem
Worte seiner Gnade". Böse Menschen und Gaukler
waren im Bösen fortgeschritten, aber der Apostel wies
Timotheus auf die Gewißheit der Erkenntnis hin, die er
von besonderen Personen erhalten hatte; für uns sind
dies nun „die heiligen Schriften . . . , die vermögend
sind, dich weise zu machen zur Seligkeit". Wir müssen
das alles lernen, da die bekennende Kirche gerichtet ist
und die bloße Form der Gottseligkeit sie kennzeichnet.
Ich denke, hier haben wir das, was die Christen ins Auge
fassen müssen. Sehen wir nicht, daß Menschen sich
abwenden, die einmal Christen genannt wurden, und
Ungläubige werden ?
Bloße Formalität geht über in offenen Unglauben oder
offenkundigen Aberglauben. Es ist allgemein bekannt,
sogar in äußerlicher Weise, wie die Dinge laufen. In sich
selbst ist Christentum Christentum, wie Gott es gab,
aber äußerlich, wie wir es um uns her sehen, ist es verschwunden.
Wir brauchen das Christentum, wie es im
Worte Gottes ist. Nicht, daß wir etwas zu fürchten haben
— in gewissem Sinne ist es eine gesegnete Zeit, da sie
uns auf Gott wirft, nur müssen wir diese Dinge einfältig
und mit Verständnis betrachten.
Es gibt kein glückseligeres Bild lieblichen Glaubens
und der Gottseligkeit, bevor das Evangelium aufkam,
als was man in den ersten zwei Kapiteln von Lukas findet.
Inmitten der ganzen Ungerechtigkeit der Juden sehen wir
Zacharias, Maria, Simeon, Anna und andere Gleichgesinnte.
Und sie kannten sich gegenseitig, und Anna
„redete von ihm zu allen, welche auf Erlösung warteten
in Jerusalem"; ebenso wie wir es in anderer Weise tun
sollten.
Aber was den gegenwärtigen Stand der Dinge betrifft
— nehmen wir die Seite der Verantwortung des Menschen
— so weicht der Mensch schnell von dem ab, was
Gott aufgerichtet hat, und dann bricht wachsendes Verderben
herein, bis das Gericht notwendig ist. Johannes
spricht davon, daß die letzten Tage gekommen sind, weil
es schon damals viele Antichristen gab; aber die Geduld
Gottes hielt noch an, bis am Ende gefahrvolle Zeiten
gekommen sind.
Nun füge ich ein Wort darüber hinzu, wie wir inmitten
solch eines Zustandes wandeln sollen: zweifellos
nach dem Worte Gottes — in unmittelbarer Beziehung
dazu. Nicht, daß Gott nicht Dienst benutzt — Dienst ist
Seine eigene Verordnung — aber wegen der Autorität
müssen wir uns an das Wort Gottes selbst wenden. Dort
ist die direkte Autorität von Gott, die alles entscheidet;
und wir haben die Wirksamkeit Seines Geistes, um Dinge
mitzuteilen. Jedoch ist es etwas Unglückliches, wenn
jemand sich nur an die Schrift wendet und Hilfe von
anderen ablehnt, oder wenn er auf Menschen als direkte
Wegweiser blickt und den Platz des Geistes verleugnet.
Eine Mutter sollte gesegnet sein in der Fürsorge für
ihre Kinder und ebenso ein Diener unter den Heiligen;
das ist die Tätigkeit des Geistes Gottes in einem einzelnen
— er ist ein Werkzeug Gottes. Aber wenn wir
das auch völlig zugeben, müssen wir uns doch zum
Worte Gottes wenden, und zwar direkt, und darauf
müssen wir bestehen. Wir sagen alle, daß das Wort
Gottes die Autorität ist, doch wir müssen darauf bestehen,
daß Gott durch das Wort spricht. Eine Mutter
ist nicht inspiriert und kein Mensch ist es, nur das Wort
Gottes, und es ist unmittelbar: „Wer ein Ohr hat, höre,
was der Geist den Versammlungen sagt". Ich finde nie,
daß die Kirche lehrt — die Kirche wird belehrt und
lehrt nicht; einzelne lehren. Aber die Apostel und andere,
die Gott in dieser Weise gebrauchte, waren die Werkzeuge
Gottes, um Mitteilungen von Gott direkt an die
Heiligen weiterzugeben, so heißt es: „Ich beschwöre
euch bei dem Herrn, daß der Brief allen heiligen Brüdern
vorgelesen werde", i. Thessalonicher 5: 27. Dies ist von
höchster Wichtigkeit, weil es das Recht Gottes ist,
direkt zu Seelen zu sprechen. Er mag jedes Werkzeug
gebrauchen, wie es Ihm gefällt, und man kann nichts
dagegen einwenden — „das Auge kann nicht zu der Hand
sagen: Ich bedarf deiner nicht", i. Korinther 12:21;
denn wenn man zur direkten Autorität kommt, ist es
äußerst ernst, diese anzutasten. Ich rede auch nicht von
privatem Urteil in den Dingen Gottes, ich lasse es nicht zu
als ein Grundsatz. Man hat über andere Dinge zu entscheiden;
aber in dem Augenblick, wo ich göttliche
Dinge vor mir habe, spreche ich davon, das Wort Gottes
zu beurteilen ? Das ist ein Zeichen des Bösen der Zeiten,
die gekommen sind.
