Über den "Darbysmus"


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Kurze Erwiderung auf den im "Zionsboten" (VI.Jahrgang) erschienenen Artikel:
״Über den Darbysmus"

Wenn aber jemand auf diesen Grund baut Gold, Silber, wertvolle Steine, Holz, Heu, Stroh, so wird das Werk eines jeden offenbar werden, denn der Tag wird es klar machen, weil er in Feuer offenbart wird; und welcherart das Werk eines jeden ist, wird das Feuer erproben.

(1. Korinther 3, 12. 13.)


Es ist, wenn auch nicht eine angenehme, so doch jedenfalls eine höchst leichte Aufgabe, auf einen feindseligen Angriff zu antworten, wenn der Gegner sich selbst die Antwort gibt. So steht's in Betreff des im ״Zionsboten" enthaltenen Artikels: ״Über den Darbysmus". Die Erörterungen des Verfassers gipfeln hauptsächlich in der Aufstellung zweier Gegensätze, ausgedrückt in den Worten: ״Wir sagen: Es muss alles wieder hergestellt werden, wie es zur Zeit der Apostel war; die Darbysten sagen: Es darf nie wieder so hergestellt werden, wie es zur Zeit der Apostel war." — Nach seiner Meinung muss also Alles in der Versammlung nach apostolischem Muster wieder hergestellt werden, und sein Tadel trifft die sogenannten Darbysten, weil sie, anstatt seiner Auffassung beizupflichten, vielmehr behaupten, dass, da die Versammlung ihren ersten Zustand verlassen habe und im Verfall sei, dieselbe nach den klarsten und unzweideutigsten Zeugnissen der Schrift nicht wieder herstellungsfähig sei.

Nachdem dann der Verfasser über die schlechten Grundsätze jener von ihm angeklagten Brüder ein wenig geeifert hat, findet er sich zu der seine Behauptung umstoßenden Bemerkung veranlasst: ״Vielmehr bleibt bis der Herr kommt, nichts anders übrig, als dass jeder Christ nach bestem Wissen und Gewissen den Willen Christi zu erforschen und auszuführen beflissen sei; dass aber zwischen den verschiedenen christlichen Parteien ein möglichst brüderliches Verhältnis obwalte." — In der Tat, jeder unbefangene, vorurteilsfreie Christ wird vor solchen Widersprüchen sein Auge nicht verschließen können. Heißt denn das alles in der Versammlung wieder herstellen wollen, wie es zur Zeit der Apostel war, wenn das Bekenntnis abgelegt werden muss, dass am Ende nichts anders übrigbleibe als christliche Parteien, in denen jedes Glied nach bestem Wissen und Gewissen den Willen Christi zu erforschen und auszuführen muss? Wo waren denn zur Zeit der Apostel solche Parteien? Tragen sie etwa das Siegel apostolischer Anerkennung? Sicher nicht. Wie wir wissen, drohten jüdische Vorurteile, die Gemeinde zu Antiochien in zwei Parteien zu zersplittern; allein die Weisheit Gottes beugte dem tödlichen Uebel vor; und für die Versammlung zu Jerusalem erwuchs sogar Frieden und Heil aus diesem Uebel selbst. (Apostelg. 15.) Auch in Korinth zeigten kirchliche Parteien ihre ersten Keime; aber apostolische Kraft war vorhanden; und apostolische Energie ward in Tätigkeit gesetzt, um die göttliche Ordnung in der Versammlung wieder herzustellen. Wo aber ist jetzt jene Energie der Apostel? Wo eine Versammlung, die ihre Diener in alle Gemeinden sendet, so dass sich alle der heilbringenden Botschaft erfreuen können? Weder eine solche Energie, noch eine solche Versammlung ist in unsern Tagen im Bereiche der Möglichkeit.

Die Wiederherstellung der Versammlung nach apostolischem Muster macht daher eine vorhergehende Wiederherstellung der Apostel zur gebieterischen Notwendigkeit. Weil die Christen ihre Ohnmacht, Alles wieder herzustellen, nicht anerkennen wollen, sinken sie in den Zustand eines Sichbegnügenlassens in Betreff des Uebels, das sie nicht zu heilen vermögen. Aber statt einer Anerkennung der eigenen Unfähigkeit in einem schlechten, schriftwidrigen Zustande verharren zu wollen, ist in der Tat eine der traurigsten Erscheinungen unter den Christen unserer Tage. Sie verweigern es, sich in den Staub zu beugen und in Demuth zu bekennen: ״Wir sind schuldig, wir haben den ersten Zustand der Versammlung verlassen und sind unfähig, Alles wieder herstellen zu können; Gott ist treu; wir sind schuldig."

