WJ Prost: Die Herrlichkeiten des Herrn Jesus


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Wenn wir über die Herrlichkeiten des Herrn Jesus sprechen, befinden wir uns auf höchst gesegnetem und zugleich heiligem Boden. Seine Herrlichkeiten sind unerschöpflich, und wir werden die ganze Ewigkeit damit verbringen, sie zu erforschen und zu genießen. Wenn ein Sterblicher die Herrlichkeiten des Herrn Jesus aufgreift und versucht, sie zusammenzufassen, ist das in etwa so, als würde ein Mensch versuchen, die Sterne oder den Sand am Meeresstrand zu zählen. Wir Gläubige können jedoch mit Gottes Hilfe herausfinden, was Sein Wort über diese Herrlichkeiten sagt, wenn wir von ihnen lesen, sprechen und uns an ihnen erfreuen.

Was ist Herrlichkeit?

Die einfachste Definition ist vielleicht "Vortrefflichkeit in der Erscheinung". Es ist die Darstellung von Vortrefflichkeit, damit andere sie sehen und schätzen können. Gottes Absichten für eine kommende Ewigkeit sind alle auf Seinen geliebten Sohn ausgerichtet, und Gott hat Freude daran, alle Herrlichkeiten Seines Sohnes zu zeigen. Bald wird Seine Herrlichkeit sowohl im Himmel als auch auf der Erde zukünftig gezeigt werden, aber durch den Glauben können wir einige dieser Herrlichkeiten schon jetzt sehen und genießen!

Jede Aufzählung der Herrlichkeiten des Herrn Jesus ist etwas willkürlich, da sie sich überschneiden und gegenseitig ergänzen. Ich glaube jedoch, dass wir eine Reihe dieser Herrlichkeiten, von denen die Schrift spricht, unterscheiden können.

Herrlichkeit der Gottheit

Die erste ist die Herrlichkeit Seiner Gottheit - die Herrlichkeit, die Ihm zusteht, weil Er der Sohn Gottes von Ewigkeit her ist. In Johannes 1,1 lesen wir: "Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott." Hier sehen wir den Herrn Jesus als das ewige Wort, bevor etwas geschaffen wurde. Seine Herrlichkeit als Gott kann von der Kreatur nicht gesehen werden, wie wir in 1. Timotheus 6,14.16 von Ihm lesen lesen: "der allein Unsterblichkeit hat, der ein unzugängliches Licht bewohnt, den keiner der Menschen gesehen hat noch sehen kann". Er legte diese Herrlichkeit ab, als Er in diese Welt kam, damit die Menschen sich Ihm nähern konnten, aber in Seinem Gebet zum Vater in Johannes 17 bittet Er darum, wieder verherrlicht zu werden "mit der Herrlichkeit, die ich bei Dir hatte, ehe die Welt war" (Vers 5).

Persönliche Herrlichkeit

Wenn auch die Herrlichkeit Seiner Gottheit verhüllt war, so leuchtete doch Seine persönliche Herrlichkeit für diejenigen, die das Vorrecht hatten, sie zu sehen. Johannes konnte sagen: " Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns (und wir haben seine Herrlichkeit angeschaut, eine Herrlichkeit als eines Eingeborenen vom Vater) voller Gnade und Wahrheit" (Johannes 1,14). Bei der Hochzeit in Kana in Galiläa berichtet der Geist Gottes: " Diesen Anfang der Zeichen machte Jesus zu Kana in Galiläa und offenbarte seine Herrlichkeit; und seine Jünger glaubten an ihn." (Johannes 2,11). Wir stellen hier fest, dass nur Seine Jünger an Ihn geglaubt haben, denn obwohl alle Seine Wunder sahen, erkannten nicht alle, wer Er wirklich war. Für diejenigen jedoch, die das Privileg hatten, Ihn zu erkennen, zeigte sich seine persönliche Herrlichkeit in Seinen Worten und Seinen Wundern. So konnte Petrus sagen: "Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes" (Mt 16,16), und auch das Gespräch des Herrn mit Nathanael beeindruckte ihn so sehr, dass er sagte: "Rabbi, du bist der Sohn Gottes" (Joh 1,49).

