JND- Der Glaube für den bösen Tag


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(Eph. 6, 10—24.)

Die Segnungen, mit denen wir als die Versammlung Christi gesegnet sind, tragen uns eine Art von Kampf ein, den wir ohne sie nicht kennen lernten. Die Christen, die ihre Vorrechte kennen, haben eine umso größere Verantwortlichkeit, sich ihnen gemäß zu benehmen, und laufen umso mehr Gefahr, darin zu fehlen. Ein Jude konnte, ohne dadurch sein Gewissen zu beflecken, eine Menge Dinge tun, die bei einem Christen große Sünde wären. Da der Vorhang jetzt zerrissen ist, leuchtet uns das volle Licht aus dem Allerheiligsten, welches das Böse nicht dulden kann.

Doch durch Gottes Gnade besitzen wir die Macht, die Schwierigkeiten unserer Stellung zu überwinden, und der Brief an die Epheser offenbart uns die Hilfsquellen, die Gott den Heiligen zur Verfügung stellt.

Die Versammlung wird dort betrachtet als mit Christus in die himmlischen Örter versetzt (Kap. 2) — gesegnet „mit allen geistlichen Segnungen in den himmlischen Örtern in Christus" (Kap. 1, 3); zugleich haben wir aber gegen die geistlichen Mächte der Bosheit in den himmlischen Örtern zu kämpfen. (Kap. 6, 12.) Wir sind für den Kamps an den Ort der Macht selbst versetzt, der Macht und Kraft, die wir nötig haben zu einem Wandel, wie er dieser nahen Stellung zu Gott entspricht.

Als Israel in das gelobte Land einzog, fand es, wie nie zuvor, wie schrecklich die Folgen der Sünde sind. Welch eine entsetzliche Niederlage vor Ai, wegen der Sünde Achans! (Jos. 7.) Und ferner, welche Folgen hatte die Nachlässigkeit der Fürsten der Versammlung, die den Herrn nicht befragten wegen der Gibeoniter: sie machten sich fühlbar von Geschlecht zu Geschlecht bis zu den Tagen Sauls. (2. Sam. 21.) In dem Lande, wo Gott gegenwärtig war und wohnte, standen die Folgen der Sünde im Verhältnis zu dieser Gegenwart.

So ist auch der Christ in Folge seiner Vorrechte ganz besonders dem Kampf ausgesetzt, und je mehr Licht er über dieselben hat, desto größer ist seine Sünde und desto mehr verunehrt er den Herrn, wenn er nicht nach diesem Lichte wandelt.

„Seid stark in dem Herrn."

Da ist die Quelle der Stärke, jener Stärke, die nur in Ihm allein sich findet. Es gibt keine Kraft, außer in Christus. Wir sind zu jeder Zeit völlig machtlos, außer wenn unsere Seelen in verborgener Gemeinschaft mit Christus und durch Ihn mit Gott dem Vater sind. Satan aber richtet seine Anstrengungen alle gegen diesen Punkt: er will unsere Seelen verhindern, mit Christus zu leben und uns in Ihm zu freuen.

Das, was wir oft Pflichten nennen, Gott aber eher „Sorgen" heißt, entfernt uns leicht von Christus. Sie ermüden und beschweren die Seele, und die Heiligen, die sie nicht auf Christus werfen, schwächen sich durch Dinge, die tatsächlich ihre Seelen vom Herrn abziehen. Ein Christ mag sagen: „Ich genieße Christus nicht!" und die Ursache davon nicht wissen, jedoch denken, es sei eine Sorgenbürde, der er nicht entgehen könne, während es in Wirklichkeit daher kommt, dass er seine Hilfsquellen anderswo als in Christus gesucht hat. Ist dies der Fall, so verliert die Seele den Mut, da sie Christus in ihren Leiden nicht gefunden hat, und sie wendet sich zu Dingen, die in den Augen des Fleisches vielversprechend sind. So bekommt sie Geschmack an eitlen und unnützen Dingen. Der Geist treibt uns immer an, uns zu starken „in dem Herrn und in der Macht Seiner Stärke." Entschuldigen wir uns nicht mit Sorgen oder Schwierigkeiten: Satan versteckt sich oft hinter ihnen. Er wirft sie auf unserem Weg, um die Macht des Wortes über uns zu erschüttern, und wir können versichert sein, dass, wenn wir nicht in Gemeinschaft mit dem Herrn sind, Satan die Oberhand über uns haben wird, weil unsere Seelen mit anderen Dingen als mit Christus beschäftigt sind. Ich bin berufen, alle Dinge vor dem Angesichte Christi und für Ihn zu tun. Er wird uns unsere Abhängigkeit fühlen lassen, aber sie wird immer belohnt werden.