Der Verfasser muss mir erlauben, ein Wort in seiner These zu verändern; denn ohne diese Veränderung ist der Satz ohne Kraft und Bedeutung. Er sagt: ״Wir müssen alles wieder herstellen, wie es zur Zeit der Apostel war." Er hätte aber nicht sagen sollen: Wir ״müssen", sondern:

Wir ״können" alles wieder herstellen. Denn wenn wir es nicht können, so ist unsere Arbeit nutzlos. Wir wissen wohl, und der Herr sei dafür gepriesen, dass Seine Gnade eben sowohl für unsern tiefgesunkenen als auch für den apostolischen Zustand völlig genügend ist. Aber welch einen Grad die Anmaßung solcher Christen erreicht hat, welche sich die Fähigkeit zuschreiben. Alles, was die Kraft der Apostel gewirkt und eingerichtet hat, wieder in seinen alten Zustand zurückführen zu können, überlasse ich dem Ermessen des Verfassers. Die Christen bedürfen der apostolischen Kraft, um apostolische Werke tun zu können. Sie vermögen durch die Gnade treu zu sein inmitten der Zu- stände, in denen sie sich in Folge der fortdauernden Kraft des Uebels befinden. Sie können das Uebel verlassen; aber wie gesagt, um apostolische Werke tun zu können, bedürfen sie der apostolischen Kraft. Warum stellen sie nicht die Apo- stet wieder her? Warum nicht die Gaben? Warum nicht die Propheten und Wundertäter? In der Tat, Alles wieder herzustellen, ist ein weites Feld! Wo hören wir in unsern Tagen Worte, wie die des Paulus, des Timotheus und des Barnabas? Wo ist die Kraft des Geistes, die in den Tagen der Apostel so sehr wirksam war? Paulus sagt: ״Denn ich weiß dieses, dass nach meinem Abschiede verderbliche Wölfe zu euch hereinkommen werden, die der Herde nicht schonen." (Apostelg. 21, 29.) Warum solche Andeutungen auf die Tage nach seinem Abschiede, wenn Andere Alles tun könnten, was er getan hatte?

Die Grundsätze, die der Verfasser als schriftgemäß vor- aussetzt, tragen nur dazu bei, die Anschauungen noch mehr zu verwirren; und sie verraten nur zu sehr, wie wenig man im Allgemeinen zu erforschen sucht, was die Heilige Schrift über die Gemeinde Gottes sagt. Es ist klar, dass die Schrift nur eine allgemeine Gemeinde Gottes kennt. Die Christen werden als Glieder des Leibes Christi betrachtet. Glied Einer Gemeinde zu sein ist ein Gedanke, wovon sich keine Spur im Worte Gottes findet. Und dennoch bildet dieser Gedanke die Grundlage des ganzen Systems, dem der Verfasser das Wort redet. Wie uns in 1. Kor. 12, sowie in Eph. 4 und in Röm. 12 gezeigt wird, waren von Gott alle Gaben nicht in einer bestimmten, örtlichen, sondern in der ganzen Gemeinde eingeführt. Apollos diente mit seiner Gabe als Lehrer sowohl in Ephesus, als auch in Korinth, weil ihm diese Gabe nicht für eine, sondern für die Gemeinde, mithin für den ganzen Leib Christi verliehen war. Wo aber finden wir in unsern Tagen Etwas, welches dem in 1. Kor. 12 geschilderten Zustande ähnlich wäre? ״Nun, das war für die apostolischen Zeiten," werden uns unsere Brüder erwidern. Wie aber können sie denn sagen: ״Wir müssen Alles wieder herstellen, wie es zur Zeit der Apostel war." Wollen sie denn nur äußere Formen nachahmen? Dass die Kraft nicht nachgeahmt werden kann, wird niemand zu bestreiten wagen; denn uni Kraft ausüben zu können, bedarf man der Kraft. Aber selbst die Form haben sie nicht; denn Lehrer einer Gemeinde zu sein, ist nicht schriftgemäß.