Herrlichkeit als Schöpfer

Seine persönliche Herrlichkeit ist eng mit dem verbunden, was man Seine Herrlichkeit als Schöpfer nennen könnte. In Psalm 19,1 lesen wir: „Die Himmel erzählen die Herrlichkeit Gottes, und die Ausdehnung verkündet seiner Hände Werk." In Kolosser 1,15.16 lesen wir, dass Er "der Erstgeborene aller Schöpfung [ist]. Denn durch ihn sind alle Dinge geschaffen worden, die in den Himmeln und die auf der Erde, die sichtbaren und die unsichtbaren, . . .   alle Dinge sind durch ihn und für ihn geschaffen.“ Mehr noch: "Alle Dinge bestehen zusammen durch ihn" (Kol 1,17). Er ist der Erstgeborene, weil Er alles geschaffen hat - das heißt, Er hat den Vorrang. Durch Ihn ins Leben gerufen, werden alle Dinge "durch das Wort seiner Macht" (Hebr 1,3) aufrechterhalten. Er ist die charakteristische Kraft, das aktive Werkzeug und das Ziel aller geschaffenen Dinge. Alle Menschen sehen diese Herrlichkeit in der Schöpfung und sind auf diese Weise Gott gegenüber verantwortlich. In Römer 1,20 lesen wir: "Das Unsichtbare von ihm, sowohl seine ewige Kraft als auch seine Göttlichkeit, die von Erschaffung der Welt an in dem Gemachten wahrgenommen werden, wird geschaut damit sie ohne Entschuldigung seien".

Moralische Herrlichkeit

Auch wenn die Menschen Seine Herrlichkeit in der Gottheit nicht sehen konnten und oft auch seine persönliche Herrlichkeit nicht sahen, so war doch Seine moralische Herrlichkeit in Seinem Wandel durch diese Welt, ebenso wie Seine Herrlichkeit als Schöpfer, für alle sichtbar. Sie konnte nicht verborgen werden. Der Begriff "moralische Herrlichkeit" ist jedoch sehr weit gefasst, und wir können mehrere unterschiedliche, aber ähnliche Herrlichkeiten unter diesen Begriff fassen. Die sittliche Herrlichkeit ist keine materielle Herrlichkeit, auch ist sie nicht auf Umstände zurückzuführen, sondern sie ist vielmehr die Darstellung jener vollkommenen Kombination von Tugenden, die nur im Sohn des Menschen gesehen wurden. In diesem Sinne können wir sagen, dass Seine moralische Herrlichkeit in Seinem Gang durch diese Welt, in Seinem Erlösungswerk und in der im Evangelium gezeigten Herrlichkeit sichtbar wurde. Alle sind moralische Herrlichkeiten und können doch voneinander unterschieden werden.

Was zunächst seine Herrlichkeit beim Wandel durch diese Welt betrifft, so wurde sie in Vollkommenheit für alle sichtbar dargestellt. Obwohl Er bereit war, einen niedrigen Platz vor den Menschen einzunehmen, war Er sich gleichzeitig wohl bewusst, wer Er vor Gott war. In all den kleinsten und alltäglichsten Details des Lebens erzählen uns Seine Tugenden von Seiner Person. Seine Würde und moralische Erhabenheit waren so groß, dass alle sie sehen konnten, und Sein ganzer Lebensweg war davon geprägt. Welch eine gesegnete Betrachtung für unsere Seelen! Nun können wir, die wir durch die neue Geburt Christus als unser Leben haben, die moralischen Tugenden dieses Lebens in dieser Welt in gewisser Weise zur Schau stellen. Als Söhne Gottes sollten wir uns der Würde dieser Stellung bewusst sein, während wir gleichzeitig den Platz der freiwilligen Erniedrigung vor der Welt einnehmen.