Wenn wir verzagt sind in den Wechselfällen des Lebens, so ist das ein Beweis, dass wir nicht in der Kraft Christi stehen; denn Er ist größer als die Geschäfte, als die Familien oder alles andere, das uns Sorge macht. Es kann auch sein, dass ich mich mit einer Sache beschäftige, in die ich mich nicht mischen sollte; wenn ich sie nicht für den Herrn tun kann, sollte ich sie ganz und gar beiseite lassen. Es ist sicher, dass die Kraft Christi uns über alle Schwierigkeiten zu tragen vermag, so groß sie auch sein mögen; wir werden sie fühlen; vielleicht seufzen wir unter ihrer Last; aber wenn ich mit David sagen kann: „Gott umgürtet mich mit Kraft" (Ps. 18), so mag der Feind sich gegen mich erheben — „meine Arme brechen einen ehernen Bogen entzwei." Der Herr lässt uns, wie David, alle Hindernisse überwinden.

Diese Kraft Christi lernen wir in den Schwierigkeiten kennen. Auch vergisst der Christ oftmals, dass auch in den kleinen Dingen seine ganze Kraft darin besteht, in der Stellung bewusster Schwachheit zu bleiben. Paulus sagt: „Ich war bei euch in Schwachheit" (1. Kor. 2, 3), und anderswo: „Von außen Kampf, von innen Furcht." (2. Kor. 7, 5.) Nicht dass der Christ jemals sagen könnte: „ich bin stark", wenn er inmitten von Schwierigkeiten sich befindet. Diese, wenn wir sie antreffen, geben Anlass, uns auf Christus zu stützen, und in Ihm finden wir immer Kraft — eine „Kraft, die vollbracht wird in Schwachheit" (2. Kor. 12, 9), in dem Bewusstsein unserer Schwachheit. Ob wir das Licht hell leuchten sehen oder nicht, das Geheimnis von alledem liegt in dem Geiste der Abhängigkeit. Paulus sagt: „Ich habe Wohlgefallen an Schwachheiten" (2. Kor. 12, 10) — warum? Weil diese ihn nötigten, sich ans Christus zu stützen. Der Glaube, in seiner Wirksamkeit geübt, wird gekräftigt, und Christus gibt das Licht dem, der da wacht: „Es geht Licht in der Finsternis auf den Aufrichtigen." (Psalm 112, 4.) Ein Christ, der viel Freude genossen hat, ist oft zu vielfachem Fallen geneigt, weil das Glück ihn aus dem jederzeit notwendigen Gefühl seiner Abhängigkeit gebracht hat: Selbst an der Güte des Herrn kann er Anlass nehmen, Genuss in sich selbst zu finden. Das Fleisch ist immer da, und wo sollte es sich nicht geltend machen wollen?