Wenn ich das Wort Gottes anerkenne, wie es durch
Seinen Geist gebracht ist, setze ich mich nieder, um zu
hören, was Gott mir sagen will, und dann beurteilt es
mich, nicht ich beurteile es. Es ist das göttliche Wort,
das meinem Gewissen und meinem Herzen nahegebracht
wird, und ich sollte Gott beurteilen, wenn Gott zu mir
spricht ? Es würde ein Verleugnen dessen sein, daß Er
zu mir spricht. Um wirkliche Kraft zu haben, muß es
das Wort Gottes für meine Seele sein, und dann denke
ich nicht daran, es zu beurteilen, sondern ich beschäftige
mich damit und lasse mein Herz in Bewegung kommen
und mein Gewissen geübt werden. Dann muß ich es
aufnehmen als etwas, was mir das gibt, was von Anfang
war. Warum ? Weil Gott das gegeben hat. Am Anfang
haben wir es nicht, wie es verdorben war, sondern das,
was Gott eingesetzt hat.
Es geht nicht, mir die ursprüngliche Kirche zu bringen;
ich muß das haben, was von Anfang war. Dann habe ich
das inspirierte Wort und die Einheit des Leibes. Aber
nach dem Anfang, gerade das nächste in der Kirchengeschichte,
war alles elende Trennung. Johannes sagt:
„Wenn in euch bleibt, was ihr von Anfang gehört habt,
so werdet ihr in dem Sohne und in dem Vater bleiben",
1. Johannes 2: 24. Ihr verliert euren Platz in dem Sohne
und in dem Vater, wenn ihr abgehet von dem, was von
Anfang war. Es ist dann augenscheinlich, wenn ich es
anwende, daß ich von den Umständen, in denen wir sind,
Kenntnis nehmen muß, denn in ihnen habe ich nicht das,
was von Anfang war, sondern was der Mensch aus dem
gemacht hat, was Gott am Anfang eingesetzt hat. Die
Leute sagen, die Kirche ist dies und jenes, aber wenn
ich das nehme, was Gott eingesetzt hat, sehe ich die
Einheit des Leibes und Christum das Haupt, und das
sollte die Kirche offenbar auf der Erde sein. Aber finden
wir das jetzt ?
Im Gegenteil, wir werden gewarnt. Paulus legte als
ein weiser Baumeister den Grund und wenn andere
bauten, warnt er sie, nicht mit falschem Material zu
bauen — Holz, Heu, Stroh —, was verbrennen wird,
i. Korinther 3: 12. Das Bauwerk war der Verantwortung
des Menschen übergeben und wurde als solches ein
Gegenstand des Gerichts. „Auf diesen Felsen will ich
meine Versammlung bauen"; Matthäus 16: 18 zeigt mir
das Bauen Christi, und das hält an; es ist noch nicht
beendet. Ferner in Petrus: „Zu welchem kommend, als
zu einem lebendigen Steine, von Menschen zwar verworfen,
bei Gott aber auserwählt, kostbar, werdet auch
ihr selbst, als lebendige Steine, aufgebaut, ein geistliches
Haus", 1. Petrus 2:4-5. Dort wird auch gesehen, daß
es immer noch gebaut wird; dann in Epheser 2: 21 sagt
Paulus, daß der Bau „wohl zusammengefügt, wächst zu
einem heiligen Tempel im Herrn". Nun, alles das ist das
Werk Christi, was die Menschen die unsichtbare Kirche
nennen, und so ist es. Andererseits jedoch: „Ein jeder
aber sehe zu, wie er darauf baue", 1. Korinther 3: 10,
d.h. auf den Grund, den Paulus gelegt hat; dort haben
wir das Werk des Menschen als verantwortliches Werkzeug.
Jetzt vermengen die Menschen diese beiden Dinge; sie
fahren fort, mit Holz, Heu, Stroh zu bauen, und dann
sprechen sie davon, daß die Pforten des Hades das nicht
überwältigen werden, weil sie nicht auf das Wort Gottes
achtgeben. Wir müssen auf die Grundsätze Gottes und
auf die Kraft des Geistes Gottes achten, um zu hören,
was der Geist zu den Versammlungen sagt und um wahrheitsgemäß
zu entdecken, wo wir sind und so den Pfad
finden, welchen Gott ausersehen hat und in welchem wir
in entschiedener Weise zu wandeln haben — ich füge
hinzu: Glauben an die Gegenwart des Geistes Gottes. Jener
Geist wird das Wort benutzen und uns aufmerken lassen
auf den Zustand der Dinge, indem wir nicht Gottes
Treue mit der Verantwortung des Menschen vermengen,
was die abergläubige Welt tut, sondern anerkennen, daß
es einen lebendigen Gott gibt und das dieser lebendige
Gott in der Person und der Kraft des Heiligen Geistes
unter uns ist. Alles ist sicherlich auf das Kreuz gegründet,
doch der Tröster ist gekommen, und durch
einen Geist sind wir alle zu einem Leibe getauft.