Wie aber steht es um die Frage der Ältesten? Die Schrift lehrt uns, dass sie nicht von den Versammlungen gewählt wurden. Wie wir in Apstg. 14. finden, vollzogen Paulus und Barnabas diese Wahl; und von Titus wissen wir, dass er in Kreta zurückgelassen wurde, um Älteste ein- zusetzen. (Tit. 1, 5.) Wer möchte sich jetzt das Recht an- maßen, das zu tun, wozu nur die genannten Personen göttlich autorisiert waren? Wo ist in unsern Tagen ein Paulus und Barnabas, ein Timotheus und Titus? — Da- zu kommt nun noch die Alles entscheidende Frage, ob es überhaupt der Wille Gottes sei. Alles wieder herzustellen, wie es zur Zeit der Apostel war. Wie gesagt, ein ״Wir müssen", ist ohne Kraft und Bedeutung, wenn es nicht durch ein bestimmtes ״Wir können" unterstützt werden kann. Darum muss die Schrift das Urteil fällen, ob eine Wiederherstellung eine von Gott erlaubte oder geforderte Sache ist. Wir verneinen es. Jenes ״Wir müssen" ist nicht die Schrift; und der Verfasser hat überhaupt keine Schriftstelle für seine Behauptung angeführt. Er spricht von einem Gebot; aber er nennt uns kein Gebot. Prüfen wir daher das Wort Gottes, um zu sehen, ob es nicht redet von den Folgen der Untreue der Menschen in Bezug auf das Reich Gottes und seiner Gemeinde auf der Erde.

Ich werfe zunächst einen flüchtigen Blick auf das ״Gleichnis vom Unkraut". Ich finde von Seiten des Verfassers, indem er einige Gedanken aus einem dieses Gleichnis behandelnden Schriftchen anführt, viele harte, verletzende Worte und zwar begleitet durch die Bemerkung: ״Wie Vieles ließe sich über dieses seltsame Grundprinzip sagen!"

Aber er gibt uns weder eine andere Erklärung jenes Gleichnisses, noch bekämpft er das ״seltsame Grundprinzip" durch Anführung irgendeiner Schriftstelle. Doch alle solche Schlagwörter sind ohne Kraft, wenn das Wort Gottes nicht die Grundlage bildet. Nehmen wir daher dieses allein untrügliche Wort zur Hand.

Das Unkraut ist vom Teufel dort gesät, wo von Seiten des Herrn der gute Same gesät worden war. Selbstredend ist hier nicht von der Versammlung als solcher, sondern vom Reiche die Rede. Der Acker ist die Welt. Aber dieses Gleichnis ist von großer Bedeutung, wenn es sich um die Wiederherstellung des guten Zustandes der Christenheit handelt. Die Frage der Diener, ob sie das Unkraut ausraufen sollen, verneint der Herr nut den Worten: ״Lasst Beides miteinander wachsen bis zur Ernte." Eine Wiederherstellung des früheren Zustandes ist nicht vorgeschrieben und also auch nicht möglich. Das Gericht allein will sich damit beschäftigen. ״Aber" — könnte man einwenden — ״warum bleibst Du denn nicht in der Landeskirche?" — Antwort: Weil die Schrift keine Landeskirche, sondern nur die Versammlung kennt, und weil sie ausdrücklich sagt, dass in den letzten gefährlichen Tagen Alles das Verderben zur Schau tragen wird, und die Menschen die Form der Gottseligkeit haben, aber die Kraft verleugnen werden. ״Von diesen halte dich

fern!" sagt der Apostel, und indem ich daher, göttlicher Aufforderung folgend, mich fernhalte, übe ich Gehorsam, selbst wenn ich allein bleibe. ״Warum aber, da doch nicht alles wiederherzustellen ist, bleibst Du nicht allein?" könnte man weiter fragen; und ich weise als Antwort auf 2. Tim. 2., wo ich belehrt werde, dass ich, da der Herr trotz der Verwirrung in den letzten Tagen, die Seinen kennt, nicht nur von der Ungerechtigkeit abstehen, sondern auch wandeln soll mit ״Denen, die den Herrn anrufen aus reinem Herzen",

(V. 19. 22.) während ich zugleich die köstliche und trostreiche Verheißung besitze: ״Wo Zwei oder Drei in meinem

Namen versammelt sind, da bin ich in ihrer Mitte." (Matth. 18, 20.) So spricht die Schrift. Und wenn ich nun nach diesen göttlichen Anordnungen mein Verhalten einrichte, so birgt sich darin in keiner Weise die Anmaßung, Alles wieder herstellen zu wollen, sondern ich benutze aus persönlichem Gehorsam und mit dankbarem Herzen die Anweisungen, welche Gott in Seinem köstlichen Worte für die letzten Tage gegeben hat.