Nachdem der Apostel den Ursprung der Kraft für den Christen gezeigt hat, sagt er: „Ziehet an die ganze Waffenrüstung Gottes." (Vers 11.) Es ist die Waffen- rüstung Gottes, das ist der Kernpunkt. Ohne sie kann man dem Satan nicht gegenstehen. Was nicht von Gott ist, weicht vor dem Feind. Ich kann in Beweisführungen sehr gewandt, ja fähig sein, einen Gegner mit der Wahrheit in Verlegenheit zu bringen und doch bei alledem im Fleische handeln; alsdann aber werde ich ihm nichts nützen und mir selbst viel schaden. Wenn wir die Waffenrüstung Gottes anziehen, so muss es im Glauben geschehen und in verborgener Gemeinschaft mit dem Herrn. Erfüllen wir diese Bedingung nicht, so verlässt uns die Kraft. Unsere Erkenntnis wird uns nichts nützen — ja selbst das Wort Gottes nicht, denn es ist „das Schwert des Geistes", das Fleisch vermag nicht, es wirksam zu gebrauchen. Die Kraft ergibt sich immer aus der Tatsache, dass wir es in einem Geiste der Abhängigkeit mit

Gott zu tun haben. Unter der Wirksamkeit dieser Abhängigkeit kann ich ein so gesegnetes Gefühl von der Kraft des Herrn haben, dass ich über alle Schwierigkeiten triumphiere; doch sei es in der Prüfung, sei es im Siege, meine Kraft liegt allein in meiner Abhängigkeit. Wenn die Hände Moses nicht erhoben waren, hatte Amalek die Oberhand. (2. Mose 17.) Ein Zuschauer hätte erstaunt sein können, Amalek zeitweise siegen zu sehen, und er würde dies wahrscheinlich den Vor- oder Nachteilen zugeschrieben haben, welche die Schlachtlinie Israels bot. Doch das Geheimnis des jeweiligen Sieges Amaleks lag in dem Umstand, dass die Hände Moses gesenkt waren. Nicht, dass Josua außer stände gewesen wäre, das Werk Gottes zu vollführen, sondern Amalek hatte die Oberhand, weil die Handlung, welche die Abhängigkeit von Gott darstellte, unterbrochen war. Wenn ich zu einem Bruder gehe und habe mich vorher von Gott belehren lassen, was ich ihm sagen solle, werde aber auf dem Wege zu ihm durch irgend etwas von Gott entfernt, so werde ich ihm nichts nützen, selbst wenn ich vor ihm viele Worte mache.

Vergegenwärtigen wir uns den Gegensatz zwischen Jonathan und Saul. (1. Sam. 14.) — Auf der einen Seite das Vertrauen aus Gott, das die Schwierigkeiten überwindet, auf der anderen die Nutzlosigkeit der menschlichen Anstrengungen, trotz aller Hilfsquellen des Königtums. Jonathan, in vollem Gottvertrauen, klettert auf Händen und Füßen empor, und der Feind fällt vor ihm; Saul, der das Werk Gottes sich vollziehen sieht, aber

den Gedanken Gottes nicht kennt, wendet sich an einen Priester. Möglicherweise war seine Absicht gut; gewiss aber besaß er die Einfalt der Abhängigkeit von Gott nicht (bei allem Fragen nach dem, was er tun solle), und durch seinen nutzlosen Eid bringt er alles in Verlegenheit. Von Jonathan wird gesagt: „Er hat mit Gott gehandelt an diesem Tage". (1. Sam. 14, 45.) Gott war mit ihm und er hatte Kraft und Freimütigkeit. Wenn wir in der Abhängigkeit von Gott wandeln, werden wir immer frei von den Anordnungen des menschlichen Willens vor Ihm sein. Jonathan, der von Gott wusste, was er zu tun hatte, aber den Eid Sauls nicht kannte, genießt Honig; denn Gott ließ ihm darin vollkommene Freiheit und war mit ihm, während Saul in einem gesetzlichen Geiste handelte und sich und sein Volk unter dessen Knechtschaft stellte.