Aber diese sittliche Herrlichkeit wurde am Kreuz in ihrer ganzen Fülle offenbar, denn der Herr Jesus konnte sagen: "Jetzt ist der Sohn des Menschen verherrlicht, und Gott ist verherrlicht in ihm" (Joh 13,31). Als Er sich dem Tod am Kreuz hingab, erreichte Seine moralische Herrlichkeit ihren Höhepunkt, denn es war die höchste Unterwerfung unter den Willen des Vaters und gleichzeitig das höchste Bewusstsein Seiner eigenen Herrlichkeit vor Gott. Als Ergebnis dieses Werkes ist Er jetzt verherrlicht: "So wird auch Gott ihn verherrlichen in sich selbst, und alsbald wird er ihn verherrlichen" (Johannes 13,32). Israel wartete auf die Herrlichkeit des Reiches, aber die moralische Herrlichkeit des Kreuzes muss zuerst kommen.

Herrlichkeit im Evangelium

Dies bringt uns zu Seiner Herrlichkeit im Evangelium, das als Ergebnis Seines Werkes am Kreuz verkündet wird. Seit Christus gestorben ist, ist die ganze Fülle des Segens im Herzen Gottes offenbart worden. Der Himmel, der einst nur für Christus als Mensch geöffnet war (Mt 3,16), ist nun auch für uns geöffnet. Wie Stephanus können wir jetzt aufschauen und die "Herrlichkeit Gottes im Angesicht Christi" (2 Kor 4,6) sehen. In 2. Korinther 4,4 spricht Paulus von der Ausstrahlung des Lichtglanzes des Evangeliums der Herrlichkeit des Christus. Gott ist durch das vollendete Werk Christi nicht nur befriedigt, sondern auch verherrlicht worden, und in Seinem Antlitz können wir all diese Herrlichkeit offenbart sehen.

Abgesehen von Seiner moralischen Herrlichkeit können wir eine Herrlichkeit sehen, die Ihm in Zusammenhang mit den Seinen gehört, die jetzt mit Ihm verbunden sind. Im Kolosserbrief sehen wir einige der höchsten Herrlichkeiten des Herrn Jesus, und dort lesen wir von " der Reichtum der Herrlichkeit dieses Geheimnisses sei unter den Nationen, welches ist Christus in euch, die Hoffnung der Herrlichkeit" (Kol 1,27). Christus und die Versammlung sind ein Geheimnis, das vor Grundlegung der Welt in Gott verborgen war, aber jetzt wird dieses Geheimnis geoffenbart, und so kann Paulus vom "Reichtum der Herrlichkeit seines Erbes in den Heiligen" sprechen (Eph 1,18). Die Gläubigen sind jetzt mit Christus als Sein Leib und Seine Braut vereinigt, und die Herrlichkeit dieser wunderbaren Beziehung können wir genießen. Paulus wünschte den Ephesern, dass die Augen ihres Verständnisses erleuchtet würden, damit sie sich mehr daran erfreuen könnten!

Königreichsherrlichkeit

Schließlich haben wir noch die Herrlichkeit des Reiches Gottes, die während des Jahrtausends erscheinen wird. An jenem Tag wird der Herr Jesus in Macht und Herrlichkeit in diese Welt zurückkommen, wie er in Matthäus 25,31 vorausgesagt hat - "Wenn aber der Sohn des Menschen kommen wird in seiner Herrlichkeit" und "dann wird er auf seinem Throne der Herrlichkeit sitzen". An jenem Tag wird jedes Auge Ihn sehen (vgl. Offb 1,7), und alle werden vor Ihm Ihre Kniee beugen. Derjenige, der verworfen wurde - der in Demütigung und Leid am Kreuz von Golgatha hing - wird an jenem Tag bestätigt werden, wenn Er Seinen Platz als Richter und König einnimmt. Gottes Absicht, "alles unter ein Haupt zusammenzubringen in dem Christus" (Eph. 1,10), wird an jenem Tag verwirklicht werden, und alle Seine Herrlichkeiten werden erstrahlen! An jenem Tag werden auch wir "zum Preise seiner Herrlichkeit seien" (Eph 1,12).

Ich bin sicher, dass diese Gedanken nur mit der Spitze eines Eisbergs verglichen werden können. Die Herrlichkeiten Seiner Person können in der kommenden Ewigkeit nicht ausgeschöpft werden, aber wie wunderbar ist es, sie jetzt schon genießen zu können!


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