Überhaupt stellt uns die angeführte Schriftstelle (2. Tim. 3.) klar ins Licht, ob eine Wiederherstellung in den letzten Tagen stattfinden wird. ״Dieses aber wisse," sagt der Apostel, ״dass in den letzten Tagen schwere Zeiten entstehen werden." (V. 1.) Dann folgt (V. 2—5.) eine Schilderung des dem Heidentum ähnlich gewordenen traurigen Zustandes der Christenheit. (Vgl. Röm. 1. mit 2. Tim. 3.) Wird die Versammlung denn aus diesem Zustande nicht wieder erweckt werden? Nein, es wird ״je länger je ärger". (V. 13.) Da ist keine Spur von Wiederherstellung. In 2. Thess. 2. sehen wir, dass der Abfall kommt und der Mensch der Sünde, der Sohn des Verderbens offenbart werden wird. (V. 3.) Wird der Abfall ein Ende nehmen oder der Mensch der Sünde hinweggetan werden, durch die erneuerte Kraft des Evangeliums? Keineswegs. Schon zur Zeit des Apostels regte sich das Geheimnis der Bosheit, Und dieses in der Asche glimmende Feuer hat sich, wie der Apostel vorausgesehen, ״je länger je ärger" fortgepflanzt, und wird nicht gehemmt werden können, bis, sobald jedes Hindernis aus dem Wege geräumt ist, der ״Boshaftige" geoffenbart werden wird, welchen der Herr mit dem Geiste ' Seines Mundes umbringen, und sein ein Ende machen wird durch die Erscheinung Seiner Zukunft. (V. 7. 8.) Nirgends ein Gedanke an Wiederherstellung. Auch Judas lehrt dieselbe Wahrheit. In seinem Briefe sehen wir, dass falsche Brüder eingeschlichen waren, von denen Henoch prophezeit hatte: ״Siehe, der Herr kommt mit Seinen vieltausend Heiligen...." (V. 14.) Sie gehen den Weg Kains, über- liefern sich für Lohn dem Irrtum Balaams, und kommen um in dem Widersprüche Korahs. (V. 11.) Das ist der Charakter der Bosheit in den letzten Tagen, die schon in den Zeiten der Apostel ihren Anfang genommen hatten. Denn in 1. Joh. 2, 18 lesen wir: ״Kindlein! Es ist die letzte Stunde; und wie ihr gehört habt, dass der Antichrist kommt, so sind auch jetzt viele Antichristen geworden; daher wissen wir, dass es die letzte Stunde ist." Schon damals war, wie Petrus lehrt, die Zeit des Gerichts des Hauses Gottes gekommen. (1. Petr. 4, 17.) Kurz, überall finden wir das Zeugnis des Abfalls, und nirgends, obwohl schon in den Tagen der Apostel die Grundsätze der Bosheit und des Abfalls in die Versammlung gedrungen waren, ein Wort von Wiederherstellung.

״Soll denn" — wird man vielleicht fragen — ״die Welt nicht durch das Evangelium der Gnade erfüllt werden mit der Erkenntnis des Herrn?" Nein. Freilich wird das Evangelium des Reiches unter allen Nationen gepredigt werden; aber dann wird das Ende kommen. (Matth. 24,14.) Das ewige Evangelium wird zu jeder Nation, und jedem Geschlecht und jeder Sprache gesandt werden mit der Ankündigung: ״Fürchtet euch vor Gott und gebt Ihm die Ehre; denn die Stunde des Gerichts ist gekommen." (Offb. 14, 6. 7.) Dann folgt die Zerstörung Babylons und schließlich die Erscheinung des Menschensohnes auf der Wolke. Aber wird denn überhaupt nicht die Welt mit der Erkenntnis des Herrn erfüllt werden? Allerdings. Wie aber?

Durch das Evangelium der Gnade? Keineswegs. Es gibt in der heiligen Schrift drei Stellen, in denen über diesen Gegenstand gesprochen wird: in 4. Mos. 14, 21.; in Jes. 11. und in Hab. 2, 12—14. Aber keine dieser Stellen spricht von Gnade; alle sprechen vom Gericht; und in Jes. 26, 9. 10. wird mit aller Bestimmtheit gesagt, dass die Bewohner der Welt Gerechtigkeit lernen werden, wenn die Ge- richte Gottes auf der Erde seien, dass aber, wenn gleich den Gottlosen Gnade widerfahre, ״sie nicht Gerechtigkeit lernen werden." Auch wird der Leser in Jes. 25, 7—9. sehen, dass um die Zeit, wenn die alle Völker verhüllende Decke hinweggetan ist, die Auferstehung stattgefunden hat und das Volk der Juden in Segnung wieder hergestellt ist.