Beachten wir, dass gesagt ist: „Nehmet die ganze Waffenrüstung Gottes, auf dass ihr zu gegenstehen vermöget an dem bösen Tage u. s. w." (V. 13.) Wenn ich jemand ohne Schild, ohne Helm rc. in den Kampf ziehen sähe, so würde ich ihn für toll halten. Ein Mensch, der von Theorien lebt, mag wohl der Waffenrüstung nicht bedürfen; wenn wir aber nahe genug bei Gott leben, um praktisch im Kampfe zu stehen, so haben wir „die ganze Wasfenrüstung" nötig. Wenn wir bitten, ohne das Wort zu befragen, oder es lesen, ohne zu beten, so empfangen wir keine Leitung. Jesus hat gesagt: „Wenn ihr in mir bleibet, und meine Worte in euch bleiben, so werdet ihr bitten, was ihr wollt, und es wird euch geschehen." (Joh. 15, 7.) Wenn dieses nicht der Zustand meiner Seele ist, werde ich vielleicht um schädliche Dinge bitten, die mir nicht gewährt werden.

Der Christ, im Bewusstsein seiner Schwachheit, wird ohne Gott nicht eine Bewegung zu machen wagen. Ich kann nicht mit dem Wort ohne das Gebet vor den Feind treten. Wenn ich mich wie ein Lamm mitten unter Wölfen wüsste (1. Petr. 5, 8), so wäre ich mir meiner Schwachheit bewusst.

Ich kann, gleich einem Altertumsforscher, die Zusammensetzung aller Teile der Waffenrüstung zergliedern und erklären, ohne dieselbe anzuziehen und ohne in wirklicher Abhängigkeit von Gott zu stehen.

Wir haben den Listen des Teufels zu gegenstehen (es wird nicht gesagt: seiner Macht). Sobald ich seine Schlingen wahrnehme, kann ich sie vermeiden. Bedenken wir jedoch, dass es nicht das Erkennen Satans ist, was uns befähigt, seine Anschläge zu vereiteln, sondern unser Bleiben in der Gegenwart Gottes. So war es immer bei Christus. Petrus versucht, in der Zuneigung zu seinem Meister, dessen Augen vom Kreuze abzulenken. (Matth. 16, 22.) Jesus gegenstand Satan und vereitelte seine Arglist. Nicht nur nahm Er stets alle Dinge als von oben kommend an, sondern Er empfing sie auch in einem Geiste der Abhängigkeit von Gott. Sobald wir erkennen, dass eine Sache von Satan kommt, hört die Versuchung auf, wenn wir mit Gott wandeln. Als der Teufel zu unserm Herrn kam (Luk. 4), sagte ihm Christus nicht alsbald: „Du bist Satans Auf diese Weise würde Er ihm nur Seine Macht gezeigt haben. Er handelt als gehorsamer Mensch und vereitelt also die Ränke des Versuchers. Wenn der Teufel zuletzt die Anbetung begehrt, sagt ihm der Herr: „Gehe hinter mich, Satan." (Matth. 4, 10.) Um die List des Teufels zu erkennen, müssen wir uns fragen, ob uns die betreffende Sache von unserm Gehorsam gegen Christus abziehe. Ist dies der Fall, so haben wir sie zu verwerfen, wer auch ihr Urheber sei. Der Teufel hat als Schlange den Charakter der Verschlagenheit (nicht immer des Gegenstands, siehe 2. Kor. 11, 3); aber wenn er uns auf dem Boden des Gehorsams gegen Gott findet, so werden seine Anschläge immer vereitelt werden.