Ob ich den einzelnen nehme oder die Kirche, ich
finde, daß dies das Geheimnis der Kraft für all das Gute
gegenüber dem Bösen draußen oder drinnen ist, — indem
das Wort uns leitet — die Tatsache der Gegenwart des
Geistes Gottes. „Oder wisset ihr nicht", sagt Paulus zu
solchen, die sehr schlecht vorangingen, um sie zurechtzubringen,
„daß euer Leib der Tempel des Heiligen
Geistes ist, der in euch wohnt, den ihr von Gott habt",
i. Korinther 6: 19. Glaubt ihr, geliebte Freunde, daß
eure Leiber die Tempel des Heiligen Geistes sind ?
Welche Art von Personen sollten wir dann sein ?
In 1. Korinther 3: 16 wird uns dasselbe von der Kirche
gesagt: „Wisset ihr nicht, daß ihr Gottes Tempel seid,
und der Geist Gottes in euch wohnt ?" Die Gegenwart
des Geistes gibt Kraft und auch praktische Kraft zum
Segen, sei es in der Kirche oder in dem einzelnen, und Er
allein kann alles zu wirklichem Segen tun.
Nur auf der Grundlage der Erlösung kann Gott bei
dem Menschen wohnen. Er wohnte nicht bei Adam, als
er unschuldig war, wenn Er auch zu ihm hernieder kam.
Er wohnte nicht bei Abraham, wenn Er ihn auch besuchte
und mit ihm aß. Aber als Israel aus Ägypten herauskam,
sagte Gott, Er habe sie zu Sich Selbst gebracht,
„um in ihrer Mitte zu wohnen". Und sogleich wurde
die Stiftshütte gebaut, und dort war Gottes Gegenwart
inmitten Seines Volkes.
Jetzt natürlich haben wir die wahrhaftige und volle
Erlösung, und der Heilige Geist ist herniedergekommen,
um in jenen zu wohnen, die glauben, damit sie der Ausdruck
von dem seien, was Christus Selbst war, als Er
hienieden war. „Wer irgend bekennt, daß Jesus der Sohn
Gottes ist, in ihm bleibt (wohnt) Gott und er in Gott",
I. Johannes 4: 15; und „Hieran erkennen wir, daß wir
in ihm bleiben (wohnen), und er in uns, daß er uns von
seinem Geiste gegeben hat", 1. Johannes 4: 13. Wenn
jemand wirklich ein Christ ist, wohnt Gott in ihm. Er hat
nicht bloß Leben, sondern ist mit dem Heiligen Geiste
versiegelt, Der die Kraft für alles ganze moralische Verhalten
ist. Wenn wir nur glauben würden, daß der Geist
Gottes in uns wohnt, welche Unterwürfigkeit würde es
geben und welche Art von Personen würden wir sein,
wir würden jenen Geist nicht betrüben!
Ferner finde ich in 1. Korinther 2 : 9 : "Was kein Auge
gesehen und kein Ohr gehört hat und was in keines
Menschen Herz gekommen ist, was Gott bereitet hat
denen, die ihn lieben; uns aber hat Gott es geoffenbart
durch seinen Geist". „Wir aber haben nicht den Geist
der Welt empfangen, sondern den Geist, der aus Gott
ist". Der Geist Gottes und der der Welt stehen immer
im Gegensatz zueinander. Ich finde aber dann, daß die
Offenbarung im Gegensatz zu unserem Zustand steht.
Wir müssen sagen: „Was kein Auge gesehen"; diese
Dinge sind so groß, wir können sie nicht ausdenken, aber
Gott hat sie durch Seinen Geist offenbart. Die alttestamentlichen
Heiligen konnten diese Dinge nicht herausfinden
oder kennen, aber bei uns ist es das Gegenteil; wir
kennen sie, und Er hat uns Seinen Geist gegeben, „auf
daß wir die Dinge kennen".
In dieser Schriftstelle ist der Heilige Geist in drei verschiedenen
Stufen zu sehen; zuerst sind diese Dinge
durch den Geist geoffenbart, dann sind sie durch die
Worte, die der Geist lehrt, mitgeteilt, und dann werden
sie in der Kraft des Geistes erfaßt — „geistlich beurteilt";
alle drei sind die Wirksamkeit der Kraft des Geistes
Gottes.
Wenn ich das Wort Gottes nähme, wie es ist, und sage,
ich kann es beurteilen und verstehen, dann bin ich ein
Rationalist (Vernunftmensch); d.h. der Verstand des
Menschen beurteilt die Offenbarung Gottes. Aber wenn
uns Gottes Gedanken durch den Heiligen Geist mitgeteilt
werden und der Heilige Geist die Kraft ist, sie zu
erfassen, dann bekomme ich die Gedanken Gottes. Es
gibt ebensoviel Weisheit und Kraft von Gott für uns, um
dem Zustand des Verfalls zu begegnen, in welchem wir
jetzt sind, wie am Anfang, als Er die Kirche errichtete;
und darauf müssen wir uns stützen.
J. N. DARBY.