Es ist daher ein Mangel an geistlichem Verständnis und nichts weniger als Gehorsam, Alles wieder Herstellen -zu wollen, da für ein solches Werk nicht nur kein Gebot vorhanden ist, sondern die Heilige Schrift gerade das Gegenteil lehrt. Es ist kein Gehorsam, sich mit christlichen Parteien zu begnügen, weil die Schrift sie verurteilt; es ist kein Gehorsam, eine sogenannte Gemeinde zu bilden und lein Glied derselben zu sein, weil die Schrift nur Glieder der Versammlung als des Leibes Christi, nicht aber Glieder einer so oder so sich nennenden Gemeinde kennt; es ist kein Gehorsam, sich Älteste zu wählen oder einzusetzen, weil dieses im Neuen Testament nimmer die Handlung der Gemeinden war; es ist kein Gehorsam, ein Predigtamt einzurichten, weil die Schrift ein solches Amt nicht kennt, sondern nur von Gaben redet, die Gott verlieh, um damit der ganzen Versammlung zu dienen. Aber Gehorsam ist es, sich fern zu halten von einer Christenheit, die die Form der Gottseligkeit hat, aber die Kraft verleugnet, weil die Schrift in 2. Tim. 3. uns ausdrücklich dazu auffordert; und Gehör- sam ist es, uns mit Denen zu versammeln, die den Herrn anrufen aus reinem Herzen, (2. Tim. 2.) und unser Zusammenkommen nicht zu versäumen (Hebr. 12.), weil die Schrift dieses gebietet und die köstliche und gesegnete Gegen- wart des Herrn allen Denen verheißt, die in Seinem Namen zusammenkommen.

Sicher ein nüchterner Blick in das Wort Gottes lehrt uns, dass die verschiedenen Gemeinden, die sich Independenten, Baptisten, usw. nennen, nicht den Gemeinden zur Zeit der Apostel entsprechen. Denn könnte wohl der Apostel einen Brief mit der Adresse: ״An die Gemeinde Gottes zu N." an eine dieser Gemeinden senden? Wer von ihnen würde den Brief auf der Post abholen lassen? — Wenn ich hin- gegen nicht weiter gehe, als die Heilige Schrift mir gestattet, dann bekenne ich mich zu einem Grundsätze, der es mir zur heiligen Pflicht macht, alle Christen — ob in den Baptisten- oder den Independentengemeinden, oder ob in der Landeskirche — als Glieder Christi anzuerkennen. Und das tue ich von ganzem Herzen. Ich bin völlig überzeugt, dass sie zwar in Betreff kirchlicher Fragen nicht die durch das Wort Gottes bezeichneten Pfade wandeln, dass sie aber um nichts weniger teuer sind für das Herz des Herrn; und ich hoffe, dass ich in diesen Zeilen kein Wort gesprochen habe, wodurch das Herz eines aufrichtigen Bruders verletzt sein könnte. Wenn es dennoch der Fall sein sollte, so bitte ich von vornherein um Vergebung.

Der geringe Raum dieser Blätter gestattete mir nur einige Grundzüge in Kürze aufzustellen und durch Stellen der Schrift zu begründen. Es wäre zu wünschen gewesen, dass der Verfasser jenes Artikels der zu dieser Erwiderung Anlass gegeben, in ähnlicher Weise seine in Frage gestellten Punkte durch das Wort Gottes unterstützt hätte. Mir bleibt nichts übrig, als mich auf dieses allein untrügliche Wort zu berufen; und ich hoffe, dass die Brüder, die auf uns so viele Beschuldigungen häufen, erkannt haben werden, warum wir ihren Weg nicht als den Weg des Gehorsams bezeichnen. Nach meinem Urteil gehört nur ein geringes Maß von Erkenntnis dazu, um in dem Vorgeben, Alles, wie es zur Zeit der Apostel war, wiederherstellen zu wollen, etwas Anders als Gehorsam zu erkennen. Gott hat nie einen solchen Weg eingeschlagen. Er verbessert nicht den alten, abgefallenen Menschen, sondern führt den ״zweiten Menschen" ein und gibt uns Teil an Seiner Herrlichkeit. Er erneuert nicht die Juden nach dem alten Bunde, sondern wir finden, nach großer Geduld, Gnade und Hülfe, am Ende Gericht, um hernach auf dem Boden der Gnade den neuen Bund mit ihnen aufzurichten. Und in Betreff der Versammlung können wir sagen: Was Christus für die Ewigkeit gebaut hat, wird in Ewigkeit fortdauern; was göttlich und himmlisch ist, wird unzerstörbar sein; aber Holz, Heu und Stoppeln, womit der Mensch gebaut hat, muss durchs Feuer gehen.



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