„Der böse Tag" ist ein sehr bemerkenswerter Ausdruck. (V. 13.) In gewissem Sinne umfaßt er die ganze gegenwärtige Zeit; denn jetzt ist der Tag, da Satan seine Versuchungen anwendet. Jedoch gibt es Umstände, welche die Ausübung der Bkacht Satans zu gewissen Zeiten mehr als zu anderen begünstigen können, Zeiten, wo die Seele in besonderer Weise auf die Probe gestellt wird. Etwas anderes ist es, voll Tatkraft gegen Satan aufzutreten und im Davontragen des Sieges freudig voranzugchen. Es kann sein, dass wir mit einer Energie wandeln, die alle Hindernisse überwindet; es ist aber auch möglich, dass wir das Gefühl der Schwachheit in solchem Maße haben, dass wir kaum zu gegenstehen vermögen. Die Seele erlebt oft einen „bösen Tag", nachdem sie durch Christus überwunden hat. Vielleicht ist es Selbstcrhcbung bei der Erinnerung an den Sieg, und so entsteht eine neue Ursache zur Prüfung und die Notwendigkeit, abhängig zu sein. Ich kann der Welt entsagt haben und durch die Achtung und Liebe der Christen so beglückt sein, dass dieses Glück selbst dem Fleische Gelegenheit gibt, sich zu zeigen. Ein Kind Gottes kommt leicht in diesen Zustand, wenn es eine zeitlang in der Erinnerung an seine vergangenen Siege gelebt hat und er findet sich oft bei Gläubigen. Und wenn nun ein neuer Kampf sich bietet? Dann ist es nicht darauf gerüstet und wird zeitweilig unterliegen. Für uns findet sich die Kraft immer in der Notwendigkeit, uns auf Gott zu stützen. Welchen Abstand finden wir zwischen den Sieges- und Lobgesängen Davids und jenen trauernden Worten: „Obwohl mein Haus nicht also ist vor Gott." (2. Sam. 23, 5.)

Der Christ, der stets den Herrn fürchtet, ist immer stark; denn Gott ist immer mit ihm. Das Geheimnis seiner Kraft wohnt im Bewusstsein der Tatsache, dass er Gott für sich hat. Wir sind oft geneigt, unser Vertrauen in Hilfsmittel zu setzen, die an und für sich ganz berechtigt scheinen, und Gottes zu vergessen. Der auffallendste Sieg ist oft dann davongetragen worden, wenn wir am meisten fürchteten, zu unterliegen; — oft stimmen wir dann die glücklichsten Lieder an, wenn ein „böser Tag" uns dazu genötigt hatte, gänzlich vom Herrn abhängig zu sein. Vielleicht ist uns die Ursache des Erfolges unerklärlich; doch das Geheimnis unseres Sieges lag darin, dass unsere Hände erhoben waren.

„So stehet nun, gegürtet um eure Lenden mit Wahrheit." Die Wahrheit ist nur insofern unser Eigentum, als unsere Neigungen durch sie im Zügel gehalten werden. Ich mag gesegnete Wahrheiten verkündigen und vielleicht vielen damit Genuss verschaffen; aber wenn meine Seele nicht in Bezug auf diese Wahrheiten mit Gott in Gemeinschaft steht, so sind auch meine Lenden nicht mit der Wahrheit umgürtet, die ich verkündige.

„Und angetan mit dem Brustharnisch der Gerechtigkeit." Wenn jemand kein reines Gewissen hat, so legt ihm Satan Schlingen auf seinen Weg. Hat man aber ein gutes Gewissen, so ist man mit dem Brustharnisch angetan und hat sich nicht fortwährend mit allfälligen Angriffen zu beschäftigen. Wenn Satan mich anklagt und mich mit der Verdammnis erschrecken will, so sage ich: Christus ist meine Gerechtigkeit. (Röm. 8, 33. 34.) Hier jedoch handelt es sich um Beunruhigungen Satans wegen Fehltritten, die meine praktische Gemeinschaft mit Gott unterbrochen haben. Wenn ich nicht offen bin in meinen Bekenntnissen Gott gegenüber, so bin ich nicht mit dem Brustharnisch angetan. Bin ich damit angetan, so habe ich nicht nötig, mich stets mit mir selbst und meinem Zustande zu beschäftigen; stark in dem Bewusstsein, dass ich nichts verberge vor Gott, kann ich vorwärts gehen mit völlig gutem Gewissen vor Ihm. Der Herr kann uns behüten im Kampfe, aber es wird uns unmöglich sein, im Streite zu „stehen" (V. 11. 13. 14), wenn wir nicht angetan sind mit diesem wesentlichen Teil der „ganzen Waffenrüstung." In all unseren Fehltritten haben wir freilich die Zuflucht zur Gnade Gottes; aber der richtige Zustand ist der, ein gutes Gewissen zu haben, und in dieser Stellung finden wir Freimütigkeit und Kraft.

„Und beschuhet an den Füßen mit der Zubereitung des Evangeliums des Friedens." Das Evangelium des Friedens ist uns eigen in Christus; jedoch muss ich dabei den Geist des Friedens in meinem Herzen haben. Der Friede ist für uns gemacht worden, damit wir darin bleiben. Es ist der Friede, der allen Verstand übersteigt, der Friede Gottes, der unsere Herzen und Sinne bewahren soll. Es gibt keinen friedevollern Ort als der Himmel. Da gibt es keinen Mißton. Myriaden von Anbetern sind alle miteinander im Einklang, und nichts als Harmonie umgibt den Mittelpunkt der Herrlichkeit Gottes. Die Seele, die in Gemeinschaft mit Gott steht, lebt im Geiste des Friedens. Diese Bedingung ist überaus wichtig für den, der durch das Treiben der Welt zu gehen hat. Wie könnte ein Heiliger stets wandeln als einer, der den Frieden besitzt, wenn der Geist des Friedens nicht in seinem Herzen herrscht? Es mag bei einem solchen Menschen eine unwandelbare Treue vorhanden sein, aber niemals kann er wandeln, wie Jesus gewandelt hat. Nichts bewahrt die Seele in einem vollkommenen Frieden, als ein unerschütterliches Vertrauen aus Gott. Ohne dieses wird man immer erregt, beunruhigt, beängstigt. Wenn der Friede Gottes unsere Herzen bewahrt, so werden wir die gesegneten Folgen davon erfahren. Es geziemt uns eine unerschütterliche Festigkeit, doch immer verbunden mit Ruhe, und nichts macht die Seele ruhiger, als das Gefühl der Gnade. Die Ruhe ist ein Merkmal von Macht, die sich zugleich mit Demut verbindet. Die volle Gnade ist zu uns gekommen. Das Gefühl von unserer Nichtigkeit, verbunden mit dem Geiste des Friedens, gibt eine Kraft, welche alle Hindernisse übersteigt.

„Über alles ergreifet den Schild des Glaubens, mit welchem ihr auszulöschen vermöget alle die feurigen Pfeile des Bösen." Durch das Festhalten an Gott und an Seinem Wort wird jeder Pfeil ausgelöscht. Ein Christ braucht sich nicht zu fürchten, das Haupt emporzuheben am Tage der Schlacht; denn Gott ist mit ihm und für ihn. Dies verändert sich niemals, welch' böse Gedanken auch Satan einflüstern mag. Dieses Vertrauen löscht alles aus.

„Nehmet auch den Helm des Heils." Ich hebe das Haupt empor, denn ich bin in Sicherheit. Das Heil ist mein.

Die Kraft nimmt ihren Anfang im Innern. Zuerst sind unsere Lenden mit der Wahrheit umgürtet, unsere Brust ist mit der Gerechtigkeit geschützt, unsere Füße sind mit der Bereitschaft des Evangeliums des Friedens beschuht u. s. w. Jetzt können wir zu unserer einzigen Angriffswaffe greifen: „dem Schwert des Geistes, welches Gottes Wort ist." Nichts ist gefährlicher als mich des Wortes bedienen zu wollen, ohne dass es zuerst auf mein eigenes Gewissen gewirkt hat. Ich gebe mich den Händen Satans Preis, wenn ich im Dienste oder für mich allein über das hinausgehe, was ich persönlich von Gott empfangen habe, über das hinaus, was meine Seele besitzt. Nichts ist gefährlicher, als das Wort zu handhaben, ohne die Leitung des Geistes. Es ist höchst verderblich, mit den Heiligen von den Dingen Gottes zu reden und dabei über das, was man in der Gemeinschaft mit Gott besitzt, hinauszugehen. Viele bedauernswerte Dinge würden nicht ausgesprochen und das Wort würde nicht so oft verkehrt angewendet, wenn wir nach dieser Richtung hin wachsamer wären. Ich kenne nichts, das uns mehr von Gott trennt, als außer der Gemeinschaft mit Ihm über die Wahrheit zu reden. Es liegt hierin eine ungemeine Gefahr.

„Zu jeder Zeit betend mit allem Gebet und Flehen in dem Geiste und eben dazu wachend in allem Anhalten und Flehen für alle Heiligen" u. s. w. Der Ausdruck „zu jeder Zeit" wird auf nichts anderes sonst angewendet; das Gebet ist der Ausdruck und die Ausübung der Abhängigkeit. Wenn jemand mit einer Frage zu mir kommt, und ich antworte, ohne mit Gott vorher darüber gesprochen zu haben, so wird meine Antwort die Person eher von Gott entfernen, als sie Ihm nahe bringen. So war es der Fall bei Hiskia (Jes. 39), als die Gesandten zu ihm kamen und er ihnen seine Schätze zeigte, anstatt ihre Augen auf den Herrn zu lenken, der ihn gesund gemacht hatte. Wenden wir uns jedesmal zu Gott, wenn eine Frage oder eine Schwierigkeit an uns herantritt? Wir sind vielleicht schon vorher vor Ihm im Gebet gewesen und die Lösung wird uns sofort gegeben. Wir sollten auch ein solches Gebetsleben führen, dass wir in den wechselnden Umständen unseren Weg leicht finden können. Dies wäre jenes Flehen zu aller Zeit, von dem unsere Stelle spricht. Wir sollten zu jedem guten Wort und Werke geschickt sein. So verhielt es sich bei Jesus. Er hatte auch dann zum voraus gebetet, als der Kelch Ihm gereicht wurde; Er war völlig bereit, ihn zu trinken.

Gott hört auf ein Verlangen oder einen Wunsch, der mit dem Vertrauen eines Kindes gegen seinen Vater ausgesprochen wird. Dies ist jedoch nicht notwendigerweise ein Gebet „in dem Geiste." Wenn wir wirklich in der Kraft der Gemeinschaft leben, so haben wir jene Energie des Flehens, die auf eine Antwort zählt. (1. Joh. 3, 21. 22; 5, 14. 15.) In der uns beschäftigenden Stelle redet der Apostel von jemand, der in Gemeinschaft mit Gott steht. Es sollte sich so mit uns verhalten. Wir sollten in der Freiheit des Christus wandeln, ohne unsere Gemeinschaft durch die Sorgen, die Lust und Last dieses Lebens beeinträchtigen zu lassen, obgleich wir vielleicht einen „bösen Tag" durchmachen.

Vorausgesetzt, wir beginnen den Tag in einem friede- vollen Geiste des Gebetes und des Vertrauens auf Gott, und wir finden im Verlaufe des Tages, indem wir diese arge Welt durchschreiten, tausend Ursachen zur Unruhe, so wird alles, was uns begegnet, ein Gegenstand des Gebetes und der Fürbitte nach dem Herzen Gottes für uns werden, wenn wir geistlich geübt sind und unser Herz wachsam ist, das wahrzunehmen, was nach den Gedanken Gottes ist. Es sollte jede Handlung des Christen den Stempel der Demut und Abhängigkeit tragen. Wenn wir mit Christus wandeln, anstatt voller Klagen zu sein im Blick auf das, was uns umgibt, so werden wir auf das Hinsehen, was Ihm entspricht, betreffe es nun einen Bruder, oder die Versammlung. Wie gesegnet ist es doch, alle Dinge vor Gott darzulegen, alles vor Ihn zu bringen, anstatt unaufhörlich über die Fehler anderer zu murren!

Unsere Stellung ist also, die ganze Waffenrüstung Gottes anzuziehen und vor Satan festzustehen. Wenn wir selbst nicht in einem guten Zustande sind, so können wir nicht für andere Fürbitte tun. Vers 18 bezieht sich auf jemand, der seinen Wandel führt, indem er mit der ganzen Waffenrüstung Gottes angetan ist.

Der Apostel konnte für alle beten; aber er fühlte ein um so größeres Bedürfnis nach den Gebeten aller Heiligen, als er mehr Sorgen hatte als die anderen. (Vers 19. 20.) Er verlangt immer nach ihrer Fürbitte. Indem er einerseits stets mit einem Herzen voll Liebe wandelt, rechnet er anderseits auf die der Brüder. Also verhält es sich immer bei denen, die wandeln, wie Paulus gewandelt hat. Er sagt den Heiligen zu Ephesus, wie denen zu Kolossä, dass er ihnen Tychikus gesandt habe, um ihnen seine Umstände kund zu tun, „auf dass ihr wisset, wie es um mich steht." Er ist ihrer Liebe gewiss. Auch wir können, wenn wir in der Liebe des Geistes wandeln, immer auf die Teilnahme zählen, welche andere für „unsere Umstände" (V. 22.) hegen. In der Welt gälte es als Anmaßung, vorauszusetzen, dass andere Anteil nehmen an dem, „wie es um uns steht." Doch der Christ kennt die Liebe des Geistes in den Heiligen und kann darauf zählen.

Noch ein Wort über den großen, fundamentalen Grundsatz: „Seid stark in dem Herrn." Gegenüber Satan und alledem, was er tun kann, um uns aufzuhalten, haben wir das Vorrecht, persönlich von Gott abhängig zu sein. Es mag alles dunkel scheinen um uns her; aber der Herr sagt stets aufs neue zu uns: „Seid stark." Diese Kraft ist immer von Demut des Herzens begleitet. Komme, was da wolle, steht unser Vertrauen nur auf den Herrn, so sind wir stark. Wir müssen jedoch ganz einfältig und ganz von Gott abhängig sein.

..Was den Heimgang der beiden Schwestern betrifft, so kann ich meinestcils nur an das Glück denken, welches dies für sie bedeutet. Ich fühle täglich mehr, lieber Bruder, wie herrlich es sein wird, heimgehen zu können. Nicht dass ich wünsche, von hier fortzugehen, bevor mein Lauf vollbracht ist. Wenn ich Christus liebe (was freilich eine Zuneigung ganz anderer Art ist), so liebe ich ja notwendigerweise auch Seine Versammlung hie- nieden, und es ist meine Freude, das zu tun, was Gott mir für sie zu tun gegeben hat. Davon abgesehen aber ist der Tod ein Gewinn, der all unsre Begriffe übersteigt, und ich freue mich jeden Tag in dem Gedanken, auf dem immer kürzer werdenden Wege nach meinem

Ziele zu sein, nach meiner Heimat, denn das Ziel, das was auf der anderen Seite des Jordan ist, wird mir eben immer mehr zur Heimat. Nicht dass das Kommen unsers teuern Heilandes deshalb weniger der Gegenstand meiner Gedanken und Wünsche sei, o nein, ich seufze vielmehr immer mehr darnach, denn es ist, nächst der Liebe Gottes, das einzige, was unsre Herzen befriedigen kann. Welch ein Teil, Gott nun und auf ewig für unser Herz zu haben, anstatt des verderbten, sündigen Menschen, anstatt einer Welt, die sich fern von Gott in Unruhe quält und unter der Macht und dem Druck des Feindes liegt. Darin für Gott zu arbeiten, ist schön, aber die Ruhe Gottes ist noch schöner; es würde nicht Gottes Ruhe sein, wenn es nicht so wäre, und sie ist es, wonach mein Herz seufzt. Abzuscheiden


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